18. Februar 2016

Rezension: "Essenz der Götter I" von Martina Riemer


Titel: Essenz der Götter I
Autor: Martina Riemer
Verlag: Impress
Preis: 3,99€ (ebook)
Seiten: 430


Ich bin ein Fan der griechischen und römischen Göttersagen. Das lässt sich auch nicht allzu schwer an meinem Bücherregal erkennen.  Schon als ich von „Essenz der Götter“ hörte, wollte ich es lesen, auch weil mir der Stil von Martina Riemer gut gefällt. Nun, nachdem ich es endlich geschafft habe, bin ich ein wenig zwiegespalten. Die Idee ist zwar nicht neu, dennoch ist ihre Umsetzung gut gelungen und das Geschehen ist sehr tough und cool. Die Charaktere sind sehr stark und haben mir gut gefallen. Allerdings ist der Anfang einfach nur komisch und so fiel es mir etwas schwer ins Buch zu kommen. Für mich bildet „Essenz der Götter“ einen gelungenen Auftakt, der aber im finalen Teil gern noch getoppt werden darf!

Klappentext


Loreen hat nach dem Tod ihrer Eltern alles verloren. Sie wird aus ihrer vertrauten Umgebung gerissen, von ihrem Freund getrennt und in ein Waisenhaus gesteckt. Seitdem lässt das rebellische Mädchen mit den violetten Haaren niemanden mehr an sich heran. Bis sie Menschen begegnet, die so anders sind, wie sie selbst sich schon immer gefühlt hat. Zu ihnen gehört auch der geheimnisvolle und schweigsame Krieger Slash. Von ihm erfährt sie, dass sie direkt von den Göttern abstammt und eine besondere Gabe hat, welche für einen seit Jahrtausenden geführten Krieg gebraucht wird. Zuerst versucht sie, vor ihrer Bestimmung zu fliehen, doch dann erkennt Loreen, dass sie sich ihrem Schicksal stellen muss. Es könnte nur mittlerweile zu spät dafür sein…

Meinung


Grundsätzlich bin ich von diesem Buch wirklich überzeugt. Dennoch gibt es den ein oder anderen Punkt, den ich kritisieren muss. Und damit sich auch meine Rezension steigert, beginne ich mal gleich mit meiner Kritik.
Ich hatte Probleme ins Buch zu finden. Zu Beginn wird Loreen als Teenager dargestellt, der einfach alles verloren hat und im Waisenhaus auf seine Zukunft wartet. Toll dargestellt wird hier ihre unglaubliche Traurigkeit und wie sie versucht sie mit Musik zu überwinden. Allerdings ist die Handlung zu diesem Zeitpunkt ein wenig verwirrend. Loreen hat einen Freund, zu dem sie einfach nur zurück möchte. Aber dann tauchen Slash, Sky und Pure auf – drei Nachfahren von griechischen Göttern. Sie haben den Auftrag Loreen zu sich – den Divinius - zu holen und ihr sozusagen beizubringen, was sie ist: nämlich ebenfalls eine direkte Nachfahrin einer göttlichen Linie. Das bedeutet eigentlich nichts anderes, als dass all diese Nachfahren besondere Fähigkeiten haben. Jeder hat eine andere „Essenz der Götter“ in sich und ist somit kein normaler Mensch. Diese Idee gefiel mir übrigens sehr gut. Ich kenne einige Darstellungen mit den antiken Göttern, aber die Divinius waren doch noch einmal anders. Aber zurück zum Anfang. Loreen ist naiv und nervig. Sie nimmt diese neue (und schon überraschende, oder rechnet man jeden Tag damit, dass man was Besonderes ist?!) Nachricht ziemlich gelassen auf. Sie hat schon immer damit gerechnet, dass sie nicht ganz normal ist. Dass Loreen das Geschehen so selbstverständlich hinnimmt, gefiel mir gar nicht. Aber leider ging es ähnlich weiter. Da ich nicht zu viel verraten möchte, sei nur erwähnt, dass die Geschichte erst 3 Jahre nach der Begegnung im Waisenhaus beginnt. Ab diesem Zeitpunkt fiel es mir auch leichter in die Handlung zu finden. Es sei aber noch erwähnt, dass ich gern mehr über Jamie, Loreens Freund, erfahren hätte. Auch wenn sein Schicksal angedeutet wird, kam mir das Ganze zu plötzlich. Im Allgemeinen muss ich sagen, dass vieles verdammt schnell geht in diesem Roman. Das muss ja gar nicht schlimm sein, ließ mich aber vor allem zu Beginn stutzen. 
Nachdem ich dann diesen merkwürdigen Anfang überwunden habe, wurde das Buch immer besser! Loreen hat sich in den vergangenen Jahren wirklich weiter entwickelt. Daher finde ich es gut, dass sie anfangs eben so naiv dargestellt wird. Allerdings war sie keinesfalls mein Lieblingscharakter! Auf der Insel der Divinius leben viele Nachfahren der Götter. Unter ihnen finden sich wahre Schätze! Die Hauptfiguren Loreen und Slash sind zwar gut gestaltet und die Spannung zwischen ihnen kommt gut herüber, allerdings gefielen mir der quirlige Sky, der arrogante Melo oder die unnahbare Kate sehr viel besser. Diese Charaktere konnte ich sofort ins Herz schließen. Bei Slash, der große Krieger, an den Loreen ihr Herz verliert, ging mir das anders. Ich denke, dass das mit persönlicher Vorliebe zusammenhängt, denn Slash hat einen Bart und Dreadlocks, was ihn für mich schon einmal absolut unattraktiv macht. Aber andererseits ist es endlich mal kein aalglatter Protagonist. Also auch hier ein kleiner Pluspunkt. Dennoch braucht Loreen von mir keine Konkurrenz zu erwarten. Slash ist übrigens von einigen Stimmungsschwankungen geplagt und wie das so ist, benimmt er sich Loreen gegenüber natürlich anfangs ganz und gar nicht nett:
„Allerdings ist dieser Kerl ein riesiges Arschloch und kann grimmiger schauen als das Phantom der Oper – und das hat bekanntlich ein entstelltes Gesicht.“ (18%)
Wie man hier schon bemerkt, ist der Schreibstil von Martina Riemer sehr modern, flüssig und voller Humor. Der Vergleich zum Phantom der Oper hat mir extrem gut gefallen. Allerdings gibt es noch andere Stellen, an denen der Humor durchblitzt. Manchmal grenzen Loreens Gedanken und Kommentare sogar ans Sarkastische, allerdings verzog sich mein Mund doch des Öfteren nach oben:
„ …weil sie so fasziniert von der schimmernden Lotion gewesen war. Frauen und Glitzer. Ein tolles Klischee, das sie hier wieder bedient hat.“
Besonders schön ist außerdem die Detailliebe der Autorin. Es sind oftmals die Kleinigkeiten, die Bücher besonders machen. Was genau ich hier meine, kann ich gar nicht so klar benennen. Beispielsweise hat eine der Ratsmitglieder die Fähigkeiten den Wind zu beherrschen. Zwischendurch spürt Loreen in bestimmten Situationen immer wieder eine kleine Brise. Das ist nicht bedeutend und wird wahrscheinlich auch eher selten bemerkt, allerdings finde ich, dass diese Details die Geschichte in Einklang bringen. Des Weiteren gibt es auch ein paar Lebensweisheiten im Buch zu finden:
„Manchmal zählt wohl nicht die Dauer einer Bekanntschaft, um deren Wert zu messen.“ (14%)
Der Schreibstil ist wirklich eine Mischung aus Humor, Philosophie und verdammt vielen Emotionen. Durch diese emotionalen Charaktere wird das Buch aber lebendiger. Man nimmt den Figuren wirklich ab, dass sie wahre Kämpfer sind.
Die Divinius stehen nämlich in einem lebenslangen Kampf gegen die Titanius. Über diese erfahren wir allerdings nicht viel. Auch deuten sich viele Geheimnisse innerhalb der Divinius an, die aber sicher in Band 2 geklärt werden. So etwa, ob die Führerin des Rates nicht doch ihre eigenen Interessen durchsetzen will.
Interessant sind die Traditionen unter den Divinius, wie etwa die „Bell-Paare“. Es geht vor allem um die Beziehung zwischen Loreen und Slash, aber auch wie Loreen endlich zu sich selbst findet. Hinzu kommen noch kleine Nebenhandlungen und andere Liebeleien, mit denen der Leser mitfiebert.

Fazit


Alles in allem hatte ich sehr viel Spaß mit „Essenz der Götter“. Für mich bildet die Geschichte einen tollen Einstieg und ich freue mich sehr auf Band 2. Allerdings fehlte mir an manchen Stellen der rote Faden. Loreen erlebt zwar eine ganze Menge und befindet sich dauerhaft im Gefühlschaos, aber das große Ganze hat sich mir bis jetzt noch nicht erschlossen. Das klingt jetzt so kritisch, allerdings gibt es im Roman dennoch eine ganze Menge zu entdecken! Lasst euch von den authentischen Charakteren entführen und taucht in eine neue Darstellung der griechischen Götter ab. Mir hat das Buch gefallen, aber da ich von Band 2 noch mehr erwarte und mich der Anfang wirklich verwirrt hat, vergebe ich 3,5 Spitzenschuhe.
Auf in den Kampf, Divnius!
Aber wer ist eigentlich der wahre Gegner?




8 Kommentare:

  1. Hallo Julia,

    eine schöne Rezension! :)
    Für mich hört sich der Klappentext aber stark nach einem "Abklatsch" der Göttlich-Trilogie an. Hast du die schon gelesen? Wenn ja, ähnelt es sich sehr?
    Jedenfalls bin ich mir deshalb nicht sicher, ob das Buch was für mich ist. Die Göttlich-Reihe hat mir wirklich ausgesprochen gut gefallen, aber wenn sie sich wirklich sehr ähneln, weiß ich nicht, ob ich das Buch wirklich lesen will oder nicht. Und der Einstieg schien ja auch nicht der beste zu sein ...

    Alles Liebe
    Nele

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    1. Hey Nele!
      Ja klar, man denkt glaube ich automatisch an die "Göttlich-Reihe". Und die habe ich total verschlungen und geliebt! Allerdings liegt bei mir ein zeitlicher Abstand von bestimmt fast 2 Jahren zwischen diesen Büchern. Ich würde schon sagen, dass es Ähnlichkeiten gibt, aber der Fokus ist ein bisschen anders. Bei Josephine Angelini entspricht das Ganze den Sagen ja sehr extrem. Hier sind die Figuren nur Nachfahren und keine "Kopien". Sie haben also eine etwas andere Geschichte. Und sie kämpfen eher gegen das Unbekannte. Allerdings verstehe ich deine Zweifel! Ich lass mich mal von Band 2 überraschen und wenn der richtig gut ist, musst du Band 1 auch eine Chance geben :D ;)

      Also...ich würde schon sagen, dass es andere Geschichten sind, aber sie ähnlich sich schon. Und "Göttlich" ist halt für mich auch nicht so richtig zu toppen ;) Vielleicht war ich deshalb auch so kritisch.

      Liebste Grüße,
      Julia

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    2. Dann werde ich mir Essenz der Götter vielleicht irgendwann doch mal genauer ansehen :)

      Danke für deine Antwort!
      LG Nele

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  2. Hi Julia,

    eine tolle Rezension :) Das Buch steht schon länger auf meiner Wunschliste.
    Allerdings habe ich jetzt bedenken, da du in deinem Kommentar geschrieben hast, dass eine gewisse Ähnlichkeit zu der Göttlich-Trilogie gibt. Denn die hat mir leider überhaupt nicht gefallen, bzw ich hatte den ersten Band abgebrochen.

    LG, Janina

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    1. Hey Janina!
      Hm...gib der Reihe ruhig trotzdem eine Chance ;) Ich finde, dass die Ähnlichkeit einfach schon aufgrund der Idee gegeben ist, allerdings ist es eben doch eine ganz andere Umsetzung. Echt schade, dass du "Göttlich" abgebrochen hast :D Aber ich kenne einige, die die Reihe gar nicht mochten...;)
      LG,
      JUlia

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  3. Huhu Julia,

    wow, deine Rezension ist ja der Hammer! *o* Ich habe gerade extrem viele Informationen und Eindrücke vom Buch bekommen und das ohne mich gespoilert zu fühlen. Ein wirklich guter Mittelweg! =))
    Bei diesem Buch bin ich auch schon seid einer Weile am Überlegen, ob ich es mir zulegen soll. Die Autorin hat einfach so einen tollen, eigenen Humor und lässt einen oft Dauergrinsen. Aber es ist irgendwie Schade, dass dich die Protagonisten nicht ganz so überzeugen konnten. =/ Meiner Meinung nach, sind die immer ein ganz wichtiger Bestandteil der Geschichte. Man merkt schon, dass dieses Buch noch einige Schwächen hat, aber trotzdem hört es sich so an, als hättest du viel Spaß beim Lesen gehabt. =) Ich persönlich werde die Reihe mal weiterhin im Auge behalten.

    Ganz liebe Grüße
    Leni =)

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    1. Hey Leni :)
      Danke, das freut mich sehr, dass mir die Rezi offenbar gelungen ist :) Das mit den Spoilern ist manchmal gar nicht so leicht :D
      Ja, der Humor von Martina ist wirklich klasse! Der ist in diesem Buch auch wirklich stark vertreten. Es lohnt sich wirklich zu dem Buch zu greifen! Ich denke ich war ganz schön kritisch mit meiner Bewertung, aber ich will halt, dass Band 2 ganz toll wird :D Der ist auch schon auf meinem reader, mal sehen, wann ich dazu komm :)
      Liebste Grüße,
      Julia

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  4. Hallo Juli,
    nun komme ich dich einmal „zurück“ besuchen. Mit dem E-Book Liebäugel ich auch schon eine Zeit lang, bin mir aber unsicher. Tolle Rezi, aber ich :D deine „meckerpunkte“ bringen mich sicher auch zum Meckern und ob die Geschichte mir dann noch gefällt?
    Liebe Grüße
    Viki

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