Titel: Holmes & ich - Die Morde von Sherringford
Autor: Brittany Cavallaro
Verlag: dtv
Preis: 16,95€
Seiten: 368
„Holmes & ich – Die Morde von Sherringford“ war ein Buch,
das ich einfach haben musste! Lange habe ich mich nicht mehr so sehr auf einen
neuen Roman gefreut, wie beim Debüt von Brittany Cavallaro. Der Meisterdetektiv
aus der Feder von Sir Arthur Conan Doyle hat es mir schon seit Jahren angetan
und auch gegen moderne Adaptionen habe ich nichts einzuwenden. Umso
interessanter klang daher dieser Klappentext. Holmes und Watson als Teenager,
dazu Holmes als Mädchen und dann noch eine sanfte Liebesgeschichte? Ich war
dabei!
Klappentext
Drei Dinge will Jamie Watson partout vermeiden, als er gegen
seinen Willen auf ein Internat an der Ostküste der USA geschickt wird:
1. Dort auf die charismatische Charlotte Holmes zu treffen, Nachfahrin des
legendären Sherlock, die allerorten für ihren komplizierten Charakter und ihr
detektivisches Genie bekannt ist.
2. Sich in besagte Charlotte zu verlieben - natürlich unglücklich.
3. Gemeinsam mit Charlotte in einen Mordfall verwickelt zu werden.
Doch dann wird Jamie von seinem Zimmergenossen zu einer Party mitgeschleift,
auf der er Charlotte begegnet und sofort von ihr fasziniert ist. Kurz darauf
geschieht ein Mord. Hauptverdächtige: Jamie Watson und Charlotte Holmes! Ihnen
bleibt nichts anderes übrig, als die Ermittlungen selbst in die Hand zu nehmen.
Meinung
Ich hatte sehr hohe Erwartungen an „Holmes & ich“ und ich
muss gleich am Anfang betonen, dass diese absolut erfüllt wurden. Auch wenn es
Kleinigkeiten gibt, die ich kritisieren möchte, bin ich doch von Grund auf
begeistert.
Meiner Meinung nach imitiert Brittany Cavallaro den Stil von Doyle sehr gut. Oder
besser gesagt: Jamie Watson ähnelt seinem Verwandten John Watson sehr. Jamie,
der eigentlich lieber James genannt werden möchte, ist der Erzähler der Geschichte – so wie auch
John Watson zumeist die Geschichten um seinen Freund erzählt hat. Jamie ist ein
cooler Typ. Ein verträumter Schriftsteller, der seinem Vorfahr nacheifert und
dabei auch noch eine ziemlich gute Figur macht. Besonders gefallen hat mir sein
Humor. Er reicht von sarkastisch bis unauffällig und hat eine ganz eigene,
gebildete Note. Ein Beispiel:
„Wir spielen Texas Hold’em.“ Die Stimme klang heiser, aber gleichzeitig extrem akzentuiert, als gehöre sie einem betrunkenen griechischen Philosophen, der auf einem Zechgelage Reden schwingt. „Der Mindesteinsatz heute Abend beträgt fünfzig Dollar.“ „Oder eure Seelen“. […] (S. 11)
Ich lese parallel eine Biographie über einen Philosophen,
weshalb ich mir die Szene wohl noch lebhafter vorstellen konnte. Ich empfand
den Stil zumindest als intelligent und damit total passend für eine
Holmes-Geschichte. Dennoch ist das Buch lockerer geschrieben, als jene von
Doyle. Jamie ist ein sympathischer Charakter und von Beginn an ist klar, dass
er von Charlotte Holmes abhängig sein wird. Ich finde, dass beide Figuren
überaus gelungen sind. Das liegt auch an den Details, die in anderen Rahmen
ebenfalls wichtig sind. Charlotte ist ihrem Vorfahr mehr als ähnlich. Das kann
ein Punkt sein, den andere kritisieren, da das Ermittlerduo sehr stark an die
Vorbilder angelehnt sind. Holmes hat ebenfalls ein Drogenproblem und einen
überaus erfolgreichen Bruder. Sie ist das schwarze Schaf der Familie und
dennoch brillant auf dem Gebiet der Deduktion. Viele ihrer Eigenschaften
treffen auch auf Sherlock Holmes zu, was ein bisschen schade ist, die
Geschichte meiner Meinung nach aber voranbringt. Etwas kritischer sehe ich den
Umstand, dass es in der Welt von Jamie Watson und Charlotte Holmes quasi keinen
Sir Arthur Conan Doyle gibt, oder eben nur als Synonym. Die beiden Lieblinge
der Literatur hat es im Roman von Brittany Cavallaro wirklich gegeben und die
Familien Holmes und Watson treffen immer mal wieder aufeinander. An diesen Umstand
musste ich mich erst gewöhnen, aber okay.
Die Charaktere harmonieren toll miteinander und fügen sich nahtlos in die
Geschichte ein. Diese ist wirklich gut strukturiert, auch wenn das Ende ein
wenig besser hätte sein können. Spannung habe ich keinesfalls vermisst. Es gibt
viele Wendungen und viele Geheimnisse, die gelöst werden müssen. Diese sind
detektivischer, aber auch privater Natur. Holmes beweist immer wieder ihre
Deduktionsfähigkeiten und kommt so zu den großartigsten Schlüssen. Ich finde
diesen Stil einfach nur herrlich. Die Nebenfiguren gefielen mir auch richtig
gut. Sherringsford ist ein Internat, auf dem nur reiche Jugendliche zu finden
sind. In diesem Zusammenhang gefiel mir die einzige Freundin von Charlotte –
Lena – sehr. Auch Jamies Hausmutter und sein Vater sind besondere
Persönlichkeiten. Der leitende Polizist tut dem Leser zwischenzeitlich richtig
leid, da Jamie und Charlotte ihm einfach überlegen sind. Wobei man fast sagen
muss, dass nur Charlotte überlegen ist – denn Jamie läuft zumeist hinterher. Die
angekündigte Liebesgeschichte der beiden fällt übrigens sehr knapp aus und
läuft nur so im Hintergrund ab. Hier besteht in jedem Fall noch
Ausbaupotenzial. Allerdings ist es gut, dass hier keine Liebesgeschichte im
Fokus steht – das wäre der Geschichte gegenüber irgendwie nicht treu. Dennoch ist
es eine sehr interessante Komponente, die die Autorin hier eingefügt hat.
Die gute Geschichte wird mit tollen Details ergänzt. Das kleine Labor im
Naturwissenschaftsgebäude, in dem sich Holmes und Watson immer treffen, hat
beispielsweise die Raumnummer 442, was eine gelungene Anlehnung an die
Bakerstreet 221b ist. Solche Kleinigkeiten fallen dem geübten Sherlock-Fan
natürlich sofort ins Auge. Leidglich die Kapitel empfand ich als ein wenig
lang.
Fazit
„Holmes und ich“ ist eine absolut gelungene Adaption, an der
ich sehr viel Spaß und Freude hatte. Der humorvolle Schreibstil passt wunderbar
in die Geschichte, die sich am altbekannten Konzept orientiert. Holmes und Watson
der neuen Generation harmonieren in ihrem ersten Fall, von dem ich hoffe, dass
es nicht der letzte bleibt. Der Epilog ist sehr cool geworden, weshalb ich
hoffe, dass wir Jamie und Charlotte bald nach London folgen dürfen. Eine exzentrische
Holmes und ein aufopferungsbereiter Watson, verlegt an ein Internat in Amerika
und verjüngt um fast 20 Jahre: Fertig ist die geniale Mixtur dieses
Ermittlerduos. Die volle Punktzahl von mir.
Huhu Julia,
AntwortenLöschennachdem du bei meinem Quartalsrückblick vorbei geschaut hast und dieses Buch als dein Highlight da gelassen hattest, musste ich doch mal schauen, da dieses Buh mir noch unbekannt war. Wirklich tolle Rezi! Meine Neugier ist geweckt und das Buch auf meiner WuLi gelandet!
Liebe Grüße
Samy
www.samysbooks.blogspot.de
Hey Samy :)
LöschenDann bedanke ich mich doch mal für deinen Gegenbesuch! Das Buch ist auch wirklich nur zu empfehlen, vor allem wenn du ein Sherlock-Holmes Fan bist!
liebe Grüße,
Julia