24. April 2016

Rezension: "Holmes & ich" von Brittany Cavallaro


Titel: Holmes & ich - Die Morde von Sherringford
Autor: Brittany Cavallaro
Verlag: dtv
Preis: 16,95€
Seiten: 368

„Holmes & ich – Die Morde von Sherringford“ war ein Buch, das ich einfach haben musste! Lange habe ich mich nicht mehr so sehr auf einen neuen Roman gefreut, wie beim Debüt von Brittany Cavallaro. Der Meisterdetektiv aus der Feder von Sir Arthur Conan Doyle hat es mir schon seit Jahren angetan und auch gegen moderne Adaptionen habe ich nichts einzuwenden. Umso interessanter klang daher dieser Klappentext. Holmes und Watson als Teenager, dazu Holmes als Mädchen und dann noch eine sanfte Liebesgeschichte? Ich war dabei!

Klappentext


Drei Dinge will Jamie Watson partout vermeiden, als er gegen seinen Willen auf ein Internat an der Ostküste der USA geschickt wird:

1. Dort auf die charismatische Charlotte Holmes zu treffen, Nachfahrin des legendären Sherlock, die allerorten für ihren komplizierten Charakter und ihr detektivisches Genie bekannt ist. 
2. Sich in besagte Charlotte zu verlieben - natürlich unglücklich. 
3. Gemeinsam mit Charlotte in einen Mordfall verwickelt zu werden.

Doch dann wird Jamie von seinem Zimmergenossen zu einer Party mitgeschleift, auf der er Charlotte begegnet und sofort von ihr fasziniert ist. Kurz darauf geschieht ein Mord. Hauptverdächtige: Jamie Watson und Charlotte Holmes! Ihnen bleibt nichts anderes übrig, als die Ermittlungen selbst in die Hand zu nehmen.

Meinung



Ich hatte sehr hohe Erwartungen an „Holmes & ich“ und ich muss gleich am Anfang betonen, dass diese absolut erfüllt wurden. Auch wenn es Kleinigkeiten gibt, die ich kritisieren möchte, bin ich doch von Grund auf begeistert. 
Meiner Meinung nach imitiert Brittany Cavallaro den Stil von Doyle sehr gut. Oder besser gesagt: Jamie Watson ähnelt seinem Verwandten John Watson sehr. Jamie, der eigentlich lieber James genannt werden möchte,  ist der Erzähler der Geschichte – so wie auch John Watson zumeist die Geschichten um seinen Freund erzählt hat. Jamie ist ein cooler Typ. Ein verträumter Schriftsteller, der seinem Vorfahr nacheifert und dabei auch noch eine ziemlich gute Figur macht. Besonders gefallen hat mir sein Humor. Er reicht von sarkastisch bis unauffällig und hat eine ganz eigene, gebildete Note. Ein Beispiel:

„Wir spielen Texas Hold’em.“ Die Stimme klang heiser, aber gleichzeitig extrem akzentuiert, als gehöre sie einem betrunkenen griechischen Philosophen, der auf einem Zechgelage Reden schwingt. „Der Mindesteinsatz heute Abend beträgt fünfzig Dollar.“ „Oder eure Seelen“. […] (S. 11)
Ich lese parallel eine Biographie über einen Philosophen, weshalb ich mir die Szene wohl noch lebhafter vorstellen konnte. Ich empfand den Stil zumindest als intelligent und damit total passend für eine Holmes-Geschichte. Dennoch ist das Buch lockerer geschrieben, als jene von Doyle. Jamie ist ein sympathischer Charakter und von Beginn an ist klar, dass er von Charlotte Holmes abhängig sein wird. Ich finde, dass beide Figuren überaus gelungen sind. Das liegt auch an den Details, die in anderen Rahmen ebenfalls wichtig sind. Charlotte ist ihrem Vorfahr mehr als ähnlich. Das kann ein Punkt sein, den andere kritisieren, da das Ermittlerduo sehr stark an die Vorbilder angelehnt sind. Holmes hat ebenfalls ein Drogenproblem und einen überaus erfolgreichen Bruder. Sie ist das schwarze Schaf der Familie und dennoch brillant auf dem Gebiet der Deduktion. Viele ihrer Eigenschaften treffen auch auf Sherlock Holmes zu, was ein bisschen schade ist, die Geschichte meiner Meinung nach aber voranbringt. Etwas kritischer sehe ich den Umstand, dass es in der Welt von Jamie Watson und Charlotte Holmes quasi keinen Sir Arthur Conan Doyle gibt, oder eben nur als Synonym. Die beiden Lieblinge der Literatur hat es im Roman von Brittany Cavallaro wirklich gegeben und die Familien Holmes und Watson treffen immer mal wieder aufeinander. An diesen Umstand musste ich mich erst gewöhnen, aber okay. 
Die Charaktere harmonieren toll miteinander und fügen sich nahtlos in die Geschichte ein. Diese ist wirklich gut strukturiert, auch wenn das Ende ein wenig besser hätte sein können. Spannung habe ich keinesfalls vermisst. Es gibt viele Wendungen und viele Geheimnisse, die gelöst werden müssen. Diese sind detektivischer, aber auch privater Natur. Holmes beweist immer wieder ihre Deduktionsfähigkeiten und kommt so zu den großartigsten Schlüssen. Ich finde diesen Stil einfach nur herrlich. Die Nebenfiguren gefielen mir auch richtig gut. Sherringsford ist ein Internat, auf dem nur reiche Jugendliche zu finden sind. In diesem Zusammenhang gefiel mir die einzige Freundin von Charlotte – Lena – sehr. Auch Jamies Hausmutter und sein Vater sind besondere Persönlichkeiten. Der leitende Polizist tut dem Leser zwischenzeitlich richtig leid, da Jamie und Charlotte ihm einfach überlegen sind. Wobei man fast sagen muss, dass nur Charlotte überlegen ist – denn Jamie läuft zumeist hinterher. Die angekündigte Liebesgeschichte der beiden fällt übrigens sehr knapp aus und läuft nur so im Hintergrund ab. Hier besteht in jedem Fall noch Ausbaupotenzial. Allerdings ist es gut, dass hier keine Liebesgeschichte im Fokus steht – das wäre der Geschichte gegenüber irgendwie nicht treu. Dennoch ist es eine sehr interessante Komponente, die die Autorin hier eingefügt hat. 
Die gute Geschichte wird mit tollen Details ergänzt. Das kleine Labor im Naturwissenschaftsgebäude, in dem sich Holmes und Watson immer treffen, hat beispielsweise die Raumnummer 442, was eine gelungene Anlehnung an die Bakerstreet 221b ist. Solche Kleinigkeiten fallen dem geübten Sherlock-Fan natürlich sofort ins Auge. Leidglich die Kapitel empfand ich als ein wenig lang.


Fazit




„Holmes und ich“ ist eine absolut gelungene Adaption, an der ich sehr viel Spaß und Freude hatte. Der humorvolle Schreibstil passt wunderbar in die Geschichte, die sich am altbekannten Konzept orientiert. Holmes und Watson der neuen Generation harmonieren in ihrem ersten Fall, von dem ich hoffe, dass es nicht der letzte bleibt. Der Epilog ist sehr cool geworden, weshalb ich hoffe, dass wir Jamie und Charlotte bald nach London folgen dürfen. Eine exzentrische Holmes und ein aufopferungsbereiter Watson, verlegt an ein Internat in Amerika und verjüngt um fast 20 Jahre: Fertig ist die geniale Mixtur dieses Ermittlerduos. Die volle Punktzahl von mir.



2 Kommentare:

  1. Huhu Julia,

    nachdem du bei meinem Quartalsrückblick vorbei geschaut hast und dieses Buch als dein Highlight da gelassen hattest, musste ich doch mal schauen, da dieses Buh mir noch unbekannt war. Wirklich tolle Rezi! Meine Neugier ist geweckt und das Buch auf meiner WuLi gelandet!

    Liebe Grüße
    Samy

    www.samysbooks.blogspot.de

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    1. Hey Samy :)
      Dann bedanke ich mich doch mal für deinen Gegenbesuch! Das Buch ist auch wirklich nur zu empfehlen, vor allem wenn du ein Sherlock-Holmes Fan bist!
      liebe Grüße,
      Julia

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