Titel: Plötzlich kopflos
Autor: Maria Föderl
Verlag: Selfpublish
Preis: 0,99€ (kindle)
Seiten: 306
Auf der Frankfurter Buchmesse bekam ich ein Goodie-Paket, zusammengestellt von verschiedenen Selfpublishern, geschenkt. Darin befanden sich unter anderem sehr schöne Lesezeichen der Autorin Maria Föderl. Die Cover waren überzeugend und so warf ich einen Blick in den Klappentext von „Plötzlich kopflos“. Das Cover ist ein wahrer Blickfang: der Eiffelturm im Hintergrund, die dezenten Farben in Türkistönen – man hatte mich am Haken. Der Inhalt klang vielversprechend, auch wenn ich selten Ausflüge ins Erotik-Genre mache. Da das Buch aber für nur 0,99€ angeboten wird, wollte ich es mir nicht entgehen lassen. Wer weiß, vielleicht entdecke ich ja eine tolle Reihe?! Leider wurden meine Erwartungen schnell im Keim erstickt, denn dieses Buch hat viele Schwachpunkte. Ich gebe Selfpublishern wirklich gern eine Chance, da sie es verdient haben, doch „Plötzlich kopflos“ konnte mich wirklich nicht überzeugen.
Klappentext
Seit sie die Nachfolge ihres Vaters in einer weltweit
anerkannten Modefirma angetreten hat, führt Yamina Sanchez, alias Sophia de
Soriano, ein Doppelleben. Um das Versprechen ihren Eltern gegenüber zu halten,
verbirgt sie ihr Gesicht hinter einer Maske und versucht den Mann zu finden,
der sie als Person und nicht ihres Geldes wegen liebt. Die knallharte
Geschäftsfrau setzt alles daran, ihr wahres Ich vor der Öffentlichkeit zu
schützen, bis sie Lucien begegnet, der ihr ein unmoralisches Angebot
unterbreitet und damit die sorgfältig aufgebaute Fassade ins Wanken bringt.
Meinung
Wie ich bereits sagte, gefällt mir der Klappentext. Er lässt
die Protagonistin in einem guten Licht erstrahlen. Ich rechnete mit einer Frau,
die geschäftlich weiß, was sie will, privat aber eher schüchtern ist. Tja, weit
gefehlt. Yamina ist einfach nur unausstehlich. Ich kann wirklich nicht im
Ansatz nachvollziehen, wie man diese Person mögen kann. Sie ist arrogant und
größenwahnsinnig. Zugegeben, das weiß sie auch. Zumindest sagt sie es selbst
des Öfteren:
„Ich bin und bleibe nun mal ein Kontrollfreak und ein herrschsüchtiges Miststück.“ (54%)
Sicher, das Zitat ist aus dem Zusammenhang
gerissen. Und ja, ich weiß auch, dass das die Protagonistin eigentlich
sympathisch machen sollte, indem sie ihre Schwächen selbst kennt, aber das geht
hier echt zu weit. Yamina führt die Presse seit Jahren an der Nase herum. Jede
ihre Mitarbeiterinnen (und sie hat weit über 1000) muss sich jeden Tag in den
Farben kleiden, die sie trägt und auch die gleiche Frisur und Haarfarbe haben. Jede
kommt mit einer Maske in die Firma, damit Yamina ein ruhiges Leben führen kann. WTF???
Wie kann man als einzelner Mensch so viele Menschen kontrollieren wollen und
das auch noch positiv bewerten? Ich konnte über diese Person nur den Kopf
schütteln. Schlimmer wurde es noch, als klar war, dass jeder andere sie
vergöttert. Sie ist so ziemlich das Tollste, was man im Leben haben kann. Das
sehen Männer, aber auch Frauen und vor allem berühmte Designer so. Es hat mich
unglaublich genervt, dass sie für jeden so unwiderstehlich ist. Im Grunde ist
sie einfach nur verwöhnt und unsympathisch. Dabei scheint sie toll auszusehen
und mit Geld um sich zu werfen und eigentlich ja sehr intelligent zu sein. Aber
hey..sie hat auch eine Vorliebe für teure Sportwagen und alles was schnell ist
und eigentlich liebt sie das Luxusleben auch – aber sich der Öffentlichkeit
zeigen, das geht ja nicht.
Ihr merkt schon, mit der Hauptfigur hatte ich so meine Probleme. Kann man aber
ausblenden, dass sie einfach furchtbare Eigenschaften besitzt, kann man die
Geschichte vielleicht mögen. Für mich war es einfach zu viel Drama, zu viele
Dinge, die bei Weitem nicht logisch sind. Stichwort Drama: Yamina fällt nicht
nur einem Mordanschlag zum Opfer, sie wird auch noch entführt. Ähm…ja.
Stichwort unlogisch: Es gibt da ja auch noch Lucien. Der gute Herr, der das
unmoralische Angebot parat hat, das natürlich daraus besteht, dass die beiden
eine Affäre haben. Er ist einer der reichsten Männer der Welt, lernt Yamina
aber unter ihrem Pseudonym kennen und weiß lange Zeit nicht wer sie ist. Die
beiden haben unglaublichen Sex. Das alles würde ich noch nicht einmal unter dem
Punkt „unlogisch“ bewerten. Unlogisch empfand ich die plötzliche Liebe, die auf
Seiten von Lucien sofort besteht. Er weiß, dass Sophia/Yamina die Frau fürs
Leben ist. Er mietet für einen Abend sogar den Eiffelturm und macht ihr eine
unglaubliche Liebeserklärung. Außerdem richtet er eine Party im Stile von
Versailles aus. Ach ja...vom Times Square will ich gar nicht reden. Der Mann
macht einfach Dinge, die ich nicht einmal mit dem Deckmantel der Liebe
gutheißen kann. Er ist ebenso verschwenderisch und arrogant wie Yamina. Sie
passen gut zusammen. Mit Romantik hatte das dann auch wenig zu tun. Die
Liebesgeständnisse waren mir zu schnulzig und zu wenig dosiert. Es ist ein
dauerndes On und Off zwischen den beiden, so dass die Handlung kaum voran
kommt. Die Eckpfeiler der Handlung sind außerdem wenig erwähnenswert.
Kommen wir zu meinem letzten argen Kritikpunkt: die Rechtschreibung. Ich sehe
normalerweise über viele Fehler hinweg. So etwas passiert auch den Besten.
Vielleicht liegt es auch daran, dass ich gerade meine Masterarbeit im Bereich „Rechtschreibung“
schreibe und ich somit für das Thema mehr als sensibilisiert bin. Aber in „Plötzlich
kopflos“ gibt es einfach zu viele Fehler. Das sind vor allem Kommas und
Großschreibung.
„Schon setzt auch schon wieder mein Letztes bisschen klarer Verstand aus und ich bin nur noch Wachs in seinen Händen.“ (53%)
Zweimal in
einem Satz das gleiche Wort ist bereits unschön, aber die Großschreibung bei „letztes
Bisschen“ noch dazu, war für mich als Germanistin schwer zu ertragen. Es gibt
noch weitere solcher Fehler. Ich will das Buch gar nicht schlecht machen, aber ich denke, dass solche Punkte in einer
Rezension einfach erwähnt werden müssen. Der Stil ist im Allgemeinen sehr
modern und leicht zu lesen. Es gibt viele zeitgenössische Bezüge und aktuelles
Vokabular. Abgesehen von den Rechtschreibfehlern, stolpert man auch nicht
durchs Buch. Es werden sehr viele Lieder erwähnt, was mir gefiel. Vor allem
scheint die Autorin/Protagonistin einen ähnlichen Musikgeschmack zu haben, wie
ich.
Kommen wir also vielleicht mal zum Positiven. Der Roman spielt in einer völlig
anderen Welt. Wer also gern in eine neue Dimension und eine luxuriöse Atmosphäre
eintauchen will, ist hier richtig. Prunk und Luxus spielen eine sehr große
Rolle, was ja auch zur Modeindustrie passt. Ich denk zwar, dass die Situation
sehr verherrlicht dargestellt wurde, aber zum Träumen regen diese Szenen auf
jeden Fall an. Die Sexszenen regten mich hingegen nicht so an. Ich lese aus
diesem Bereich aber einfach zu wenig, um das beurteilen zu können. Ich denke,
dass der Umfang in Ordnung war und gestört haben die Szenen auch nicht. Was
mich allerdings störte war „EGO“. Natürlich habe auch ich „Shades of Grey“
gelesen und schon damals fand ich ‚die innere Göttin‘ völlig deplatziert. Dass
Maria Föderl sich ebenfalls eine solche innere Figur einfallen lassen musste,
fand ich überhaupt nicht gut. Ich weiß nicht, ob ich eine komische Frau in
dieser Beziehung bin, aber ich habe kein 'in mir lebendes Wesen', das immer nur
auf Sex giert, und mit dem ich kommuniziere… Etwas schade sind im Allgemeinen
die Parallelen zu SoG. Yaminas beste Freundin Pia bekommt zum Beispiel auch den
Luxus-Millionär ihrer Träume. Hach, ist das alles schön.
Fazit
Das Buch hat seine guten und schlechten Seiten. Für mich war das Buch einfach
schwach, für viele andere aber ist es großartig! Es gibt viele begeisterte
Rezensionen, aber aus meiner Sicht, kann ich dem nicht zustimmen. Die
Atmosphäre ist ganz nett, mir aber viel zu abgehoben. Yamina betont immer, dass
Geld ihr nichts bedeutet, dabei könnte sie in ihrem Leben nie wieder ohne
auskommen – da bin ich mir sicher. Sie ist als Protagonistin eine Katastrophe,
da sie einfach nur unsympathisch, größenwahnsinnig und verschwenderisch ist.
Lucien ist in Ordnung, erscheint aber schon fast charakterlos. Die Sexszenen
sind größtenteils gelungen. Der Stil ist ebenfalls okay, die Rechtschreibung
sollte aber überarbeitet werden. Mich hat „Plötzlich kopflos“ wirklich
enttäuscht. Dabei hatte ich mich auf dieses Buch sehr gefreut. Vielleicht waren
meine Erwartungen zu hoch. Der Preis sagt eigentlich nichts über die Qualität
eines Buches aus und da er so niedrig ist, bereue ich es auch nicht, mir das
Buch gekauft zu haben. Trotzdem kann ich nicht mehr als 2,5 Spitzenschuhe vergeben.
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