Titel: Chosen - Die Bestimmte
Autor: Rena Fischer
Verlag: Planet! (Thienemann-Esslinger)
Preis: 16,99€
Seiten: 464
„Chosen – Die Bestimmte“ hat einen interessant klingenden
Klappentext, ein tolles Thema und ein aufmerksamkeitserregendes Cover. Also
kurz gefasst: Alles, was es braucht, um ein vielversprechendes Buch zu sein.
Und vielversprechend war es für mich auch. Nach dem Lesen bin ich aber leider
enttäuscht. Das Buch konnte mich nicht mitreißen, war mir an vielen Stellen zu
stereotypisch und langatmig. Ich bin weiterhin von der Idee überzeugt und an
manchen Stellen wird „Chosen“ auch wirklich spannend. Im Grund ist die Thematik
gut gelungen und überzeugt mit einer tollen Fantasygeschichte – an der Umsetzung scheitert es allerdings ein wenig.
Klappentext
Ein Eliteinternat für Hochbegabte – nicht
gerade Emmas Traum! Doch dieses Internat ist nicht das, was es zu sein scheint.
Alle Schüler haben paranormale Fähigkeiten: Der charismatische Aidan kann Feuer
und Wasser tanzen lassen, und Emma findet heraus, dass sie die Gefühle anderer
Menschen erspüren kann – sie ist eine Emotionentaucherin. Gerade als sich Emma
und Aidan annähern, taucht plötzlich Jared auf, ein ehemaliger
Internatsschüler, und weiht sie in ein düsteres Geheimnis des Internats ein.
Emma weiß nicht mehr, wem sie trauen kann. Auf einmal bricht eine Rebellion
los, und für Emma geht es dabei nicht nur um die große Liebe, sondern um Leben
und Tod!
Meinung
Ich habe unglaublich lange für dieses Buch gebraucht, was
ich wirklich nicht erwartet hatte. Normalerweise verliere ich mich schnell in
Jugendbüchern und tauche in die Geschichte ein. Anfangs hatte ich auch das
Gefühl, als wenn das bei „Chosen“ passieren würde, denn der Start ins Buch
verlief gut. Man hat es mit einer typischen Konstellation zu tun. Ein junges
Mädchen verliert ihre Mutter, ist plötzlich allein und hat eine besondere Gabe,
von der sie weiß, dass sie sie geheim halten muss. So oder so ähnlich sind
schon einige Geschichten losgegangen. Dagegen spricht auch rein gar nichts.
Möglicherweise hatte ich auch meine Probleme, weil ich mit meinen Mitte 20
nicht mehr unbedingt in die Zielgruppe des Buches passe. Zumindest hatte ich
das Gefühl, als wenn ich an vielen Stellen selbst schon zu alt für die
Geschichte bin.
Aber genug der unspezifischen Worte. Kommen wir mal zum Punkt. Die Charaktere
waren es nicht, die mich gestört haben. Ich hatte zwar keinen Liebling oder
eine Identifikationsfigur, aber die Charaktere sind allesamt ok. Für jüngere
Mädchen kann die starke und selbstbewusste Emma durchaus eine gute
Protagonistin sein. Sie weiß was sie will und steht auf eigenen Beinen. Ich
selbst fand sie ein bisschen zu cool. Aber das geht im Rahmen der Handlung in
Ordnung. Ihr Vater Jacob ist ebenfalls ganz gut konstruiert. Anfangs kann man
ihn gar nicht leiden, aber das legt sich im Laufe der Handlung, obwohl man nie weiß, ob man ihm trauen kann. Der
interessanteste Charakter ist Fion. Zwar bin ich der Meinung, dass es keinen
Handlungsträger im Allgemeinen gibt, aber Fion kommt schon nah daran. Er ist
der unbestrittene Herrscher über die Hierachie der Raben, der Meister.
Natürlich ist er nicht so nett, wie es den Anschein macht. Aber wie seine Macht
und Wirkung beschrieben wurden, gefiel mir immer gut. Bleiben noch die Jungs. Aiden…hm…Aiden…oder
auch Jared…oder Dean…ihr merkt schon: Es gibt eine Fülle an Jungs, die Emma
ziemlich hinreißend finden. Das mag ich nicht besonders. Ein einziges Mädchen
verdreht innerhalb eines Tages so ziemlich jedem Jungen den Kopf und hat auch
noch mächtigere Gaben, als jeder zuvor…ach…na schön. Der Auserwählte ist der
gute Aiden. Für mich hatte er keine große Persönlichkeit. Die Liebe zwischen Emma
und ihm ging mir zu schnell, war sofort zu tief und somit nicht authentisch.
Ich habe die ganze Zeit über nicht verstanden, was jetzt der Ausschlag für
diese tiefe Bindung war, für die man sein Leben riskiert. Sein tolles Haar? Der
Punkt der Liebesgeschichte war also schon mal verfehlt. Aber thematisch gesehen
hat das Buch mehr zu bieten.
Wie ich schon sagte, finde ich die Idee des Buches top. Das Internat für
besondere Gaben, der Missbrauch dieser Gaben und die Auswirkungen auf jedes
einzelne Leben sind interessante Themen, die im Gesamtkonstrukt gut
harmonieren. Leider verfolgt die Autorin nicht immer die richtigen
Handlungsstränge, was dem Ganzen ein wenig die Spannung nimmt. Für mich war das
Buch nämlich oft verwirrend. Manche Dinge hätten noch einmal überdacht werden
sollen. Dazu zählen zum Beispiel die vielen gleichklingenden Namen, die dem
Leser wirklich Schwierigkeiten machen können. So heißt einer der heißen Jungen
Jared und dann gibt es noch Jacob. Beide nicht verwechseln, denn das eine ist
ein Freund und das andere der Vater von Emma. Schlimmer noch waren aber die
Namen MacMillon und Montgomery. Ebenfalls bitte nicht verwechseln, denn hierbei
handelt es sich um einen mächtigen Raben mit einer fiesen Gabe und beim anderen
um der Führer des Horusrings (des Widerstands) – also beide super verfeindet. Ich hatte so meine
Probleme und musste des Öfteren überlegen, wer MacMillon denn überhaupt noch
mal war. Viele Namen werden einfach so in den Raum geworfen, ohne dass man
irgendwelche spezifischen Eigenschaften eingetrichtert bekommen hat. Das war
sehr schade. Ebenso verwirrend war für mich manchmal der Stil der Autorin, den
ich als sprunghaft beschreiben will. Manchmal ist die Szenerie ganz ruhig und
plötzlich, von einer Zeile auf die andere, wechselt sei in eine völlig
andere. Man könnte das unerwartet nennen, ich fand es eher unpassend. An
manchen Stellen hätte der Stil außerdem eleganter sein können. Obwohl ich also
auch hier meine Schwierigkeiten hatte, muss ich diesbezüglich zwei positive
Dinge hervorheben. Die Kapitel sind zumeist relativ kurz und haben
Überschriften. Das war gut. Die Überschriften passen gut zu den Kapiteln und
durch die Kürze der Kapitel kommt man schneller voran. Des Weiteren ist in die
Geschichte auch eine Art Flashback eingebaut, denn die Geschichte von Emmas
verstorbener Mutter ist wichtig für die Handlung. Aus ihrem Leben werden immer
wieder Passagen mit reingenommen, die in blasserer Schrift gedruckt sind. Diese
Stellen fand ich sehr interessant und verliehen der Geschichte eine tiefere
Ebene.
Fazit
Insgesamt muss ich sagen, dass mir bei "Chosen" Vieles zu kindisch und stereotypisch war. Die
Charaktere waren okay und die Kulisse mit Irland und dem Internat ist top. Die Idee des Buches
ist außerdem wirklich klasse, aber an der Umsetzung scheiterte es an mancher
Stelle. Manchmal konnte „Chosen – Die Bestimmte“ mich packen, aber meistens
merkte ich einfach, dass ich zu alt bin für diese Geschichte. Dennoch kann das
Buch für Jugendliche eine gelungene Fantasygeschichte sein. Mir war sie einfach
zu vorhersehbar. Daher vergebe ich 3
Spitzenschuhe.