26. Februar 2018

Rezension: "Der letzte Stern" von Rick Yancey


Titel: Der letzte Stern
Autor: Rick Yancey
Verlag: Goldmann
Preis: 9,99€
Seiten: 384


Nachdem ich „Die 5. Welle“ im Kino gesehen hatte, griff ich zum Buch. Der Film hatte mich so neugierig gemacht, dass ich dringend herausfinden musste, ob das Buch auch so gut ist. Und nachdem ich diese These bejahen konnte, musste ich natürlich wissen, wie es weitergeht. Leider ließ ich mir dabei aber Zeit. Ich las „Das unendliche Meer“ und fand das Buch verwirrend, aber mitreißend – kompliziert, aber großartig. Mein Fehler? Sich mit dem Lesen des Finals erneut Zeit lassen. Denn Rick Yancey hat eine kuriose, komplizierte und verworrene Geschichte geschrieben, in der man unbedingt drin sein muss, um sie zu verstehen. Nur mit all den kleinen Informationen kann man das große Ganze entwirren. Fehlen einem aber die Informationen, wird es schwer. Doch obwohl ich zu viel vergessen hatte, war das Buch merkwürdig und phänomenal zugleich. Es hat mich wahnsinnig mitgenommen – durch seine Brutalität, seine Liebe, seine Emotionen. Ich kann diese Reihe nur empfehlen und suche dringend jemanden, mit dem ich über sie diskutieren kann.

Sie kamen, um uns zu vernichten: die 'Anderen', eine fremde feindliche Macht. Vier Wellen der Zerstörung haben sie bereits über die Erde gebracht. Sie töteten unzählige Menschen, zerstörten Häuser und Städte, verwüsteten ganze Landstriche. Sie verbreiteten ein tödliches Virus und schickten gefährliche Silencer, um jedes noch lebende Wesen aufzuspüren. Jetzt ist die Zeit der fünften Welle gekommen, die Vollendung ihres Plans, alles Menschliche auszurotten. Doch noch gibt es Überlebende: Cassie, Ben und Evan werden weiterkämpfen. Sie wollen die Menschheit nicht aufgeben. Und wenn sie sich selbst dafür opfern müssen ...

Vor dem Lesen musste ich erst einmal wieder in die Welt von Cassie und Co. eintauchen, damit ich überhaupt wieder wusste, wie „Das unendliche Meer“ endet. „Der letzte Stern“ schließt nahtlos an seinen Vorgänger an und man hätte durchaus in einem Rutsch weiter lesen können. Vielleicht auch sollen. Denn ich wusste zum Beispiel nicht einmal mehr, wer Razor ist. Ist er tot? Wo ist Ringer? Was war mit ihr geschehen? Denn schließlich ist sie es, die sich in Band zwei zur zweiten Protagonistin mausert. Insgesamt verschiebt Yancey sein Handlungskonstrukt. Was mit einer ganz normalen Dystopie begann, in der ein Mädchen im Mittelpunkt steht, wird zu einem Weltzerstörungsszenario mit wechselnden Protagonisten und sehr viel ernsterem Kern. Es handelt sich bei dieser Reihe nicht um das klischeehafte Jugendbuch – es ist viel mehr. Und das liegt vor allem am Stil des Autors. Rick Yancey hat sich eine fantastische und unglaublich komplizierte Geschichte ausgedacht. Allein das ist bemerkenswert, doch er beweist wahnsinniges Gespür für seine Charaktere und noch viel mehr für seinen Ausdruck. Es gibt so viele tolle Stellen in „Der letzte Stern“, die zitierungsfähig sind! Es gibt so schöne, ja sogar poetisch Stellen! Ringer ist eine so intelligente Person und ihr Denken so radikal, dass ich allein mit ihren Zitaten Seiten füllen könnte. Yancey erfasst den menschlichen Kern ausgesprochen gut. Man kann sich in den Aussagen wieder finden, man glaubt sie. Denn würde man in diesem Szenario leben müssen, würde uns allen bewusst werden, was uns Menschen wirklich ausmacht: Vertrauen, Zusammenarbeit und Liebe. Und das sind Dinge, die „die Anderen“ der Menschheit nehmen wollen. Doch zum Glück hat Yancey für genau die richtigen Charaktere gesorgt. 
Ich war schon immer ein riesiger Fan von Cassie. Das Motiv der großen Schwester, die den Teddy ihren Bruders durch die halbe Welt trägt, ist einfach großartig! Insgesamt spart Yancey übrigens nicht an Symbolen, was mir persönlich sehr gefällt. Cassie opfert sich für Samy auf und dieser ist gar nicht mehr der kleine Junge: Er ist Soldat. Sam ist ein erstaunlicher Charakter. Ich wusste nie, ob ich ihn mögen soll oder nicht. Doch er tat mir leid, ich habe ihn bewundert. Ohne ihn würde „Der letzte Stern“ nicht funktionieren. Und das lässt sich von allen wichtigen Charakteren sagen: Zombie, Ringer, Evan. Zombie ist eigentlich ein einfacher Junge, aber seine Entwicklung ist radikal und meiner Meinung nach positiv. Ringer ist keine Sympathieträgerin. Sie ist das Mädchen, das niemals lächelt. Und doch weiß sie zu kämpfen. Es sei dahin gestellt, ob man die Charaktere dieser Geschichte wirklich mögen muss oder vielleicht sogar kann. Aber sie machen diese Geschichte so einzigartig. Evan ist einer meiner persönlichen Lieblinge, doch leider kommt er etwas kurz. Mein Herz brach, als sein Urteil gefällt wird. Und noch mehr brach es, als das Buch sich seinem Finale näherte. Denn wie der Klappentext schon sagt: Die Figuren würden alles für ihre Welt tun, auch wenn sie sich für diese opfern müssten. Ich finde das Ende so mutig und passend. Es gibt nicht einen Satz in diesem Buch, den ich dem Autor nicht geglaubt habe. Rick Yancey schreibt seine Geschichte nämlich authentisch – und wie. So abgedreht der Weltentwurf auch ist, so viel Wahrheit steckt in der Geschichte, so viel Intelligenz.
Und doch habe ich Kritik: Denn es werden nicht annähernd alle Fragen beantwortet. Vielleicht liegt das auch mit daran, dass ich selbst viele Informationen vergessen habe. Aber am Ende des Buches war ich wirklich verwirrt. Wer ist Vosch wirklich? Was ist seine Aufgabe? Und was soll uns die Geschichte vermitteln? Mir hat sie vor Augen geführt, wie wichtig Vertrauen für uns Menschen ist, die Zweisamkeit, die Liebe. Denn dafür steht Cassie! Ich habe mir ein vollkommen anderes Ende erwünscht, aber ich bin dennoch damit zufrieden. Denn Yancey bleibt seiner Idee und seinen Figuren treu. 
Hinzu kommt, dass der Leser nie weiß, was als nächstes passiert. „Der letzte Stern“ ist eine spannende Angelegenheit. Und durch den Stil wird es noch spannender. Denn inzwischen gibt es so viele verschiedene Perspektiven, so viele Stellen, an denen erzählt wird. Man bekommt Einblicke ist Zombies, Cassies und Ringers Innenleben, aber genauso auch in das von Sam, von Evan, von Silencern…ja von den 7 Milliarden Opfern…Der Stil ist einfach spannend und so auch die Handlung. 
Als letztes muss ich noch sagen, dass auch die Aufmachung des Buches sehr schön ist. Der Glanzeffekt des Covers passt toll zur Geschichte, ebenso wie die innere Gestaltung. 



„Der letzte Stern“ beantwortet zwar nicht annähernd alle Fragen, die der Leser im Laufe der Reihe gesammelt hat, aber er sorgt dennoch für Klarheit. Und vor allem sorgt er für ein authentisches Ende voller Selbstaufopferung, Vertrauen und Liebe. Meiner Meinung nach lenkt Rick Yancey durch diese Reihe unseren Blick wieder auf das Wesentliche, darauf, was uns Menschen ausmacht. Es hat mir unglaublich viel Spaß gemacht, diese Reise anzutreten, auch wenn ich dafür Brutalität in Kauf nehmen musste. Das Buch und seine Handlung mögen roh erscheinen, aber sie sind so echt verfasst, dass man mitfühlen muss. Bei mir rief „Der letzte Stern“ die ganz großen Emotionen hervor und deswegen vergebe ich volle fünf Spitzenschuhe. Das Buch hinterlässt Fragezeichen, aber auch ein unglaubliches Leseerlebnis.



23. Februar 2018

Rezension: "Rosaly - Dornröschens Tochter" von Ashley Gilmore


Titel: Rosaly - Dornröschens Tochter
Autor: Ashley Gilmore
Verlag: Selfpublished
Preis: 5,99€
Seiten: 162


Vor einer ganzen Weile wurde ich auf die Bücher von Ashley Gilmore aufmerksam. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, die bekannten Märchenprinzessinnen in der nächsten Generation zu verfolgen. Und so hat sie ein schönes Szenario erschaffen, in dem die Töchter von Dornröschen, Belle, Arielle und Co. ein halbes Jahr in der Realität und nicht in ihrem Märchenland Fairyland verbringen. Sie haben die Aufgabe, Magie zu versprühen und diese Aufgabe nimmt jede einzelne von ihnen ernst. Was ein bisschen nach Kitsch und Naivität klingt, ist eigentlich jedes Mal eine zuckersüße (, wenn auch oft kitschige) Märchengeschichte, in der es um die ganz großen Themen des Lebens geht: Freundschaft und Liebe. Auch das zweite Märchenabenteuer „Rosaly – Dornröschens Tochter“ ist zuckersüß, kitschig, manchmal naiv, aber irgendwie genau das Richtige für zwischendurch, um zum Träumen anzuregen.

Lieben wir sie nicht alle, die klassischen Märchen um Dornröschen, Schneewittchen und Co.? Wer aber wusste, dass diese inzwischen heranwachsende Töchter haben, die auf der Suche nach ihren eigenen Prinzen sind? Nach ihrem Abschluss an der Crown School absolvieren die Prinzessinnen ein 6-monatiges Magical in der Realen Welt – Zauber und Liebe inklusive. Aber welche von ihnen will am Ende überhaupt noch zurück nach Fairyland? --- Rosaly, Tochter von Dornröschen und Prinz Philipp, darf ihr Magical in New Orleans absolvieren, wo sie den Liebenden als Hochzeitsplanerin behilflich sein soll. Schon am ersten Tag begegnet sie dem Jazzmusiker Henry, jedoch hat sie für eigene Liebesangelegenheiten leider kein ganz so gutes Händchen.

Die erste Prinzessin, mit der Ashley Gilmore sich beschäftigte ist Lizzy, Cinderellas Tochter. Die zweite Geschichte handelt von Rosaly, Dornröschens Tochter, die gleichzeitig die beste Freundin von Lizzy ist. Zwischen dem Lesen von Band eins und zwei lag bei mir einige Zeit, weshalb ich Lizzys Geschichte nicht mehr ganz parat hatte. Aber das ist nicht schlimm, denn jedes Buch der Princess-in-love Reihe ist in sich abgeschlossen. Das Schema bleibt gleich: Die Prinzessinnen sind mit ihrer Ausbildung fertig und stehen nun kurz davor ihr Magical zu absolvieren. Im Klartext: Sie sind 6 Monate in der realen Welt auf sich selbst gestellt, danach sollen sie nach Hause zurückkehren und dort einen Prinzen heiraten. Doch auch in der realen Welt lässt sich natürlich die große Liebe finden…
Rosaly ist ein zurückhaltendes und verträumtes Mädchen. Sie ist lieb und hat keinerlei Fehler, aber das sage ich nicht, um Kritik zu äußern. Ich mochte Rosaly, ich mochte ihre Naivität und ihre Sicht auf das Leben. Vor allem zum Ende hin hat mich das Naive zwar auch genervt, aber im Grunde verhält sie sich genauso, wie die Tochter einer Disneyprinzessin – gütig, liebevoll und aufopfernd. Rosaly ist ein wirklich schöner Charakter, den ich schnell ins Herz schloss. Und was mir im zweiten Teil dieser Reihe auch besser gefiel, als im Vorgänger, ist die Zeichnung des männlichen Protagonisten. Lizzys große Liebe empfand ich als etwas blass. Rosalys Traumprinz Henry ist bodenständig und charmant. Er ist der typische Jazzmusiker, der aber nicht um seine Existenz bangen muss. Er ist einfach super sympathisch. Und dass er mit zwei älteren Herren zusammen musiziert, bedeutet nur noch mehr Sympathie. Diese beiden bringen übrigens viel Leben uns noch mehr Humor in die Geschichte. Herrlich! Die beiden Protagonisten sind ein herzerwärmendes Paar, dessen Geschichte man genießen kann.
Man darf an dieses Buch nicht mit Logik gehen. Nichts an dieser Geschichte ist logisch – aber alles ist märchenhaft und magisch. Es ist nicht Ziel der Geschichte, eine besonders realitätsnahe Liebesgeschichte zu schreiben. Das Ziel lautet vielmehr, mal abzuschalten, der Realität zu entfliehen und sich in einem modernen Märchen zu verlieren. Denn das ist das Buch für mich: Ein modernes Märchen, mit klassischen Elementen. Es gibt Augenblicke, wo man sich als Leser denkt: „Ja, klar. Als wenn man so viel Glück haben kann“, aber mir war das egal. Denn ich wollte einfach immer weiterlesen. 
Bei „Rosaly“ handelt es sich um ein kurzweiliges Vergnügen. Mit nur 158 Seiten ist es dünn und hinzukommt, dass die Schrift sehr groß ist. Man kann das Buch locker an einem Tag schaffen, selbst wenn man sich Zeit nimmt. Es ist einfach schön für zwischendurch. Der Stil von Ashley Gilmore ist nicht der eleganteste, aber er ist fließend. Sie erzählt märchenhaft und träumerisch und deswegen wurde ich schnell in die Geschichte gesogen und sie ließ mich nicht los. Das Finale ist herzlich und romantisch und das sind zwei Attribute, die man der gesamten Geschichte zu Gute halten muss. Ich weiß zwar noch nicht, ob ich mir die nächsten Teile auch zulegen werde, aber dieses kleine Märchen war genau das Richtige für zwischendurch.



„Rosaly – Dornröschens Tochter“ ist ein zuckersüßes Märchen für zwischendurch, das man einfach nur genießen kann. Man entflieht gemeinsam mit der verträumten Prinzessin der Realität und findet sich in einer romantischen Liebesgeschichte wieder. Vergesst die Realität und lasst euch nach New Orleans entführen, wo Romantik und Herz auf euch warten. Süße Charaktere, eine niedliche Geschichte, etwas viel Kitsch und Naivität, aber viel Potenzial zum Träumen – das ist „Rosaly“. Und dafür vergebe ich märchenhafte vier Spitzenschuhe.


20. Februar 2018

Mein SuB kommt zu Wort: Karli #22


Hallo ihr Lieben!


Wir, das heißt Karli und ich, sind heute super pünktlich am Start! Denn es wird wieder Zeit für das regelmäßige SuB-Interview :) Karli steht in den Startlöchern und möchte euch wieder von "meinen", oder eben seinen Fortschritten berichten. Bereit? Wunderbar, dann kann es ja losgehen.



Vergesst nicht, bei der lieben Anna vorbeizuschauen, die sich die wundervolle Aktion "Mein SuB kommt zu Wort" ausgedacht hat.


1. Karli, wie groß bist du aktuell?


Hallo ihr Lieben! Ich hoffe, euer Februar läuft gut und ihr kümmert euch alle gut um eure SuBs! :) Das haben sie nämlich verdient! So wie ich eigentlich auch...aber meine Besitzerin vergisst das immer mal wieder. Tz...
Wie immer kommt die gemeinste Frage zu Beginn. Also, ich bin immer noch ziemlich riesig. Das ist eigentlich schon der Fall, seit Julia und ich begonnen haben, beim SuB Interview mitzumachen. Aber komischerweise bin ich seitdem immer weiter angewachsen. Aber egal. Kommen wir zu den nackten Zahlen. Puh...also letzten Monat war ich 146 Bücher groß, inklusive Ebooks. Ich muss gestehen, dass ich den Weihnachtspuffer einfach noch nicht verdaut habe und dazu kommen dann all die Bücher von Elif...hach..aber diesen Monat hat Julia sich bisher zurückgehalten. Ein Buch ist derzeit noch auf dem Weg zu uns, aber da es nicht da ist, zählt es auch nicht :P Und das bringt mich zu einem Bücherstand von insgesamt 144 Büchern. Das ist immer noch verdammt schlecht. Aber schon besser, als noch letzten Monat ;) Ich werte diese zwei Bücher jetzt mal als Fortschritt :D





2. Wie ist die SuB-Pflege bisher gelaufen - zeige mir deine drei neuesten Schätze auf deinem Stapel.


Gut, soweit. Danke, der Nachfrage :D Naja, ich bin ja eigentlich ein SuB der unzufriedenen Sorte. Selbst wenn es also gut läuft, habe ich immer etwas zu meckern ;) Aber im Februar hat Julia tatsächlich nur drei neue Bücher angeschafft. Das eine hat sie vor wenigen Minuten aus der örtlichen Buchhandlung mitgenommen und der liebe Max, Julias Freund, sagte, dass das Buch gar nicht zu mir soll. Es ist eher eine Art Nachschlagewerk. Aber Julia ist streng mit sich und das gefällt mir. Deswegen zählt auch "Das Buch der Schurken" zu unseren drei neuen Schätzen. Und ich beherberge es gern! Denn es ist schnuckelig und liebevoll gestaltet. Ein wahnsinnig tolles Buch. Das darf ruhig bei mir bleiben.

  


Und dann sind da noch "Verliere mich. Nicht" von Laura Kneidl und "Der Klang der ungespielten Töne" von Konstantin Wecker. Letzteres war ein Rezensionsexemplar, das mich bereits verlassen hat. Es war ein wenig melanchloisch, aber nett. Und "Verliere mich. Nicht" las Julia gleich nach dem Kaufen. Daher ist es auch gar nicht mehr bei mir. Glück gehabt ;)
Die Pflege ist diesen Monat kauftechnisch also super gelaufen. Julia kommt aber leider nicht so sehr zum Lesen. Erst 4 Bücher hat sie im Februar geschafft...da geht noch mehr, meine Liebe! Ich glaub an dich ;)



3. Welches Buch hat dich als letztes verlassen, weil gelesen? War es eine SuB-Leiche, eine Reihen-Teil, ein neues Buch oder ein Reziexemplar und wie hat es deinem Besitzer gefallen (gerne mit Rezensionslink)?

Als letztes hat mich das wunderschöne Büchlein "Den Sternen so nah" von Mareike Allnoch verlassen. Die Rezension ist auf dem Blog auch schon zu lesen :)  Es war seit September 2017 bei mir, also schon mehr als 5 Monate. Ich bin wirklich froh, dass es nun gelesen ist und es hat Julia soweit ich weiß, auch sehr gut gefallen. Ein bisschen mehr Realität wäre toll gewesen, aber insgesamt eine zuckersüße Geschichte. Ich finde es beinahe schon schade, dass ich dieses Buch nicht mehr beherberge...



4. Lieber Karli, welche drei Bücher sollte dein Besitzer dieses Jahr unbedingt lesen und wieso?

Oh, das ist aber eine wirklich schwere Frage...Da muss ich erstmal einen Überblick über meine ganzen Schätze gewinnen. Also meine persönliche Nummer eins ist ganz klar. Es ist das Buch, das schon mit am längsten bei mir ruht und das Julia seit Jahren lesen will. Es handelt sich noch immer um "Anna Karenina" von Tolstoi. Ich hoffe wirklich, dass ich Julia mit der erneuten Erwähnung vielleicht mal ins Gewissen reden kann.(LIES ES ENDLICH, DU FAULE SOCKE!) ;) Die zwei weiteren zu finden, ist schon viel schwieriger. Auf jeden Fall sollte Julia noch mal etwas auf Englisch lesen. Da wäre zum Beispiel "Eleonor & Park" angesagt, aber auch "Mansfield Park" und "Northanger Abbey" von Jane Austen stehen noch auf der Liste. Und dann sollte Julia dringend die House of Night-Reihe weiterlesen. Die sollte 2018 schon geschafft werden ;) Sind also viel mehr als drei Bücher...gut, wenn ich mich aber entscheiden müsste, würde ich diese nehmen:
1. Anna Karenina - Leo Tolstoi
2. Northanger Abbey - Jane Austen
3. House of Night Band 12 (einschließlich aller anderen :D )

Ach...dieses Festlegen ist einfach nicht meins...:'D

Ihr Lieben, das war es schon wieder :( Das macht mich jetzt ganz schön sentimental. Wie die Zeit aber auch verfliegt, wenn man Spaß hat. Aber gut. Ich finde, ich habe mich diesen Monat sehr gut benommen. Ich habe kaum gemeckert und bin auch relativ zufrieden mit meiner verpeilten Besitzerin. Das ist bekanntlich nicht immer das Fall. Vielleicht schafft sie die drei (oder auch 8 angegebenen) Bücher ja wirklich in diesem Jahr. Am Ende des Jahres sollten wir das unbedingt überprüfen ;) Ach ja...Julia, lies ein bisschen mehr, arbeite weniger, und schon klappt das mit meinem Abbau :) Was haltet ihr von dem Vorschlag?

Euer Karli



Ach Karli, ich finde deinen Vorschlag ganz wunderbar! Dann lass ich das mit dem Unterrichten in Zukunft einfach und lese mehr Bücher ;) Aber du hast ja recht..4 Bücher für den aktuellen Monat sind wirklich nicht genug. Aber auf mindestens sechs sollte ich schon noch kommen. Glaub einfach weiter fest an mich ;)

Was sagen eure SuBs? Sind sie auch so pingelig wie mein Karli? Welche drei Jahresaufgaben haben sie euch gegeben? ;)



Liebst,
eure Julia

18. Februar 2018

Rezension: "Den Sternen so nah" von Mareike Allnoch

 

Titel: Den Sternen so nah
Autor: Mareike Allnoch
Verlag: Drachenmond Verlag
Preis: 12,99€
Seiten: 290



„Den Sternen so nah“ wanderte nach dem ersten Lesen des Klappentextes auf meiner Wunschliste ganz nach oben. Denn es geht um eine Backgroundtänzerin. Eine Tänzerin! Eine Hip Hop-Tänzerin und keine Ballerina. Nicht, dass ich etwas gegen Ballett-Geschichten haben – ganz im Gegenteil, ich verschlinge diese. Aber ich habe mich doch sehr gefreut, dass meine Sportart mal Einzug in einen Roman erhalten hat. Mareike Allnoch schreibt eine sehr klassische Geschichte nach Cinderella-Schema. Ein junges Mädchen aus winzigem Kaff erhält eine einmalige Chance, sie nutzt sie, sie verliebt sich in den Star. Happy End? Die Storyline ist nichts Neues und dennoch habe ich „Den Sternen so nah“ sehr, sehr gern gelesen! Eine tolle Geschichte zum Abtauchen, in der utopische Mädchenträume wahr werden können.

Jai McConnor mag ein aufsteigender Stern am Musikhimmel sein, doch für Nina ist er nur eines: Ein Idiot, der ihre Freundin bei einem Meet & Greet unmöglich behandelt hat. Als sie ein Angebot erhält, besagten Sänger als Backgroundtänzerin auf seiner Nordamerika-Tournee zu begleiten, sagt sie dennoch zu. Und schon bald fliegen zwischen dem bodenständigen Mädchen und dem herablassenden Star die Fetzen. Wäre da bloß nicht dieses Knistern…

Ich habe mich unglaublich auf dieses Buch gefreut, was vor allem mit dem Thema des Tanzens zu tun hat. Aber im Allgemeinen bin ich trotz meines Alters begeisterungsfähig für diese Art von Geschichten. Einmal etwas Besonderes sein, die eine Chance haben, sie nutzen. Und den Star beeindrucken, weil man ihn eben gar nicht so toll findet und keine Angst hat, ihm genau das zu sagen.
Mareike Allnoch vereint in ihrer Geschichte viele kleine Träume, die einige von uns schon gehabt haben. Das klingt vielleicht so, als wäre die gesamte Geschichte bekannt und wenig innovativ, da dieser Plot schon hundertmal da gewesen ist, das ist aber nicht so. Zumindest bringt die Autorin ihre eigene Frische in das Schema, eigene Details und schöne Dialoge. Das Buch ist spritzig und frech, manchmal aber genau romantisch und träumerisch. Zwar finde ich schon, dass vieles vorhersehbar ist, oder eben doch ein bisschen klischeehaft, das hat mich beim Lesen aber nie gestört. Für mich war Ninas Geschichte einfach schön, ich konnte mich in ihr verlieren und fieberte den Szenen zwischen ihr und Jai entgegen.
„Den Sternen so nah“ lässt sich in einem Guss lesen. Die Handlung hat einen deutlichen roten Faden, es gibt keine Leerstellen und man wird in jedem Kapitel unterhalten. Die Protagonistin ist Nina Mahler. Sie kommt aus Deutschland und hat vor ein paar Jahren das Tanzen für sich entdeckt. Sie tanzt mit Leidenschaft und sagt deshalb auch zu, als sich ihr die Chance als Backgroundtänzerin bietet. Obwohl es für den arroganten Hollywood-Star Jai McConner ist, mit dem sie bei einem Meet and Greet bereits Erfahrungen gemacht hat. Ihre beste Freundin ist ein großer Fan, Nina hingegen überhaupt keiner. Diese abwehrende Haltung hält sich lang im Buch. Nach dem Motto „Was sich neckt, das liebt sich“ beginnt die Beziehung von Jai und Nina. Sie streiten sich, sie meckern, sie feixen. Und natürlich verlieben sie sich. Doch eine Beziehung mit einem Star ist nahezu unmöglich und hinzu kommt noch der Druck von außen. Die Autorin schafft es gut, auch Schattenseiten des Starseins zu präsentieren. In diesem Zusammenhang komme ich auf Jai. Er ist ein interessanter Charakter und genau so, wie jede Frau sich ihren Freund wünschen würde. Natürlich ist er berühmt und das macht jegliche Beziehung schwer. Jai trägt meistens eine Maske und lässt niemanden dahinter blicken. Das hat auch Nina schnell verstanden:
„Ab und zu schimmerte diese andere Seite von Jai durch, aber es waren immer nur Bruchstücke, die ich zu sehen bekam. Wie bei einem Puzzle, bei dem ein ganz bestimmtes Teil fehlte, um es komplett zu machen und sein Gesamtbild betrachten zu können.
Jai war dieses Puzzle. Und ich wollte dieses Puzzle lösen.“ (S. 155)

Mir gefällt der Puzzle-Vergleich sehr. Und mir gefällt auch Jais Charakterzeichnung. Wobei auch hier viel Klischee mitspielt. Nina hingegen ist sehr normal, vielleicht sogar ein bisschen zu normal. Ich habe die beiden zusammen geliebt, keine Frage und ich habe jede Sekunde der Geschichte zwischen ihnen genossen. Aber ich hatte auch meine Schwierigkeiten mit Nina und ihrer Einstellung zum Tanzen. Denn das ist der große Punkt, der mich gestört hat. 
Eine Tänzerin lebt fürs Tanzen – und das kam mit deutlich zu kurz. Nina beschreibt in den ersten Kapiteln, warum sie so gerne tanzt. Aber nur diese zwei, drei Statements machen keine Tänzerin aus dir. Es ist sowieso ziemlich unlogisch, dass ein Mädchen, das erst ein paar Jahre tanzt, die Chance bekommt, nach L.A. zu gehen. Das Tanzbuisness ist unglaublich hart und da bekommt eigentlich kein Amateur eine Chance. Durch Youtube gibt es viel zu berühmte Gesichter und Choreographen und natürlich auch Tänzer. Nachdem Nina außerdem vor Ort ist und auf der Bühne tanzt, wird das Tanzen überhaupt nicht mehr erwähnt. Hier hätte ich mir gewünscht, dass sie die Euphorie auf der Bühne beschrieben hätte, das Gefühl, das das Tanzen auslöst. Aber leider wurde dieser Aspekt vollkommen fallen gelassen. Sie ist die Tänzerin, Ende der Geschichte. Jetzt geht es nur darum, ob sie und der Sänger zusammen kommen. Und das finde ich schade – denn eigentlich tun wir Tänzer sehr viel fürs Tanzen. Aber Nina hatte das leider nicht nötig oder dieser Punkt war es nicht wert, in der Geschichte behandelt zu werden.
Aber genug der Kritik. Und ehrlich gesagt ist meine Kritik auch nebensächlich. Ich habe das Buch natürlich mit einem gewissen Tänzer-Blick gelesen und den hat die Leserschaft im Normalfall nicht. Daher ist die Herangehensweise der Autorin schon in Ordnung. Dass die Geschichte nicht ganz realistisch, oder sagen wir mal, unwahrscheinlich ist, das dürfte jedem klar sein. Und trotzdem ist sie zu Träumen schön! Die beiden Hauptcharaktere verbindet eine tolle Chemie und es macht einfach Spaß die Geschichte zu verfolgen. Die Nebenfiguren haben mir ebenfalls gefallen, vor allem Alex (- aber auch die ist mir persönlich zu wenig „Tänzerin“). Der Bodyguard von Jai, Joe, ist der Teddybär der Geschichte und er sorgt für den ein oder anderen emotionale oder lustigen Moment. Der Stil des Buches ist sehr jung und frisch. Der Sprachgebrauch ist an unsere heutige Welt angepasst, Plattformen wie Twitter und Instagram spielen natürlich eine Rolle und das passt sehr gut. Es gibt einige Dialoge, was ebenfalls toll ist und die Autorin schreibt auch in langen Passagen sehr flüssig. Insgesamt kommt man super durchs Buch und kann es wirklich genießen. Toll gefallen haben mir auch die kleinen Tänzerfiguren am Anfang eines Kapitels.



Insgesamt ist „Den Sternen so nah“ keinesfalls eine realistische Geschichte, die aber absolut traumhaft ist. Ich habe das Buch sehr gern gelesen und habe die schöne Geschichte zwischen Nina und Jai gern verfolgt. Es geht um Themen, von dem jedem Mädchen schon geträumt hat. Popularität, das Besondere, Reisen, Freundschaft und natürlich die großen Liebe. Manchmal blitzt das Bekannte auf, aber Mareike Allnoch macht ihre Sache super und bringt immer wieder kleine Überraschungen. Das Buch überzeugt durch seine interne Romantik, aber auch Kratzbürstigkeit, die in vielen Dialogen durchschimmert. Ich freue mich sehr, dass das Tanzen Einzug ins Buch gefunden hat, auch wenn es meiner Meinung nach deutlich zu kurz kam. Ich vergebe 4,5 Spitzenschuhe für ein rundum gelungenes Buch.


17. Februar 2018

Rezension: "Verliere mich. Nicht" von Laura Kneidl


Titel: Verliere mich. Nicht. 
Autor: Laura Kneidl 
Verlag: LYX 
Preis: 12,90€ 
Seiten: 480

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Nachdem ich „Berühre mich. Nicht“ vor kurzem beendet hatte, musste schnell Band zwei her. Eigentlich habe ich kein Problem mit dem Warten auf einen nächsten Teil. Aber bei Sage und Luca wollte ich unbedingt wissen, wie es weitergeht. Und so griff ich zum Finale der Dilogie mit dem schönen und passenden Titel „Verliere mich. Nicht“. Der Nachfolger ist ebenso berührend und liebevoll, hat aber nicht mehr die starke Sogbewegung, wie Band eins. Ein tolles Buch, welches vor allem am Ende sehr spannend ist, das ein schöner – aber hinter Band eins zurückbleibender – Abschluss ist.

Mit Luca war Sage glücklicher als je zuvor in ihrem Leben. Er hat ihr gezeigt, was es bedeutet, zu vertrauen. Zu leben. Und zu lieben. Doch dann hat Sage' dunkle Vergangenheit sie eingeholt - und ihr Glück zerstört. Sage kann Luca nicht vergessen, auch wenn sie es noch so sehr versucht. Jeder Tag, den sie ohne ihn verbringt, fühlt sich an, als würde ein Teil ihrer selbst fehlen. Aber dann taucht Luca plötzlich vor ihrer Tür auf und bittet sie, zurückzukommen. Doch wie soll es für die beiden eine zweite Chance geben, wenn so viel zwischen ihnen steht?

„Berühre mich. Nicht“ endet mit einem fiesen Cliffhanger. Einer, der in Hinblick auf die Liebesgeschichte gemein ist, der aber was das emotionale Thema anbelangt, noch viel schlimmer ist. Sage ist am Boden. Sie hat Luca von sich gestoßen und wurde von ihrer Vergangenheit wieder eingeholt – ein Rückfall. Genauso düster wie es klingt, beginnt auch „Verlier mich. Nicht“. Sage ist wieder auf sich allein gestellt und verbringt die Feiertage einsam in einem schäbigen Motel. Der Leser muss sich erst einmal den Gefühlen von Sage, aber auch seinen eigenen stellen. Ich empfand vor allem Mitleid für die junge Frau, die sich über Monate hinweg so viel aufgebaut hat.
Das Buch beginnt recht träge und langsam. Erst, als April wieder vor Sages Tür steht, nimmt die Sache Fahrt auf. Man kennt es aus Teil eins, dass Laura Kneidl vor allem mit einer gewissen Ruhe in der Handlung spielt. Diese Ruhe gefiel mir sehr gut und auch in Band zwei kann man sie spüren. Das gewisse Etwas hat mir zu Beginn aber gefehlt. Es dauert eine Weile, bis Luca das erste Mal auf der Bildfläche auftaucht, was für jede weibliche Leserin schade ist. Denn sind wir ehrlich: Luca trägt einen ganz großen Teil der Handlung. Er ist ein so lieber Charakter, dass man sein gebrochenes Herz richtig nachfühlen kann. Doch er kann auch ein Arschloch sein und damit muss Sage vor allem am Anfang kämpfen. Ich finde, die Figuren haben sich authentisch verhalten und ihrem Charakter entsprechend gehandelt. Es ist kein großes Geheimnis, wenn ich sage, dass Luca und Sage sich im Laufe des Buches wieder näher kommen. Luca steht irgendwann vor Sages Moteltür und sie zieht wieder in die Geschwister-WG. Insgesamt wird die Handlung nun ein wenig in die Länge gezogen. Sage ist zum Teil sehr naiv und handelt aus den falschen Gründen. Ihrem Wesen bleibt sie allerdings treu und insgesamt hat sie in den beiden Büchern eine unglaubliche Entwicklung gemacht. Mir fehlte zwischendurch ein wenig die Spannung im Buch. Das letzte Drittel wiederum ist wahnsinnig gut und ähnelt einem Showdown. Der Teil dazwischen lebt lediglich von kleinen Flirts, tieferen Annäherungen und erneuten Rückstößen. Doch zum Glück gibt es das letzte Drittel: Große Gefühle, viel Ehrlichkeit und lang ersehnte Erlösung warten auf den Leser – in jeglicher Hinsicht. Mir hat es sehr gut gefallen, dass die Autorin am Ende wieder ihren Fokus findet und auch die Geschichte mit Allan absolut auf den Punkt gebracht wird. Das Finale hat mir dementsprechend sehr gut gefallen! Insgesamt war meiner Meinung nach manchmal zu wenig Fahrt in der Geschichte, was den Mittelteil betrifft. Das Ende ist aber ein würdiger Abschluss.
Die Figuren von „Verliere mich. Nicht“ sind genauso toll, wie noch in Band eins. Ich sprach bereits von Sages toller Entwicklung. Diese kann überhaupt nur stattfinden, dank der anderen tollen Figuren. Natürlich ist hier zuerst Luca zu nennen. Er ist der Auslöser für ihre Veränderung und er ist ihr Fels in der Brandung. Ich mochte seinen Charakter immer sehr und ich finde er handelt nachvollziehbar. Die Szenen zwischen Sage und ihm haben immer eine gewisse Spannung und genau das richtige Prickeln. Die kleinen Erotikstellen, die es im Buch übrigens auch gibt, haben mir sehr gut gefallen. Deutliche besser noch, als in Band eins. Mein Lieblingscharakter ist übrigens April. Sie ist erfrischend und so ehrlich. Sie ist genau die richtige Freundin für Sage. Und ich glaube übrigens auch, dass ihre Geschichte noch nicht ganz erzählt ist. Zumindest fehlte mir die Auflösung, was sie und Gavin betrifft. Dieser spielt in Band zwei übrigens nur eine untergeordnete Rolle, was ich schade fand. Dafür kommt Cameron mehr zum Tragen, was mir auch gefiel! Insgesamt deutet Laura Kneidl viel an, was die Beziehungen ihrer Nebenfiguren betrifft, das wenigste wird aber aufgeklärt. Hier hätte ich mir im Epilog noch den ein oder anderen Satz gewünscht, aber gut – das Leben ist kein Wunschkonzert. Und das weiß auch Sage.
Das ernste Thema des Missbrauchs wird meines Erachtens gut aufgelöst und es wird weiterhin sensibel damit gearbeitet. Die Auflösung dieses Szenarios empfand ich als sehr erlösend. Hier liegt eine absolut runde Sache vor. Eine runde Sache ist auch der Stil der Autorin. Romantisch, unschuldig, frech und zurückhaltend zugleich. Laura Kneidl hat genau das richtige Gespür für ihre Geschichte und wie sie diese erzählen muss. Man liest das Buch sehr schnell und flüssig und an ihrem Stil ist absolut nichts zu meckern.



„Verliere mich. Nicht“ ist wieder ein schönes Buch, das eine tolle Reihe mit ernstem Kern abschließt. Es hat wahnsinnig tolle Stellen, doch vor allem der Mittelteil ist sehr langatmig. Das letzte Drittel wiederum besticht mit Gefühl und Spannung und lässt den Leser daher begeistert zurück. Sage und Luca sind tolle Protagonisten, zwischen denen die Chemie einfach stimmt. Insgesamt hat mit aber etwas an diesem Finale gefehlt und am Ende hätte ich mir ein wenig mehr Auflösung gewünscht. Nichtsdestotrotz lege ich euch diese Reihe ans Herz und vergebe für „Verliere mich. Nicht“ vier Spitzenschuhe – ich hoffe, sie gehen nicht verloren.



16. Februar 2018

Rezension: "Der Klang der ungespielten Töne" von Konstantin Wecker


Titel: Der Klang der ungespielten Töne
Autor: Konstantin Wecker
Verlag: Güstersloher Verlagshaus
Preis: 16,99€
Seiten: 160


Wenn ich einen musischen Bereich nennen müsste, den ich wirklich beherrsche, dann ist es das Tanzen. Wenn ich einen musischen Bereich nennen müsste, den ich wirklich gern könnte und vergöttere, dann ist es das Klavierspielen. Das eine kann ich, das andere könnte ich gern – und beides liebe ich. Und weil ich das zweite nur durch Hören von Musik ausleben kann, freue ich mich immer, wenn ich Bücher mit dem Thema des Pianos entdecke. Deswegen wollte ich auch direkt die Neuauflage des Buches „Der Klang der ungespielten Töne“ von Konstantin Wecker lesen. Das Cover nahm mich sofort gefangen, aber vielmehr gefiel mir der Titel. Poetisch und charmant – das sind Attribute, die zu diesem Buch gehören! Allerdings sind Handlungsteile auch ungewöhnlich, verwirrend oder fremd. Aber authentisch – und nichts anderes habe ich erwartet.

Auf seiner Suche nach der Wahrheit der Musik droht der junge talentierte Musiker Anselm Cavaradossi sich selbst zu verlieren. Weder Blues noch Rock 'n' Roll noch die Begegnung mit dem geheimnisvollen Lehrer Karpoff vermögen seine Sehnsucht zu stillen. Enttäuscht gerät er in die Fänge des Musikbusiness: Partys, falsche Freunde und die Ehe mit einer Frau, die er nicht liebt. Erst die Cellistin Beatrice öffnet ihm die Augen …

„Der Klang der ungespielten Töne“ ist kein gewöhnliches Buch. Konstantin Wecker ist ein Künstler und das mit jeder Faser seines Körpers. Das lässt sich in seiner Handlung, seinem Stil, aber auch in der Wahl seines Protagonisten erkennen. Anselm ist ein komischer Kauz. Er ist eigensinnig, aber auch frisch. Er hat eine vollkommen andere Lebenseinstellung, als Gleichaltrige und das liegt auch an seiner Liebe zur Musik. Anselms Einstellung ist bemerkenswert, sie macht ihn aber auch einsam. In einer Textstelle wird sehr deutlich, wie wichtig ihm die Musik ist:
„Ich wollte für die Kunst leben, wenn’s sein musste auch sterben, mich von ihr berauschen lassen, in ihr blühen und verglühen – die Musik als philosophisches Konzept zur Gestaltung der Seele, das war mir nicht geheuer.“ (S. 44)
Oft geht es um Buch um die Frage des Seins, um Grundfragen des Lebens. Für Anselm ist das Leben kein leichtes. Er weiß, dass er es nur mit der Musik verbringen will, macht sich auch schnell einen Namen, hat aber nicht die Geduld, um zu reifen. Deswegen wird er schnell kommerziell und will nur möglichst schnell viel Geld machen. Der Plan geht auf. Doch dabei verliert er sich selbst. Und um diesen Prozess geht es die meiste Zeit des Buches. Das Verlieren und das Wiederentdecken. Dieser Prozess ist kein leichter und man kann dieses Buch auch nicht als Unterhaltungsroman bezeichnen, aber man hat dennoch Spaß mit Weckers Poetik. Ich habe mir viele Stellen im Buch markiert, denn immer wieder konnte den Autor mich mit seinen tiefgründigen Worten überzeugen:
„Die Wahrheit der Klänge öffnet sich nur dem, der seinem Selbst in der Stille begegnet ist. Am leichtesten zu verstehen ist das durch einen Vergleich mit der Sprache: Ebenso wie ein Wort im Laufe eines bewussten Lebens an Bedeutung gewinnt, erschließt sich der entwickelten Seele ein und derselbe Ton in einem reicheren Klang, mit der ganzen Fülle seiner und des Hörers Geschichte.“ (S. 47)
Weckers Stil ist nicht einfach, aber schön. Und vor allem ist intelligent und tiefsinnig. Wecker scheint über jeden Satz genau nachgedacht zu haben und die Worte abgewogen zu haben. Das war sehr schön zu beobachten. Ich muss aber auch sagen, dass man das Buch in ruhigen Momenten lesen sollte, denn ansonsten hat man zu wenig Konzentration. Um „Der Klang der ungespielten Töne“ richtig genießen zu können“ braucht es Ruhe.
Und Ruhe ist ein gutes Stichwort. Für Anselm geht es viel um Stille. Am Ende wird er beinahe wahnsinnig, indem er die Stille lebt. Das ist befremdlich, aber auch lesenswert. Auch hier ein kluges Zitat zur Stille und zum Schweigen:
„Es geht nicht ums Schweigen, lieber Freund, es geht um Stille. Das Schweigen hat nur insofern etwas mit der Stille zu tun, als man zuerst einmal zu schweigen hat, um in die Stille zu gelangen.“ (S. 74)
Es ist nicht einfach zu begreifen, was der Autor mit dem Buch sagen möchte, denn es steckt viel Geschichte darin. Aber ich glaube, dass jeder etwas aus dem Büchlein mitnehmen kann. Die Handlung ist nicht die spannendste, aber sie ist interessant. Es gibt Teile, die biografisch inspiriert sind und das merkt man auch. Insgesamt ist Anselm eine kuriose Persönlichkeit. Nebenfiguren gibt es wenige. Da wären lediglich Anselms Eltern, seine egozentrische Frau und sein Lehrer Karpoff. Letzterer war für mich der interessanteste. Man muss aber sagen, dass das Buch nicht von seiner Figurenkonstellation lebt, sondern vielmehr von seinem eigenen Klang, seinem Thema, seiner Liebe zur Sache selbst - zur Musik.
Außerdem gibt es für jeden kleine Wahrheiten in diesem Buch. Mein Lieblingszitat war auf jeden Fall das folgende:
„Dem geschulten Ohr fällt auf, wenn Menschen lügen. Wer lügt, verspannt sich, und seine Stimme gleicht dem Ansatz einer Melodie, die noch auf der Suche nach ihrer tonalen Zugehörigkeit ist. Ehrliche Melodien dagegen sind sich selbst genug. Welch ein grässliches Konzert menschlicher Unaufrichtigkeit bietet sich doch dem Horchsamen.“ (S. 20)

„Der Klang der ungespielten Töne“ ist ein interessantes, aber spezielles Buch. Es ist sehr poetisch und tiefsinnig und macht deswegen auf jeden Fall Freude zu lesen. Manchmal ist es aber auch merkwürdig und man muss sich an die Handlung gewöhnen, die für den ein oder anderen monoton daher kommt. Mich konnte das Buch, auch durch seinen tollen Stil und das interessante Thema, sehr beeindrucken. Ich habe noch einmal einen ganz anderen Blickwinkel auf Musik bekommen und ziehe meinen Hut. Vier von fünf Spitzenschuhen.