Titel: Den Sternen so nah
Autor: Mareike Allnoch
Verlag: Drachenmond Verlag
Preis: 12,99€
Seiten: 290
„Den Sternen so nah“
wanderte nach dem ersten Lesen des Klappentextes auf meiner Wunschliste ganz
nach oben. Denn es geht um eine Backgroundtänzerin. Eine Tänzerin! Eine Hip
Hop-Tänzerin und keine Ballerina. Nicht, dass ich etwas gegen Ballett-Geschichten
haben – ganz im Gegenteil, ich verschlinge diese. Aber ich habe mich doch sehr
gefreut, dass meine Sportart mal Einzug in einen Roman erhalten hat. Mareike
Allnoch schreibt eine sehr klassische Geschichte nach Cinderella-Schema. Ein
junges Mädchen aus winzigem Kaff erhält eine einmalige Chance, sie nutzt sie,
sie verliebt sich in den Star. Happy End? Die Storyline ist nichts Neues und
dennoch habe ich „Den Sternen so nah“ sehr, sehr gern gelesen! Eine tolle
Geschichte zum Abtauchen, in der utopische Mädchenträume wahr werden können.
Jai McConnor mag ein aufsteigender Stern am Musikhimmel
sein, doch für Nina ist er nur eines: Ein Idiot, der ihre Freundin bei einem
Meet & Greet unmöglich behandelt hat. Als sie ein Angebot erhält, besagten
Sänger als Backgroundtänzerin auf seiner Nordamerika-Tournee zu begleiten, sagt
sie dennoch zu. Und schon bald fliegen zwischen dem bodenständigen Mädchen und
dem herablassenden Star die Fetzen. Wäre da bloß nicht dieses Knistern…
Ich habe mich unglaublich auf dieses Buch gefreut, was vor
allem mit dem Thema des Tanzens zu tun hat. Aber im Allgemeinen bin ich trotz
meines Alters begeisterungsfähig für diese Art von Geschichten. Einmal etwas Besonderes
sein, die eine Chance haben, sie nutzen. Und den Star beeindrucken, weil man
ihn eben gar nicht so toll findet und keine Angst hat, ihm genau das zu sagen.
Mareike Allnoch vereint in ihrer Geschichte viele kleine Träume, die einige von
uns schon gehabt haben. Das klingt vielleicht so, als wäre die gesamte
Geschichte bekannt und wenig innovativ, da dieser Plot schon hundertmal da
gewesen ist, das ist aber nicht so. Zumindest bringt die Autorin ihre eigene
Frische in das Schema, eigene Details und schöne Dialoge. Das Buch ist spritzig
und frech, manchmal aber genau romantisch und träumerisch. Zwar finde ich
schon, dass vieles vorhersehbar ist, oder eben doch ein bisschen klischeehaft,
das hat mich beim Lesen aber nie gestört. Für mich war Ninas Geschichte einfach
schön, ich konnte mich in ihr verlieren und fieberte den Szenen zwischen ihr
und Jai entgegen.
„Den Sternen so nah“ lässt sich in einem Guss lesen. Die Handlung hat einen
deutlichen roten Faden, es gibt keine Leerstellen und man wird in jedem Kapitel
unterhalten. Die Protagonistin ist Nina Mahler. Sie kommt aus Deutschland und
hat vor ein paar Jahren das Tanzen für sich entdeckt. Sie tanzt mit
Leidenschaft und sagt deshalb auch zu, als sich ihr die Chance als
Backgroundtänzerin bietet. Obwohl es für den arroganten Hollywood-Star Jai
McConner ist, mit dem sie bei einem Meet and Greet bereits Erfahrungen gemacht
hat. Ihre beste Freundin ist ein großer Fan, Nina hingegen überhaupt keiner.
Diese abwehrende Haltung hält sich lang im Buch. Nach dem Motto „Was sich
neckt, das liebt sich“ beginnt die Beziehung von Jai und Nina. Sie streiten
sich, sie meckern, sie feixen. Und natürlich verlieben sie sich. Doch eine
Beziehung mit einem Star ist nahezu unmöglich und hinzu kommt noch der Druck
von außen. Die Autorin schafft es gut, auch Schattenseiten des Starseins zu
präsentieren. In diesem Zusammenhang komme ich auf Jai. Er ist ein
interessanter Charakter und genau so, wie jede Frau sich ihren Freund wünschen
würde. Natürlich ist er berühmt und das macht jegliche Beziehung schwer. Jai
trägt meistens eine Maske und lässt niemanden dahinter blicken. Das hat auch
Nina schnell verstanden:
„Ab und zu schimmerte diese andere Seite von Jai durch, aber es waren immer nur Bruchstücke, die ich zu sehen bekam. Wie bei einem Puzzle, bei dem ein ganz bestimmtes Teil fehlte, um es komplett zu machen und sein Gesamtbild betrachten zu können.
Jai war dieses Puzzle. Und ich wollte dieses Puzzle lösen.“ (S. 155)
Mir gefällt der Puzzle-Vergleich sehr. Und mir gefällt auch Jais
Charakterzeichnung. Wobei auch hier viel Klischee mitspielt. Nina hingegen ist
sehr normal, vielleicht sogar ein bisschen zu normal. Ich habe die beiden
zusammen geliebt, keine Frage und ich habe jede Sekunde der Geschichte zwischen
ihnen genossen. Aber ich hatte auch meine Schwierigkeiten mit Nina und ihrer
Einstellung zum Tanzen. Denn das ist der große Punkt, der mich gestört hat.
Eine Tänzerin lebt fürs Tanzen – und das kam mit deutlich zu kurz. Nina
beschreibt in den ersten Kapiteln, warum sie so gerne tanzt. Aber nur diese
zwei, drei Statements machen keine Tänzerin aus dir. Es ist sowieso ziemlich
unlogisch, dass ein Mädchen, das erst ein paar Jahre tanzt, die Chance
bekommt, nach L.A. zu gehen. Das Tanzbuisness ist unglaublich hart und da bekommt
eigentlich kein Amateur eine Chance. Durch Youtube gibt es viel zu berühmte
Gesichter und Choreographen und natürlich auch Tänzer. Nachdem Nina außerdem
vor Ort ist und auf der Bühne tanzt, wird das Tanzen überhaupt nicht mehr
erwähnt. Hier hätte ich mir gewünscht, dass sie die Euphorie auf der Bühne
beschrieben hätte, das Gefühl, das das Tanzen auslöst. Aber leider wurde dieser
Aspekt vollkommen fallen gelassen. Sie ist die Tänzerin, Ende der Geschichte.
Jetzt geht es nur darum, ob sie und der Sänger zusammen kommen. Und das finde
ich schade – denn eigentlich tun wir Tänzer sehr viel fürs Tanzen. Aber Nina
hatte das leider nicht nötig oder dieser Punkt war es nicht wert, in der
Geschichte behandelt zu werden.
Aber genug der Kritik. Und ehrlich gesagt ist meine Kritik auch nebensächlich.
Ich habe das Buch natürlich mit einem gewissen Tänzer-Blick gelesen und den hat
die Leserschaft im Normalfall nicht. Daher ist die Herangehensweise der Autorin
schon in Ordnung. Dass die Geschichte nicht ganz realistisch, oder sagen wir
mal, unwahrscheinlich ist, das dürfte jedem klar sein. Und trotzdem ist sie zu
Träumen schön! Die beiden Hauptcharaktere verbindet eine tolle Chemie und es
macht einfach Spaß die Geschichte zu verfolgen. Die Nebenfiguren haben mir
ebenfalls gefallen, vor allem Alex (- aber auch die ist mir persönlich zu wenig
„Tänzerin“). Der Bodyguard von Jai, Joe, ist der Teddybär der Geschichte und er
sorgt für den ein oder anderen emotionale oder lustigen Moment. Der Stil des
Buches ist sehr jung und frisch. Der Sprachgebrauch ist an unsere heutige Welt
angepasst, Plattformen wie Twitter und Instagram spielen natürlich eine Rolle und
das passt sehr gut. Es gibt einige Dialoge, was ebenfalls toll ist und die
Autorin schreibt auch in langen Passagen sehr flüssig. Insgesamt kommt man
super durchs Buch und kann es wirklich genießen. Toll gefallen haben mir auch
die kleinen Tänzerfiguren am Anfang eines Kapitels.
Insgesamt ist „Den Sternen so nah“ keinesfalls eine
realistische Geschichte, die aber absolut traumhaft ist. Ich habe das Buch sehr
gern gelesen und habe die schöne Geschichte zwischen Nina und Jai gern
verfolgt. Es geht um Themen, von dem jedem Mädchen schon geträumt hat.
Popularität, das Besondere, Reisen, Freundschaft und natürlich die großen
Liebe. Manchmal blitzt das Bekannte auf, aber Mareike Allnoch macht ihre Sache
super und bringt immer wieder kleine Überraschungen. Das Buch überzeugt durch
seine interne Romantik, aber auch Kratzbürstigkeit, die in vielen Dialogen
durchschimmert. Ich freue mich sehr, dass das Tanzen Einzug ins Buch gefunden hat,
auch wenn es meiner Meinung nach deutlich zu kurz kam. Ich vergebe 4,5
Spitzenschuhe für ein rundum gelungenes Buch.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Wenn du auf meinem Blog kommentierst, werden die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung (Link einfügen) und in der Datenschutzerklärung von Google.