Titel: Verliere mich. Nicht.
Autor: Laura Kneidl
Verlag: LYX
Preis: 12,90€
Seiten: 480
,
Nachdem ich „Berühre mich. Nicht“ vor kurzem beendet hatte,
musste schnell Band zwei her. Eigentlich habe ich kein Problem mit dem Warten
auf einen nächsten Teil. Aber bei Sage und Luca wollte ich unbedingt wissen,
wie es weitergeht. Und so griff ich zum Finale der Dilogie mit dem schönen und
passenden Titel „Verliere mich. Nicht“. Der Nachfolger ist ebenso berührend und
liebevoll, hat aber nicht mehr die starke Sogbewegung, wie Band eins. Ein
tolles Buch, welches vor allem am Ende sehr spannend ist, das ein schöner –
aber hinter Band eins zurückbleibender – Abschluss ist.
Mit Luca war Sage glücklicher als je zuvor in ihrem Leben.
Er hat ihr gezeigt, was es bedeutet, zu vertrauen. Zu leben. Und zu lieben.
Doch dann hat Sage' dunkle Vergangenheit sie eingeholt - und ihr Glück
zerstört. Sage kann Luca nicht vergessen, auch wenn sie es noch so sehr
versucht. Jeder Tag, den sie ohne ihn verbringt, fühlt sich an, als würde ein
Teil ihrer selbst fehlen. Aber dann taucht Luca plötzlich vor ihrer Tür auf und
bittet sie, zurückzukommen. Doch wie soll es für die beiden eine zweite Chance
geben, wenn so viel zwischen ihnen steht?
„Berühre mich. Nicht“ endet mit einem fiesen Cliffhanger.
Einer, der in Hinblick auf die Liebesgeschichte gemein ist, der aber was das
emotionale Thema anbelangt, noch viel schlimmer ist. Sage ist am Boden. Sie hat
Luca von sich gestoßen und wurde von ihrer Vergangenheit wieder eingeholt – ein
Rückfall. Genauso düster wie es klingt, beginnt auch „Verlier mich. Nicht“.
Sage ist wieder auf sich allein gestellt und verbringt die Feiertage einsam in
einem schäbigen Motel. Der Leser muss sich erst einmal den Gefühlen von Sage,
aber auch seinen eigenen stellen. Ich empfand vor allem Mitleid für die junge
Frau, die sich über Monate hinweg so viel aufgebaut hat.
Das Buch beginnt recht träge und langsam. Erst, als April wieder vor Sages Tür
steht, nimmt die Sache Fahrt auf. Man kennt es aus Teil eins, dass Laura Kneidl
vor allem mit einer gewissen Ruhe in der Handlung spielt. Diese Ruhe gefiel
mir sehr gut und auch in Band zwei kann man sie spüren. Das gewisse Etwas hat
mir zu Beginn aber gefehlt. Es dauert eine Weile, bis Luca das erste Mal auf
der Bildfläche auftaucht, was für jede weibliche Leserin schade ist. Denn sind
wir ehrlich: Luca trägt einen ganz großen Teil der Handlung. Er ist ein so
lieber Charakter, dass man sein gebrochenes Herz richtig nachfühlen kann. Doch
er kann auch ein Arschloch sein und damit muss Sage vor allem am Anfang
kämpfen. Ich finde, die Figuren haben sich authentisch verhalten und ihrem
Charakter entsprechend gehandelt. Es ist kein großes Geheimnis, wenn ich sage,
dass Luca und Sage sich im Laufe des Buches wieder näher kommen. Luca steht
irgendwann vor Sages Moteltür und sie zieht wieder in die Geschwister-WG.
Insgesamt wird die Handlung nun ein wenig in die Länge gezogen. Sage ist zum
Teil sehr naiv und handelt aus den falschen Gründen. Ihrem Wesen bleibt sie
allerdings treu und insgesamt hat sie in den beiden Büchern eine unglaubliche Entwicklung
gemacht. Mir fehlte zwischendurch ein wenig die Spannung im Buch. Das letzte
Drittel wiederum ist wahnsinnig gut und ähnelt einem Showdown. Der Teil
dazwischen lebt lediglich von kleinen Flirts, tieferen Annäherungen und erneuten
Rückstößen. Doch zum Glück gibt es das letzte Drittel: Große Gefühle, viel
Ehrlichkeit und lang ersehnte Erlösung warten auf den Leser – in jeglicher
Hinsicht. Mir hat es sehr gut gefallen, dass die Autorin am Ende wieder ihren
Fokus findet und auch die Geschichte mit Allan absolut auf den Punkt gebracht
wird. Das Finale hat mir dementsprechend sehr gut gefallen! Insgesamt war meiner
Meinung nach manchmal zu wenig Fahrt in der Geschichte, was den Mittelteil
betrifft. Das Ende ist aber ein würdiger Abschluss.
Die Figuren von „Verliere mich. Nicht“ sind genauso toll, wie noch in Band
eins. Ich sprach bereits von Sages toller Entwicklung. Diese kann überhaupt nur
stattfinden, dank der anderen tollen Figuren. Natürlich ist hier zuerst Luca zu
nennen. Er ist der Auslöser für ihre Veränderung und er ist ihr Fels in der
Brandung. Ich mochte seinen Charakter immer sehr und ich finde er handelt
nachvollziehbar. Die Szenen zwischen Sage und ihm haben immer eine gewisse Spannung
und genau das richtige Prickeln. Die kleinen Erotikstellen, die es im Buch
übrigens auch gibt, haben mir sehr gut gefallen. Deutliche besser noch, als in
Band eins. Mein Lieblingscharakter ist übrigens April. Sie ist erfrischend und
so ehrlich. Sie ist genau die richtige Freundin für Sage. Und ich glaube
übrigens auch, dass ihre Geschichte noch nicht ganz erzählt ist. Zumindest
fehlte mir die Auflösung, was sie und Gavin betrifft. Dieser spielt in Band
zwei übrigens nur eine untergeordnete Rolle, was ich schade fand. Dafür kommt
Cameron mehr zum Tragen, was mir auch gefiel! Insgesamt deutet Laura Kneidl
viel an, was die Beziehungen ihrer Nebenfiguren betrifft, das wenigste wird
aber aufgeklärt. Hier hätte ich mir im Epilog noch den ein oder anderen Satz
gewünscht, aber gut – das Leben ist kein Wunschkonzert. Und das weiß auch Sage.
Das ernste Thema des Missbrauchs wird meines Erachtens gut aufgelöst und es
wird weiterhin sensibel damit gearbeitet. Die Auflösung dieses Szenarios
empfand ich als sehr erlösend. Hier liegt eine absolut runde Sache vor. Eine
runde Sache ist auch der Stil der Autorin. Romantisch, unschuldig, frech und
zurückhaltend zugleich. Laura Kneidl hat genau das richtige Gespür für ihre
Geschichte und wie sie diese erzählen muss. Man liest das Buch sehr schnell und
flüssig und an ihrem Stil ist absolut nichts zu meckern.
„Verliere mich. Nicht“ ist wieder ein schönes Buch, das eine
tolle Reihe mit ernstem Kern abschließt. Es hat wahnsinnig tolle Stellen, doch
vor allem der Mittelteil ist sehr langatmig. Das letzte Drittel wiederum
besticht mit Gefühl und Spannung und lässt den Leser daher begeistert zurück.
Sage und Luca sind tolle Protagonisten, zwischen denen die Chemie einfach
stimmt. Insgesamt hat mit aber etwas an diesem Finale gefehlt und am Ende hätte
ich mir ein wenig mehr Auflösung gewünscht. Nichtsdestotrotz lege ich euch
diese Reihe ans Herz und vergebe für „Verliere mich. Nicht“ vier Spitzenschuhe –
ich hoffe, sie gehen nicht verloren.
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