23. Juni 2018

Rezension: "The beautifull Cassandra" von Jane Austen



Titel: The beautifull Cassandra
Autor: Jane Austen
Verlag: Penguin Classic
Preis: 1,30€
Seiten: 55

Ich habe schon oft die schwarzen classic-Ausgaben des Penguin-Verlages im Netz gesehen, doch selbst nie eines besessen. Als ich in Wien in einer Buchhandlung war, konnte ich deswegen keinen Schritt an einem Aufsteller mit den berühmten schwarzen Bänden machen. Als ich dann auch noch die frühen Novellen von Jane Austen entdeckte, war schnell klar, dass auch mir nun eines der schwarzen Büchlein gehören würde. „The beautifull Cassandra“ ist eine kleine süße Sammlung, die kurzweilige Unterhaltung bietet, an die man aber auch nicht zu viele Ansprüche haben sollte.

'She has many rare and charming qualities, but Sobriety is not one of them.'
A selection of Austen's dark and hilarious early writings - featuring murder, drunkenness, perjury, theft, poisoning, women breaking out of prison, men forging wills and babies biting off their mothers' fingers...


Ich liebe die Bücher, die ich von Jane Austen gelesen habe, denn in ihnen wohnt ein charmanter und manchmal sarkastischer Witz. Diese schon damals emanzipierte Dame wusste genau, wie sie ihre reizende Gesellschaftskritik formulieren musste, um sie zu äußern, aber eben nicht negativ aufzufallen. Jane Austen war ein literarisches Genie, denn sie verfasste auf den ersten Blick oberflächliche Heiratsgeschichten, welche erst auf den zweiten Blick zu wahren Meisterwerken der Gesellschaftsgeschichte werden. Aber kann man diese hohen Maßstäbe auch auf die Novellen aus ihrer Jugend anwenden? Wohl kaum.
Aber das tat ich auch nicht. Insgesamt besteht „The beautifull Cassandra“ aus sechs Texten, die sich zum Teil stark voneinander unterscheiden. Mit den ersten beiden Kurzgeschichten mit den Titeln „Jack and Alice“ und „Henry and Eliza“ konnte ich nicht wirklich viel anfangen, was verschiedene Gründe haben mag. Ich habe bereits zuvor einen Austen-Roman auf Englisch gelesen und gemerkt, wie schwer dieses Unterfangen ist. Schon in der Muttersprache ist es nicht immer leicht, Austens Absichten zwischen den Zeilen herauszulesen. Aber in Austens Muttersprache? Eine Sprache aus dem ausgehenden 19 Jahrhundert bietet noch ganz andere sprachliche Probleme, als heutiges Englisch. Und auch wenn ich im Lesen des Englischen inzwischen relativ geübt bin, muss ich zugeben, dass Austens Jugendstil mir durchaus Schwierigkeiten bereitete. Das habe ich in den ersten beiden Geschichten stark gemerkt. Den Kern der Geschichten zu erfassen fiel mir daher schwer und so konnte ich nur an manchen Stellen schmunzeln. Die Spannung fehlte mir zusätzlich.
Die Geschichte mit dem Titel „The beautifull Cassandra“, nach dem die Novellensammlung benannt ist, ist skurril und interessant. Sie geht über gerade einmal drei Seiten und besteht dennoch aus 12 Kapiteln, die mich höchst amüsiert haben. Die Erzählart ist frisch und unkonventionell und daher irgendwie witzig. Dieser kurze Text gefiel mir am besten, auch weil er so ungewöhnlich ist. Die abschließenden drei Texte sind fiktive Briefe, bei denen das Verständnis immerhin klar ist. Da sie aber relativ zusammenhangslos sind, ist auch hier die Unterhaltung nur kurzweilig. Gerade der letzte Brief hat es aber in sich und konnte glänzen.
Insgesamt ist die Mischung der sechs Texte wirklich interessant und lesenswert, man sollte aber keine allzu hohen Erwartungen an dieses gerade einmal 55 Seiten umschließendes Buch haben. Des Öfteren bin ich über den Stil von Austen gestolpert. Nicht umsonst hat sie auch ihr Schreiben mit dem Alter reifen lassen. Man merkt den Texten durchaus die Jugendlichkeit und auch Frische an. Manchmal fehlte mir aber auf jeden Fall der Spannungsmoment. Insgesamt sind die Texte ganz nett, können aber mit ihren späteren nicht mithalten. Für einen Nachmittag Unterhaltung ganz nett, durch den Stil aber auch ein bisschen anstrengend.



„The beautifull Cassandra“ ist ein Buch, das sich für Austen Fans durchaus lohnt. Ist man aber keiner davon, braucht man die Novellen nicht zu kennen, da man in ihnen nicht allzu viel finden wird. Die Texte sind zum Teil etwas langatmig, andere wiederum skurril und lustig. Ich wurde nett unterhalten und freue mich, das Buch in meine Sammlung aufzunehmen, konnte den meisten Geschichten aber nicht allzu viel abgewinnen. Ich vergebe 3 Spitzenschuhe für diese literarischen Anfänge der Meisterin.


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