3. August 2018

Rezension: "Es soll Liebe sein" von Kate Saunders



Titel: Es soll Liebe sein
Autor: Kate Saunders
Verlag: Fischer
Preis: 7,95€
Seiten: 416


Vor vielen Jahren begann meine „Viellesephase“. Ich entdeckte das Lesen für mich und las langsam aber sicher alle meine Bücher weg. In dieser Phase war es mir beinahe schon egal, was ich für Bücher bekam, ich las sie einfach. Und zu der Zeit überließen mir einige Freunde Bücher, die sie nicht mehr haben wollten. Eines dieser Bücher war „Es soll Liebe sein“, das mich vom Klappentext her ansprach und sicherlich ganz nett wäre. Über die Zeit sammelten sich aber immer mehr Bücher, ich begann zu bloggen, entwickelte andere Lesevorlieben und mein SuB wuchs. Eines meiner ältesten SuB-Bücher ist genau dieses „Es soll Liebe sein“ und daran wurde ich vor wenigen Tagen erinnert. Seit mehr als 5 Jahren stand das schnuckelige Büchlein ungelesen in meinem Regal – und damit war jetzt Schluss. Ich nahm die quirlige Verkupplungsgeschichte zur Hand und hatte unterhaltsame Stunden mit Cassie, Fritz und Ben. Zwar ist die Handlung im Allgemeinen mehr als voraussehbar, aber dennoch wirklich amüsant.

Ben und Frederick sind charmant, gutaussehend und völlig unwiderstehlich. Leider sind sie auch unordentlich, jeglicher Arbeit abgeneigt und komplett nutzlos. Cassie dagegen ist sehr organisiert – bei Job, Freund, Karriere. Sie kennt die Jungs schon seit ihrer Kindheit. Die Mutter der beiden, Phoebe, erfährt, dass sie nicht mehr lange zu leben hat. Sie bittet Cassie, für ihre Söhne passende Ehefrauen zu suchen. Cassie kann Phoebe diesen letzten Wunsch nicht abschlagen. Aber wie soll sie ihre anspruchsvollen Freundinnen davon überzeugen, es mit Ben und Frederick zu probieren? Und warum hat sie das dumme Gefühl, bei ihren Kuppelversuchen etwas Wichtiges zu übersehen?

Wer zu „Es soll liebe sein“ greift, erwartet nicht, dass das Rad neu erfunden wird. Und das wird es auch nicht. Der Klappentext klingt amüsant und unterhaltsam und beides sind Attribute, die man diesem Buch auch zuschreiben muss.
Der Einstieg fiel mir wahnsinnig schwer. Ich hatte Probleme mit dem Schreibstil und fand die Ausführungen sehr langatmig. Nach 50 Seiten war ich noch immer nicht vom Buch überzeugt. Das kann daran gelegen haben, dass die beiden Junggesellen, um die es im Buch hauptsächlich geht, erst nach mehr als 70 Seiten auftauchen. Durch die beiden wird vieles spritziger. Doch ich greife vorweg. Erzählt wird die Geschichte von Cassie, die auch als Ich-Erzählerin fungiert. Zum Teil spricht sie den Leser direkt an und kommuniziert mit ihm. Es hat den Anschein, als wenn Cassie die Geschichte viele Jahre später zu Papier bringt und deswegen manche Geschehnisse auch aus einer anderen Perspektive bewertet. Gerade zu Anfang, als Cassie in ihre Welt einführt, fand ich die Geschichte wahnsinnig anstrengend und dröge. Es dauert ein bisschen, bis man mit der fidelen Cassie warm wird. Das kann aber auch den Grund haben, dass Cassie zu Beginn des Buches nicht immer sie selbst ist. Cassie ist eine fleißig arbeitende Frau, die ihren Beruf liebt und mit einem arroganten Spießer liiert ist. Natürlich ist dieser Spießer der „Richtige“ und sie ist überzeugt davon, ihn heiraten zu wollen. Also schleppt sie sich von einem klassischen Konzert zum nächsten, putzt ständig ihr Badezimmer, wenn Matthew kommt und kleidet sich nicht einmal ihren eigenen Vorlieben entsprechend. Aber dass das alles gar nicht zu ihr passt, merkt sie nicht. Sie ist nur natürlich, wenn sie bei Phoebe ist. Phoebe ist quasi Cassies Ziehmutter, die diese Rolle übernahm, als ihre eigenen Eltern dazu nicht in der Lage waren. Deswegen sind die beiden Darling-Jungs auch so etwas wie ihre Brüder. Cassie vergöttert Phoebe und wer könnte das nicht? Die Frau, die hier dargestellt wird, ist wohl das liebste Wesen auf der Welt. Ich habe Phoebe sofort ins Herz geschlossen. Ihre Art ist liebenswert und herzlich und dennoch durchsetzungsstark. Es ist von Anfang an klar, dass Phoebe am Ende des Buches nicht mehr leben wird und das macht die Grundstimmung manchmal sehr traurig. Insgesamt sorgt es dafür, dass die richtigen Werte Einzug in die Geschichte finden. Zusammenhalt und Familie sind zentrale Themen. Untergebracht sind diese in eine amüsante Verkupplungsgeschichte mit witzigen Figuren. Vieles wird in diesem Roman sehr überspitzt dargestellt und dazu gehören auch einige Charaktere. Ich glaube nicht, dass alle so richtig realistisch sind, aber in diesem Buch funktionieren sie sehr gut. Fritz und Ben sind beide sehr liebenswert. Sie haben künstlerische Berufe, was heißt, dass sie die meiste Zeit arbeitslos sind. Allgemein haben sie viele Schwächen, doch ihre größte Stärke ist ihre Liebe zu ihrer Mutter und deswegen machen sie diese ganze Sache auch mit. Bevor sie stirbt, wollen sie sie noch einmal glücklich machen. 
Die Grundidee ist klar: Cassie versucht für Ben und Fritz Frauen zu finden, um Phoebe glücklich zu machen. Nebenbei verkuppelt sie so allerhand anderer Paare, nur sich selbst nicht. In diesem Buch passiert wirklich viel und es gibt kleine Nebenhandlungen. All das ist sehr unterhaltsam und die Figuren passen toll zur Geschichte (, wenn manche eben auch sehr gekünstelt wirken). Das größte Manko des Buches ist aber seine Voraussehbarkeit. Was beispielsweise mit Matthew los ist, hat jeder Leser vor Cassie erkannt und in wen sich Ben verliebt, ist auch mehr als offensichtlich. Auch das große Ende weiß man spätestens in der Mitte des Buches. Es gibt kleine Überraschungen, doch insgesamt glänzt das Buch nicht mit unerwarteten Wendungen. Aber irgendwie fand ich das okay. In „Es soll Liebe sein“ stehen andere Dinge im Vordergrund. Und überrascht hat mich schon, dass mich das Buch berührt hat. Als Phoebe nämlich wirklich stirbt, habe ich sehr lange geweint. Der Tod wird gut aufgearbeitet, aber ich wünschte mir in dem Moment wirklich, es gäbe eine solche Frau namens Phoebe. Neben Zusammenhalt, Familie und auch Trauer sind natürlich Freundschaft und Liebe weitere Themen, die das Buch behandelt. Die Themenvielfalt gefiel mir gut und spätestens nach den ersten 100 Seiten war ich auch absolut in der Geschichte. Sie ist unterhaltsam und bietet viel Humor, man muss allerdings damit leben können, das Ende zu erahnen. Was mich aber wirklich gestört hat und was ich auch nicht recht glauben kann, ist dass man in London so viel Wein trinkt. Eigentlich müsste ich das Buch noch einmal lesen und eine Strichliste machen, wie viele Flaschen Wein getrunken oder mitgebracht werden. Ich kann euch sagen, es sind zahlreiche. Es störte mich ein bisschen, dass Alkohol so präsent im Buch ist, aber ich glaube auch, dass die Autorin da nicht viel drüber nachgedacht hat. Der Stil von Kate Saunders ist anfangs nicht sehr gut, wird aber deutlich besser. Letztendlich hat sie eine unterhaltsame und romantische Komödie geschrieben und bringt den Leser mit ihrem Schreibstil durchaus mal zum Schmunzeln.


Ich habe es nicht bereut, dass ich „Es soll Liebe sein“ von seinem SuB-Schicksal erlöst habe. Es handelt sich um ein fröhliches und witziges Buch, das leider viel zu leicht zu durchschauen ist. Dennoch hat mir die Umsetzung gefallen und die Charaktere der Darlings und Phoebe machen es zu etwas Besonderem. Ich hatte Spaß mit dieser amüsanten Truppe und sage, "es sollen vier Spitzenschuhe sein".



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