13. August 2018

Rezension: "Goddess - Ein Diadem aus Reue und Glut" von Andreas Dutter


Titel: Goddess - Ein Diadem aus Reue und Glut
Autor: Andreas Dutter
Verlag: Impress
Preis: 4,99€
Seiten: 315


Klappentexte müssen ansprechen, damit Bücher gekauft und gelesen werden. Und wenn mich einer ansprach, dann definitiv der zu „Goddess – Ein Diadem aus Reue und Glut“ von Andreas Dutter. Ozeanien, Brautschau, ein Kampf um Leben und Tod – ich meine, hallo?! Ich finde, die Geschichte klingt bombastisch und tatsächlich hat sie viele tolle Seiten! Die Idee, das Konzept und die Protagonisten haben mich absolut überzeugt. Etwas zu chaotisch war mir die Umsetzung an manchen Stellen, so dass ich manchmal ins Stirnrunzeln kam. „Goddess“ ist ein rasanter und spannender erster Teil, in dem einiges zu schnell geht, der aber dennoch gut unterhält!

Laneas Leben verläuft nicht sonderlich erfolgreich, abgesehen davon, dass sie die beste Bogenschützin ihres Vereins ist. Ansonsten nerven ihre Adoptiveltern und sie fühlt sich nirgendwo zugehörig. Doch das ändert sich schlagartig, als eines Tages ein gut aussehender Typ namens Cliff vor der Tür steht und ihr offenbart, dass sie die Tochter der ozeanischen Vulkangöttin ist. Er als ihr Ausbilder soll sie auf die Brautschau für Hiro vorbereiten, den Sohn des Schöpfergottes. Dafür muss Lanea ein magisches Diadem finden, bevor die anderen Göttertöchter ihr zuvorkommen. Lanea lehnt dankend ab, doch da kommt der Haken: Wer das Diadem nicht findet, wird zu Staub zerfallen. Eine tödliche Reise um die ganze Welt beginnt…

Zuerst muss ich das Setting loben, das sich Andreas Dutter ausgesucht hat. Ozeanien ist ein Feld, das mich sehr fasziniert und mir in Büchern bisher noch nicht unterkam. Ich brachte wenig Vorwissen mit, doch die Thematik ist packend und interessant! So gelingt es dem Autor ein bisschen Mystik mit Historie zu vermischen und heraus kommt eine großartige Handlungsidee. Man kennt viele Göttergeschichten (siehe „Percy Jackson“, „Göttlich“ oder „Göttefunke“), doch noch nie habe ich von den ozeanischen Göttern in einem Jugendbuch gelesen und allein das fand ich richtig toll! Wir haben es also mit einer Göttertochter zu tun, die nicht weiß, dass sie eine ist. Nun gut, das ist nicht neu. Der weitere Handlungsverlauf ist aber auch klasse! Brautschau, Action und Kampf auf Leben werden toll vermischt und so entsteht eine unterhaltsame Geschichte. Der Haken an der Sache? Die Umsetzung ist manchmal nicht so glücklich. Vielleicht hatte ich auch einfach nur ein Problem mit Dutters Stil, doch ich finde, dass vieles viel zu schnell geht. Die Kapitel sind relativ kurz, was mir gut gefällt. So liest man noch schnell weiter und plötzlich ist man am Ende. Die Kapitel sind auch spannend, aber es gibt wichtige Handlungsentwicklungen, die in wenigen Sätzen geschehen und plötzlich hat sich alles geändert. So ist es auch mit der Einführung neuer Charaktere. Mir fehlte ein bisschen das Zeitnehmen und die Ruhe, die Geschichten zum Entwickeln brauchen. Der Autor setzt mehr auf Rasanz und Tempo, das allerdings gelingt sehr gut und gefällt sicher auch vielen Lesern. Insgesamt ist der Stil meines Erachtens etwas unausgereift und wenig ausschmückend. Letzteres ist Geschmackssache. Trotz meiner Meckerei kam ich schnell und fließend durchs Buch und ich finde auch, dass das manchmal etwas Ruppige gut zur Protagonistin passt.
Nun bin ich wieder bei positiver Kritik angelangt, denn Lanea finde ich durchaus gelungen. Sie ist eine Kämpfernatur, die in der Schule eher unbeliebt ist. Viel schlimmer noch ist ihre häusliche Situation und man muss wirklich mit ihr mitleiden. Sie hat viele Probleme und keinen Rückhalt in ihrer Familie. Ich will mir gar nicht vorstellen, dass es wirklich Familien gibt, die ihre Kinder so behandeln. In Lanea hat sich viel Wut angestaut, die erst abgebaut werden kann, als sie erfährt, dass sie eine Vulkangöttin ist. Bis dahin fand ich die Handlung übrigens sehr fließend und toll ausgearbeitet, erst danach wird es etwas chaotisch. Cliff, Laneas Ausbilder, taucht auf. Er ist sein sehr unkonventioneller, geheimnisvoller und auch gewalttätiger Typ und gerade deswegen fand ich ihn sehr gut gewählt. Er passt nicht ins klassische Konzept, weshalb er als männlicher Held einfach ideal ist! Wirklich niedlich ist auch Tucker, der Begleiter von Lanea und seinerseits ein Eichhörnchen. Tucker ist wirklich süß, aber sein Potenzial wurde keinesfalls ausgeschöpft. Er spielt immer nur eine Nebenrolle, taucht mal auf und ist dann wieder weg. Er hat mit einer sehr emotionalen Szene im Buch zu tun und diese hat mich sehr berührt, doch insgesamt hätte ich mir mehr von ihm gewünscht. Die Charaktere im Allgemeinen haben mir aber wirklich gut gefallen. Sie tragen die Geschichte und harmonieren sehr gut. Auch die Nebenfiguren sind gelungen, wie etwa Molly, der Göttersohn Hiro oder Laneas Familie. Etwas kurz kommen auch die anderen Göttertöchter, mit denen Lanea letztendlich kämpfen muss. Dieser Kampf ist total cool konzipiert, denn es handelt sich um eine Art Schnitzeljagd um das Diadem. Aber bei der Schnitzeljagd hätte ich mir ein bisschen mehr gewünscht. Die Hinweise waren immer sehr schnell entschlüsselt, obwohl sie gar nicht so offensichtlich waren. Ein bisschen mehr Gerate und Gerätsel hätte der Geschichte gut getan. Gerade die letzten Kapitel sind sehr spannend, aber auch hektisch. Das Ende kommt wahnsinnig abrupt und ich hätte den Autor wohl angeschrien, wäre er in der Nähe gewesen. Nun gut, das ging nicht. Aber jeder, der „Goddess“ auch nur ein klitzekleines Bisschen gemocht hat, ist einfach gezwungen, weiter zu lesen – und das wiederum hat der Autor ja wohl absolut richtig gemacht. Ich hätte aber so oder so weitergelesen, denn die Geschichte hat tolle Züge und viel Potenzial. Ich hoffe, dass der Autor im zweiten Teil weiterhin dem ozeanischen Thema treu bleibt, das sehr präsent und gut ausgearbeitet ist. Ein bisschen weniger Hektik und mehr Konsequenz wären allerdings toll, denn so wäre die Geschichte um die rebellischee Halbgöttin Lanea sicher noch besser.

Bei „Goddess – Ein Diadem aus Rache und Glut“ stimmen nicht nur Cover und Klappentext, sondern auch Inhalt und Figuren! Die Protagonisten Lanea und Cliff sind gut gelungen und auch die Nebenfiguren sind toll. Die Handlungsidee ist phantastisch, die Umsetzung hapert an der ein oder anderen Stelle. Hektik und Chaos sind in der Entwicklung der Geschichte keine Ausnahme und so passieren manche wichtige Dinge einfach zu plötzlich. Ich wurde dennoch gut unterhalten und runde meine Wertung auf vier Spitzenschuhe auf. Ich bin gespannt, wie es im ozeanischen Götterkosmos weitergehen wird.




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