5. August 2018

Rezension [Hörbuch]: "Wie Sterne so golden" von Marissa Meyer



Titel: Wie Sterne so golden
Autor: Marissa Meyer
Sprecher: Vanida Karun
Verlag: silberfisch (HörbucHHamburg)
Preis: 19,99€
Seiten: 576
Dauer: 969 Min.


Nachdem ich den ersten und zweiten Teil der Luna-Chroniken auch als Hörbuch verschlungen hatte, war Teil drei mit dem Titel „Wie Sterne so golden“ an der Reihe. Dieser Teil war schon immer mein Liebling der Reihe und deshalb freute ich mich sehr auf das Hören. Die Luna-Chroniken haben ihren ganz eigenen Zauber und Marissa Meyer hat es geschafft das klassische Märchen mit Science-Fiction Elementen zu etwas ganz Neuem zu machen. Mit jedem Buch taucht ein weiterer „Märchencharakter“ auf, der in die große Geschichte aufgenommen wird. In diesem Teil handelt es sich dabei um Cress, eine lunarische Programmiererin, in die sich jeder Hörer sofort verlieben muss. Allerdings kam ich erst spät so richtig in die Geschichte, was daran lag, dass ich mit wenig Konstanz hörte. Immer mal wieder ein Bisschen reichte einfach nicht, um in die Magie der Luna-Chroniken einzutauchen. Deshalb konnte ich dieses Hörbuch zwar wieder genießen, war aber erst zum Ende hin absolut überzeugt.

Seit ihrer Kindheit hat Cress die Erde nur aus der Ferne betrachten können. Unter strenger Aufsicht der bösen Königin Levana führt sie in ihrem Satelliten ein wenig abwechslungsreiches Leben. Doch immerhin hat sie sich mit den Jahren zu einer begnadeten Hackerin entwickelt und verschafft sich so Zugang zu Levanas geheimen Plänen. Da taucht plötzlich das Raumschiff von Cinder bei ihr auf, die ihr zur Flucht verhilft. Doch wird sie auf der Erde den Ritter in der glänzenden Rüstung finden, von dem sie immer geträumt hat?

Ich habe schon oft betont, dass ich Marissa Meyers Idee, wie auch Umsetzung der Luna-Chroniken grandios finde. Sie hat vier vollkommen eigenständige Märchen adaptiert und zu einer großen Geschichte gemacht. Alle vier Märchen stehen in ihrer jeweiligen Geschichte im Mittelpunkt und sind gleichzeitig Teil des großen Ganzen. Hätte ich die Reihe nicht bereits gelesen, würde ich kaum glauben, dass das so gut funktionieren kann. Doch das tut es. 
Als ich die Luna-Chroniken als Hörbuch begann, wusste ich, was mich erwartet. Allerdings hängt immer viel vom Sprecher ab. Der Silberfisch-Verlag, bei dem die Hörbücher in ungekürzter Fassung erschienen sind, hat sich Vanida Karun als Sprecherin ausgewählt. Sie hat eine ungewöhnliche Stimme, die mir anfangs fast piepsig erschien. Doch mit der Zeit gefiel sie mir in den ersten beiden Hörbüchern immer besser. Und das hat sich auch in Teil drei nicht geändert. Vanida Karun liest die Geschichte ruhig und in einem sehr angenehmen Tempo. Das wurde mir so richtig bewusst, als ich nach Beenden des Buches ein anderes Hörbuch anfing und der Sprecher absolut chaotisch und schnell sprach. Das tut Karun nicht. Man kann ich wunderbar folgen und sie verleiht der Geschichte mit ihrer Stimmvariation Leben. Ich liebe ihre Interpretation von Iko, aber auch von Captain Thorn. Sie verstellt ihre Stimme markant und schafft so für viele Charaktere ganz individuelle Stimmen. Das ist sehr abwechslungsreich und macht das Hören spannend. Meiner Meinung nach spricht Karun die Geschichte wahnsinnig gut und passend. Ich glaube zwar auch, dass vielen die Tonlage ihrer Stimme nicht ganz gefällt, ich gehöre aber nicht dazu. Durch die Abwechslung der Stimmen entstehen Gespräche, wie in einem Hörspiel, so dass man das Geschehen des Hörbuchs richtig vor Augen hat. 
Natürlich sorgt auch der gute Stil von Marissa Meyer für den Fluss der Geschichte. Sie schreibt sehr bildhaft und detailreich, gleichzeitig aber verträumt und romantisch. Es gibt Liebe und Action und insgesamt passiert in „Wie Sterne so golden“ sehr viel. Das liegt auch daran, dass es mit Fortlaufen des Buches immer mehr Schauplätze gibt. Schließlich sind die Handlungen der einzelnen Bücher fast unabhängig voneinander, bevor alle Geschichten aufeinander treffen. So gibt es immer wieder Wechsel der Perspektiven und Änderungen der Handlungsorte. Am Ende dieses Buches laufen beinahe alle Handlungsstränge zusammen, aber eben nur beinahe. Verwirrt ist der Leser/ Hörer dennoch nie, denn man behält die Übersicht. Die Handlung ist immer spannend und abwechslungsreich. Am Ende der Kapitel will man unbedingt wissen, wie es weiter geht, dann blendet die Geschichte aber woanders hin und am Ende von dieser will man wieder unbedingt dort bleiben, bevor die Handlung eben wieder wechselt. Es ist ein sehr schönes Gefühl, dass beinahe alle Handlungsabschnitte gleichspannend sind.
Die Charaktere sind wieder überdurchschnittlich gut gelungen. Cress ist die Hauptfigur dieses Buches, obwohl Cinder ebenfalls Protagonistin bleibt. Nur Scarlet muss in diesem Buch etwas kürzer treten. Cress ist ein so liebevoller und wunderbarer Charakter. Sie war ihr Leben lang allein, was sie ein bisschen merkwürdig, aber so liebenswert gemacht hat. Ihre Monologe sind witzig und süß. Ich mochte sie immer schon sehr. Auch Cinder gefällt mir inzwischen besser, als zu Beginn. Die Männer sind sowieso toll. Fand man Kai im ersten Teil schon gut, muss er von Wolf und Thorn überstrahlt werden. Thorn ist in diesem Teil eine Art Held und es gefiel mir gut, dass er so in den Vordergrund rückte. Insgesamt ist das Figurenkonstrukt absolut gelungen, auch die Bösewichte erfüllen ihre Rolle wirklich gut.
Dennoch hatte ich so meine Probleme mit dem Hörbuch. Wie ich schon sagte, habe ich nicht sehr regelmäßig gehört und brauchte sehr lange. Wenn die Kontinuität fehlt, gelingt es auch dieser großartigen Geschichte nicht, den Hörer für sich zu gewinnen. Schließlich ist die Geschichte sehr groß angelegt und dementsprechend komplex. Diese Komplexität kann anstrengend sein, wenn man sich zu viele Pausen nimmt. Und das war bei mir der Fall. Ich kann euch also nur empfehlen, dieses Hörbuch in einem Fluss zu hören, statt alle paar Tage ein kleines Stück. Meines Erachtens kann das Buch nichts dafür. Es ist jedem schließlich selbst überlassen, wie schnell er es hört. Als ich wieder viel Zeit hatte, wurde das Buch in einem Rutsch gehört. Man merkt dann gar nicht mehr, wie die Stunden vergehen. Doch man muss sich eben Zeit nehmen, damit dieser Effekt eintritt. Ich freue mich jedenfalls sehr auf den Abschlussteil, denn dieser ist, obwohl als letztes gelesen, in meinem Kopf am wenigsten präsent.


Auch „Wie Sterne so golden“ kann dank der großartigen und komplexen Handlung, samt all seiner phänomenalen Figuren, zu einem wahren Hörgenuss werden. Voraussetzung dafür ist aber, dass man sich die Zeit nimmt, die die Geschichte braucht und mit ihr in ein neues Universum eintaucht. Hat man diese Zeit nicht, kann das Hören anstrengend und verwirrend werden. Hat man sie aber, wird „Wie Sterne so golden“ den Hörer entführen und ihn zu einem Teil der Mannschaft um Cinder machen. Ich hatte viel Spaß mit der Geschichte und den Charakteren. Es gibt Spannung, Action, Liebe und Trauer. Es passiert wahnsinnig viel und deswegen darf man nur gespannt sein, wie das letzte Märchen Einzug in die Luna-Chroniken finden wird. Auch die Sprecherin liefert wieder eine sehr gute Leistung ab. Und deswegen vergebe ich 4,5 Spitzenschuhe.



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