10. April 2017

Rezension: "Elias & Laia - Die Herrschaft der Masken" von Sabaa Tahir


Titel: Elias & Laia - Die Herrschaft der Masken
Autor: Sabaa Tahir
Verlag: One (by Lübbe)
Preis: 16,99€
Seiten: 512

Es gibt alle paar Jahre Bücher, denen man sich einfach nicht entziehen kann, selbst wenn man es wollen würde. Diese Bücher gehen durch alle Medien, werden gehypet, diskutiert und oft auch angebetet. Man will gar nicht auf den Zug aufspringen, doch der Widerstand lässt nach. Und so greift man zu diesen ominösen Büchern. Das Tolle daran? Man wird eigentlich nie enttäuscht!
Für mich war „Elias & Laia – Die Herrschaft der Masken“ ein solches Buch. Das Thema, das Cover, die Kritiken: Alles sprach dafür, dass man dieses Buch kennen sollte. Also kam der Tag, an dem ich mich in die Geschichte der beiden verschiedenen, aber überaus sympathischen und ehrlichen Charaktere begab – und es, wie angesprochen, einfach nicht bereuen konnte. „Elias & Laia“ ist eine tiefgründige Geschichte mit viel Moral und einer besonderen Dosis Liebe. Nicht nur die klassische und wahre Liebe (, die ehrlich gesagt sehr kurz kommt), sondern vielmehr die Liebe zum Leben, zu seiner eigenen Seele und natürlich die Familienliebe. Eine berührende und spannende Geschichte: Großartig!


Klappentext


Wie überlebt man in einer Welt, in der Männer mit silbernen Masken jeden Tag den Tod bringen können? Wie kann man sich selbst treu bleiben, wenn die Herrschenden des Imperiums alles dafür tun, voller Grausamkeit ein ganzes Volk zu unterjochen? Elias und Laia stehen auf unterschiedlichen Seiten. Und doch sind ihre Wege schicksalhaft miteinander verknüpft.
Während Elias in der berühmten Militärakademie von Schwarzkliff dazu ausgebildet wird, als Elite-Krieger die silberne Maske der Macht voller Stolz und ohne Erbarmen zu tragen, muss Laia täglich die Willkür der Herrschenden fürchten. Als ihre Familie ermordet wird und ihrem Bruder die Hinrichtung droht, schließt sie sich dem Widerstand an. Als Sklavin getarnt, dringt sie in das Innerste von Schwarzkliff vor. Dort trifft sie auf Elias, den jungen Krieger, der eigentlich ihr Feind sein müsste ...

Meinung



Schon bevor ich mit dem Lesen begann, konnte die Autorin mich wahrlich berühren. Sie hat ein Vorwort verfasst, in dem sie ihre Gründe, das Buch zu schreiben, darlegt. Es hat den tiefgehenden Grund der Geschwisterliebe. Aber auch Politik und Ehrlichkeit spielen eine Rolle. Eine Botschaft des Kampfes. Und wenn man all diese Dinge, die Tahir im Vorwort schreibt, im Hinterkopf behält, dann wird einem vor Augen geführt, wie wahr das Grundgerüst von „Elias & Laia“ ist. Dieses Grundgerüst ist sehr gut und detailliert erarbeitet. Die Welt, die die Autorin erschafft ist sehr authentisch und glaubhaft. Ein Imperium, das regiert wird. Ein Volk, das unterjocht wird. Eine Elitearmee, die für seine Gnadenlosigkeit bekannt ist. Eine kleine Gruppe von Menschen, die sich wehren will und dabei selbst nicht immer zu den richtigen Mitteln greift. Dazu eine kleine Prise der orientalischen Welt, samt all ihrer Geschichten und Mythen. Und schon befindet man sich mitten in Serra, der Stadt der beiden Protagonisten. Die Autorin schreibt mit Liebe zum Detail. Die Beschreibungen werden nicht langatmig, aber sie sind lang genug, damit das Kopfkino beginnt. Wie schon erwähnt, wird die Welt genau dadurch so lebendig und glaubhaft.
Was mir an diesem Buch so unglaublich gut gefiel, ist die Trennung der beiden Charaktere und die unvorhersehbare Handlung. Immer, wenn ich dachte, dass die logische nächste Szene so und so aussehen müsste, überraschte das Buch mich. Es kam ganz anders und Wendungen traten ein, mit denen ich niemals gerechnet hatte. So ist das Buch absolut spannend gehalten und sehr abwechslungsreich. Hinzu kommt der tolle rote Faden. Anfangs dachte ich, dass Laia nach Schwarzkliff kommen würde, Elias trifft, die beiden verlieben sich und er rettet sie irgendwie. Aber weit gefehlt. Die beiden und das, was zwischen ihnen steht, ist niemals der Handlungsfokus. Vielmehr schreiben beide ihre eigene Geschichte, in der der jeweils andere vorkommt. Doch nicht etwa, weil sie unsterbliche Liebe verbindet, sondern vielmehr wegen einer gewisse Grenze, einem Vorurteil. Natürlich hat Laia eine besondere Bedeutung für Elias. Er fühlt sich zu ihr hingezogen. Doch wirklich romantisch wird es selten. Vielmehr führt Laia ihm vor Augen, was wahre Freiheit ist und die Bedeutung der eigenen Seele und des eigenen Kampfes. Elias hingegen ist für Laia das Symbol des Imperiums – des Schreckens, der Gewalt, der Grausamkeit. Er ist eine Maske, also die schlimmste Art von Mensch, die es nur geben kann. Doch nur durch ihn kann sie lernen mutiger zu werden und für ihre Ziele zu kämpfen. Und natürlich gibt es da diese Anziehungskraft, die natürlich gar nicht da sein dürfte...
Die beiden Charaktere sind sehr interessant. Laia ist anfangs schüchtern, ängstlich und farblos. Doch in ihr steckt eine Kämpferin. Ich fand es sehr gut, wie Tahir ihren Wandel beschreibt, denn dieser geht sehr langsam von Statten. Laia wächst mich jedem Schritt. Sie geht in den Dienst der Kommandantin von Schwarzkliff und weiß, dass sie Schmerzen erleiden muss. Denn bei der Kommandantin überlebt eine Sklavin nicht lange. Für Laia ist diese Situation unbeschreiblich schrecklich, denn immer schon war sie frei. Doch nun wird sie unterworfen, muss gehorchen und aus ihren Fehlern lernen – denn ansonsten wartet der Tod. Laia beweist wahre Stärke und vor allem eines: Geschwisterliebe. Wie weit würden wir für unsere Geschwister gehen? Das fragte ich mich des Öfteren. Und ich hoffe sehr, dass auch ich so stark wäre, wie Laia es ist. Sie ist eine tolle Protagonistin. Sie bringt eine gewisse Ironie mit und weiß zu überzeugen.
Elias ist für mich aber der wahre Held der Handlung. Er ist der beste Schüler von Schwarzkliff, was einhergeht mit dem grausamsten Kämpfer überhaupt. Doch nicht nur sein Berufsstand heißt „Maske“, er trägt auch im wahren Leben eine, hinter der er sich versteckt. Denn er will dieses Leben nicht. Er will keine unschuldigen Menschen töten und nicht nach den Gründen fragen. Er will frei sein. Sehr früh teilt er dem Leser bereits mit, wie es in seiner Welt läuft:
„Aber Sicherheit ist eine Illusion, von der ich weiß, dass man ihr nicht trauen darf.“ (S. 19)
Elias muss misstrauisch sein, sein wahres Gesicht verstecken, sich verstellen. Und gleichzeitig will er er selbst bleiben – ein überaus schwieriges Unterfangen. Elias ist ein unglaublich starker Charakter und er eroberte mein Herz im Sturm. Wie Laia auch besitzt er einen gelungenen Humor. Ich musste so laut auflachen, als ich die folgende Passage las. Laia wurde schwer verletzt und hätte beinahe nicht überlebt. Elias konnte sie aus dieser Situation retten und macht sich nun Sorgen, ob er sie unauffällig besuchen könnte:
„Ich kann ihr etwas mitbringen, etwas Kleines. Blumen? Ich sehe mich auf dem Schulgelände um. In Schwarzkliff gibt es keine Blumen. Vielleicht schenke ich ihr einen Dolch. Hier gibt es reichlich davon, und der Himmel weiß, dass sie einen gebrauchen kann.“ (S. 370)
Wie urkomisch ist es bitte, dass ein Mann zuerst an Blumen und sofort danach an einen Dolch als Geschenk denkt?! Welch niedlicher Sprung – ist ja auch fast dasselbe. Herrlich. Welche Frau würde sich nicht über einen Dolch auf dem Küchentisch freuen, wenn ihr Mann ihn mitgebracht hat?!
Aber natürlich ist die Situation nicht vergleichbar und Laia könnte wirklich einen solchen Dolch gebrauchen.
Es gibt noch viele weitere Charaktere, die einen genaueren Blick wert wären. Etwa Helena, Köchin, Izzy, Kinan, Mazen, die Kommandantin oder Marcus. Über jeden einzelnen könnte ich noch seitenlang schreiben, aber ich sollte zum Ende kommen. Nur ein paar kurze Worte. Helena ist Elias beste Freundin und sieht nicht alles wie er. Sie ist die perfekte Maske und sie kämpft an Elias Seite in den vier Prüfungen der Auguren. Denn das ist eigentlich die Handlung des Buches. Ein neuer Imperator soll ausgerufen werden und die Auguren – eine Art allwissende Truppe, die nicht sterben kann und Prophezeiungen raushaut – bestimmen vier Anwärter. Diese vier Anwärter müssen vier Prüfungen bestehen – auf Leben und Tod. Wer diese gewinnt, wird neuer Imperator. Das macht Helena und Elias zu Verbündeten und gleichzeitig zu Feinden. Diese vier Prüfungen sind unglaublich und weckten in mir sehr emotionale Reaktionen. Ich konnte nicht glauben, was ich las, als es zur dritten Prüfung ging. Also, Achtung! Das Buch ist zu einem gewissen Teil auch grausam! Es ist emotional! Es ist traurig! Es ist hart – wie das Leben. Und es ist gnadenlos – wie der Tod. Es geht um alles. 
Jede Nebenfigur fügt sich sehr gut in die Handlung und erzählt eine wichtige Geschichte. Ich fand in diesem Buch wirklich nichts überflüssig. Der Schreibstil ist toll und man kann sehr gut erkennen, ob gerade Laia oder Elias erzählt. Beide haben einen anderen Stil, eine andere Art zu erzählen. Die Kapitel sind immer im Wechsel verfasst. Und eigentlich will man immer bei der Sicht bleiben, wenn sie wechselt, weil es gerade so spannend ist. Mit diesem Wechsel macht die Autorin also alles richtig.

Fazit



„Elias & Laia – Die Herrschaft der Masken“ ist ein tiefgründiges, durchdachtes, spannendes und emotionales Buch. Die Geschichte und deren Moral sind transparent und einfach großartig. Dieses Buch vermittelt eine Botschaft, verpackt in eine tolle Jugendbuchreihe, die sicher sehr spannend weitergehen wird. Liebe spielt eine große Rolle. Aber Liebe auf jedwede Art. Elias und Laia haben noch so viel Potenzial und ich bin sehr gespannt, was Sabaa Tahir mit den beiden noch alles anstellen wird. Von mir bekommen sie starke fünf Spitzenschuhe und eine große Portion Glück für das Gelingen ihres anstehenden Abenteuers. Denn ich freue mich sehr auf Band zwei!



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