Titel: Königsblau
Autor: Julia Zieschang
Verlag: Dark Diamonds
Preis: 4,99€
Seiten: 325
Während meiner Kindheit habe ich irgendwann einmal etwas von
der Geschichte von „König Blaubart“ gehört. Über den genauen Handlungsablauf
wusste ich nicht mehr viel, doch eine Sache kann man wohl nicht vergessen: Den
frauenmordenden Blaubart selbst. Das Märchen stammt aus Frankreich und wurde
zigmal adaptiert. So auch von Julia Zischang in ihrem neuen Buch „Königsblau“. Das
Cover ist düster und geheimnisvoll und der Klappentext hat mich sofort
überzeugt. Für Märchen bin ich immer zu haben und „Blaubart“ ist doch noch
relativ unbetastet im Vergleich zu Märchen wie „Die Schöne und das Biest“ oder „Cinderella“.
Die Autorin hat einen wirklich traumhaften Job gemacht, denn sie paart die
bekannte Geschichte mit einer zweiten, ebenso märchenhaften Handlung. So
bekommen wir in „Bluebeard“ gleich zwei Parallelgeschichten geliefert, die
natürlich zusammenhängen, die einen dadurch aber auch immer wieder überraschen
können. Märchenelemente, ein toller Stil und eine düstere Kulisse bilden ein
sehr empfehlenswertes Ganzes!
Ihr Leben lang hat Rosalie gehofft, nie an der königlichen
Brautwahl ihres Landes teilnehmen zu müssen. Denn nichts fürchtet sie mehr, als
dass die Entscheidung des Mannes mit den königsblauen Haaren und der eisigen
Ausstrahlung auf sie fallen könnte. Doch als genau das geschieht, befindet sie
sich plötzlich hinter den dicken Mauern einer Festung, die ebenso viele Rätsel
aufwirft wie der Mann, der sich in ihr verbirgt…
Als ich den Klappentext zuerst las, musste ich beim ersten
Satz natürlich an Bücher wie „Selection“ oder „Die vierte Braut“ denken. Aber
weit gefehlt. Es geht keinesfalls um die „Brautschau“, denn diese wird bereits
im ersten Kapitel abgehandelt. Es geht um so viel mehr! Der Klappentext ist ein
wenig fehlleitend, denn meiner Meinung nach kann man durchaus auf die Idee
kommen, dass Rosalie diejenige sein könnte, die Bluebeard ändert und ein wahres
Märchen entstehen lässt. Schon nach kurzer Zeit wird aber klar, dass niemand
Bluebeard ändern kann und er das personifizierte Böse ist. Wovon im Klappentext
gar nicht die Rede ist, ist Claires Geschichte. Dabei ist diese mindestens
genauso wichtig, wie die von Rosalie. Julia Zieschang erzählt in diesem Buch im
ständigen Wechsel. „Königsblau“ hat zwei Protagonistinnen und das sind eben
Rosalie, aber auch Claire. Beide kennen sich nicht und dennoch sind ihre
Geschichten miteinander verwoben. Claire ist die Prinzessin des Landes, die
verflucht wurde und deswegen wie ein altes Mütterchen aussieht, das nur von der
wahren Liebe erlöst werden kann. Ihr merkt schon, wie haben es hier mit einem
wahren Märchen zu tun. Flüche, Prinzessinnen, das Böse – all diese Elemente
sind sehr wichtig. Und welches fehlt noch? Natürlich: die Liebe. Denn das ist
das wahre Motiv hinter der Geschichte. Rosalie muss zu Blueberad gehen, wird
von ihrer Familie getrennt und lebt von nun an in Angst und Schrecken. Alles im
Schloss ist merkwürdig und grausam. Doch was sie nicht weiß, ist, dass ihr
Bruder Ric sie befreien will. Wahre Familienliebe. Er macht sich auf die Suche nach ihr, denn
natürlich ist auch ihm bekannt, dass keine von Bluebeards vorherigen Ehefrauen
wieder gesehen wurde. Auf seinem Weg begegnet er Claire. Diese lebt
abgeschieden in einem Haus in den verschneiten Bergen. Doch sie ist nicht
allein, denn die letzten vier Blumenelfen leben bei ihr. Magische kleine Wesen,
die jeder Leser sofort ins Herz schließen muss. Die quirlige Poppy versucht
Claire immer wieder zu zeigen, wie liebenswert sie ist, denn diese hat sich
beinahe schon aufgegeben. Claire beschließt Ric zu helfen und gemeinsam machen
sie sich auf, Rosalie zu retten. Doch dieser läuft die Zeit davon. Denn
Bluebeard hat ihr bereits den ominösen Schlüsselbund überlassen, mit dem
Hinweis den kleinsten und simpelsten Schlüssel auf keinen Fall zu benutzen…
Es gibt vieles, was an diesem Buch einfach richtig toll ist! Zum einen finde
ich desnHandlungsaufbau einfach nur klasse. Man liest zuerst ein Kapitel von
Rosalie mit einem Hinweis von „Zwei Monate zuvor“ oder Ähnliches und danach
folgt immer eines von Claire, das mit „Jetzt“ betitelt ist. So schafft die
Autorin einen Spannungsbogen, der ganz offensichtlich gegen die Zeit läuft. Man
kann sich nach jedem Kapitel kaum entscheiden, welche Geschichte denn nun
spannender ist. Nach einer Weile kristallisierte sich Claire als meine
Favoritin heraus und das hatte ich anfangs gar nicht erwartet. Aber die zarte
Liebesgeschichte zwischen Ric und Claire ist einfach wunderschön. Die Reise,
die die beiden bestreiten, wird toll geschildert und ist abenteuerhaft.
Außerdem sorgt ihre kleine Begleitung Poppy immer wieder für niedliche Momente
und weiß genau den richtigen Grad zwischen Ermutigung und Zurückhaltung an den
Tag zu legen.
Bei Rosalie herrscht deutlich das Motiv der Angst und Dunkelheit
vor. Das düstere Schloss, mit nur wenigen Angestellten, der blutliebende Bluebeard,
all die Geheimnisse und die Grausamkeit. Man gruselt sich schon manchmal ein
bisschen. Aber auch hier gibt es einen Ausblick – Will. Denn auch für Rosalie
wurde für eine Liebesgeschichte gesorgt. Ich muss allerdings sagen, dass ich
dem Stallburschen irgendwie nie ganz vertraut habe. Die Liebesgeschichte
zwischen den beiden fand ich deutlich schwächer als die zwischen Ric und Claire.
Mich konnten die beiden in Bluebeards Nähe einfach nicht so fesseln. Die
tragenden Figuren waren für mich einfach Claire und Ric und sie bringen sie
Geschichte auch ordentlich voran. Natürlich ist auch die Figur des grausamen
Blueberads sehr interessant. Es gefiel mir gut, dass er so gar nichts Gutes in
sich hatte. Das hatte noch mal einen tollen Märcheneffekt.
Der Stil von Zieschang ist fließend und fügt sich sehr schön in diese
Märchengeschichte. Sie beschreibt die Orte gut und hat ein Händchen für die
romantischen Momente – jedenfalls bei Claire und Ric. Mir hat die Kulisse sehr
gut gefallen und auch das Motiv der Magie wurde toll verarbeitet! Des Weiteren
spielt die Autorin mit den Gefühlen des Lesers. Am Ende war ich kurz vorm
Weinen, weil die Geschehnisse so traurig waren. Und dann war ich wieder überglücklich,
weil alles so schön war. Es ist ein Wechselbad der Gefühle…
Im Grunde finde ich dieses Buch großartig. Etwas schwächer war wie gesagt die
zweite Liebesgeschichte. Gut umgesetzt wurde auch das Finale. Aber auch hier
habe ich noch einen kleinen Kritikpunkt. Der abschließende Kampf mit Bluebeard
kommt keinesfalls im letzten Kapitel vor. In meinen Augen schloss der Kampf mit
einem Satz, der mir weismachte, es sei doch noch nicht vorbei. Kann man bei
solch magischen Büchern ja nie wissen. Dass das Buch dann noch zwei weitere
Kapitel geht, hat mich etwas verwirrt. Doch eigentlich nimmt die Autorin sich
lediglich die Zeit für ein richtig schönes Happy End. Und das sei im Märchen
verziehen!
Julia Zieschang hat mit ihrer Märchenadaption eine so schöne
Geschichte geschaffen, so dass ich „Königsblau“ absolut empfehlen kann. Die typischen
Märchenmotive wie Gut und Böse, die Liebe, Familie und Magie spielen eine große
Rolle. Aber das Buch hat durchaus auch moralische Züge. Die Figuren sind alle
sehr gut gelungen und für jeden ist sicher eine potenzielle Liebslingsfigur
dabei. Ich habe meine in Ric und Claire gefunden. Wobei ich auch Poppy sehr
geliebt habe. Der Stil ist flüssig und angenehm und so schafft es die Autorin
den Leser in ihre Welt zu entführen. Wegen kleiner Schwächen ziehe ich einen
halben Punkt ab und komme auf 4,5 Spitzenschuhe für das schöne und teils auch
düstere Märchen.
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