Titel: This love has no end
Autor: Tommy Wallach
Verlag: cbj
Preis: 14,99€
Seiten: 320
Mit wenigen Erwartungen an ein Buch zu gehen, kann manchmal
die beste Entscheidung überhaupt sein. Denn nur so können grandiose
Überraschungen auf den Plan treten, die man nun wirklich nicht erwarten konnte.
So verhielt es sich bei mir mit dem Buch „This love has no end“ von Tommy
Wallach. Ich dachte mir „Ach, sieht ganz hübsch aus, klingt nett – lese ich mal“.
Aber von der ersten Seite an spürte ich, dass es sich hier um eine besondere
Geschichte handelt. Des Öfteren liest man über dieses Buch „anders als erwartet“
und das ist es wirklich. Aber ich habe rein gar nichts erwartet und deswegen
war ich so baff. Für mich ist „This love has no end“ das bisherige
Überraschungshighlight des Jahres. Ein ungewöhnlicher Protagonist und ein damit
einhergehender komplett ungewöhnlicher Stil, eine tolle, aber sehr fiktive
Geschichte und Entwicklungen, die dem Leser den Atem rauben. Ich kann dieses
Buch aus vollstem herzen empfehlen!
Als Parker in einer Luxushotellobby dem faszinierenden
Mädchen Zelda begegnet und sie um ein obszön dickes Banknotenbündel
erleichtert, ist es vorbei mit seiner Unsichtbarkeit. Denn eigentlich hat er
die Kunst perfektioniert, niemandem aufzufallen. Doch die silberhaarige Zelda
sieht ihm mitten ins Herz. Und so lässt Parker sich mit ihr auf eine
hochriskante Wette ein. Die wird sie beide in einem atemberaubenden Wirbel
durch die Nacht tragen, sie werden der Liebe begegnen, dem Glück über den Weg
laufen, dem Tod ins Auge schauen und erkennen, was ihnen ihr Leben wert ist.
Zugegeben, der Klappentext erinnerte mich stark an „Dieverrückteste Nacht meines Lebens“, aus dem cbt Verlag, aber das Buch mochte ich
sehr, also ging es los. Ich erwähnte schon, dass meine Erwartungen gering
waren. In letzter Zeit lese ich mir unmittelbar vor dem Lesen eines Buches
übrigens nicht einmal mehr den Klappentext durch. Hier hätte mich das sicher
auch irritiert, denn die Geschichte ist so vollkommen anders, als es durch den
Klappentext suggeriert wird.
Das Buch beginnt einfach toll und ebenso ungewöhnlich. Für mich sprach aus
jeder Zeile die reinste Authentizität, auch wenn man im Allgemeinen über diese
streiten kann. Aber von vor: Wir lernen sofort den Protagonisten und gleichzeitig
auch den Ich-Erzähler Parker kennen. Parker ist Latino und ein ziemlich cooler
Kerl. Erst nach ein paar Kapiteln kommt seine Ungewöhnlichkeit ans Licht. Denn
zuerst hat man den Eindruck, als wenn das kluge Kerlchen nur in einem Hotel
sitzt, um zu stehlen und sich damit den Lebensunterhalt zu verdienen. Aber
dieser Junge hat ein Herz – und was für eins. Und er hat es alles andere als leicht in seinem Leben. Denn er kann nicht sprechen. Also, er konnte es
einmal. Aber ein Schicksalsschlag nahm ihm sozusagen die Sprache und deswegen
schreibt er nur – wenn er denn überhaupt mit jemandem „reden“ will, denn er
lebt zurückgezogen ohne richtige Freunde oder Ziel im Leben. Und dann kommt
Zelda. Die wunderschöne und ungewöhnliche Zelda mit den silbernen Haaren. Dass
dieses Mädchen nicht ganz normal ist, wird schnell deutlich. Sie wird von einer
„perfekten Traurigkeit“ umgeben, wie Parker es beschreibt. Parker gibt ihr das
Bündel Geldscheine zurück, das er gestohlen hat. Im Gegenzug entscheidet sie
sich dafür, all das Geld zu seinen Gunsten auszugeben und danach möchte sie ihr
Leben beenden. Klingt verrückt? Ist es sicher auch. Aber so beginnt ein dreitägiges Abenteuer, das mich vollkommen in seinen Bann zog.
Die Konstellation, die Wallach erschafft, ist außergewöhnlich. Paker ist so ein
toller Typ, dass auch ich das Bedürfnis hatte, ihm zu helfen. Als Protagonist
ist er klasse und ungewöhnlich zugleich. Er hat seine Fehler, eine ganze Menge
davon, hat den richtigen Mitleidsbonus, ist mit seiner Situation aber nicht unzufrieden.
Dass er mehr will, merkt er erst durch Zelda. Er schreibt nicht nur, um zu
kommunizieren, er schreibt auch Geschichten. Diese Geschichten sind manchmal
Teil des Buches und durch eine davon beginnt die Beziehung zwischen Zelda und
Parker überhaupt erst. Es handelt sich eigentlich immer um Märchen,
das zumeist viele düstere Seiten haben. Ein wenig nach dem Vorbild von Hans
Christian Andersen. Aber diese Geschichten sind toll. Der Stil von Wallach,
oder soll ich sagen Parker, ist so ungewöhnlich. Obwohl man es kaum glauben
kann, da Parker ja nicht spricht, besteht das Buch zu großen Teilen aus
Dialogen. Kursiv geschrieben sind dann immer die Teile von Parker, die er in
sein Notizbuch schreibt. Durch diese Dialogform fliegt man nahezu durchs Buch.
Und ich wollte einfach immer weiter lesen. Die Kapitel haben Titel, ultra
lustige Titel, und sie passen immer zum Kapitelinhalt. Die Kapitel sind im Übrigen
relativ kurz, zumindest die meisten. All das sorgt für den flüssigen Stil des
Buches, so dass man es einfach verschlingen muss. Außerdem ist das ganze Buch
toll durchdacht und das kommt erst so richtig am Ende heraus. Man ist die ganze Zeit hautnah mit dabei und fühlt sich fast beteiligt an der Geschichte. Toll!
Parker beginnt durch Zelda ein völlig neues Leben und das in kürzester Zeit.
Endlich macht er richtige Teenagererfahrungen und beginnt sich mit seinem
bisherigen Leben auseinanderzusetzen. Diese Entwicklung ist einfach klasse! Die
Werte aus dem Buch sind so schön und wichtig! Ich finde Parker poetisch und sehr
intelligent. Andauernd wollte ich mir Zitate merken, aber es wurden einfach zu
viele. Aber es stecken Lebensweisheiten in diesem Buch! Diese gehen auch
oftmals von Zelda aus.
Zelda spricht relativ früh einen Fakt aus, den man eigentlich nicht glauben
kann und so wird das Buch eben auch sehr fiktiv. Was mit einer Teenagerstory
beginnt, bekommt einen kleinen Sci-Fi Teil, oder eben etwas von Fantasy. Ich
habe im ersten Moment gestutzt, begann dann aber mich an die „Glaubensskala“
von Parker anzupassen – und am Ende war ich ebenso überzeugt wie er. Oft geht
es um die Themen Leben und Tod. Was macht das Leben lebenswert? – ist die
beherrschende Frage. Und ich finde, dass das Buch tolle Antworten darauf
liefert.
Ich hatte so viel Spaß mit Zelda und Parker und so wurde das Buch für mich zur
reinsten Freude. Aber es hat auch sehr traurige Seiten. Eine davon ist
unausweichlich. Das Buch spielt mit Emotionen. Es handelt vom ganz normalen
Leben und ist eben vollkommen unnormal. Man sollte den fiktiven Charakter des
Buches berücksichtigen, schafft man es aber, sich auf die Idee einzulassen,
lässt die Geschichte einen nicht mehr los.
Ich kann „This love has no end“ jedem ans Herz legen, der
ungewöhnliche Geschichten mit Herz und Humor liebt. Und dennoch darf der Humor
auch schwarz sein, denn manche Stellen sind thematisch düster, aber eben authentisch.
Ich würde Teile der Handlung als absolut wertvoll bezeichnen! Das Buch hat tolle
Figuren, viel Witz, eine Menge Abwechslung und trotzdem stellt es sich den
Härten des Lebens – und des Todes. Meine Liebe zu diesem Buch findet ebenfalls
kein Ende und deswegen vergebe ich fünf Spitzenschuhe!
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