Titel: Bad Boys & little Bitches
Autor: Andreas Götz
Verlag: Oetinger
Preis: 14,99€
Seiten: 272
„Bad Boys
and little Bitches“ – was für ein cooler Titel! Von Anfang an erregte
dieses Buch meine Aufmerksamkeit. Der Autor, Andreas Götz, ist mir gut bekannt,
denn ich liebe seine Jugendthriller. Was kann man also falsch machen, wenn man
ein Buch eines bekannten Autors liest, dessen Klappentext auch noch cool
klingt?! Nichts. Genau. Und trotz aller Unterhaltung und Steigerung innerhalb
des Buches konnte „Bad Boys and little Bitches“ mich am Ende nicht vollkommen
überzeugen. Zu gekünstelt manche Verhängnisse, zu unsympathisch einige
Charakterzüge. Für Fans von Intrigen genau das Richtige, für mich manchmal etwas
schwer auszuhalten. Unterhaltend, aber anstrengend.
Beste Freunde, ein Leben lang – das haben Lissy, Finn, Elif
und Leon sich geschworen. Leider haben sie nicht mit Vanessa gerechnet. Die
Neue in der Stufe wickelt alle um den Finger, da verblassen alte Schwüre. Schon
bald kennt sie selbst die dunkelsten Geheimnisse und jede verbotene Sehnsucht.
Aber wehe, man stellt sich gegen sie. Denn merke: Vanessa vergisst nichts und
sie verzeiht nie! Und sie weiß genau, wie sie jeden der Freunde vernichten
kann. Doch auf der Party des Jahres verliert sogar sie die Kontrolle…
Ich finde, Andreas Götz hat mit diesem Buch durchaus Mut
bewiesen. Die Ereigniskette ist sehr gut gelungen, ebenso wie der
Handlungsaufbau. Sich an ein Jugendbuch voller Intrigen und vielen
Handlungssträngen zu wagen, fordert meines Erachtens Mut und betrachtet man den
Roman nur nach diesen Kriterien, ist er super gelungen! Götz beweist Gespür für
Verstrickungen und Charakterentfaltungen. Das Dunkle kommt erst später ans
Tageslicht, doch jeder der Charakter hat seine Geheimnisse. Und das macht die
Handlung von Anfang an interessant. Doch leider fehlte mir jeglicher Bezug.
Als Leser lernt man die „Bad Boys and little Bitches“, die sich in ihrer
Whatsappgruppe so nennen, als Vierergespann kennen. Zusammen harmonieren sie
sehr gut! Jeder einzelne hat seine Macken und wird gerade dadurch sympathisch.
Als Gruppe fand ich Lissy, Elif, Leon und Finn wirklich super. Doch allein
werden sie schnell unsympathisch. Wie erwähnt hat jeder der vier Schicksalsschläge
erlitten oder andere Probleme. Diese sind ganz verschieden und können auch
tatsächlich im Teenageralter vorkommen. Bestimmt kann sich eine Abiturientin in
einen Lehrer verlieben oder ein anderer sich in Liebe hineinsteigern, dass es
wahnsinnig erscheint. Aber all die einzelnen Probleme sind für ein Buch doch
ganz schön viel und wirken daher konstruiert. Nicht jeder deiner besten Freunde
kann ein vernichtendes Geheimnis haben. Zumindest ist das in meinen Augen so
und deswegen hatte ich mit der Charakterentwicklung mancher Figuren durchaus
Probleme. (Eine Entwicklung ist aber in jedem Fall unabstreitbar und durchaus positiv.) Spätestens ab dem Auftauchen von Vanessa wird es problematisch. Einen unsympathischerer Charakter
hätte Götz sich nicht einfallen lassen können, obwohl sie vielleicht auch
einfach nur missverstanden ist. Wer weiß. Ich mochte Vanessa von Anfang an
nicht und das traurige ist, dass es durchaus diesen Typ Schulmädchen gibt. So
weit hergeholt ist Götz Geschichte also nicht – mir war es aber irgendwann too
much.
Die Geschichte hat, wie erwähnt, viele Handlungsstränge, da jeder Charakter
seine eigenen Probleme hat. Nach einer Weile geht es nur noch um Rache und die
weiß Vanessa wirklich zu servieren. Das Buch wird daher in relativ kurzen
Abschnitten aus der jeweiligen Sicht des Charakters erzählt. So erfährt man
alles über das Innenleben der vier Freunde, auch die Dinge, die sie ihren Freunden
nicht preisgeben wollen. Nur eine weiß alles: Vanessa. Vanessa wird zur Hassfigur
und als Leser fiebert man mit den Boys & Bitches auf jeden Fall mit. Doch
diese vier machen auch so viele Fehler, dass man sie zwischendurch fast
verachtet. Und trotzdem reagieren sie menschlich. Für mich war das ganze
Szenario wohl zu fremd, um authentisch zu erscheinen. Ein bisschen wie Gossip
Girl, nur in einem anderen Setting. Mich haben manche Grundsätze einfach
gestört. Vor allem Lissys Geheimnis mochte ich nicht, genauso wenig billigte
ich Finns Verhängnis. Die vier machen es Vanessa beinahe schon zu leicht.
Eigentlich sind die einzelnen Figuren sogar gut gelungen, die Distanz zu ihnen
konnte aber leider nie beseitigt werden. Lediglich Leon sorgt für klare Momente und war daher eine Art Held der Handlung.
Lange Zeit geht es im Buch um die Geheimnisse, deren Entwicklung und um die
Veränderung zwischen den fünfen. Das plätschert eine ganze Weile vor sich hin,
spitzt sich aber letztendlich zu. Die letzten 50 Seiten des Buches werden dann
richtig spannend und gefielen mir super! Mit der Wendung konnte mich der Autor
durchaus überraschen! Aber die letzten Seiten schockierten mich dann erneut.
Ich konnte Lissys Entscheidung absolut nicht nachvollziehen und das hat mir das
Ende ein bisschen verkorkst. Dabei war das Buch deutlich auf dem Weg der
Besserung.
Die Unterhaltung kommt keineswegs zu kurz. Es gibt super viele Intrigen und
Verstrickungen und sie sind auch nicht so weit hergeholt, wenn man jede für
sich betrachtet. Alle Intrigen aber in einem Freundeskreis fand ich dann ein
bisschen krass. Der Schreibstil von Götz ist manchmal etwas nüchtern, aber
passend zum Buch. Insgesamt mag ich ihn ganz gern und er hat keine Angst davor,
auch die negativen Seiten seiner Charaktere zu zeichnen. Genau solche Dinge
meine ich mit „Mut“. Man kommt auf jeden Fall schnell im Buch voran und wird mal
mehr, mal weniger spannend unterhalten.
Es fällt mir wirklich schwer zu formulieren, was mir an „Bad
Boys and little Bitches“ nicht so gut gefallen hat. Aber das Gesamtpaket konnte
mich leider nicht vollkommen überzeugen. Die Charaktere sind als Gruppe
wahnsinnig toll und auch einzeln betrachtet haben sie viel Potenzial. Doch die
Häufung all der Intrigen und Verstrickungen waren mir zu unrealistisch. Vanessa
ist eine tolle Antagonistin und der rote Faden der Geschichte ist gut gewählt.
Leider blieb für mich immer die Distanz zu den Figuren und der Handlung und deswegen wurde ich nicht warm mit dem Buch. Dennoch lässt es sich sehr gut lesen! Ich
vergebe drei von fünf Spitzenschuhen.
Für mich wurde das Potenzial nicht voll ausgeschöpft, ich wurde dennoch gut
unterhalten.