Titel: Romeo und Julia
Autor: William Shakespeare
Verlag: Insel Taschenbuch
Preis: 8,00€
Seiten: 151
Es gibt nur wenige Menschen, die dieses Liebespaar nicht
kennen: Romeo und Julia. Das wohl weltberühmteste Liebespaar mit dem tragischen
Ende. Doch gerade deswegen ist das Drama von William Shakespeare auch so
berühmt und wurde vielfach adaptiert. Erst vor ein paar Tagen sah ich die
Umsetzung des Bolschoi Ballettes aus Russland im Kino. Die Inszenierung hat
mich einfach gepackt! Und sofort hatte ich das Bedürfnis, das Buch erneut zu
lesen. Und es hat mich zutiefst beeindruckt!
Romeo und Julia: Als Sinnbild bedingungsloser Liebe und
Treue bis in den Tod sind sie unsterblich geworden. Die Geschichte der beiden
Liebenden, die an der Feindschaft ihrer Familien zugrunde gehen, ist
Shakespeares meistgespieltes Drama und wurde vielfach verfilmt. Mit der
Übertragung von Thomas Brasch ist eine ebenso genaue wie kongeniale
Nachdichtung gelungen, die die Sprachkraft Shakespeares einzigartig
widerspiegelt.
Vor mehr als sechs Jahren habe ich „Romeo und Julia“ zum
ersten Mal gelesen. Damals hat es mich enttäuscht. Kaum zu glauben. Vielleicht
lag es daran, dass ich das Stück weder als Ballett, noch im Theater he gesehen
hatte. Oder aber mir gefiel meine Ausgabe aus dem Insel-Verlag nicht so gut. Es
gab sicher mehrere Gründe, doch welche davon ausschlaggebend waren, weiß ich
nicht mehr.
Aber meine Meinung hat sich vollkommen geändert! Die Ballettaufführung aus
Russland war nicht nur unglaublich gut getanzt, sondern auch toll
geschauspielert. Die Emotionen sind aufs Publikum übergesprungen und ich hatte
Tränen in den Augen. Die Geschichte ist aber auch grausam…Und weil ich durch
die Aufführung ein anderes Gespür für die Handlung, aber auch für die
Charaktere entwickelt hatte, veränderte sich meine Sicht – da bin ich mir
sicher. Denn umso länger man sich mit den Figuren beschäftigt, desto tiefer
empfindet man für sie. Man spürt die Geschichte, man spürt die Liebe….und den
Humor. Denn ja: Die Übersetzung von Thomas Brasch ist unglaublich lustig. Sie
stimmt nicht mit der Schulversion des Stücks überein und das ist wichtig zu
betonen. Doch sie stimmt mit der Absicht Shakespeares überein. Vor allem das
Dreiergespannt bestehend aus Mercutio, Benvolio und Romeo verkörpert diesen
Humor. Die Wortspiele sind galant und gleichzeitig radikal. Manchmal driften
sie beinahe ins Vulgäre ab, aber auf eine sehr humorvolle Weise. Und außerdem
zeichnete Shakespeare vor allem Mercutio ganz genau so.
Die Dramatik dieses Stücks ist nicht zu unterschätzen. Und obwohl die ganze
Welt weiß, dass Romeo und Julia sterben, tut es dem Leser weh. Manche
kritisieren an dem Stück die Länge. „Das soll jetzt dieses berühmte Stück
gewesen sein?!“ Ja. Das Buch ist sehr dünn und das Drama dementsprechend kurz.
Viele wichtige Dinge geschehen in schneller Reihenfolge und manchmal kann der
Leser den Entwicklungen kaum folgen, werden diese doch nur in wenigen Versen
erklärt. Doch dann muss man genau lesen. Und dann entfaltet sich die Schönheit
dieses Stücks. Ich selbst brauchte zwei Versuche, um das zu begreifen. Doch das
Buch hat mich berührt.
Man kann an den Figuren viel kritisieren! Julia ist noch keine 14 Jahre alt;
Romeo liebte am Tag als er Julia kennenlernte noch eine vollkommen andere; beide
kennen sich zwei Tage, als sie füreinander sterben. Ich verstehe all diese
Kritikpunkte. Aber es ist nun einmal ein Stück für die Bühne. Es ist extrem –
aber eben auch extrem schön! Julia ist für ihr Alter sehr reif. Und Romeo, ach
er ist wankelmütig. Aber am Ende auch so stark und einfach der romantische
Held. Beide sind tolle Charaktere und stark, wie kaum welch andere.
Auf wenigen Seiten geschieht viel. Und wichtige Stellen sind oft abgekürzt.
Aber findet man einmal in die Stimmung des Stücks, kann man es mit all seinen
Fehlern und Schwächen lieben!
Die Übersetzung von Thomas Barsch ist meiner Meinung nach überaus gelungen. Ich
kann euch diese Ausgabe nur empfehlen! Neben den angesprochenen vulgären Stellen, gibt es ebenso romantische und zuckersüße. Ebenfalls intelligente. Und auch ein Zitat, das ich mit euch teilen muss. Lady Capulet spricht es zu Julia in Hinblick auf ihre baldige Ehe mit Paris:
"Doch braucht auch er, denk immer an ein Buch,
den festen Einband, den die Ehe gibt,
damit zur Wirkung auch sein Inhalt kommt.
Du bist der Einband und du schließt ihn ein:
So wirst du Hauptperson und Leser sein.
Sein Inhalt wird dann deine Stärke sein." (S.30)
Zur Handlung selbst muss ich glaube ich
nichts mehr sagen: Man kennt sie und ihren Ausgang ja zur Genüge.
„Romeo und Julia“ ist ein gigantisches Stück, das ich erst
beim zweiten Lesen zu lieben gelernt habe! Doch mit der richtigen
Vorstellungskraft und der Hinwendung zur Tiefe der Figuren, muss man es
einfach! Dieses Stück ist nicht umsonst weltberühmt. Es ist dramatisch und
tragisch, aber auch schön und lehrreich. Ich hätte Romeo und Julia so sehr ein
Happy Ende gegönnt…doch auch so verdienen sie sich ihre fünf Spitzenschuhe.
This is very good book. I like it.
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