27. Januar 2018

Rezension [Klassiker]: "Romeo und Julia" von William Shakespeare


Titel: Romeo und Julia
Autor: William Shakespeare
Verlag: Insel Taschenbuch
Preis: 8,00€
Seiten: 151


Es gibt nur wenige Menschen, die dieses Liebespaar nicht kennen: Romeo und Julia. Das wohl weltberühmteste Liebespaar mit dem tragischen Ende. Doch gerade deswegen ist das Drama von William Shakespeare auch so berühmt und wurde vielfach adaptiert. Erst vor ein paar Tagen sah ich die Umsetzung des Bolschoi Ballettes aus Russland im Kino. Die Inszenierung hat mich einfach gepackt! Und sofort hatte ich das Bedürfnis, das Buch erneut zu lesen. Und es hat mich zutiefst beeindruckt!

Romeo und Julia: Als Sinnbild bedingungsloser Liebe und Treue bis in den Tod sind sie unsterblich geworden. Die Geschichte der beiden Liebenden, die an der Feindschaft ihrer Familien zugrunde gehen, ist Shakespeares meistgespieltes Drama und wurde vielfach verfilmt. Mit der Übertragung von Thomas Brasch ist eine ebenso genaue wie kongeniale Nachdichtung gelungen, die die Sprachkraft Shakespeares einzigartig widerspiegelt.

Vor mehr als sechs Jahren habe ich „Romeo und Julia“ zum ersten Mal gelesen. Damals hat es mich enttäuscht. Kaum zu glauben. Vielleicht lag es daran, dass ich das Stück weder als Ballett, noch im Theater he gesehen hatte. Oder aber mir gefiel meine Ausgabe aus dem Insel-Verlag nicht so gut. Es gab sicher mehrere Gründe, doch welche davon ausschlaggebend waren, weiß ich nicht mehr.
Aber meine Meinung hat sich vollkommen geändert! Die Ballettaufführung aus Russland war nicht nur unglaublich gut getanzt, sondern auch toll geschauspielert. Die Emotionen sind aufs Publikum übergesprungen und ich hatte Tränen in den Augen. Die Geschichte ist aber auch grausam…Und weil ich durch die Aufführung ein anderes Gespür für die Handlung, aber auch für die Charaktere entwickelt hatte, veränderte sich meine Sicht – da bin ich mir sicher. Denn umso länger man sich mit den Figuren beschäftigt, desto tiefer empfindet man für sie. Man spürt die Geschichte, man spürt die Liebe….und den Humor. Denn ja: Die Übersetzung von Thomas Brasch ist unglaublich lustig. Sie stimmt nicht mit der Schulversion des Stücks überein und das ist wichtig zu betonen. Doch sie stimmt mit der Absicht Shakespeares überein. Vor allem das Dreiergespannt bestehend aus Mercutio, Benvolio und Romeo verkörpert diesen Humor. Die Wortspiele sind galant und gleichzeitig radikal. Manchmal driften sie beinahe ins Vulgäre ab, aber auf eine sehr humorvolle Weise. Und außerdem zeichnete Shakespeare vor allem Mercutio ganz genau so. 
Die Dramatik dieses Stücks ist nicht zu unterschätzen. Und obwohl die ganze Welt weiß, dass Romeo und Julia sterben, tut es dem Leser weh. Manche kritisieren an dem Stück die Länge. „Das soll jetzt dieses berühmte Stück gewesen sein?!“ Ja. Das Buch ist sehr dünn und das Drama dementsprechend kurz. Viele wichtige Dinge geschehen in schneller Reihenfolge und manchmal kann der Leser den Entwicklungen kaum folgen, werden diese doch nur in wenigen Versen erklärt. Doch dann muss man genau lesen. Und dann entfaltet sich die Schönheit dieses Stücks. Ich selbst brauchte zwei Versuche, um das zu begreifen. Doch das Buch hat mich berührt. 
Man kann an den Figuren viel kritisieren! Julia ist noch keine 14 Jahre alt; Romeo liebte am Tag als er Julia kennenlernte noch eine vollkommen andere; beide kennen sich zwei Tage, als sie füreinander sterben. Ich verstehe all diese Kritikpunkte. Aber es ist nun einmal ein Stück für die Bühne. Es ist extrem – aber eben auch extrem schön! Julia ist für ihr Alter sehr reif. Und Romeo, ach er ist wankelmütig. Aber am Ende auch so stark und einfach der romantische Held. Beide sind tolle Charaktere und stark, wie kaum welch andere. 
Auf wenigen Seiten geschieht viel. Und wichtige Stellen sind oft abgekürzt. Aber findet man einmal in die Stimmung des Stücks, kann man es mit all seinen Fehlern und Schwächen lieben!
Die Übersetzung von Thomas Barsch ist meiner Meinung nach überaus gelungen. Ich kann euch diese Ausgabe nur empfehlen! Neben den angesprochenen vulgären Stellen, gibt es ebenso romantische und zuckersüße. Ebenfalls intelligente. Und auch ein Zitat, das ich mit euch teilen muss. Lady Capulet spricht es zu Julia in Hinblick auf ihre baldige Ehe mit Paris:
"Doch braucht auch er, denk immer an ein Buch,
den festen Einband, den die Ehe gibt,
damit zur Wirkung auch sein Inhalt kommt.
Du bist der Einband und du schließt ihn ein:
So wirst du Hauptperson und Leser sein.
Sein Inhalt wird dann deine Stärke sein." (S.30)
Zur Handlung selbst muss ich glaube ich nichts mehr sagen: Man kennt sie und ihren Ausgang ja zur Genüge.



„Romeo und Julia“ ist ein gigantisches Stück, das ich erst beim zweiten Lesen zu lieben gelernt habe! Doch mit der richtigen Vorstellungskraft und der Hinwendung zur Tiefe der Figuren, muss man es einfach! Dieses Stück ist nicht umsonst weltberühmt. Es ist dramatisch und tragisch, aber auch schön und lehrreich. Ich hätte Romeo und Julia so sehr ein Happy Ende gegönnt…doch auch so verdienen sie sich ihre fünf Spitzenschuhe.



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