30. Januar 2018

Rezension: "Bad Boys & little Bitches" von Andreas Götz


Titel: Bad Boys & little Bitches
Autor: Andreas Götz
Verlag: Oetinger
Preis: 14,99€
Seiten: 272


„Bad Boys and little Bitches“ – was für ein cooler Titel! Von Anfang an erregte dieses Buch meine Aufmerksamkeit. Der Autor, Andreas Götz, ist mir gut bekannt, denn ich liebe seine Jugendthriller. Was kann man also falsch machen, wenn man ein Buch eines bekannten Autors liest, dessen Klappentext auch noch cool klingt?! Nichts. Genau. Und trotz aller Unterhaltung und Steigerung innerhalb des Buches konnte „Bad Boys and little Bitches“ mich am Ende nicht vollkommen überzeugen. Zu gekünstelt manche Verhängnisse, zu unsympathisch einige Charakterzüge. Für Fans von Intrigen genau das Richtige, für mich manchmal etwas schwer auszuhalten. Unterhaltend, aber anstrengend.

Beste Freunde, ein Leben lang – das haben Lissy, Finn, Elif und Leon sich geschworen. Leider haben sie nicht mit Vanessa gerechnet. Die Neue in der Stufe wickelt alle um den Finger, da verblassen alte Schwüre. Schon bald kennt sie selbst die dunkelsten Geheimnisse und jede verbotene Sehnsucht. Aber wehe, man stellt sich gegen sie. Denn merke: Vanessa vergisst nichts und sie verzeiht nie! Und sie weiß genau, wie sie jeden der Freunde vernichten kann. Doch auf der Party des Jahres verliert sogar sie die Kontrolle…

Ich finde, Andreas Götz hat mit diesem Buch durchaus Mut bewiesen. Die Ereigniskette ist sehr gut gelungen, ebenso wie der Handlungsaufbau. Sich an ein Jugendbuch voller Intrigen und vielen Handlungssträngen zu wagen, fordert meines Erachtens Mut und betrachtet man den Roman nur nach diesen Kriterien, ist er super gelungen! Götz beweist Gespür für Verstrickungen und Charakterentfaltungen. Das Dunkle kommt erst später ans Tageslicht, doch jeder der Charakter hat seine Geheimnisse. Und das macht die Handlung von Anfang an interessant. Doch leider fehlte mir jeglicher Bezug.
Als Leser lernt man die „Bad Boys and little Bitches“, die sich in ihrer Whatsappgruppe so nennen, als Vierergespann kennen. Zusammen harmonieren sie sehr gut! Jeder einzelne hat seine Macken und wird gerade dadurch sympathisch. Als Gruppe fand ich Lissy, Elif, Leon und Finn wirklich super. Doch allein werden sie schnell unsympathisch. Wie erwähnt hat jeder der vier Schicksalsschläge erlitten oder andere Probleme. Diese sind ganz verschieden und können auch tatsächlich im Teenageralter vorkommen. Bestimmt kann sich eine Abiturientin in einen Lehrer verlieben oder ein anderer sich in Liebe hineinsteigern, dass es wahnsinnig erscheint. Aber all die einzelnen Probleme sind für ein Buch doch ganz schön viel und wirken daher konstruiert. Nicht jeder deiner besten Freunde kann ein vernichtendes Geheimnis haben. Zumindest ist das in meinen Augen so und deswegen hatte ich mit der Charakterentwicklung mancher Figuren durchaus Probleme. (Eine Entwicklung ist aber in jedem Fall unabstreitbar und durchaus positiv.) Spätestens ab dem Auftauchen von Vanessa wird es problematisch. Einen unsympathischerer Charakter hätte Götz sich nicht einfallen lassen können, obwohl sie vielleicht auch einfach nur missverstanden ist. Wer weiß. Ich mochte Vanessa von Anfang an nicht und das traurige ist, dass es durchaus diesen Typ Schulmädchen gibt. So weit hergeholt ist Götz Geschichte also nicht – mir war es aber irgendwann too much.
Die Geschichte hat, wie erwähnt, viele Handlungsstränge, da jeder Charakter seine eigenen Probleme hat. Nach einer Weile geht es nur noch um Rache und die weiß Vanessa wirklich zu servieren. Das Buch wird daher in relativ kurzen Abschnitten aus der jeweiligen Sicht des Charakters erzählt. So erfährt man alles über das Innenleben der vier Freunde, auch die Dinge, die sie ihren Freunden nicht preisgeben wollen. Nur eine weiß alles: Vanessa. Vanessa wird zur Hassfigur und als Leser fiebert man mit den Boys & Bitches auf jeden Fall mit. Doch diese vier machen auch so viele Fehler, dass man sie zwischendurch fast verachtet. Und trotzdem reagieren sie menschlich. Für mich war das ganze Szenario wohl zu fremd, um authentisch zu erscheinen. Ein bisschen wie Gossip Girl, nur in einem anderen Setting. Mich haben manche Grundsätze einfach gestört. Vor allem Lissys Geheimnis mochte ich nicht, genauso wenig billigte ich Finns Verhängnis. Die vier machen es Vanessa beinahe schon zu leicht. Eigentlich sind die einzelnen Figuren sogar gut gelungen, die Distanz zu ihnen konnte aber leider nie beseitigt werden. Lediglich Leon sorgt für klare Momente und war daher eine Art Held der Handlung.
Lange Zeit geht es im Buch um die Geheimnisse, deren Entwicklung und um die Veränderung zwischen den fünfen. Das plätschert eine ganze Weile vor sich hin, spitzt sich aber letztendlich zu. Die letzten 50 Seiten des Buches werden dann richtig spannend und gefielen mir super! Mit der Wendung konnte mich der Autor durchaus überraschen! Aber die letzten Seiten schockierten mich dann erneut. Ich konnte Lissys Entscheidung absolut nicht nachvollziehen und das hat mir das Ende ein bisschen verkorkst. Dabei war das Buch deutlich auf dem Weg der Besserung. 
Die Unterhaltung kommt keineswegs zu kurz. Es gibt super viele Intrigen und Verstrickungen und sie sind auch nicht so weit hergeholt, wenn man jede für sich betrachtet. Alle Intrigen aber in einem Freundeskreis fand ich dann ein bisschen krass. Der Schreibstil von Götz ist manchmal etwas nüchtern, aber passend zum Buch. Insgesamt mag ich ihn ganz gern und er hat keine Angst davor, auch die negativen Seiten seiner Charaktere zu zeichnen. Genau solche Dinge meine ich mit „Mut“. Man kommt auf jeden Fall schnell im Buch voran und wird mal mehr, mal weniger spannend unterhalten.



Es fällt mir wirklich schwer zu formulieren, was mir an „Bad Boys and little Bitches“ nicht so gut gefallen hat. Aber das Gesamtpaket konnte mich leider nicht vollkommen überzeugen. Die Charaktere sind als Gruppe wahnsinnig toll und auch einzeln betrachtet haben sie viel Potenzial. Doch die Häufung all der Intrigen und Verstrickungen waren mir zu unrealistisch. Vanessa ist eine tolle Antagonistin und der rote Faden der Geschichte ist gut gewählt. Leider blieb für mich immer die Distanz zu den Figuren und der Handlung und deswegen wurde ich nicht warm mit dem Buch. Dennoch lässt es sich sehr gut lesen! Ich vergebe  drei von fünf Spitzenschuhen. Für mich wurde das Potenzial nicht voll ausgeschöpft, ich wurde dennoch gut unterhalten.



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