Titel: Infernale - Rhapsodie in schwarz
Autor: Sophie Jordan
Verlag: Loewe
Preis: 18,95€
Seiten: 384
Es ist eine Weile her, dass ich Sophie Jordans Buch
„Infernale“ las. Doch es ist mir in Hinsicht auf einen Fakt in Erinnerung
geblieben: Die Vorstellung, dass eine bestimmte gesellschaftliche Gruppe
ausgeschlossen wird. Denn das ist gar nicht so unrealistisch. Die Diagnostizierung
eines „Mördergens“ ist eine interessante Idee und deswegen gefiel mir
„Infernale“ ausgesprochen gut.
Allerdings las ich das Buch vor zwei Jahren. Und mit so viel Abstand ist es
schwer, eine Reihe zu beenden. Nach großen anfänglichen Problemen konnte
„Infernale – Rhapsodie in schwarz“ mich allerdings überzeugen. Davy hat sich
entwickelt und trägt einen großen Teil zum Gelingen des Buches bei. Aber da ist
noch wer anders, der die Geschichte gut macht! Ein gelungener, aber zum Teil
auch eigenständiger Finalband.
Seit Davy positiv auf das Mördergen (HTS) getestet wurde,
hat sie alles verloren: ihre Familie, ihre Freunde, ihre Zukunft – und was am
schlimmsten ist, sich selbst. Denn obwohl sie verzweifelt dagegen angekämpft
hat, ist sie doch zu dem geworden, was sie nie sein wollte: eine Mörderin.
Eine Widerstandsgruppe und ihr Anführer Caden geben ihr ein neues Ziel. Und
Caden weckt Gefühle in ihr, zu denen sie glaubte, nie mehr fähig zu sein. Aber
die Schuldgefühle lassen Davy einfach nicht los ...
Ich hatte große Probleme auf den ersten Seiten von „Rhapsody
in schwarz“. Zum einen wusste ich kaum noch etwas von der Endsituation aus Band
eins. Das hatte zur Folge, dass ich die Charaktere (, abgesehen von Davy und
Sean) nicht mehr kannte und mir wichtiges Vorwissen fehlte. Zum anderen ist die
Geschichte in Band zwei beinahe völlig losgelöst von Band eins. Das klingt
etwas merkwürdig, meint aber eine simple Sache. In Band eins ist Davy im
Ausbildungslager gefangen und mit ihren Freunden gelingt ihr die Flucht. Band
zwei beginnt dementsprechend in einem Unterschlupf. Davy und ihre Freunde
wollen in ein Flüchtlingslager nach Mexiko. Man kennt weder den Schauplatz,
noch die Atmosphäre. Und wenn man dann auch noch, wie in meinem Fall, die
Figuren nicht mehr kennt, ist das schlecht.
Ein weiteres ganz großes Problem von mir, wurde gleich zu Beginn auffällig und
der Klappentext deutet es an. Ich mochte die Liebesgeschichte zwischen Sean und
Davy. Beide waren verzweifelt, beide hielten zusammen, auch wenn sie
grundverschieden waren. Aber es war sympathisch und ein kleines bisschen
romantisch. Doch schon auf den ersten Seiten entfernt Davy sich von Sean. Nach
anfänglichem Liebesglück kann sie nichts mehr empfinden, als Verzweiflung und
Unsicherheit. Sie lässt Sean nicht mehr an sich heran und es gibt keine romantische Zuwendung. Das tat
mir so unglaublich weh! Wie konnte denn ein so schöner Nebenstrang aus Band
eins einfach durchgeschnitten werden?! Damit hatte ich sehr zu kämpfen. Doch
die Lage besserte sich.
Denn nachdem ich akzeptiert hatte, dass Davy nicht mit Sean zusammenbleiben
wird, konnte ich mich für die Geschichte zwischen ihr und Caden öffnen. Caden
ist ein vollkommen unbekannter Charakter und ein Führer des Widerstands. Ich mag es, wenn neue Figuren dazu
kommen. Allerdings mag ich es nicht, wenn sie gleich mehr als tragenden Rollen
spielen. Und Caden ist unglaublich wichtig – für die Geschichte, für Davy und für
„Infernale“. Für mich kam nun alles irgendwie zusammen und das ist auch der
Punkt, den ich an der Reihe kritisieren möchte: Band eins und zwei sind
vollkommen anders und existieren beinahe eigenständig voneinander. Sicher, sie
ergänzen sich toll und gehören zusammen, man kann sicher nicht alle Zusammenhänge verstehen, wenn man
Band eins nicht kennt, aber der Fokus wird vollkommen anders gesetzt! Und das
gefiel mir in Hinblick auf die Reihe nicht.Das Buch selbst wiederum fand ich wirklich toll! Aber ich musste akzeptieren,
dass vieles aus „Infernale“ eben nicht mehr existiert.
Genug der Kritik. Ich sage die ganze Zeit, dass mir das Buch gefallen hat,
kommen wir also vielleicht mal zu den Gründen dafür. Davy ist ein guter Grund.
Sie ist unnahbar und irgendwie auch unsympathisch. Aber sie ist stark und macht
eine tolle Entwicklung durch. Manchmal fand ich sie etwas unauthentisch, aber
trotzdem passt sie einfach großartig in die Geschichte! Viel besser gelungen
ist aber noch ihr Gegenpol – Caden. Ich mochte in bereits seit seinem ersten
Auftritt. Er ist interessant und tiefgründig und bringt Davy dazu, wieder an
das Leben zu glauben. Das war sehr schön zu beobachten. Auch ist die
Liebesgeschichte zwischen den beiden toll! Ich fand es allerdings ein
klitzekleines bisschen doof, dass Caden vom ersten Moment an unsterblich in
Davy verliebt ist…Ts…Dass die Traumtypen sich in Dystopien immer so schnell
festlegen…
Aber das ändert nichts an der tollen Chemie, die zwischen beiden herrscht. Auch
die neuen Nebenfiguren, die Davy beim Widerstand kennen lernt, sind sehr gut gelungen! Zum Beispiel Marcus, aber auch
Junie oder Tabatha haben alle ihre interessanten Seiten – die meisten davon
sind aber überaus gefährlich. Und Gefahr ist sowieso ein dominantes Thema im
Buch, das sehr gut umgesetzt wurde. Ich fand die Story spannend! Sie hat ihre
Höhen und Tiefen, dich sie bleibt immer solide. Kurz vor Ende ging es mir ein
bisschen zu schnell, aber das war schon okay. Insgesamt ist das Ende etwas
zeitraffend und hektisch, aber im Endeffekt auch schön.
Der Stil von Sophie Jordan gefiel mir gut! Sie hat ein Händchen für ihre
Protagonistin und lässt sie interessant erzählen. Davy ist wie gesagt nicht
immer sympathisch, aber ein ganz besonderer Charakter. Und das kommt auch durch
die Erzählweise durch. Wie auch in Band eins sind immer kleine Akten- oder
Gesprächsausschnitte zu HRS vor die Kapitel geschaltet. So bekommt man eine Art
Gesamtüberblick und auch nochmal einen anderen Zugriff auf die Geschichte.
Alles in allem ist „Infernale – Rhapsodie in schwarz“ ein
gelungenes und spannendes Buch! Es hat eine tolle Liebesgeschichte und viele
vielschichtige Charaktere zu bieten. Dennoch unterscheidet es sich stark von
seinem Vorgänger und ist deswegen auch nicht der klassische Reihenabschluss. Es
geht brutal, aber eben irgendwie auch realistisch zu und deswegen bleibt „Infernale“
immerhin seinem Stil und seiner Idee treu. HRS an sich kommt aber nur in einem anderen Zusammenhang vor, als früher. Band eins gefiel mir ein bisschen
besser, denn der Fokus wird nun so stark verlagert. Doch die Liebesgeschichte ist
glänzend und deswegen vergebe ich auch hier vier von fünf Spitzenschuhen - passenderweise in schwarz.
Guten Abend,
AntwortenLöschenich habe den ersten Band von "Infernale" als Hörbuch gehört. Leider wird der zweite Teil vorerst nicht produziert, weil sich der erste zu wenig verkauft hat, obwohl die Produktion sehr gut war.
Allerdings endet das Hörbuch an der Stelle
ACHTUNG SPOILER -
als der Mord passiert.
SPOILER ENDE.
Von einer Flucht ist da noch nichts in Sicht. Ich finde die Geschichte des ersten Bandes wirklich toll, zumal sie in sich eigentlich geschlossen ist. Deswegen habe ich mich noch nicht an den zweiten Teil getraut.
Es freut mich, dass dir das Buch an sich gut gefallen hat.
viele Grüße
Emma
Liebe Emma!
AntwortenLöschenOh wow, das hätte ich gar nicht mehr im Kopf O.o Danke,für den Hinweis! Es tut mir leid,wenn ich in der Rezi gespoilert haben sollte..
Aber ich wusste es auch nicht mehr so genau und wahrscheinlich fiel mir auch deswegen der Einstieg so schwer... :/
Das zweite Buch beginnt und sie haben es schön mal zu einem Unterschlupf geschafft. Und dann wollen sie eben rüber nach Mexiko...
Ich finde die Geschichte des ersten Bandes auch echt toll! Was du sagst,passt ja ganz gut zu meiner Ansicht, dass Teil zwei irgendwie abgesondert von Band eins ist..
Echt schade, dass es derzeit kein Hörbuch dazu gibt :(
Aber das Buch lohnt sich auf jeden Fall!
Danke für den lieben Kommentar!
Viele Grüße,
Julia