19. April 2018

Rezension: "Nicht nur ein Liebesroman" von Emma Mills


Titel: Nicht nur ein Liebesroman
Autor: Emma Mills
Verlag: Könisgkinderverlag
Preis: 18,99€
Seiten: 416


„Nicht nur ein Liebesroman“ war mein zweites Buch von Emma Mills und ich muss sagen, dass sie dank beider Bücher eine meiner absoluten Lieblingsautorinnen ist. Ihre Bücher haben etwas Magisches! Sie sind bescheiden und authentisch, liebevoll, liebenswert und tiefsinnig. Und wem all diese Attribute noch nicht reichen, der sollte wenigsten dem herzlichen Humor nicht widerstehen können, der in ihren Büchern mitschwingt. Mit „Nicht nur ein Liebesroman“ ist Emma Mills wieder ein wundervolles Buch gelungen, in dem es wirklich nicht nur um eine Liebesgeschichte geht. Es geht um Freundschaft und Erwachsenwerden und ja, auch um die Liebe. Die Liebe zwischen Vater und Tochter, zwischen den besten und entfernten Freunden und natürlich zwischen Liebenden. „Nicht nur ein Liebesroman“ ist für mich nicht nur irgendein Roman, sondern eines meiner Lieblingsbücher überhaupt! Lasst euch von Emma Mills Fähigkeit Geschichten zu schreiben bezaubern und verliert euer Herz an Sloane und ihre Freunde!

Die siebzehnjährige Sloane hätte nie gedacht, dass sie nach ihrem Umzug von New York nach Florida so schnell Freunde finden würde – vor allem nicht in der glamourösen Vera und ihrem Zwillingsbruder, dem ernsthaften und stillen Gabe. Durch sie beginnt Sloane, sich ganz allmählich zu öffnen. Und lernt bei ihrer Suche nach einem verschollenen Bild schließlich sogar, wie viel Liebe im Leben und in ihr steckt ...

Dass der Königskinderverlag sehr viel Wert auf die Gestaltung seiner Bücher legt, ist bekannt (, umso trauriger, dass es keine weiteren Bücher aus diesem Verlag geben wird). Aber mit „Nicht nur ein Liebesroman“ haben die Designer sich wieder selbst übertroffen. Wie schon „Jane & Miss Tennyson“ ist auch der zweite Roman von Emma Mills in Pink- und Türkistönen gehalten. Auf dem Cover prankt eine Frauensilhouette in hellbeige und in dessen Mitte lassen sich filigrane Vögel finden. Das Cover vermittelt einen Eindruck von Freiheit und Verträumtsein. Ich habe es sofort geliebt! Nimmt man den Buchumschlag ab, bleibt das Buch ebenso liebevoll gestaltet. Die Vögel lassen sich zu Beginn jeden Kapitels finden und auch auf dem Buchrücken sind sie. Ebenso wie ein zauberhaftes Zitat über die Liebe sich über Vorder- und Rückseite erstreckt. 
„Es ist einfach so, weil es so ist. Es gibt die Liebe einfach.
Weil es gar nicht anders geht.“
Das Zitat und das Äußere des Buches vermitteln wunderbar, worum es in diesem Buch geht: die Liebe. Aber nicht die amouröse Liebe, wie sie in jedem Buch zu finden ist, sondern um die Liebe in jeglicher Erscheinungsform – die Liebe an sich. 
Die Liebe ist auf jeden Fall das zentrale Element des Buches, allerdings merkt man das als Leser gar nicht immer. Denn die Liebe findet Emma Mills auch in den kleinsten Dingen dieser Welt und erst später wird deutlich, dass sie doch immer präsent war.
Die Protagonistin des Buches ist Sloane. Sie ist mit ihrer Familie von New York nach Florida gezogen, was ihr aber ganz recht war. Sie hat eine kleine, quirlige und liebenswerte Schwester, für die sie alles geben würde. Auf den ersten Blick scheint ihre Familie ganz normal zu sein, erst später kommen Details ans Licht. Wie etwa, dass Sloanes Vater ein berühmter Autor von Liebesromanen ist und derzeit eine Schreibblockade durchlebt. Die Beziehung zwischen Sloane und ihrem Dad ist einmalig und wundervoll. Sloanes Dad ist so etwas wie ihr bester Freund. Er ist vernünftig und gleichzeitig wahnsinnig verrückt und komisch. Er bringt Leben in die Geschichte und verbreitet verquerte Ansichten über die Welt, die man vielleicht sogar teilen muss. Sloane ist eine großartige Protagonistin. Sie ist talentiert und witzig, was aber auch nicht von Beginn an erkennbar ist. Bescheidenheit und Humor machen sie aus. Sie zweifelt wie jeder Teenager an sich und sucht noch ihren Weg. Auf genau diesem begegnen ihr die Zwillinge Vera und Gabe. Vera ist ein kleiner Social-Media Star und sie ist eine der bewundernswertesten Personen des ganzen Buches. Sie ist auf ihre eigene Art ein bisschen verrückt, sehr selbstbewusst und dennoch verletzlich. Sie ist die ideale Freundin für Sloane und hat keine Angst, diese Freundschaft zu vertiefen. Vera ist ein absolutes Vorbild und das in vielerlei Hinsicht. Sie ist für Sloane da und steht zu ihrem eigenen Selbst. Außerdem verbirgt sie ein tragisches Schicksal, so dass auch die Tiefen des Lebens Einzug in diese Geschichte finden. Es ist nie Thema des Buches, dass Vera mit einem Mädchen zusammen ist. Es wird oft erwähnt und sie redet ganz offen darüber, aber gleichgeschlechtliche Liebe wird nie zum Thema gemacht. Um es mit Mills Worten zu sagen: „Es gibt sie einfach.“ Und diese Einstellung fand ich wahnsinnig toll! Keiner stört sich an diesem Umstand, denn so ist das Leben. 
Auch Frank ist ein ganz wunderbarer Charakter, den man nie richtig einzuschätzen lernt und der auch eine Randfigur bleibt. Und dennoch wertet er mit seinen „Frank Santer Presents“ Partys das Buch absolut auf! Und dann wäre da noch Gabe, Veras Zwillingsbruder. Er ist eine sehr starke Persönlichkeit, die aber nach außen hin immer nur Ruhe präsentiert. Doch unter der Oberfläche geht eine ganze Menge ab. Ich mochte den ruhigen Gabe, der trotz seiner introvertierten Art Teil der Clique ist und viel Humor besitzt. In weitere Rollen sind noch Aubrey und Remy zu finden. Sie spielen für die Clique eine wichtige Rolle, auch wenn Aubrey immer ein bisschen blass bleibt. Remy hingegen ist voller Energie, etwas anders, aber so phänomenal.
Durch all diese tollen Figuren entwickelt sich auch Sloane zu derjenigen, die sie eben ist. Anfangs war sie eine Einzelgängerin, die angeblich genau wusste, was sie will und der ein paar Dinge in den Schoß fielen. Doch durch die Menschen, die sie kennenlernt, lernt sie zu vertrauen und sich auf ihre Freunde zu verlassen. Sie lernt, wie viel schöner das Leben mit Freunden ist und dass man für seine Träume einstehen muss. „Der Traum“ ist übrigens ein gutes Stichwort für das Buch. Hierbei handelt es sich um besagtes Bild aus dem Klappentext, auf dessen Suche sich Sloane begibt. Dieser Handlungsstrang ist einfach wunderbar und endet ganz anders, als man erwarten würde.
Insgesamt ist „Nicht nur ein Liebesroman“ gerade wegen seiner Bodenständigkeit so wundervoll. Es geht um das ganz normale Leben von Teenagern. Man liest und liest und liest und will gar nicht aufhören, obwohl man gar nicht richtig benennen kann, wo die Anziehungskraft liegt. Für mich lag sie in den Figuren und all dem, was sie zusammen erleben. Jeder Charakter hat eine Aufgabe, die er großartig erfüllt. Und trotzdem erscheint alles eben so normal. Deswegen ist auch das Buch an sich gar nicht wirklich abgeschlossen. Es endet. Aber das Leben geht weiter. Denn es handelt sich eben nicht nur um einen Liebesroman. Man hat als Leser das Gefühl, dass man für kurze Zeit Teil einer sehr schönen Geschichte war, aber dass das Leben der Figuren noch weitergehen wird.
Der Schreibstil von Emma Mills ist ebenso zauberhaft wie die Entwicklung ihrer Figuren. Man glaubt, in diesem Buch gefangen zu sein. Sie hat Sloane genau richtig getroffen und als Erzählerin der Geschichte, ist sie authentisch und reif. Und dennoch regt das Buch eben zum Träumen an!
Der Aspekt der „Liebesgeschichte“ kommt übrigens relativ kurz. Es ist nicht schwer herauszufinden, an wen Sloane langsam aber sicher ihr Herz verliert. Und dennoch spielt diese Geschichte nur eine untergeordnete Rolle zwischen all den freundschaftlichen Entwicklungen. Und trotzdem seufzte ich glücklich auf, als ich das Buch schloss. Für mich ist es ganz einfach zu beschreiben: Und zwar als „Perfekt“.


Wenn ihr bodenständige Geschichten liebt, in die das wahre Leben samt all seine Höhen und Tiefen Einzug gefunden hat, dann seid ihr bei „Nicht nur ein Liebesroman“ genau richtig. Euch erwartet keine einfache Liebesgeschichte, sondern eine liebevolle Geschichte über Freundschaft und das Leben. Und beides hat so seine Höhe- und eben Tiefpunkte. Emma Mills hat keine Angst, beides zu schildern. Und so entsteht eine atemberaubende Geschichte, die ich wirklich nur empfehlen kann. Tiefgründige und authentische Figuren, gepaart mit jeder erdenklichen Form der Liebe ergibt genau das: Nicht nur einen Liebesroman. Ich vergebe für ein absolutes Lesehighlight natürlich die vollen fünf Spitzenschuhe.


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