Titel: Helden des Olymp - Der verschwundene Halbgott
Autor: Rick Riordan
Verlag: Carlsen
Preis: 10,99€
Seiten: 592
Alles, was Rick Riordan anfässt, scheint zu Gold zu werden.
Mit der „Percy Jackson“-Reihe wurde er weltberühmt und verlieh vielen Kindern
eine Heldenfigur. Auch ich liebe diese Reihe und ich bin Rick Riordan für seine
Leidenschaft zur Mythologie wahnsinnig dankbar! Denn nicht nur die Griechen
haben es ihm angetan, auch die Ägypter und natürlich die Römer. An die
letztgenannten wollte ich mich nun wagen, also griff ich zum ersten Teil der „Helden
des Olymp“-Reihe, mit dem Titel „Der verschwundene Halbgott“. Und obwohl ich
mich in gewisser Weise in diesem Riordan-Universum wie zu Hause fühle, konnte
mich der Reihenauftakt nicht immer fesseln. Es gibt viele neue Elemente und
Figuren, aber auch Altbekanntes. Die Mischung ist gelungen, aber die
hochgelegte Messlatte konnte das Buch leider nicht erreichen.
Jason erinnert sich an gar nichts – nicht einmal an seine
besten Freunde Piper und Leo. Und was hat er in Camp Half-Blood zu suchen, wo
angeblich nur Kinder von griechischen Göttern aufgenommen werden? Zu allem
Überfluss gehören die drei Freunde laut Prophezeiung zu den legendären sieben
Halbgöttern, die den Olymp vor dem Untergang bewahren sollen. Kein Problem –
Leo treibt einen mechanischen Drachen als Transportmittel auf und los geht’s!
Und dann gilt es auch noch einen seit längerem verschwundenen Halbgott zu
finden, einen gewissen Percy Jackson ...
Am Anfang von „Der verschwundene Halbgott“ war ich einfach
nur verwirrt. Ich hatte gehört, dass die Reihe so ähnlich sein soll, wie Percy
Jackson, nur eben mit den römischen Göttern. Außerdem sagte man mir, dass auch
Percy eine Nebenrolle spielt. In meinen Augen machte die erste Information Sinn
und ich bekam Lust auf das Buch. Die zweite allerdings ließ mich ein wenig
skeptisch werden. Ich liebe Percy Jackson als Figur und Held. Aber ich mag es
nicht, wenn das Geschehen aus kompletten Reihen revidiert wird, nur damit man
eine Fortsetzung schreiben kann. Um es direkt zu sagen, das ist auch nicht geschehen.
Und trotzdem kam ich mit diesem Mischmasch nicht ganz klar. Percy taucht das
ganze Buch über nicht auf – denn um irgendwen muss es sich beim „verschwundenen
Halbgott“ ja auch handeln. Und trotzdem ist er allgegenwärtig. Annabeth spielt
zu Beginn des Buches eine Rolle und einen kleiner Teil findet auch im Camp
Halfblood statt. Das Setting ist dem Leser also bekannt – die Figuren sind aber
neue. Das Konzept an sich ist logisch und macht Spaß. Warum nicht den Leser in
eine bekannte Welt entlassen und diese mit neuen Figuren füllen?! Riordans
Ansatz sorgte bei mir für Begeisterung. Aber die neuen Figuren konnten es
irgendwie, trotz Sympathie, nicht ausfüllen. Und der Punkt, den ich bereits
angerissen habe, dass man auf das vorher Geschehene durch diese Reihe einen
neuen Blickwinkel bekommen muss, gefällt mir immer noch nicht. „Percy Jackson“
endet relativ offen und natürlich gibt es ungeklärte Fragen. Aber so große
unentdeckte Welten daraus zu machen, war mir suspekt. Aber trotzdem muss ich
auch den positiven Faktor benennen: Und das ist das Heimatgefühl, das schon
auf den ersten Seiten einkehrt. Man kennt die Welt von Camp Halfblood, die
Götter, ihre Kinder und die Aufträge, die diese bestehen müssen. Das Konzept
bleibt auch in diesem Buch gleich.
Kommen wir also zu den Charakteren. Neben den Bekannten, wie Chiron, Annabeth
und Rachel tauchen drei neue Protagonisten auf, aus dessen Sichten das Buch
auch geschrieben ist. Das ist zum einen Piper, eine Rebellin und die Tochter
eines Cherokee und der Aphrodite. Anfangs empfand ich für sie keine großen
Sympathien, aber mit der Zeit wird Piper ernster und akzeptiert sich selbst. Der
Prozess ist schön zu beobachten, dennoch kam ich mit ihrer Art nicht immer
klar. Nummer zwei im Bunde ist Leo, ein wahnsinnig talentierter Handwerker und
Techniker und somit kein anderer als der Sohn des Hephaistos. Leo war für mich
absolut authentisch, herrlich witzig und interessant. Er muss seine Hände immer
beschäftigen und hat immer einen lockeren Spruch auf den Lippen, was ihn super
sympathisch macht. Er war mein absoluter Liebling! Und sein Metalldrache namens
Festus ist das perfekte Maskottchen für das Dreierteam. Und „Dreierteam“ deutet
schon an, dass noch ein Protagonist fehlt. Hierbei handelt es sich um Jason. Er
ist ein schwieriger Charakter, denn er erinnert sich an rein gar nichts.
Außerdem scheint er nichts über die Griechen, aber eine Menge über die Römer zu
wissen. Wenn jemand beinahe nichts über sich selbst weiß, ist es schwer die
Leser zu gewinnen. Ich konnte mit Jason jedenfalls nicht allzu viel anfangen.
Er ist der Leader und in gewisser Weise das Gegenbild zu Percy Jackson. Und tatsächlich
ist er das große Mysterium des Buches. Man möchte seine Geschichte erfahren und
bekommt immer nur kleine Stückchen.
Zusammen bilden die drei ein gutes Team. Natürlich erinnert es an Percy,
Annabeth und Grover, ohne allerdings an diese drei heranzukommen. Aber wahrscheinlich
ist das auch einfach nicht möglich. Zu dritt müssen sie einen Auftrag für Hera
durchstehen und dabei erleben sie einen Haufen Abenteuer. Davon waren manche
spannender, manche etwas träge. Dennoch ist der Aufbau gelungen und
unterhaltsam. Man stolpert in eine bekannte Welt und entdeckt dennoch so viel
Neues! Das Grundabenteuer ist ganz in der Percy-Jackson-Manier verfasst und der
Höhepunkt von Anfang an das klare Ziel. Mir gefiel das Finale wirklich gut und
da zog die Spannung auch ordentlich an! Vorher hatte ich allerdings nicht immer
den Drang, weiterlesen zu wollen. Und das ist sehr schade. Jason, Piper und Leo
konnten mich nicht richtig fesseln, aber was ich gelesen habe, war "ganz gut".
Nur eben nicht packend, wenn man es so sagen kann. Aber ich verzeihe dem
Auftakt diese etwas langgezogenen Elemente, denn eine neue Reihe muss erst mal
Fahrt aufnehmen. Am Ende ist vieles klarer und trotzdem bleiben wahnsinnig
viele Fragen. Für mich war die große Bösewichtin von Anfang an klar
ersichtlich. Es wunderte mich sogar, dass die Halbgötter so lange gebraucht
haben, um zu erkennen, gegen wen sie kämpfen sollen. Der Final Fight ist wie
gesagt gelungen, danach ebbt die Spannung wieder etwas ab. Der Stil von Riordan
bleibt ungebrochen gut. Manchmal schweift er allerdings ein wenig aus und die
Auferstehung des ein oder anderen Bösewichts weniger hätte mir durchaus
gefallen. Schön war allerdings, dass immer wieder bekannte Figuren aufgetaucht
sind und so auch die Jägerinnen der Artemis eine Rolle spielen. Die Kapitel sind übrigens immer aus der Sicht eines Protagonisten erzählt, so dass man zum Innenleben von Piper, Leo und Jason eine Verbindung bekommt und für Abwechslung gesorgt ist. Außerdem trägt jeder so seine Geheimnisse mit sich rum, von denen der Leser so als erstes erfährt.
Insgesamt ist „Helden des Olymp – Der verschwundene Halbgott“
eine unterhaltsame Abenteuergeschichte, die mich aber nicht immer fesseln
konnte. Das bekannte Setting erleichtert vieles, doch die neuen Figuren müssen
sich erstmal beweisen. Der Stil von Rick Riordan ist wie immer lebhaft und
spannend, manchmal aber auch etwas ausschweifend. Ein kleines bisschen mehr
Humor hätte ich mir auch gewünscht, obwohl Leo und Trainer Hedge durchaus für
gewisse Momente sorgen. Ich bin gespannt, wie es weiter geht, hatte von diesem
Reihenauftakt aber etwas mehr erwartet. Und deshalb vergebe ich 3,5
Spitzenschuhe für Jason und seine Freunde.
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