Titel: Die Flammentänzerin
Autor: Maya Shepherd
Verlag: Selfpublished
Preis: 3,99€ (kindle)
Seiten: 312
Nachdem ich „Die Bärentöterin“ gelesen habe, muss ich sagen,
dass die „Promise-Trilogie“ nicht die beste Reihe von Maya Shepherd ist.
Allerdings hatte das Buch trotz zahlreicher Kritikpunkte etwas an sich, das
mich zwang, weiterzulesen. Also besorgte ich mir die Gesamtausgabe und machte
mit „Die Flammentänzerin“ weiter. Meine Sympathien den Figuren gegenüber waren
weiterhin nicht vorhanden, wenn man von Arras absieht. Nea ist für mich ein
relativ zickiges Mädchen, mit dem ich nicht gern befreundet wäre. Mir ist sie
nur wenig sympathisch und auch die Handlung hat sich nicht wirklich gebessert.
Insgesamt passiert in „Die Flammentänzerin“ nicht allzu viel und mit einigen
Entwicklungen bin ich auch nicht zufrieden. Aber trotz all der negativen
Punkte, schafft Maya Shepherd, etwas in diese Reihe zu legen, das ich nicht
benennen kann und das mich dazu zwingt, wissen zu wollen, wie Neas Reise
ausgeht.
Nea ist nur knapp dem Flammentod entkommen. Ausgerechnet
Miro, ihr totgeglaubter bester Freund, hat sie gerettet. Aber er ist nicht mehr
derselbe, denn er wird von den Carris als Gott des Chaos verehrt. Nea weiß
nicht, ob sie ihm überhaupt noch trauen kann. Zudem gehen in der Sekte komische
Dinge vor sich. Die Anhänger der Carris benehmen sich wie willenlose Zombies,
die den Befehlen von Urelitas hörig sind. Zusammen mit ihren Freunden
entwickelt Nea einen Plan, um sich ihre Freiheit zurück zu erkämpfen. Wird Miro
dabei auf ihrer Seite stehen? Kann sie weiter auf Arras‘ Hilfe zählen?
Ich weiß nicht, wie oft ich ein Kapitel aus „Die
Flammentänzerin“ beendet habe, mit dem Kopf schüttelte, tief durchatmete oder
seufzte. Oft empfand ich Unverständnis gegenüber den Charakteren. Wieso kann
Nea sich nicht entscheiden? Was will sie eigentlich? Und wieso verehrt jeder
sie so sehr? Und trotzdem las ich zumeist direkt weiter. Denn obwohl der
Spannungsmoment stark verzögert ist, ist er vorhanden. Man möchte wissen, ob
Nea und ihren Freunden die Flucht gelingt, ob sie es nach Promise schaffen. Insgesamt
macht die Reihe eher ihre Emotionalität aus, als spannende Handlungsmomente.
Das Grundkonzept ist recht simpel. Nea ist in der Stadt der Carris und will mit
ihren Freunden fliehen. Dabei spielen die Flammen aus dem Titel eine Rolle. Nea
trifft auf neue Charaktere, die das Buch bereichern und die Seuche tritt wieder
auf. Das Ziel bleibt weiterhin Promise – oder etwa nicht? Nea und ihre Gefühle
beherrschen die Geschichte: ihre Gefühle gegenüber Miro, gegenüber Arras und gegenüber ihren Freunden, wie zum Beispiel den Zwillingen. Nea ist eine starke
Persönlichkeit, die sich innerhalb der beiden Bände bereits entwickelt hat.
Dennoch nervte sie mich die meiste Zeit über. Auch Miro ist für mich kein
Sympathieträger. Meines Erachtens ist er unglaubwürdig und es kann einfach
nicht gut gehen, wenn Nea ihm ihr Herz erneut schenkt. Ganz anders scheint das
mit Arras zu sein. Der schweigende Riese ist einfach grandios. Ich kann ihn gut
nachvollziehen und hoffe auf das beste Schicksal für den Hünen. Auch die
Zwillinge sind sympathisch und selbst Kasia kann ich etwas abgewinnen.
Insgesamt variiert Maya Shepherd mit ihren Figuren also recht gut, auch wenn
die bedeutenden nicht meine Favoriten sein.
Die Geschichte selbst hätte etwas mehr Spannung verdient, denn es passiert
nicht allzu viel. Nea muss sich nur immerzu über ihre Gefühle klar werden, was
eine Weile dauert. Die Flucht und auch das letzte Kapitel waren spannend, aber
der Weg dahin ist doch eher zäh. Nichtsdestotrotz zieht Shepherd den Leser in
ihre dystopische Geschichte und schafft es, dass man wissen will, wie sie
ausgeht. Die wieder auftretende Seuche ist dabei ein interessanter
Handlungsfaktor, der mir gut gefiel. An anderen Stellen hätte ich mir noch
etwas mehr Action gewünscht.
Der Schreibstil ist angenehm, auch wenn ich finde, dass die Autorin in ihren
neueren Büchern deutlich besser schreibt. Mir fehlt einfach der Zugang zu Nea
und das könnte auch ein wenig am Stil liegen. Aber obwohl mir manchmal die
Spannung fehlte, wollte ich oft weiterlesen, was ein Argument für den guten
Stil von Maya Shepherd ist. Auf die Flashbacks aus Teil eins wird weitesgehend verzichtet, auch weil sie nicht mehr nötig sind, was mir sehr gut gefiel! Das Hier und Jetzt ist nämlich deutlich interessanter!
Insgesamt war „Die Flammentänzerin“ ungefähr das, was ich
erwartet hatte und auch typisch für einen mittleren Teil ist. Die Spannung wird
herausgezögert, die Geschichte entwickelt sich nur in gewissen Zügen und lässt
manchmal Sympathien gegenüber den Charakteren vermissen. Arras will ich davon
ausnehmen. Alles in allem sind die Figuren durch ihre Abwechslung dennoch
gelungen. Ich kann noch immer nicht benennen, was mich in dieser Geschichte
gefangen hält, aber da ist definitiv etwas. Und deswegen werde ich auch bald
den abschließenden Teil lesen. Für Band zwei vergebe ich 3 Spitzenschuhe, die
sich hoffentlich in „Die Herzenskämpferin“ vermehren.
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