3. Juli 2018

Rezension: "James Bond 007 - Der Spion der mich liebte" von Ian Fleming



Titel: James Bond 007 - Der Spion der mich liebte
Autor: Ian Fleming
Verlag: CrossCult
Preis: 12,80€
Seiten: 220


James Bond ist ein Phänomen. Und obwohl ich die 007-Filme liebe, bin ich doch ein noch größerer Anhänger der Originale: der Bücher. Ian Fleming war ein interessanter Autor, der eine begnadete Figur erschuf. Obwohl man den Romanen immer den etwas anderen Zeitgeist anmerkt, macht gerade das sie manchmal so sympathisch. Der 10. Band der Bond-Reihe ist ganz anders, als seine Vorgänger. Denn diesmal ist der Erzähler kein allwissender Unbeteiligter, sondern eine junge Frau, die ihre eigene Geschichte durchmacht. Und in dieser Geschichte kommt James Bond vor – der Mann, von dem sie später sagen kann, er sei „Der Spion, der mich liebte“. Dieser Spion, aber auch die junge Erzählerin und die ungewöhnliche Art des Bond-Buches machen es großartig und zu einer wahren Lesefreude.

Vivienne Michel ist in Schwierigkeiten. Auf der Flucht vor ihrer verstrickten Vergangenheit in die amerikanische Provinz, landet sie im Dreamy Pines Autohof. Weit entfernt von der privilegierten Umgebung, in der sie aufgewachsen ist, ist das Motel auch die Haltestation zweier abgebrühter Killer – des perversen Sol Horror und des tödlichen Sluggsy Morant. Als ein cool-charismatischer Engländer auftaucht, schöpft Viv, die in tödlicher Gefahr schwebt, nicht nur Hoffnung, sondern spürt eine fesselnde Faszination. Denn es ist James Bond, 007 – der Mann, von dem sie hofft, gerettet zu werden; der Spion, von dem sie hofft, geliebt zu werden.

„Der Spion, der mich liebte“ ist ein sehr kurzweiliges Buch. Es hat nur 217 Seiten und ist in drei Teile unterteilt. Diese Teile sind sehr interessant benannt. Sie heißen „Ich“, „Sie“ und „Er“. IN diesen Teilen gibt es natürlich einzelne Kapitel, die immer sehr schön gewählte Titel haben, die zumeist auch wortwörtlich im Kapitel so vorkommen. Der Aufbau des Buches ist super und in gewisser Weise auch abwechslungsreich. Normalerweise begleitet man den britischen Geheimagenten in den Bond-Büchern. Es ist nicht ungewöhnlich, dass auch andere Charaktere große Handlungsteile haben und sich die Geschichte mit ihnen beschäftigt. Zumeist handelt es sich dabei um den Bösewicht des Buches. Diesmal aber gibt es eine Ich-Erzählerin, was absolut neu ist. Vivienne ist eine junge Kanadierin und „Der Spion, der mich liebte“ ist komplett aus ihrer Sicht verfasst. Der erste Teil, der mit „ich“ übertitelt ist, handelt von ihrer Vorgeschichte. Von den Beziehungen, Menschen und Erlebnissen, die sie zu dem gemacht haben, was sie ist. Der Teil kann für manche sicher langatmig sein, ich fand es aber wirklich interessant und unterhaltsam, mehr über Viv zu erfahren. Sie war naiv und unerfahren und musste sich dann den Härten dieser Welt stellen. Ich finde ihre Reflektion wirklich toll und insgesamt ist Viv sehr authentisch. Sie ist eine Frau, die auch in den 50er Jahren schon weiß, was sie will. Du dafür kann man sie bewundern, denn sie kämpft, solange sie kann. Im zweiten Teil kann sie es aber nicht. Denn „Sie“ tauchen auf: zwei Ganoven. Die Kulisse des Buches ist eigentlich schon schaurig genug, denn Viv befindet sich in einem Motel, das mitten im Nirgendwo aus Holzhütten besteht. Und sie passt auf eben dieses Motel auf. Die perfekte Gelegenheit also, die junge Frau für einen perfiden Plan zu benutzen. Und das haben die beiden Gangster auch vor. Aber dann taucht James Bond auf der Bildfläche auf, genau dann, als Vivs Leben beinahe schon beendet ist. „Er“ mischt das Buch richtig auf. Mit James‘ Auftauchen wird es einfach richtig gut, obwohl es schon vorher spannend ist. James Bond ist ein phänomenaler Charakter mit vielen Fehler und Marotten. Er trinkt zu viel, raucht und setzt sein Leben aufs Spiel. Aber er ist eben auch der charismatische Geheimagent, an den alle Frauen ihr Herz verlieren. Wäre ich an Vivs Stelle, hätte ich meines auch verloren, ganz sicher. Den Bond ist der Retter und Held der Geschichte. Noch ein paar Worte zu den Bösewichten. Horror und Sluggsy machen ihrer Gattung alle Ehre. Sie sind grausam, vulgär und gierig. Sie sind die idealen Gegenspieler mit wahnsinnig viel Talent!
Es wird gekämpft, es wird geschossen, es gibt Opfer, es gibt Tragik. Aber es wird zu keiner Zeit langweilig. Nicht einmal, wenn Viv von ihrem Leben erzählt. Denn dann ist gerade die Atmosphäre des Buches so gut. Ich nenne es immer den Zeitgeist der Bond-Romane, die 50er Jahre, den anderen Gang der Welt. Die Atmosphäre und das Setting sind wahnsinnig cool und man macht immer eine kleine Zeitreise. Gerade die Werte und Tugenden kommen in diesem Buch besonders gut zum Vorschein.
Auch der Stil von Ian Fleming gehört in diese Kategorie des Zeitgeists. Er ist sehr rau, allerdings in diesem Buch angenehm feminin. Sonst ist der Stil oft sehr brutal, aber in „Der Spion, der mich liebte“ wurde die Schreibweise angenehm verändert, was Vivs Charakter auch authentischer macht. Insgesamt kommt man trotz hypotaktischen Satzbau sehr schnell durchs Buch – denn die Geschichte ist einfach unterhaltsam.


Ich finde „Ein Spion, der mich liebte“ wirklich toll. Die veränderte Erzählweise, die sicher die Ausnahme ist, macht einfach Spaß. Viv ist eine starke Frau, die das Ruder in die Hand nimmt. Und auch wenn sie 007 verfällt, bleibt sie eine authentische Figur, die sich eben in ihren Helden verliebt. Vollkommen zurecht, muss man dazu sagen. James Bond ist schon beinahe zur Nebenfigur degradiert, doch eben nur beinahe. Sein Charakter ist einzigartig und er macht die Geschichte so spannend. Die Figurenmischung ist trotz ihrer Niedrigkeit wirklich toll. Der Stil ist gut und die Handlung spannend. Was will man mehr?! Für mich war dieser Bond-Roman wirklich etwas Besonderes und deswegen vergebe ich fünf Spitzenschuhe.


2 Kommentare:

  1. Huhu Julia,

    ich fand es richtig schön, wie du deine Begeisterung für James Bond Romane und für dieses neue Werk in einer Rezension verbunden hast. Auch bin ich positiv überrascht darüber, dass Ian Fleming Vivienne so viel Platz einräumt, eine Geschichte über James Bond schreibt und dann noch den Spagat schafft, ihn nicht komplett zum Nebencharakter werden zu lassen.

    Auf jeden Fall ist das wirklich eine klasse Rezension, die einen guten Einblick zum Buchinhalt gibt ohne zu viel vorwegzunehmen. Deine Begeisterung sticht auch geradezu heraus. =))

    Ganz liebe Grüße
    Leni

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    1. Liebe Leni!
      Oh, vielen lieben Dank für den schönen Kommentar! Ich bin immer so glücklich, wenn Rezensionen gelesen und dann auch noch so gewürdigt werden!
      Es tut mir wahnsinnig leid, dass ich erst heute antworte. Leider hatte ich einen ganz doofen Fehler seit der DSVGO drin und es gab seitdem keine Kommentare. Habe es erst jetzt rausgefunden, also bitte denk nicht, ich sei ignorant. Tut mir echt leid!

      Und ja, das Buch ist so toll! Ich finde es wahnsinnig cool, wie du meine Rezension analysierst und zusammenfasst! Richtig genial! *.* Danke dafür! Ich fühle mich grad richtig gewertschätzt :)

      Ganz liebe Grüße,
      Julia

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