Titel: Morgentau - Die Auserwählte der Jahreszeiten
Autor: Jennifer Wolf
Verlag: Carlsen
Preis: 7,99€
Seiten: 272
Vor einiger Zeit kam die Jahreszeiten-Reihe von Jennifer
Wolf heraus. Sie mauserte sich zum Liebling unter den Lesern und dank all der guten
Kritik landete der erste Band „Morgentau – Die Auserwählte der Jahreszeiten“
auch in meinem Regal. Ich wollte die Reihe nicht unbedingt lesen, aber sie
schien ganz nett für zwischendurch zu sein. Eine schnuckelige rosa Verpackung
und darin wahrscheinlich eine süße Geschichte. Doch die Geschichte hat mich
wahnsinnig überrascht! Denn obwohl die äußere Form einen mädchenhaften Inhalt
ankündigt, der auch in jedem Fall eintritt, hat dieses Buch so viel mehr zu
bieten! Emotionen, ein tolles Setting, interessante Charaktere und vor allem die
Unmöglichkeit hervorzusagen, wie diese Herzschmerzgeschichte ausgehen soll! „Morgentau“
hat mich gefesselt und sehr berührt zurück gelassen. Es ist ein tolles und
lohnenswertes Buch!
Die Erde liegt unter einer dicken Schneedecke, Eis und Kälte
herrschen überall. Nur noch ein kleiner Landfleck ist bewohnbar, wo die
Erdgöttin Gaia die letzten ahnungslosen Menschen angesiedelt hat. Hier lebt
auch Maya Jasmine Morgentau, eine der göttlichen Hüterinnen. Alle hundert Jahre
wird unter ihnen eine Auserwählte dazu bestimmt, das Gleichgewicht der Natur
aufrechtzuerhalten. Sie darf die vier besonderen Söhne der Gaia kennenlernen,
den Frühling, den Sommer, den Herbst und den Winter. Für einen muss sie sich
entscheiden und sich ein Jahrhundert an ihn binden. Doch jeder der Söhne hat
seine Stärken und Schwächen. Sollte Maya die Auserwählte werden, für wen würde
sie ihr Leben hergeben?
Ich muss zugeben, dass ich mich an das Grundgerüst der
Geschichte erst gewöhnen musste. Das lag an seiner Absurdität, die so typisch
für Romantasy-Geschichten ist. Nachdem ich die Fakten aber akzeptiert hatte,
mochte ich das Setting. Maya lebt in einem Orden, der der Göttin Gaia dient.
Nur Frauen dürfen diesem Orden angehören. Einmal in hundert Jahren kommt die
Erdengöttin zum Orden und sucht eine Auserwählte die einen ihrer vier Söhne
heiraten soll und 100 Jahre an seiner Seite verbringt: den Frühling, den
Sommer, den Herbst und den Winter. Ja richtig, nur eine Auserwählte, obwohl es
doch vier Söhne sind. Maya darf ihren Mann selbst auswählen und hat dafür vier
Wochen Zeit. Sie kommt mit in Gaias Reich und lernt die vier Männer kennen. Bei
jedem von ihnen soll sie ein Woche verbringen, ehe sie sich entscheidet – außer
sie hat sich bereits vorher verliebt.
Das Konzept ist nicht so kompliziert und generell hat man anfangs das Gefühl,
die Geschichte zu durchschauen. Doch, keineswegs! Maya fühlt sich sofort zum
stillsten und jüngsten der Brüder hingezogen: Nevis, dem Winter. Noch nie hat
eine Auserwählte den Winter gewählt. Wer will schon 100 Jahre in Kälte und Eis
leben, wenn er auch den Frühling oder Sommer samt all seiner Vorzüge haben
kann? Aber Maya bemerkt schnell ihre Schwäche zu Nevis und auch sein Herz
schmilzt langsam dahin. Beide Charaktere sind gut gelungen. Nevis ist ein
traumhafter und ehrlicher Kerl, der schon immer mit einem gebrochenen Herzen
lebt und Angst davor hat, noch mehr verletzt zu werden. Ich mochte ihn und
seine unnahbare Art sehr. Maya hingegen ist mir ein bisschen zu prototypisch.
Sie ist wunderschön, klug, ehrlich und begehrenswert. Natürlich. Obwohl ich
diese Charaktereigenschaften nicht wirklich gutheiße, funktionieren solche
Protagonistinnen in Romantasygeschichten nun einmal. Und so auch hier. Die
Chemie zwischen Nevis und Maya ist anziehend und schön. Ich habe beiden so sehr
die Daumen gedrückt! Doch wie ich schon sagte, kommt es nicht, wie man denkt.
Aber zurück zu den Charakteren. Auch die drei Brüder sind gelungen und
interessant. Allen voran der Herbst, Jesien. Er ist ein so friedlicher und
freundlicher Charakter! Und auch die Tiergeister sind eine wundervolle Idee der
Autorin. Jeder Bruder hat einen tierischen Begleiter, der gleichzeitig bester
Freund ist. Diese vier Charaktere sorgen für den ein oder anderen Witz und
haben ihren ganz eigenen Charme. Gaia hingegen konnte ich nie ganz
durchschauen, obwohl sie ein gütiger Charakter ist. Die vier Jahreszeiten sind
auf jeden Fall tolle Kerle, mit denen diese Geschichte steht und fällt. In
diesem Fall steht sie allerdings nur. Die Charaktere sind gut gelungen und
machen die Geschichte bereits lesenswert.
Das besondere an der Geschichte ist aber ihre Emotionalität. Mayas Entscheidung
hat Konsequenzen. Und so entsteht eine Art Romeo-und-Julia-Liebesgeschichte,
die jedes Mädchenherz höher schlagen und beinahe zerbrechen lässt. Ich habe mit
Maya gelacht und über ihre Entscheidungen den Kopf geschüttelt. Ich dachte
wirklich, ich hätte das Buch durchschaut, doch nichts hatte ich. Der zweite
Teil des Romans ist anders als erwartet, aber wirklich gut. Die letzten 20
Seiten allerdings haben mich mehr als mitgenommen. Ich habe so viel still vor
mich hin geweint und wusste doch nicht, wie diese vertrackte Situation ausgehen
soll. Das Ende hat mich daher überrascht, aber sehr glücklich zurück gelassen.
Die Gefühle fahren in diesem Buch wirklich Achterbahn, aber es ist auch so
schön! Mich konnte die Geschichte bis zur letzten Seite packen. Allerdings
sollte man nicht so sehr an Realität denken. Die Geschichte ist zauberhaft und
wundervoll. Und natürlich spielt sie in einer fantastischen Welt, die es so
hoffentlich niemals geben wird.
Der Sschreibstil von Jennifer Wolf ist gut. Sie trifft einen guten Ton
zwischen Romantik und Naivität. Es gibt viele humorvolle Stellen und trotzdem
schafft die Autoren es auch den Leser so emotional an ihre Geschichte zu
binden, dass meine Tränen nicht enden wollten. Es gibt Tragik und Spannung und
es gibt die ganz große Liebe mit vielen Fantasyelementen. Die Mischung ist sehr
gelungen und deswegen kann ich dieses Buch absolut empfehlen!
„Morgentau – Die Auserwählte der Jahreszeiten“ war gar nicht
das, womit ich gerechnet habe. Denn diese Liebesgeschichte ging mir unter die
Haut. Die Liebe muss in dieser Geschichte so viele Rückschläge verarbeiten,
dass der Leser beinahe wahnsinnig wird. Und trotzdem händelt die Autorin es
einfach wundervoll und ließ mich beeindruckt zurück. Ich habe das Buch mit all
seinen Emotionen, seinen tollen Charakteren und seinem guten Stil sehr
genossen. Viel mehr, als ich je gedacht hätte und deswegen vergebe ich fünf
Spitzenschuhe.
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