31. Juli 2018

Rezension: "Morgentau - Die Auserwählte der Jahreszeiten" von Jennifer Wolf



Titel: Morgentau - Die Auserwählte der Jahreszeiten
Autor: Jennifer Wolf
Verlag: Carlsen
Preis: 7,99€
Seiten: 272


Vor einiger Zeit kam die Jahreszeiten-Reihe von Jennifer Wolf heraus. Sie mauserte sich zum Liebling unter den Lesern und dank all der guten Kritik landete der erste Band „Morgentau – Die Auserwählte der Jahreszeiten“ auch in meinem Regal. Ich wollte die Reihe nicht unbedingt lesen, aber sie schien ganz nett für zwischendurch zu sein. Eine schnuckelige rosa Verpackung und darin wahrscheinlich eine süße Geschichte. Doch die Geschichte hat mich wahnsinnig überrascht! Denn obwohl die äußere Form einen mädchenhaften Inhalt ankündigt, der auch in jedem Fall eintritt, hat dieses Buch so viel mehr zu bieten! Emotionen, ein tolles Setting, interessante Charaktere und vor allem die Unmöglichkeit hervorzusagen, wie diese Herzschmerzgeschichte ausgehen soll! „Morgentau“ hat mich gefesselt und sehr berührt zurück gelassen. Es ist ein tolles und lohnenswertes Buch!

Die Erde liegt unter einer dicken Schneedecke, Eis und Kälte herrschen überall. Nur noch ein kleiner Landfleck ist bewohnbar, wo die Erdgöttin Gaia die letzten ahnungslosen Menschen angesiedelt hat. Hier lebt auch Maya Jasmine Morgentau, eine der göttlichen Hüterinnen. Alle hundert Jahre wird unter ihnen eine Auserwählte dazu bestimmt, das Gleichgewicht der Natur aufrechtzuerhalten. Sie darf die vier besonderen Söhne der Gaia kennenlernen, den Frühling, den Sommer, den Herbst und den Winter. Für einen muss sie sich entscheiden und sich ein Jahrhundert an ihn binden. Doch jeder der Söhne hat seine Stärken und Schwächen. Sollte Maya die Auserwählte werden, für wen würde sie ihr Leben hergeben?

Ich muss zugeben, dass ich mich an das Grundgerüst der Geschichte erst gewöhnen musste. Das lag an seiner Absurdität, die so typisch für Romantasy-Geschichten ist. Nachdem ich die Fakten aber akzeptiert hatte, mochte ich das Setting. Maya lebt in einem Orden, der der Göttin Gaia dient. Nur Frauen dürfen diesem Orden angehören. Einmal in hundert Jahren kommt die Erdengöttin zum Orden und sucht eine Auserwählte die einen ihrer vier Söhne heiraten soll und 100 Jahre an seiner Seite verbringt: den Frühling, den Sommer, den Herbst und den Winter. Ja richtig, nur eine Auserwählte, obwohl es doch vier Söhne sind. Maya darf ihren Mann selbst auswählen und hat dafür vier Wochen Zeit. Sie kommt mit in Gaias Reich und lernt die vier Männer kennen. Bei jedem von ihnen soll sie ein Woche verbringen, ehe sie sich entscheidet – außer sie hat sich bereits vorher verliebt. 
Das Konzept ist nicht so kompliziert und generell hat man anfangs das Gefühl, die Geschichte zu durchschauen. Doch, keineswegs! Maya fühlt sich sofort zum stillsten und jüngsten der Brüder hingezogen: Nevis, dem Winter. Noch nie hat eine Auserwählte den Winter gewählt. Wer will schon 100 Jahre in Kälte und Eis leben, wenn er auch den Frühling oder Sommer samt all seiner Vorzüge haben kann? Aber Maya bemerkt schnell ihre Schwäche zu Nevis und auch sein Herz schmilzt langsam dahin. Beide Charaktere sind gut gelungen. Nevis ist ein traumhafter und ehrlicher Kerl, der schon immer mit einem gebrochenen Herzen lebt und Angst davor hat, noch mehr verletzt zu werden. Ich mochte ihn und seine unnahbare Art sehr. Maya hingegen ist mir ein bisschen zu prototypisch. Sie ist wunderschön, klug, ehrlich und begehrenswert. Natürlich. Obwohl ich diese Charaktereigenschaften nicht wirklich gutheiße, funktionieren solche Protagonistinnen in Romantasygeschichten nun einmal. Und so auch hier. Die Chemie zwischen Nevis und Maya ist anziehend und schön. Ich habe beiden so sehr die Daumen gedrückt! Doch wie ich schon sagte, kommt es nicht, wie man denkt. Aber zurück zu den Charakteren. Auch die drei Brüder sind gelungen und interessant. Allen voran der Herbst, Jesien. Er ist ein so friedlicher und freundlicher Charakter! Und auch die Tiergeister sind eine wundervolle Idee der Autorin. Jeder Bruder hat einen tierischen Begleiter, der gleichzeitig bester Freund ist. Diese vier Charaktere sorgen für den ein oder anderen Witz und haben ihren ganz eigenen Charme. Gaia hingegen konnte ich nie ganz durchschauen, obwohl sie ein gütiger Charakter ist. Die vier Jahreszeiten sind auf jeden Fall tolle Kerle, mit denen diese Geschichte steht und fällt. In diesem Fall steht sie allerdings nur. Die Charaktere sind gut gelungen und machen die Geschichte bereits lesenswert.
Das besondere an der Geschichte ist aber ihre Emotionalität. Mayas Entscheidung hat Konsequenzen. Und so entsteht eine Art Romeo-und-Julia-Liebesgeschichte, die jedes Mädchenherz höher schlagen und beinahe zerbrechen lässt. Ich habe mit Maya gelacht und über ihre Entscheidungen den Kopf geschüttelt. Ich dachte wirklich, ich hätte das Buch durchschaut, doch nichts hatte ich. Der zweite Teil des Romans ist anders als erwartet, aber wirklich gut. Die letzten 20 Seiten allerdings haben mich mehr als mitgenommen. Ich habe so viel still vor mich hin geweint und wusste doch nicht, wie diese vertrackte Situation ausgehen soll. Das Ende hat mich daher überrascht, aber sehr glücklich zurück gelassen. Die Gefühle fahren in diesem Buch wirklich Achterbahn, aber es ist auch so schön! Mich konnte die Geschichte bis zur letzten Seite packen. Allerdings sollte man nicht so sehr an Realität denken. Die Geschichte ist zauberhaft und wundervoll. Und natürlich spielt sie in einer fantastischen Welt, die es so hoffentlich niemals geben wird. 
Der Sschreibstil von Jennifer Wolf ist gut. Sie trifft einen guten Ton zwischen Romantik und Naivität. Es gibt viele humorvolle Stellen und trotzdem schafft die Autoren es auch den Leser so emotional an ihre Geschichte zu binden, dass meine Tränen nicht enden wollten. Es gibt Tragik und Spannung und es gibt die ganz große Liebe mit vielen Fantasyelementen. Die Mischung ist sehr gelungen und deswegen kann ich dieses Buch absolut empfehlen!


„Morgentau – Die Auserwählte der Jahreszeiten“ war gar nicht das, womit ich gerechnet habe. Denn diese Liebesgeschichte ging mir unter die Haut. Die Liebe muss in dieser Geschichte so viele Rückschläge verarbeiten, dass der Leser beinahe wahnsinnig wird. Und trotzdem händelt die Autorin es einfach wundervoll und ließ mich beeindruckt zurück. Ich habe das Buch mit all seinen Emotionen, seinen tollen Charakteren und seinem guten Stil sehr genossen. Viel mehr, als ich je gedacht hätte und deswegen vergebe ich fünf Spitzenschuhe.





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