Titel: Nach dem Sommer
Autor: Maggie Stiefvater
Verlag: Script5
Preis: 18,90€
Seiten: 424
Jeder hat seine außergewöhnlichen Lieblingsbücher, die einen
besonderen Zauber besitzen. Auch ich. Eines meiner Phänomene ist „Rot wie das
Meer“ von Maggie Stiefvater. Diese Geschichte hatte mich beim Lesen absolut
mitgenommen. Es ist also nicht verwunderlich, dass die Wolf-Reihe dieser
Autorin auf meine Wunschliste wanderte. Nun hatte ich den ersten Teil „Nach dem
Sommer“ tatsächlich schon Jahre in meinem Regal stehen – ungelesen. Obwohl ich Maggie
Stiefvater für Stil und Idee grundsätzlich verehre, hat mich dieses Buch doch
ein bisschen enttäuscht. Es kommt keinesfalls an „Rot wie das Meer“ heran,
sondern bleibt ein wenig hinter seinen Möglichkeiten. Es ist ein nettes
Jugendbuch, von dem ich mir mehr erhofft hatte.
Klappentext
Jeden Winter wartet Grace darauf, dass die Wölfe in die
Wälder von Mercy Falls zurückkehren – und mit ihnen der Wolf mit den goldenen
Augen. Ihr Wolf.
Ganz in der Nähe und doch unerreichbar für sie, lebt Sam ein
zerrissenes Leben: In der Geborgenheit seines Wolfsrudels trotzt er Eis, Kälte
und Schnee, bis die Wärme des Sommers ihn von seiner Wolfsgestalt befreit. In
den wenigen kostbaren Monaten als Mensch beobachtet er Grace von fern, ohne sie
jemals anzusprechen – bevor die Kälte ihn wieder in seine andere Gestalt
zwingt.
Doch in diesem Jahr ist alles anders: Sam weiß, dass es sein
letzter Sommer als Mensch sein wird. Es ist September, als Grace den Jungen mit
dem bernsteinfarbenen Blick erkennt und sich verliebt. Doch jeder Tag, der
vergeht, bringt den Winter näher – und mit ihm den endgültigen Abschied.
Meinung
Wölfe sind ein beliebtes Fantasythema und ebenfalls ein
gutes Thema für eine Jugendbuchreihe. Um die wilden Wölfe tummeln sich viele
Mythen, daher ist der Stoff dieses Buches gut gewählt. Man kann an die Mythen
glauben und die Thematik wird somit nicht unauthentisch Ich weiß gar nicht genau, was mich an diesem
Buch gestört hat. Aber definitiv konnte es mich nicht für sich gewinnen. Mir
ging alles ein bisschen zu schnell, ein bisschen zu tief, ein bisschen zu
unspektakulär.
Grace ist ein nettes Mädchen. Aber abgesehen davon, konnte auch sie mich nicht
beeindrucken. Sie wurde als junges Mädchen von Wölfen angegriffen, hat seitdem
aber eine Faszination für die Tiere. Grace weiß, dass es ein Geheimnis um die
Wölfe gibt, doch welches, das weiß sie nicht. Aber sie erkennt ihren Wolf. Denn
so strange es auch klingt, verliebt sie sich in einen Wolf. Dieser Wolf ist
natürlich eigentlich ein Mensch, aber so ganz bin ich den Gedanken nie
losgeworden. Die Liebesgeschichte des Buches ist niedlich. Und auch der
männliche Part davon gefiel mir ganz gut: Sam. Der schüchterne und starke Junge
ist ein guter Charakter, der noch nicht alle Facetten gezeigt hat. Die Chemie
zwischen ihm und Grace stimmt. Aber mitreißen konnten die beiden mich leider
nie. Ich fühlte mich eher wie ein neutraler Beobachter. Die Szenen zwischen den
beiden Protagonisten sind nett und auch ich konnte ihre Liebe und die tiefe
Verzweiflung, die mit seinem Wolfsdasein einhergeht greifen. Dies ist
tatsächlich die tragische Komponente der Geschichte und man möchte wissen, wie
es ausgeht. Nachdem ich das nun aber weiß, habe ich leider nicht einmal das
Bedürfnis, den zweiten Teil zu lesen. Man könnte das Buch durchaus als
abgeschlossen betrachten.
Die Nebenfiguren sind gut. Ich mochte Grace Freundin Olivia und
auch die abgehobene Isabel. Bei ihr konnte man einen wahren Wandel beobachten,
der der Geschichte guttut. Im Grunde geht es aber die meiste Zeit um Grace und Sam.
Sie beide erzählen die Geschichte und die Perspektiven sind gut. Man kann sie
unterscheiden und sie bringen Abwechslung. Ein besonderer Pluspunkt ist der
Zusatz zu den Kapiteln. Unter dem Namen steht nämlich immer die Gradzahl, die
gerade herrscht und das ist für die Geschichte nicht unwichtig. Solch kleine
Details sind es, die Maggie Stiefvaters Bücher zu Schätzen machen. Der
Schreibstil ist auch in diesem Buch gut. Manchmal schweift die Autorin
allerdings weit weg und die Geschichte zieht sich. Spannend ist die Länge der
Kapitel. Es hat mir gefallen, dass sie mit ansteigendem Tempo kürzer werden. Maggie
Stiefvater ist einfach eine Autorin, die es drauf hat. Nur leider hat sie in
diesem Buch nicht alles gezeigt.
Die Handlung an sich enttäuschte mich ebenfalls ein wenig. Es geht um die
Liebesgeschichte und all die damit verbundenen Probleme. Insgesamt waren es mir
einfach zu viele Probleme bei etwas, das mich eben nicht mitriss. Versteht
mich nicht falsch. Das Buch lässt sich schnell lesen und unterhält den Leser
gut. Tatsächlich habe ich viel an Wölfe in den letzten Tagen gedacht. Aber das
gewisse Etwas hat einfach gefehlt.
Fazit
„Nach dem Sommer“ blieb leider hinter meinen Erwartungen
zurück. Die Charaktere sind gelungen, doch identifizieren konnte ich mich mit
ihnen nicht. Auch die Liebesgeschichte ist süß. Als Grundlage für ein solches
Buch ist sie allerdings ein bisschen dürftig. Mir fehlte in dieser Mischung das
gewisse Etwas, weshalb ich nur drei von fünf Spitzenschuhe vergeben kann. Doch
ob man Spitzenschuhe im Wald auch so gut gebrauchen könnte?!
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