1. März 2016

Rezension: "Endlich zu fünft" von Miina Supinen


Titel: Endlich zu fünft
Autor: Miina Supinen
Verlag: Insel Verlag
Preis: 9,99€
Seiten: 357

Ein niedlicher Titel, ein süßes Cover in Rosatönen und dazu das Versprechen eines unterhaltsamen Familienromans: „Endlich zu fünft“ ist mit Sicherheit ein völlig anderer und unkonventioneller Roman einer Finnin mit einem spritzigen und frischen Stil. Es geht um eine chaotische Familie, die nach außen hin den Schein bewahrt, doch eigentlich kümmert sich jeder nur um sich selbst und seine eigenen Probleme. Miina Supinen erzählt die Geschichte der Silolas so ganz anders als erwartet. Auf jeden Fall interessant, nur leider so gar nicht mein Fall.

Inhalt


Die Familie Silola ist eigentlich perfekt. Launo ist der berühmteste Dirigent des Landes, seine wunderschöne Frau Katriina ist eine erfolgreiche Innenausstatterin und die drei Kinder studieren, gehen brav zur Schule oder in den Kindergarten. Nach außen hin bewahrt die Familie genau dieses Bild, doch dass es nicht existiert wird sehr schnell klar. Jeder sieht die Silolas als erfolgreich, freundlich und vorbildlich an, doch was hinter der Fassade steckt, ist etwas ganz anderes. Launo glänzt eher durch Abwesenheit – körperlich und geistig -, Katriina macht aus ihrer Vergangenheit ein großes Geheimnis und gibt sich dem ‚Alkoholteufel‘ hin, Astra hat eine Vorliebe für dreckigen und schmerzhaften Sex, Silmu liebäugelt mit Anabolika und Pelagia…tja…selbst mit ihren 4 Jahren weiß sie zu rebellieren. Eine chaotische Familie, in der jeder nur an seine eigenen Bedürfnisse denkt, wird auf die Probe gestellt. Werden die Silolas weiter Einzelkämpfer bleiben, oder werden sie zu einer Einheit – endlich zu fünft?

Meinung


Miina Supinen erzählt hier eine sehr besondere Geschichte. Ich nahm es so wahr, als wenn es keinen richtigen Höhepunkt in der Geschichte geben würde. Die Familienmitglieder werden quasi isoliert voneinander betrachtet. Die Kapitel sind sehr kurz gehalten und meistens wechselt nach jedem Kapitel der Fokus auf ein anderes Familienmitglied. Besonders interessant sind sicher die Leben von Astra und Katriina. Mich persönlich konnte aber auch Silmu begeistern. Die kleine Pelagia soll sicher der Liebling sein, der sie für mich leider nicht war. Zu Launo kann man kaum etwas sagen. Über ihn erfährt man am wenigsten. Er ist einfach merkwürdig. Auf seine eigene Art ganz speziell würde ich sagen. Allerdings kann man so die ganze Familie, nein – eigentlich das ganze Buch, beschreiben. Zuallererst muss man sich an den Stil der Autorin gewöhnen. Ich weiß nicht, ob es etwas mit dem finnischen Humor zu tun hat. Ich persönlich kenne niemanden aus Finnland. Ich gebe zu, dass der Roman wirklich eine Abwechslung zum normalen Buchdschungel ist. Miina Supinen schreibt anders. Man erkennt bei jeder Figur einen eigenen Stil, dennoch ist er leicht lesbar und fliegend. Allerdings auch derb. Manchmal sind die Worte mehr als ehrlich, gehen ins Vulgäre, manchmal ins Verträumte. Ab und zu glänzt der Stil durch Metaphern und träumerische Bilder. Sprachlich hat das Buch eine ganze Menge zu bieten und ringt mir einigen Respekt ab. Der Stil war keinesfalls meiner, allerdings kommt man durch ihn recht schnell durchs Buch.
Dennoch hatte ich so meine Probleme. Das, was hier aufgezeigt wird, ist wirklich ein Extremfall. Ob es wirklich innerhalb einer Familie all diese Probleme geben kann, ist fraglich. Allerdings macht diese überspitze Darstellungsweise das Ganze recht amüsant. Für viele ist dieses Buch sicher sogar richtig lustig, mein Humor war es leider nicht. Dennoch fiel selbst mir die Ironie der Handlung an vielen Stellen auf. Das Buch ist durchdacht, bietet aber keine richtige Spannungskurve. Für mich bewegte es sich auf einem gleichbleibenden Level. Jede Figur entwickelt sich und seine Geschichte und der Leser entdeckt seine Lieblinge. Allerdings besteht doch oftmals auch eine Abneigung. Mir gefielen die Figuren an sich gut, allerdings brauchte ich eine ganze Weile, um mit ihnen warm zu werden. Thematisch lässt sich in diesem Roman wirklich eine Menge finden: Sex, Alkoholsucht, Sportsucht, Musik, Öffentlichkeit, Liebe, Betrug und natürlich Familie und Erziehung. Das ganze wird auf eine sarkastische Art und Weise verarbeitet und kann den Leser recht gut unterhalten.

Fazit




Ich persönlich finde „Endlich zu fünft“ sehr interessant, habe es allerdings nicht gern gelesen. Obwohl das Buch so seine Stellen hat, konnte mich die Geschichte nicht so Recht mitnehmen und meine Abneigung gegen einige Charaktere blieb bis zum Schluss erhalten. Das ist zwar schade, aber ganz sicher Geschmackssache. Ich vergebe lediglich 2,5 Spitzenschuhe für einen tollen und etwas anderen Stil in einer Lektüre, die meinen Geschmack einfach nicht traf.



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