Titel: Endlich zu fünft
Autor: Miina Supinen
Verlag: Insel Verlag
Preis: 9,99€
Seiten: 357
Ein niedlicher Titel, ein süßes Cover in Rosatönen und dazu
das Versprechen eines unterhaltsamen Familienromans: „Endlich zu fünft“ ist mit
Sicherheit ein völlig anderer und unkonventioneller Roman einer Finnin mit
einem spritzigen und frischen Stil. Es geht um eine chaotische Familie, die
nach außen hin den Schein bewahrt, doch eigentlich kümmert sich jeder nur um
sich selbst und seine eigenen Probleme. Miina Supinen erzählt die Geschichte
der Silolas so ganz anders als erwartet. Auf jeden Fall interessant, nur leider
so gar nicht mein Fall.
Inhalt
Die Familie Silola ist eigentlich perfekt. Launo ist der
berühmteste Dirigent des Landes, seine wunderschöne Frau Katriina ist eine
erfolgreiche Innenausstatterin und die drei Kinder studieren, gehen brav zur
Schule oder in den Kindergarten. Nach außen hin bewahrt die Familie genau
dieses Bild, doch dass es nicht existiert wird sehr schnell klar. Jeder sieht
die Silolas als erfolgreich, freundlich und vorbildlich an, doch was hinter der
Fassade steckt, ist etwas ganz anderes. Launo glänzt eher durch Abwesenheit –
körperlich und geistig -, Katriina macht aus ihrer Vergangenheit ein großes
Geheimnis und gibt sich dem ‚Alkoholteufel‘ hin, Astra hat eine Vorliebe für
dreckigen und schmerzhaften Sex, Silmu liebäugelt mit Anabolika und
Pelagia…tja…selbst mit ihren 4 Jahren weiß sie zu rebellieren. Eine chaotische
Familie, in der jeder nur an seine eigenen Bedürfnisse denkt, wird auf die
Probe gestellt. Werden die Silolas weiter Einzelkämpfer bleiben, oder werden
sie zu einer Einheit – endlich zu fünft?
Meinung
Miina Supinen erzählt hier eine sehr besondere Geschichte.
Ich nahm es so wahr, als wenn es keinen richtigen Höhepunkt in der Geschichte
geben würde. Die Familienmitglieder werden quasi isoliert voneinander
betrachtet. Die Kapitel sind sehr kurz gehalten und meistens wechselt nach
jedem Kapitel der Fokus auf ein anderes Familienmitglied. Besonders interessant
sind sicher die Leben von Astra und Katriina. Mich persönlich konnte aber auch
Silmu begeistern. Die kleine Pelagia soll sicher der Liebling sein, der sie für
mich leider nicht war. Zu Launo kann man kaum etwas sagen. Über ihn erfährt man
am wenigsten. Er ist einfach merkwürdig. Auf seine eigene Art ganz speziell
würde ich sagen. Allerdings kann man so die ganze Familie, nein – eigentlich
das ganze Buch, beschreiben. Zuallererst muss man sich an den Stil der Autorin
gewöhnen. Ich weiß nicht, ob es etwas mit dem finnischen Humor zu tun hat. Ich
persönlich kenne niemanden aus Finnland. Ich gebe zu, dass der Roman wirklich
eine Abwechslung zum normalen Buchdschungel ist. Miina Supinen schreibt anders.
Man erkennt bei jeder Figur einen eigenen Stil, dennoch ist er leicht lesbar
und fliegend. Allerdings auch derb. Manchmal sind die Worte mehr als ehrlich,
gehen ins Vulgäre, manchmal ins Verträumte. Ab und zu glänzt der Stil durch
Metaphern und träumerische Bilder. Sprachlich hat das Buch eine ganze Menge zu
bieten und ringt mir einigen Respekt ab. Der Stil war keinesfalls meiner,
allerdings kommt man durch ihn recht schnell durchs Buch.
Dennoch hatte ich so meine Probleme. Das, was hier aufgezeigt wird, ist
wirklich ein Extremfall. Ob es wirklich innerhalb einer Familie all diese
Probleme geben kann, ist fraglich. Allerdings macht diese überspitze
Darstellungsweise das Ganze recht amüsant. Für viele ist dieses Buch sicher
sogar richtig lustig, mein Humor war es leider nicht. Dennoch fiel selbst mir
die Ironie der Handlung an vielen Stellen auf. Das Buch ist durchdacht, bietet
aber keine richtige Spannungskurve. Für mich bewegte es sich auf einem
gleichbleibenden Level. Jede Figur entwickelt sich und seine Geschichte und der
Leser entdeckt seine Lieblinge. Allerdings besteht doch oftmals auch eine
Abneigung. Mir gefielen die Figuren an sich gut, allerdings brauchte ich eine
ganze Weile, um mit ihnen warm zu werden. Thematisch lässt sich in diesem Roman
wirklich eine Menge finden: Sex, Alkoholsucht, Sportsucht, Musik,
Öffentlichkeit, Liebe, Betrug und natürlich Familie und Erziehung. Das ganze
wird auf eine sarkastische Art und Weise verarbeitet und kann den Leser recht
gut unterhalten.
Fazit
Ich persönlich finde „Endlich zu fünft“ sehr interessant,
habe es allerdings nicht gern gelesen. Obwohl das Buch so seine Stellen hat,
konnte mich die Geschichte nicht so Recht mitnehmen und meine Abneigung gegen
einige Charaktere blieb bis zum Schluss erhalten. Das ist zwar schade, aber
ganz sicher Geschmackssache. Ich vergebe lediglich 2,5 Spitzenschuhe für einen
tollen und etwas anderen Stil in einer Lektüre, die meinen Geschmack einfach
nicht traf.
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