Titel: Ich träum von dir...
Autor: Ellen Sommer
Verlag: Ellen Sommer Verlag
Preis: 2,99€ (kindle Edition)
Seiten: 314
Ich bin ein großer Fan von Leserunden und das hat seine
Gründe. Man lernt Autoren und Bücher kennen, die man sonst oftmals nie entdeckt
hätte. So ging es mir auch mit der Autorin Ellen Sommer und ihrem Debütroman „Voll
erwischt“. Die Selfpublisherin schrieb ein Jugendbuch mit einem Hauch Mystik.
Mir gefiel das Buch, allerdings hatte ich auch einige Kritikpunkte, die ihr
hier in meiner Rezension noch nachlesen könnt. Inzwischen schrieb die Autorin aber
eine Fortsetzung, auf die ich mich sehr gefreut habe. Das Liebespaar Lille und
Chris schienen nämlich noch eine Menge Potenzial zu haben. „Ich träum von dir…“ heißt die Fortsetzung,
die mir besser gefallen hat, als sein Vorgänger. Auch hier sind immer noch
Schwächen zu finden, doch die Logik der Geschichte ist deutlich spürbarer.
Inhalt
Chris und Lille sind endlich ein Paar und das obwohl Lilles
Oma wirklich vieles versucht hat, damit Chris sich von Lille fernhält. An ihren
Problemen hat sich aber nicht viel geändert. Denn langsam kommen Chris
Erinnerungen an den Unfall zurück. Doch an was er sich erinnert, ist einfach
nicht möglich. Wer ist das Mädchen, das im Koma liegt? Was hat es mit dem
Teppich im Arbeitszimmer von Lilles Großmutter auf sich? Und sind die
Geschichten über die Schicksalsweberinnen aus der griechischen Mythologie wahr?
Aber wenn das so ist, was hat das alles mit Lille und Chris zu tun?
Der zweite Teil der „Voll erwischt“-Reihe fügt sich nahtlos an den Vorgänger
an, bringt ein wenig Licht ins Dunkel und baut das ein oder andere interessante
Detail ein.
Meinung
Schon im ersten Teil hatte ich so meine Probleme mit der
Protagonistin Lille. Ich empfand sie als egoistisch und oberflächlich und das,
obwohl ihr Ruf als schüchtern eingestuft wurde. Dem ist im zweiten Teil
immerhin nicht mehr ganz so. Lille ist selbstbewusst und wird auch von allen so
wahrgenommen. Sympathisch ist sie mir allerdings noch immer nicht. Woran genau
das liegt, ist schwer zu sagen. Mir gefällt ihre Art zu denken und Dinge zu
kommentieren einfach nicht. Ich verweise hier allerdings wieder mal auf
Geschmackssache. Sehr viel besser gefällt mir noch immer Chris. Er ist niedlich
und sehr verliebt in seine Lille. Allerdings war auch er es nicht, der meine
Aufmerksamkeit in diesem Buch auf sich zog. Wie auch im ersten Teil, gibt es
drei Erzählperspektiven: Lille, Chris und Sara. Sara ist die beste Freundin von
Lille und erzählt nebenbei quasi noch ihre eigene Geschichte. Sie ist mit ihrem
absoluten Traumtypen Jack zusammen, doch plötzlich verbringt sie relativ viel
Zeit mit Nils, einem Jungen, den sie nie wirklich beachtet hat, der aber mehr
als nur ein netter Kerl zu sein scheint. Dieser Erzählstrang beginnt ungefähr
nach einem Drittel des Buches und war für mich das Highlight. Sara hat eine
schönere Art zu erzählen als Lille. Und auch wenn sie nicht unbedingt frei von
Egoismus ist, so gefiel mir ihre Entwicklung einfach super. Die Geschichte
zwischen Nils und ihr, das Wechselbad der Gefühle und all das Chaos drum herum
waren authentisch und schön mitzuverfolgen. Von Sara und Nils würde ich
jederzeit mehr lesen wollen – allerdings ist das ja auch irgendwie
problematisch, oder? Eine Geschichte innerhalb einer Geschichte, die zum Teil
isoliert von der eigentlichen Geschichte agiert, aber meiner Meinung nach die
bessere Geschichte ist. Ihr könnt mir folgen?
Schade war an diesem Teil, dass er mitten im Buch startet, dann eine ganze
Weile lang geht und dann auch abgeschlossen ist. Meiner Meinung nach hätte die
Autorin hier ein bisschen besser mixen sollen. Schließlich gibt es die
verschiedenen Perspektiven und was bietet sich da mehr an, als dass man die
Geschichte ein wenig mehr aufteilt…Wie dem auch sei. Sara und Nils bescheren
dem Buch noch eine besondere Romantik, die zwar zwischen Lille und Chris auch
besteht, mich hier aber nicht überzeugen konnte. Ansonsten bleibt sich die
Autorin treu. Ein Großteil der Story spielt weiterhin im Schulalltag und
handelt von den Problemen jedes normalen Jugendlichen. Hinzu kommt nun endlich
der mystische Teil, der im Vergleich zum Vorgänger größer geworden ist. Mich
hat diese Idee von Anfang an begeistern können und ich finde sie auch weiterhin
gut. Die Einarbeitung der Moiren ist sehr interessant. Man muss sich allerdings
auch darauf einlassen, um die Geschichte genießen zu können. Ich finde, dass
einige Unklarheiten aus Teil 1 beseitigt werden konnten, allerdings kamen
andere hinzu. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich auch bis zum Ende hin ein paar
Dinge einfach nicht verstanden habe, den Epilog mit eingeschlossen. Jetzt im
Nachhinein glaube ich zwar, dass ich weiß, wie das Ende zu verstehen ist, aber
so viele Rätsel müssen doch gar nicht sein.
Der Stil von Ellen Sommer ist an manchen Stellen etwas speziell. Ein paar
Ausdrücke kannte ich nicht, was aber mit den verschiedenen Regionen
Deutschlands zu tun hat. Auch wenn der Stil flüssig ist, mag ich es nicht, wenn
oftmals Füllwörter wie „super“ gebraucht werden. Das ist aber eine Eigenschaft
von Lille, was auch einfach heißen kann, dass ich sie als Erzählerin nicht mag.
Der Sprachstil ist allerdings auch humorvoll. Als Chris auf Lilles Großmutter
trifft um mit ihr zu sprechen, entsteht beispielsweise folgender Dialog:
„Spiros. Ich heiße Spiros mit Nachnamen, junger Mann!“, stellte Oma klar. Und so, wie sie es sagte, war es ein Kapitalverbrechen, das nicht zu wissen. Keine guten Voraussetzungen für ein Gespräch mit ihr, das wurde mir jetzt glasklar“ (S. 106)
Für mich gab es im Buch keinen absoluten Höhepunkt. Das Ende
ist zwar der offensichtliche, aber innerhalb der Handlung hätte ich mir ein
wenig mehr Action gewünscht.
Fazit
Alles in allem gehe ich mit einer gemischten Meinung aus
diesem Buch. Es gefiel mir, wie der Vorgänger auch und ich finde, dass Ellen
Sommer sich gesteigert hat. Das Buch beinhaltet mehr Logik und schönere
Schwerpunkte. Allerdings gefiel mir Saras Geschichte einfach viel besser, als
die von Lille. Ich vergebe 3,5 Spitzenschuhe. Ein süßer Roman über das Leben von Jugendlichen, das Verlieben und
einen Hauch Wundersamen in unserer simplen Welt.
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