Titel: Aquila
Autor: Ursula Poznanski
Sprecher: Laura Maire
Verlag: Der Hörverlag
Dauer: 11 h 50 min
Seiten: 432
Preis: 11,95€
Für eine sehr lange Autofahrt war ich auf der Suche nach einem aktuellen Hörbuch, das die lange Fahrzeit schnell vergehen lassen würde. Nach etwas Überlegen entschied ich mich für das neue Buch von Ursula Poznanski, von der ich bisher noch nichts gelesen, aber nur Gutes gehört hatte. „Aquila“ zog mich sofort an. Das Cover, der Klappentext, das Setting im verträumten Italien…Das Hörbuch verprach spannend zu werden. Doch in welchem Ausmaß, das konnte ich nicht erwarten. Denn „Aquila“ ist atemberaubend gut und außergewöhnlich! Es ist düster, angsteinflößend und extrem spannend! Es ist unfassbar, wie Poznanski all die ausgelegten Fäden zusammenzieht und man erst nach und nach das große Ganze sieht! Für mich ist „Aquila“ ein absolutes Jahreshighlight! Hört es euch unbedingt an, denn auch Laura Maire ist die perfekte Sprecherin! Selten habe ich ein Hörbuch so wehement empfehlen müssen!
Als Nika an einem Sonntagmorgen ziemlich verkatert in den
Badezimmerspiegel schaut, steht dort eine Nachricht. Wer hat sie an den Spiegel
geschmiert? Und was hat sie zu bedeuten? Wo sind Nikas Hausschlüssel und ihr
Handy? Wo ist Jenny, ihre Mitbewohnerin? Und warum ist ihr heute überhaupt so
schlecht, sie hat doch gestern gar nicht viel getrunken? Erst durch die
Morgennachrichten im Fernsehen erfährt Nika, dass heute gar nicht Sonntag ist,
sondern Dienstag. Ihr fehlt die Erinnerung an zwei ganze Tage, in denen
irgendetwas Schreckliches passiert sein muss. Aber was?
Wie soll ich nur anfangen, ohne zu viel zu spoilern?! Glaubt
mir, das ist gar nicht einfach, aber ich gebe mein Bestes! Nica macht ihr
Auslansemester in Siena in Italien. Sie spricht nur sehr wenig
Italienisch, aber es gibt viele deutsche Studenten und auch ihre Mitbewohnerin
ist Deutsche, weshalb die Sprachbarriere nicht allzu schlimm ist. Soviel zur
Ausgangslage.
Das Hörbuch beginnt an genau dem Morgen, der im Klappentext beschrieben wird.
Nica hat keinerlei Erinnerungen an die letzten zwei Tage, doch ihre Klamotten
sind schlammverkrustet, sie hat eine große Narbe im Gesicht und im
Badezimmerspiegel thront ihr die bedrohliche Botschaft „Letzte Chance“
entgegen. Wer hat das geschrieben? Wo ist ihr Handy? Und warum ist die
Wohnungstür abgeschlossen und ihr eigener Schlüssel fehlt. Die Umstände sind so
merkwürdig, dass schnell deutlich wird, dass es sich nicht nur um eine durchzechte
Nacht handeln kann. Und dann findet Nica einen Zettel in ihrer Jeans voller
kryptischer Botschaften: „Du weißt, wo das Wasser am dunkelsten ist“, „Halte
dich fern von Einhorn und Adler“, „Sic transit Gloria“, „Weihnachten voller
Angst“ und viele weitere Sätze ohne Zusammenhang. Nica hat keine Ahnung, was
das bedeutet und sie hat diesen Zettel noch nie gesehen. Aber: Es ist eindeutig
ihre Handschrift.
Schon allein dieser Einstieg ist einfach der Hammer! Sofort zog Nica mich in
ihre Geschichte und ich konnte diesem Sog einfach nicht entkommen. Die
Ausgangslange ist wahnsinnig spannend, denn sie wirft so viele Fragen auf!
Ursula Poznanski schafft es mit Bravour, immer nur ganz langsam Geheimnisse
aufzudecken. Nica erfährt nur Stück für Stück, was sich zugetragen haben muss. Und
das herauszufinden ist alles andere als ein Kinderspiel. Denn wenn du in einer
fremden Stadt bist, die in einem Land liegt, dessen Sprache du nicht sprichst
und du weder ein Handy noch richtige Freunde hast, an die du dich wenden
kannst: Was tust du dann?! All dem muss Nica sich stellen und jede einzelne
Minute des Hörbuchs trieft dadurch nur so vor Spannung! Nach einer Weile gerät
Nica auch noch in eine Polizeiermittlung als Hauptverdächtige. Ihr Alibi? Sie
hat keines – denn sie kann sich an die letzten zweieinhalb Tage nicht erinnern.
Das sieht natürlich nicht gut aus für sie und so ist sie gezwungen, auf eigene
Faust herauszufinden, was sich zugetragen haben muss. Doch ihre Erkenntnisse lassen sie an sich selbst zweifeln...
Auf der Suche nach Antworten ist sie anfängliche zwar allein, doch irgendwann taucht ein netter Italiener
auf, der ihr hilft – Stefano. Aber kann Nica ihm trauen? Kann sie überhaupt
jemandem trauen?
Ich würde euch gern mehr über den Handlungsverlauf erzählen, doch es passiert
einfach so viel und die Entwicklungen sind so rasant und auch krass, dass das
ein riesiger Spoiler wäre. Die Handlung ist auf jeden Fall ernst zu nehmen! Es
geschehen Dinge, die brutale Realität sind und die Nica in einem sehr
schlechten Licht dastehen lassen. Ihr Gedächtnisverlust lässt nicht nur andere,
sondern auch sie selbst zweifeln! Denn kann sie sich sicher sein, was sie getan
oder auch nicht getan hat? Ursula Poznanski zeigt so geschickt die Tücken des
eigenen Gedächtnisses und auch der eigenen Taten auf, dass es gruselig ist! Zu
was kann ein Mensch fähig sein? Das ist eine der Schlüsselfiguren des Romans.
Aber hacken wir mal den Punkt Spannung ab. Er ist grandios umgesetzt, mehr muss
ich nicht sagen. Zu den Charakteren: Nica ist eine tolle Protagonistin, mit der
der Hörer leiden muss! Sie ist alles andere als perfekt, ganz normal und
trotzdem außergewöhnlich. Ich weiß nicht, wie ich an ihrer Stelle gehandelt
hätte. Ich finde sie absolut authentisch und ihre Schwankungen sind toll
dargestellt! Stefano hat mein Herz sehr schnell erobert und ich drückte diesem
zarten Pflänzchen namens Liebesgeschichte die Daumen. Aber die Autorin
konzentriert sich auf andere Dinge und mehr als ein paar Andeutungen gibt es
nicht. Aber das ist vollkommen okay! Eine sehr zentrale Rolle spielt noch Nicas Mitbewohnerin Jenny. Über sie kann ich nicht viel sagen, nur eines:
Wahnsinn! Im positiven und negativen Sinne! Diese Figur hat es einfach in sich.
Der Comissario gefiel mir ebenfalls sehr gut, er sorgt dafür, dass diese
Schnitzeljagd den richtigen Charakter hat. Und dann wäre da noch der ominöse
Skorpion-Mann…
Die Figurenkonstellation ist überschaubar und gerade das macht sie so gut. Denn
trotz allem ist sie vielseitig und lässt nicht viele Möglichkeiten zu. Für mich
gab es die Guten, die Bösen und diejenigen, denen man nicht trauen konnte.
Toll!
Der Schreibstil ist klasse, soweit ich das beurteilen kann. Was ich beurteilen
kann ist die Sprecherin Laura Maire. Ihre Stimme passt zu 100% zu Nica und
ihren Emotionen. Sie stellt die Geschichte so lebendig dar, dass ich wirklich
dachte, Laura Maires Stimme würde Nica gehören. Außerdem liest sie mit so viel
Gefühl und Schauder, dass mir auf meiner Autofahrt im Dunkeln manchmal wirklich
mulmig wurde. Denn die Geschichte ist nicht nur spannend, sondern auch düster
und unheimlich. Die Sprecherin setzt die Akzente vollkommen richtig und liest
wahnsinnig gut! Gänsehaust bekam ich immer, wenn Nica Erinnerungsfetzen zu
fassen bekommt und Jenny in ihrer Erinnerung spricht…br…Ein großes Kompliment
an Laura Maire, denn durch sie wird dieses Hörbuch so außergewöhnlich gut!
Ich könnte noch Stunden so weitermachen, aber glaubt mir einfach, wenn ich
sage, dass es sich so sehr lohnt „Aquila“ zu hören! Immer, wenn man denkt, dass
es nicht härter kommen kann, tut es das eben doch. Und trotzdem bleibt das
Geschehen in logischen, wenn auch verstörenden Bahnen. Es ist so wahninnig
spannend und geheimnisvoll! Geht mit Nica auf diese düstere Schnitzeljagd und
löst die Geheimnisse der vergessenen Tage. Aber Achtung: Es kann sein, dass ihr
nicht aufhören könnt zu hören!
Für mich hat Ursula Poznanski mit „Aquila“ eine unglaubliche Geschichte
geschaffen, die ich jedem nur empfehlen kann! Ich habe gelitten, gezittert,
aufgeatmet und gestaunt. Zweieinhalb Tage war ich von dieser Geschichte
abhängig, denn sie bestimmte viele meiner Gedanken. Zum Glück waren meine zweieinnhalb
Tage kein Vergleich zu denen von Nica. Spannung, Geheimnisse, tolle Figuren,
ein klasse Stil und eine wahnsinnig großartige Sprecherin: Ich vergebe 5 von 5
Spitzenschuhen und benenne „Aquila“ als mein Hörbuchhighlight des Jahres!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Wenn du auf meinem Blog kommentierst, werden die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung (Link einfügen) und in der Datenschutzerklärung von Google.