11. Oktober 2017

Rezension: "Die schönsten Märchen" von Hans Christian Andersen


Titel: Die schönsten Märchen
Autor: Hans Christian Andersen
Herausgeber: Horst Maria Lauinger
Verlag: Penguin
Preis: 12,00€
Seiten: 384

Als ich die neu herausgegebene Märchensammlung von Hans Christian Andersen aus dem Penguin-Verlag erblickte, war ich sofort verliebt. Ich meine, was gibt es denn Besseres, als ganz viele Märchen in einer wunderschönen Aufmachung?  Nichts. Also nahm ich mir nach und nach die Märchen vor. Es ist ziemlich schwer eine Märchensammlung zu rezensieren. Zählt sie schon als Klassiker? Irgendwie schon. Inwieweit darf ich jemanden wie Andersen überhaupt kritisieren?! Zwischenzeitlich war ich von seinen Märchen abgestoßen. Über andere musste ich schmunzeln und lächeln. Zurück bleibt auf jeden Fall das Lächeln. Doch die Märchen des Dänen sind nichts für schwache Gemüter. Ich selbst bin einfach nur entzückt, nun so viel Märchen aus seiner Feder zu kennen und kann dieses Buch daher absolut empfehlen. Man muss beim Lesen aber vieles bedenken…

Vor über hundert Jahren traten Hans Christian Andersens unvergleichliche Märchenerzählungen ihren Siegeszug durch Europa, ja um die ganze Welt an und bezaubern bis heute Kinder und Erwachsene gleichermaßen. Dieser exklusiv zusammengestellte Auswahlband vereint die 20 schönsten und beliebtesten Andersen-Märchen, darunter unvergängliche Perlen wie „Däumelinchen“, „Die Prinzessin auf der Erbse“, „Des Kaisers neue Kleider“, „Das hässliche Entlein“, „Das Mädchen mit den Schwefelhölzern“, „Die Eisjungfrau“ oder "Der standhafte Zinnsoldat".

Dieses Buch ist nicht nur schwer zu rezensieren, sondern auch schwer zu lesen. Wie der Klappentext nahelegt und man auch wissen kann, lebte Andersen von 1805-1875 und ist somit schon eine ganze Weile tot. Seine Märchen haben sicher viele Kindheiten geprägt und bis heute werden sie gelesen. Sie verwenden allerdings ein altmodisches Vokabular. Die Welt in der Andersen lebte, gleicht unserer heutigen nur wenig. Aber das ist gar nicht schlimm. Man muss sich eben nur kurz an das vollkommen andere Umfeld und auch andere Werte gewöhnen. Manche Märchen sind etwas gekünstelt verfasst, andere sind sehr lustig. Der Stil von Andersen ist manchmal etwas schwer, aber der belehrende Ton passt toll zur Gattung des Märchens. 
Die 20 Märchen sind wirklich sehr unterschiedlich. Die Herausgeber haben sich darum bemüht auch eine andere, als die allseits bekannte Seite von Andersen zu zeigen, indem auch unbekanntere Märchen Einzug in die Sammlung gefunden haben. Ich persönlich kannte nur ungefähr die Hälfte der Märchen und manche sogar nur dem Namen nach. Die Märchen unterschieden sich nicht nur thematisch, sondern auch von ihrer Länge. Manche gehen gerade mal zwei Seiten lang, andere sind weit über 80 Seiten lang. Das erschwert in einem gewissen Sinne das Lesen, da man sich viel Zeit nehmen muss. Ich empfehle aber sowieso, nur wenige Märchen hintereinander zu lesen. Sonst bekommt man eine absolute Überdosis. Außerdem muss man das Gelesene manchmal noch nachklingen lassen. So ging es mir mit der Geschichte „Die Eisjungfrau“, die ich wirklich gar nicht kannte, die mich aber begeistert hat. Toll fand ich auch „Fünf aus einer Erbsenschote“ und „Die wilden Schwäne“. Meine drei Lieblinge waren mir absolut unbekannt. Aber natürlich sind auch die Berühmtheiten in diesem Buch zu finden. „Die kleine Meerjungfrau“, „Däumelinchen“ oder „Des Kaisers neue Kleider“ sind nur drei von ihnen. Insgesamt finde ich, dass Andersen oft eine sehr grausame Note in seine Märchen bringt. Bei manchen war ich wirklich total verstört. „Das Mädchen mit den Schwefelhölzchen“ oder „Der standhafte Zinnsoldat“ waren wirklich schlimm…ob ich das meinen Kindern vorlese? Das werde ich mir noch überlegen. Wirklich lustig fand ich vor allem „Was Vater tut, ist immer Recht“ und ich musste wirklich lachen, als ich das Nachwort des Herausgebers las, der das Buch seinen Kindern im Sinne dieses Märchens widmet. Herrlich.
Schön finde ich auch die Figurenkonstellation von Andersen. Im Sinne von Fabeln verwendet er oft sprechende Tiere, was toll ist. Ich denke, dass bei diesen Märchen vor allem Kinder die Adressaten sind. 
Die Auswahl der Märchen gefällt mir wirklich gut. Auch wenn ich mit manchen von ihnen nicht viel anfangen konnte und mich durch manche, vor allem die längeren, durchquälen musste. Aber so ist das bei Klassikern nun mal manchmal. Im Grunde haben aber alle Märchen etwas Wertvolles, auch wenn die Moral der Geschicht manchmal sehr hart ist. Denn es gibt wirklich viele böse Märchen. Die Guten und die Schlechten eben...
Das Cover ist auch wirklich traumhaft! Umso trauriger ist es, dass es keine Bilder im Buch gibt. Das hätte sich wirklich angeboten. Das bleibt aber mein einziger Kritikpunkt. Ich denke, dass die Herausgeber einen wirklich tollen Job mit dieser Märchensammlung gemacht haben. Der manchmal grausame Inhalt lässt sich ja nun einmal nicht beeinflussen.



Ich habe mit „Die schönsten Märchen“ von Hans Christian Andersen wirklich schöne Stunden verbracht. Beendet habe ich das Buch übrigens als ich in Dänemark war und dadurch konnte ich die Atmosphäre seiner Märchen noch einmal ganz anders einfangen. Das Buch hat eine tolle Auswahl und aus den Märchen kann man bis heute viel lernen und mitnehmen. Ich vergebe 4,5 Spitzenschuhe. 



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