Titel: House of Night - Gejagt
Autor: P. C. Cast & Kristin Cast
Verlag: Fischer
Preis: 16,95€
Seiten: 576
Die „House of Night“-Reihe ist für mich zu einer
persönlichen Herausforderung geworden. Zwölf Bücher, zwölf Monate – so mein
Vorsatz. Und so las ich in diesem Monat Band 5 der Vampyrreihe mit dem Titel
„Gejagt“. So nichtssagend die Titel der einzelnen Bände auch sind, sie passen
durchaus zur jeweiligen Geschichte. So auch hier. Zoey und ihre Freunde sind
die Gejagten, diejenigen, die wissen, was sich wirklich im House of Night
zuträgt und die versuchen, die Situation zu retten. Durchaus ein spannender
Plot, den man wunderbar lesen kann. Das Buch beinhaltet die altbekannten
Schwächen (Tennie-Gesülz und Männerhäufung), mit denen ich inzwischen aber
umgehen kann. Zoey bleibt nervig und dennoch lese ich die Bücher jeden Mal
wieder ganz gern. Zu meiner eigenen Überraschung…
Zoey ist wieder mit ihren Freunden vereint und Stevie Rae
und die roten Jungvampyre sind nicht länger Neferets Geheimnis. Aber eine
dunkle Gefahr bedroht die neue Ruhe. Kalona, Neferets neuer Liebhaber, sieht
umwerfend aus und hat das gesamte House of Night in seinen Bann gezogen. Und
niemand scheint zu bemerken, welche Bedrohung von ihm ausgeht. Der Schlüssel,
den es braucht, um seinen immer stärker werdenden Einfluss zu brechen, liegt in
der Vergangenheit. Aber was, wenn diese Vergangenheit Geheimnisse offenbart,
die Zoey nicht wissen will, und Wahrheiten, denen sie sich nicht zu stellen
traut?
Beim Lesen der HoN-Bücher denke ich manchmal: „Wow, du bist
schon auf Seite 250 und irgendwie ist noch überhaupt nichts passiert.“ Dabei
ist das ein Trugschluss. Ich finde wirklich, dass die Handlung manchmal etwas
zu wünschen übrig lässt und die Ereignisse ruhig etwas durchgeplanter von
Statten gehen könnten, aber man wird trotzdem wunderbar unterhalten. Immer
wieder gibt es den Showdown in den Büchern und eigentlich passiert ja doch
immer etwas. Oftmals geschieht dies auf zwischenmenschlicher Ebene, aber gerade
da hat Zoey ja immer wieder Bedarf. Mit dem Auftauchen von Kalona brachten die
Autorinnen neuen Schwung in die Geschichte. Er ist ein neuer und bedrohlicher
Aspekt, der die Geschichte um Neferet durchaus nach vorne bringt. Denn dass sie
der eigentliche „Endgegner“ ist, ist ziemlich klar. Für mich verkörpert sie
diesen auch sehr gut. Ihr Gegenüber hingegen lässt mich unbeeindruckt zurück.
Ich hätte nie gedacht, dass ich eine Reihe weiterlesen möchte, von der ich die
Protagonistin nicht mag. Denn ich finde Zoey wirklich unsympathisch. Und dieser
Faktor, dass jeder sie liebt – egal ob freundschaftlich oder amourös – ist
einfach absurd. Sie hat eine ganz besondere Stellung, keine Frage. Und ihre
Macht ist es, die Neferet besiegen könnte. Und trotzdem benimmt sich dieses
Mädchen immer wieder wie eine Schlampe, wie ein verquertes Teeniegirl, das
immer im Mittelpunkt stehen muss. Gerade am Ende von Band 4 dachte ich, seien
die Männergeschichten vielleicht geklärt. Denn dort hatte die statt drei
Männern plötzlich keinen mehr. Aber nein. Die Anzahl ist wieder genau dieselbe
und nur eine Besetzung hat sich geändert (nicht zu ändern, wenn einer der
dreien stirbt). Zoey und ihre Männer sind der größte Störfaktor des Buches. Ich
mag sie alle in gewisser Weise, wie Zoey ja auch. Aber mein Liebling bleibt
Erik. Und dass sie jedem einzelnen Mann wehtut, ist ihr zwar bewusst, aber
ignorieren kann sie es trotzdem. Das ist doch traurig. Und es vermittelt das
vollkommen falsche Bild von selbstständigen jungen Frauen. Schön finde ich an
Zoey aber, dass sie weiß, dass ihr Verhalten ziemlich unangebracht ist. Als sie
einen dieser drei Männer küsst, obwohl sie es nicht sollte, denkt sie immerhin:
„Ich hätte mir gern eingeredet, dass meine seminuttige Reaktion daher rührte, dass sich in mir gerade so viel Stress und Angst angestaut hatten, denen ich entfliehen wollte […]. Die Wahrheit war nicht ganz so schmeichelhaft – aber na ja, es war die Wahrheit.“ (S. 459)
Immerhin. Einsicht ist der erste Weg zur Besserung. Ich bin
ja gespannt, mit welchem Mann sie am Ende zusammen sein wird. Aber bis dahin
gehen ja noch sieben Bücher ins Land – und mit irgendwas muss man diese ja
füllen. Also: Männergeschichte, so viele wie nur möglich.
Im Zitat wird auch ein anderer Kritikpunkt deutlich, den ich ansprechen will.
Das Buch, ja die gesamte Reihe, hat doch einen deutlichen Teenie-Faktor und
dementsprechendes Vokabular wird verwendet. Zoey und ihre Freunde sprechen sehr
jugendlich („ABF“ usw…). Das steht manchmal im absoluten Gegensatz zu ihrem
jeweiligen Verhalten, was ich schade finde. Aber wahrscheinlich entspricht das
mehr der Realität, als ich wahrhaben möchte.
Noch immer bin ich kein Fan von den Zwillingen. Damien, Jack und Stevie Rae mag
ich aber sehr gern. Der beste Charakter ist noch immer Aphrodite und ich finde
es sehr gut, dass sie inzwischen einen so großen Teil der Handlung einnimmt.
Auch Darius ist ein toller und sehr starker Charakter. Ich war froh, dass er in
„Gejagt“ eine so große Rolle spielt und ich hoffe, noch viel mehr von ihm zu
lesen. Erik und Heath haben ebenfalls große Handlungsteile. Ich hätte damit gar
kein Problem, wenn es nicht dieses ständige Hin und Her geben würde. Dann lasst
sie zusammen sein. Aber dann bleibt doch zusammen und trennt euch nicht immer
am Ende eines Buches. So zumindest ist nicht alles an der Handlung innovativ,
weil sich eben viel wiederholt. Kalona und Neferet habe ich als Charakter
bereits gelobt. Auch der Anteil von Stark gefiel mir gut und ich bin auf seine
Entwicklung gespannt. Insgesamt muss man sagen, lebt die Reihe durchaus von der
Entwicklung der Figuren. Wer weiß, vielleicht macht Zoey ja auch mal eine durch.
Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Das Geschehen in „Gejagt“ ist gut und spannend. Aber der ganze Männeranteil
sollte reduziert werden. Der Schreibstil ist flüssig und man kommt unglaublich
schnell voran. Allerdings ist er in manchen Teilen einfach viel zu gekünstelt
jugendlich, was ich schade finde. Dennoch lässt sich die Reihe super lesen.
Meistens weiß ich nach dem Lesen nicht, was ich von
einem HoN-Buch halten soll. Aber die Reihe hat trotz all ihrer Schwächen auch
ihre Anziehungskraft. Und deswegen lese ich sie derzeit ganz gern. Man muss bei
der Geschichte absolut nicht nachdenken, sondern kann sich berieseln lassen.
Zoey ist kein guter Charakter, aber all die anderen machen das wett. So langsam
haben die Autorinnen ein interessantes Szenario erschaffen, das
handlingstechnisch Potenzial hat. Ich bin durchaus gespannt, wie es
weitergeht. Und auch, welcher Mann Zoey als nächstes verlässt, weil sie einfach
nicht die Finger von anderen lassen kann. Armer Erik.
Ich habe lang überlegt, entscheide mich aber tatsächlich für 4 Spitzenschuhe. So
sehr mich viele Facetten an der Geschichte auch nerven, so gut kann ich in ihr
versinken und dieser Band war eine deutliche Steigerung. Mal gucken, was in „Versucht“
auf uns zukommt. Ich befürchte Grausames…
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