Titel: Pfad des Tigers
Autor: Colleen Houck
Verlag: Heyne
Seiten: 592
Preis: 9,99€
Ich bin ein Leser, der sich von einer hohen Seitenzahl
durchaus mal abschrecken lässt. Deswegen schleiche ich immer sehr lange um die
dicken Bücher in meinem Regal herum. Dabei ist das ein riesiger Fehler. Denn
gerade die umfangreichen Bücher bieten meistens die besten Geschichten. Diese
Erfahrung hatte ich zumindest mit dem Buch „Kuss des Tigers“ von Colleen Houck
gemacht, das mich Anfang des Jahres atemlos zurückließ. Das Buch war spannend,
romantisch, actionreich und einfach bezaubernd! Ich hatte keinerlei Angst mehr
von Band zwei, im Gegenteil: Meine Freude stieg. Nachdem ich mir „Pfad des
Tigers“ endlich zugelegt hatte, begann ich mit dem Lesen und genoss jede
einzelne Seite der Geschichte! Auch Teil zwei der Tiger-Reihe konnte mich
absolut überzeugen. Kelsey und ihre beiden Tiger Ren und Kishan müssen das
nächste Abenteuer bestreiten, um dem Ende des Fluches näher zu kommen. Und das
ist eine überaus spannende Angelegenheit, die ich euch nur ans Herz legen kann!
Die Liebe führte die junge Kelsey einst nach Indien, wo sie
den verwunschenen Tigerprinzen Ren von seinem Fluch befreite. Nun kehrt sie
zurück in das Land der Mythen und undurchdringlichen Wälder und trifft dort
Rens Bruder wieder. Kishan, vor langer Zeit ebenfalls von einem bösen Magier
verzaubert, ist in allem das dunkle Gegenstück zu seinem Bruder. Nur in einem
Punkt gleicht er ihm völlig: Kelsey hat es ihm angetan, und er setzt alles
daran, ihr Herz zu erobern …
Okay, also der Klappentext trifft es gar nicht. Das Buch ist
ganz anders, aber gut.
„Pfad des Tigers“ beginnt genau dort, wo „Kuss des Tigers“ aufgehört hat.
Kelsey sitzt im Flugzeug nach Hause, weil sie sich nicht gut genug für Ren
findet. Bla, bla bla… Dass diese Entscheidung ziemlicher Mist ist, ist ziemlich
offensichtlich, aber irgendwie muss die Geschichte ja beginnen. Ich bin
tatsächlich sehr gut ins Buch gekommen. Von der ersten Seite an sind die
Emotionen von Band eins wieder da. Man leidet mit Kelsey, auch wenn sie
wirklich selbst schuld an ihrer Lage ist. Sie flüchtet aus Indien, um wieder
ein normales Mädchen zu sein. So ganz funktioniert das natürlich nicht, denn
Mr. Kadam hält weiterhin Kontakt zu ihr. Und dieser überhäuft sie mit
Luxusgütern. Die ersten 150 Seiten kämpft Kelsey sich durch ihr neues und ganz
normales Leben – vollkommen ohne Ren oder Indien. Dieser Handlungsaufbau gefiel
mir tatsächlich ganz gut. Obwohl er einen größeren Teil im Buch einnimmt, kommt
er dem Leser nicht zu lang vor. Er baut die Geschichte auf. Kelsey versucht Ren
aus dem Kopf zu bekommen und beginnt, andere Studenten zu daten. Auch das funktioniert nur teilweise. Aber irgendwann
taucht Ren natürlich auf der Bildfläche auf und kurz darauf auch Kishan. Die
erste Hälfte des Buches handelt vor allem von Kelseys Gefühlsleben und der
wieder langsam beginnenden Beziehung zu Ren. Erst danach beginnt der
Action-Indianer-Jones-Teil. Das ganze Dating-Szenario ist wirklich humorvoll,
aber auch ein bisschen traurig für die Verlierer. Aber wer hat aus Kelseys
Sicht schon eine Chance gegen Ren?! Vielleicht sein Bruder Kishan?
Dies ist ein sehr großes Thema im Buch: der Konkurrenzkampf zwischen Ren und
Kishan. Ich bin ganz klar der Meinung, dass dieser „Kampf“ gar nicht erst
stattfinden müsste. Ich mag Kishan, keine Frage. Er ist ein Draufgänger, sehr
cool, aber auch sehr liebenswürdig. Ich mag es nur nicht, dass er sein Herz an
Kelsey hängt. So wie vor ihm schon Ren. Und natürlich Jason oder Li. Einfach
jeder Mann findet dieses Mädchen toll – und genau das finde ich weniger toll.
Ich mag es nicht, wenn die Protagonistin immer nur in den Himmel chauffiert
wird. Allerdings ist Kelsey trotzdem kein Charakter zum Hassen. Im Gegenteil,
ich mag sie ganz gerne. Eigentlich ist sie sehr normal und emotionsgesteuert,
was sie in meinen Augen authentisch erscheinen lässt. Der ein oder andere Mann
weniger wäre aber auch in Ordnung gewesen. Denn Kelsey hat auch genügend
Fehler, die werden im Buch aber manchmal zu wenig betrachtet.
Die anderen Personen haben mein Herz absolut erobert. Ich bin ein Fan von Ren!
Seine romantische, altertümliche Art ist einfach wunderbar und ich drückte jede
Minute die Daumen für ihn und Kelsey. Auch Kishan kann jedes Herz im Sturm
erobern. Er ist ein tragischer Charakter, für den diese Reihe einfach nicht gut
ausgehen kann, wenn ihr mich fragt. Und dennoch hoffe ich, dass sich seine
Geschichte zum Positiven wendet. Bleibt noch Mr. Kadam, der die gute Seele der
Geschichte ist. Er darf nicht fehlen, denn er macht die Geschichte komplett.
Die Geschichte wandelt sich dann auch relativ plötzlich, indem Ren verschleppt
wird und Kelsey und Kishan sich an den nächsten Teil der Prophezeiung machen.
Sie müssen Ren retten, doch dafür brauchen sie die nächste göttliche Gabe und
so gelangen sie ins Reich Shangi La. Dieser Abschnitt war wieder wahnsinnig
gut! Schon in Teil eins hat mir der Abenteuer-Charakter wahnsinnig gut
gefallen. Die Prüfungen, die Gegner, die Völker – alles ist super durchdacht, alte
Legenden werden aufgegriffen und neu interpretiert. Und das ist alles andere
als leicht. Für mich hat Colleen Houck hier wieder eine tolle Leistung zu
Papier gebracht. Es ist super spannend Kelsey und Kishan zu folgen und das Abenteuer
zu bestehen. Und danach kommt ja noch die finale Rettungsaktion. Diese hat mir
nicht so gut gefallen, denn ich empfand das Ende des Buches als den schwächsten
Teil. Und dennoch ist die Spannung konstant hoch. Der Fantasy-Charakter wird in
diesem Buch noch größer, denn auch Kelsey entdeckt Gaben der Göttin, die sie zu
beherrschen lernt. Das fand ich anfangs etwas befremdlich, aber es fügt sich
doch ganz gut in die Geschichte. Das absolute Ende von „Pfad des Tigers“ ist
grausam. Anders kann man es nicht beschreiben. Es macht mich traurig! Vor allem
ist der Leser so viel schlauer als die Charaktere und das ist eine richtige
Qual. Man will Kelsey zurufen: „Das liegt daran, dass…“, aber man kann nicht.
Und so tatenlos zusehen zu müssen, lässt nur eine Option offen: Man muss sofort
das nächste Buch lesen.
Der Fokus von Band zwei ist ein wenig anders gesetzt, als noch im Vorgänger.
Die Liebesgeschichte zwischen Ren und Kelsey steht anfangs im Fokus. Denn die
Gefühle waren nie fort, auch wenn Kelsey sich das einreden wollte. Und dann
verschwindet Ren von der Bildfläche, so dass diese für Kishan frei ist. Wir
lernen den anderen Tiger besser kennen und auch zu lieben. Es entwickelt sich
ein spannender Kampf, ein großartiges Abenteuer. Und am Ende ist einfach nur
alles grausam. Wenn ihr mich fragt, hat die Autorin alles richtig gemacht! Auch
mit ihrem Schreibstil. Er ist weiterhin wundervoll und passt wahnsinnig gut zur
Geschichte. Die vielen Seiten verfliegen und noch immer bin ich für jede Seite
dankbar.
„Pfad des Tigers“ ist eine tolle Fortsetzung, die ihren
Fokus ein wenig anders setzt. Die Geschichte von Kelsey und den verfluchten
Tigern entwickelt sich weiter, ebenso wie die Charaktere. Alle von ihnen sind
sehr sympathisch und passen wunderbar zur Geschichte – ebenso wie der
Schreibstil. Hier ist einfach alles vorhanden: Action, Abenteuer und Spannung,
aber auch die ganz großes Gefühle, Romantik, Hoffnung und Herzschmerz. Ich kann
dieses Buch absolut empfehlen und brauche dringend Teil drei! Denn das Ende ist
katastrophal gemein und so darf es nicht bleiben. Ich vergebe
selbstverständlich 5 Spitzenschuhe für den zweiten Teil dieser tollen Reihe!
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