1. Oktober 2017

Rezension: "HoN - Ungezähmt" von Kristin Cast & P. C. Cast


Titel: House of Night - Ungezähmt
Autor: Kristin Cast & P. C. Cast
Verlag: Fischer
Preis: 16,95€
Seiten: 544

Es gibt nicht eine Buchreihe, bei der ich so oft kurz davor war, sie abzubrechen wie „House of Night“.  Der erste Teil war noch toll, der zweite hat schon ein wenig übertrieben und der dritte war die reinste Katastrophe ohne jegliche Wertvorstellung, noch intelligente Handlungsart. Ich hatte wirklich Angst vor dem vierten Teil, wollte aber mein Durchhaltevermögen auf die Probe stellen und so griff ich zu „Ungezähmt“. Ich bin mehr als erleichtert, dass mir das Buch durchaus gefiel. Man hat sich an all die nervigen Seiten der Reihe bereits gewöhnt, so dass Zoeys arrogante Art, ihre ach so geile Besonderheit und die Männergeschichten schon nichts Neues mehr sind. Und dennoch war die Geschichte wieder zielgerichteter, spannender und nicht mehr so verachtenswert. Ich habe sie sogar ganz gerne gelesen und bin meinem Durchhaltevermögen dankbar, denn es geht deutlich bergauf!

Das Leben ist total ätzend, wenn deine Freunde so richtig sauer auf dich sind.
Zoey weiß, wovon sie spricht. In nur einer Woche wenden sich alle Ihre Freunde von ihr ab und sie wird zur absoluten Außenseiterin. Jetzt bleiben ihr nur noch zwei wirkliche Freunde, allerdings ist die eine untot und der andere nicht mal Gezeichnet. Außerdem hat die Hohepriesterin Neferet den Menschen den Krieg erklärt und Zoey weiß tief in ihrem Herzen, dass das falsch ist. Aber wird irgendjemand auf sie hören? Zoeys Abenteuer auf dem Vampyr-Internat nehmen eine gefährliche Wendung: Ihr Vertrauen wird auf eine harte Probe gestellt, schreckliche Pläne kommen ans Licht, und eine uralte, böse Macht erhebt sich.
Ich habe wirklich schon oft überlegt, was mich an der Reihe rund um die Jungvampyrin Zoey eigentlich anzieht, denn in meinen Gedanken schwirrt diese Reihe immer wieder herum und bisher habe ich es geschafft, jeden Monat ein Buch von HoN zu lesen (bei der Rechnung wäre ich nächstes Jahr im Mai durch…das ist doch mal was). Denn obwohl ich so viele Dinge an der Geschichte hasse und verachte, kehre ich immer wieder zurück und greife zum nächsten Buch. Es kann also nicht alles schlecht sein und das ist es auch nicht.
Zuerst einmal wäre da der Schreibstil. Klar, er ist gekünstelt und stark an jüngere Jugendliche ausgerichtet. Dadurch wird das Vokabular manchmal echt komisch, was den älteren Leser aufschrecken lässt, aber auch nicht verkehrt ist, wenn man die Zielgruppe bedenkt. Der Stil ist allerdings sehr flüssig, es gibt viele Dialoge und man kann sich das Geschehen toll vorstellen. 
Außerdem gibt es immer wieder etwas Neues im House of Night. Ich finde die Zeitspanne wirklich krass, denn die ersten vier Teile spielen gerade mal in einem Zeitraum von zwei Monaten. Das ist schon bemerkenswert, heißt es doch, dass jedes Buch nur ca. 2 Wochen abdeckt. Mit diesem Zeitverständnis komme ich nicht immer klar. In „Ungezähmt“ spielt ein neuer Jungvampyr namens Stark eine relativ große Rolle. Das Witzige ist, dass Zoey ihn lediglich einen Tag lang kannte und er ist halt schon super super wichtig und so. Klar.
Das sind Sachen, die mich immer noch stören. Genauso Zoeys affektierte Art, dieses ganze Getue. Allerdings finde ich schon, dass das in diesem Buch besser geworden ist. Ich finde die Protagonistin zwar wirklich nicht sympathisch, aber sie wird stärker. Ihre sexuellen Interessen habe ich immer noch nicht durchschaut, aber so schlimm wie in Teil drei ist es lange nicht mehr. Im Gegenteil, ich fand das kleine Techtelmechtel zwischen ihr und Erik sogar ganz niedlich. Erik bleibt einfach mein Favorit, was soll ich tun… Und auch die winzige Episode mit Heath hatte was. Das ganze Stark-Theater durchschaue ich noch nicht, aber es wird schon. Das Liebesdrama nervt also ein wenig, ist aber überschaubarer als zu Beginn der Geschichte. Also haben wir hier schon mal eine Steigerung ;)
Die anderen Figuren sind ebenfalls in Ordnung. Neben Zoey habe ich noch immer meine Probleme mit den Zwillingen, aber Damien und Jack finde ich klasse. Außerdem ist Aphrodite inzwischen meine Lieblingsfigur geworden, denn sie ist doch mit Abstand die Gereifteste der Vampyre. Auch Stevie Rae bleibt interessant und ich bin mir sicher, dass sie noch eine große Rolle in den Folgebänden spielen wird. Ebenfalls betrachtenswert ist natürlich Neferet. Dass sie der eigentliche Bösewicht ist, ist schon nach Band eins klar, aber auch sie entwickelt sich und die gesamte Geschichte wird in eine neue Richtung gelenkt. Das gefiel mir gut. Denn in „Ungezähmt“ spielen die Legenden der Cherokee eine große Rolle und das war ein toller Plittwist. Zwar weiß ich noch nicht, wo er uns hierführen wird, aber es kann ja im Grunde nur besser werden.
Die Handlung hat durch den neuen Aspekt durchaus Potenzial. Und einer der großen Gründe, warum ich eben doch an der Reihe festhalte, ist die Spannung. Denn irgendwie bleibt es immer aufregend, wenn eben auch sprunghaft. Aber man kommt immer super durch die Geschichte und auch wenn man oft genervt ist, befinde ich mich wohl schon zu tief drin, als dass ich aussteigen würde. Dieses Buch zumindest habe ich wieder mit Freude gelesen. Ich hoffe, dass die Autorinnen an dieser Linie festgehalten haben und sich nicht weiterhin von dummen Aktionen ablenken lassen, die Zoey wohl unbedingt begehen muss.



Nach einem katastrophalen dritten Teil hat die Geschichte ihren Fokus wieder gefunden. Zoey muss in „Ungezähmt“ gegen das neue Böse kämpfen und das heißt, dass es spannend wird. Der Stil der Autorinnen ist weiterhin fesselnd und flüssig. Für jeden Leser ist sicher auch eine sympathische Figur dabei, so dass man von Zoeys Verhalten absehen kann. Der Handlungsstrang um die Cherokee hat mir super gefallen und auch die Jungsgeschichten lassen etwas nach und bleiben auf einem Niveau, das man mit „in Ordnung“ betiteln kann. Ich habe dieses Buch recht gern gelesen und bin sehr erleichtert, dass die Reihe wieder zurück findet. Dafür vergebe ich vier Spitzenschuhe.



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