Titel: Chaoskuss
Autor: Teresa Sporrer
Verlag: Impress
Preis: 3,99€/ 12,99€
Seiten: 312
Vor einiger Zeit hatte ich einen „Rockstar“-Roman von
Teresa Sporrer gelesen und die Autorin für mich entdeckt. Als ich dann erfuhr,
dass sie eine Reihe mit Bezug zur ägyptischen Mythologie schreibt, wusste ich,
dass ich diese lesen muss! Ich liebe das alte Ägypten, war selbst zwei Mal
dort, habe mir Tempel und Museen angeschaut und würde nur zu gern noch einmal
das Land der Pharaonen bereisen. Mit „Chaoskuss“ wollte ich meine Leidenschaft
ein wenig kompensieren und in alte Geschichte abtauchen. Anfangs gelang das
noch nicht so gut, doch „Chaoskuss“ startet langsam und wird danach gewaltig!
Sporrer hat für mich eine tolle Idee mit ganz vielen Komponenten gepaart, die
meiner Meinung nach nie zusammen passen würden und heraus kam eine wahnsinnig
gute Geschichte. Hexerei, Geister, Übernatürliche, Götter und das ganz normale
Leben: „Chaoskuss“ ist ein toller Reihenauftakt, der mit mehr aufwarten kann,
als nur einer tollen Jugendbuchliebe. Absolut gelungen!
Das Leben der 17-jährigen May wäre so viel einfacher, wenn
sie sich nur mit den typischen Teenie-Problemen herumschlagen müsste. Doch May
ist nicht wie die anderen – sie ist eine Hexe. Und trotzdem muss sie an ihrer
Schule das normale Mädchen spielen. Immerhin ist sie nicht das einzige
übernatürliche Wesen dort, weshalb es neben dem alltäglichen Highschoolwahnsinn
auch Stress mit nervigen Vampiren, streitlustigen Walküren oder unzufriedenen
Dämonen gibt. Aber dann lädt Noah – ein Mensch! – sie auf eine Halloweenparty
ein und plötzlich scheint doch ein bisschen Normalität in Mays Leben
einzukehren. Aber nicht für lange…
Auch wenn der Klappentext nicht von ägyptischer Mythologie
spricht, ist es kein Geheimnis, dass die Handlung einiges damit zu tun hat.
Daher braucht ihr keine Angst vor Spoilern zu haben.
Ich wollte „Chaoskuss“ schon vor einiger Zeit lesen, kam aber nicht dazu. Bereuen
tue ich es nicht, denn inzwischen sind alle Teile der Reihe herausgekommen, so
dass ich sie ganz bald durchsuchten kann und das ist ein wahrer Vorteil! Denn die
Geschichte hat mich total gepackt.
Das hat vielerlei Gründe. Zum einen liegt das an der super sympathischen
Protagonistin May. Sie ist absolut humorvoll und charmant! Ihr Humor ist ein
bisschen schwarz, ein bisschen sarkastisch und durch diesen düsteren Einschlag
so herzerwärmend! May macht für den Leser nie ein Geheimnis daraus, dass sie
eine Hexe ist. Eine begabte, aber eine ohne völlig ausgereifte Kräfte. In Mays
Welt müssen Hexen Verantwortung für all die Übernatürlichen in ihrer Umgebung
übernehmen. Und auf Mays Highschool gibt es mehr Übernatürliche, als man meinen
kann. Dadurch hat May eine gewisse Verantwortung, obwohl sie von ihren eigenen
Fähigkeiten nicht vollkommen überzeugt ist. Das Konstrukt wird am Anfang gut
erklärt, der Leser braucht aber vielleicht ein bisschen Zeit, um sich daran zu
gewöhnen. Denn Teresa Sporrer schickt wirklich einiges in den Ring. Da
sind eben nicht nur die Hexen, sondern auch die Dämonen, Vampire,
Gestaltwandler, Walküren oder Banshees. All diese Geschöpfe haben schon viele
Fantasy- oder Jugenbücher gefüllt und es gleich mit allen aufzunehmen, ist
schon gewaltig. Aber der Mut der Autorin wird belohnt! Vielleicht meint man
anfangs, dass all das gemeinsam nicht gut gehen kann, das Gegenteil ist aber der
Fall. Die Chemie stimmt und das Gesamtkonstrukt ist umwerfend! Auch immer noch,
als zwei weitere Wesen Einzug in die Handlung finden. Nämlich ein Gott und ein
Geist. Ich weiß nicht, wie Teresa Sporrer es geschafft hat, dass all das
harmoniert, aber das tut es! Und daraus entsteht eine tolle Geschichte.
Eigentlich ist May ein sehr, sehr starker Charakter, der aber auch seine
Schwächen hat. Ich fand sie super authentisch. Ein Charakter, mit dem man
leiden und lieben kann! Und beides habe ich getan. Neben der jungen Hexe stehen
noch viele andere Figuren im Mittelpunkt. Mays Umfeld wird von ihrer Familie
bestimmt, also ihrer Mutter, ihrer Großmutter und ihrer Tante – allesamt Hexen.
Alle drei Charaktere haben Tiefgang und tolle Eigenschaften. Sie sind liebevoll
ausgearbeitet und fügen sich toll in die Handlung! Auch mochte ich Mays beste
Freundin und ebenfalls Hexe Viv sehr gern. Sie ist so eine Mischung aus
talentierter Hexe und Teenie-Kreisch-Girl, was eine sehr sympathische Figur
ergibt. Außerdem natürlich der gute Gott, den ich ein paar Mal erwähnt habe.
Das Chaos, das auch im Titel vorkommt, hat natürlich etwas Negatives. Und
gerade das macht die Handlung aus. Denn oft wird erwähnt, dass es nicht nur „gut“
und „böse“ gibt und das wird an eben diesem Gott sehr deutlich. Ich fand ihn
ehrlich gesagt sehr cool. Und grausam. Und lustig. Und niedlich. Und
schrecklich. Also, er hat ziemlich viele Seiten, viele Facetten und manchmal
weiß man nicht, mit welcher Seite man es gerade zu tun hat. Aber definitiv
bringt er Schwung in die Sache und verlagert die Handlung gekonnt. Der letzte
wichtige Charakter ist Noah, ein echt blöder, cooler und liebenswerter Typ. In
genau dieser Reihenfolge. Man schließt Noah nach und nach ins Herz, ebenso wie
May auch. Die Geschichte zwischen den beiden ist wahnsinnig gut. Sie hat die
richtigen Herzensmomente und ist dennoch zum Scheitern verurteilt. Ich fragte
mich so oft, wie das wohl ausgehen soll.
Und das führt mich zum Ende des Buches. Der Anfang der Geschichte baut sich nur
langsam auf, bis es eben immer spannender wird und alles ans Licht kommt. Für
mich hat das tatsächlich relativ lange gedauert. Das Ende ist dann sehr rasant
und passend. Aber auch ungewöhnlich erzählt. Denn gerade wenn es spannend wird,
bricht die Geschichte ab und wird anders weitererzählt. Das fand ich anfangs
komisch, gefiel mir im Nachhinein aber ganz gut. Das Ende an sich macht auf
jeden Fall Lust auf mehr, denn erst nach dem Lesen des ersten Teils hat man die
Geschichte so richtig für sich entdeckt. Und jetzt darf es weitergehen.
Der Schreibstil von Sporrer ist wirklich klasse. Und sie hat ein tolles Gespür
für ihre Figuren, was sie immer wieder unter Beweis stellt. Es gibt viele
Dialoge im Buch, aber das hat mir sehr gut gefallen und dadurch wird die
Geschichte locker. Insgesamt bewundere ich das Ideenreichtum der Autorin!
Für mich ist dieses Buch wirklich vielseitig. Es hat mehr als nur einen
Fantasyaspekt, sehr interessante Figuren und viele Werte wie Familie
oder Verantwortung spielen wichtige Rollen. Hinzu kommt das Chaos, aber auch
eine zarte und zum Scheitern verurteilte Liebesgeschichte. Es hat einfach
alles! Manchmal ist die Erzählstringenz nicht ganz gegeben, aber das ist
zweitrangig. Die Themen sind toll, der Stil ist gut und auch wenn das Buch nur
langsam Fahrt aufnimmt, ist es ab dem Mittelteil absolut hervorragend und
ebenso ungewöhnlich. Ich vergebe 4,5 Spitzenschuhe und freue mich riesig auf
ein weiteres Abenteuer mit May und all ihren Problemen. Wie sie die wohl
bewältigen wird?!
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