23. November 2017

Rezension: "Götterfunke - Hasse mich nicht" von Marah Woolf


Titel: Götterfunke - Hasse mich nicht
Autor: Marah Woolf
Verlag: Dressler
Preis: 18,99€
Seiten: 464


Bei Marah Woolfs Büchern scheiden sich oft die Geister. Viele, viele lieben sie. Andere halten sie für schwach, unlogisch oder beschreiben sie mit anderen negativen Konnotationen. Ich selbst weiß nicht, wo ich stehe. Denn weder liebe, noch hasse ich die Geschichten der Autorin. Marah Woolf selbst finde ich übrigens sehr sympathisch, auch wenn ich  nicht immer einer Meinung mit ihr und ihren Charakteren bin. Und so ist es auch mit „Götterfunke – Hasse mich nicht“. Vom Vorgänger hatte ich viel Schlechtes gehört, also bildete ich mir mein eigenes Urteil. Ich mochte „Liebe mich nicht“ mehr als erwartet. Allerdings finde ich, dass man bei dieser Göttergeschichte vieles in den Hintergrund stellen muss, wenn man sie genießen will. Das Vermischen von Titanen und Göttern gefiel mir noch nie, aber missachtet man ein paar mythologische Schummler, kann man die Geschichte durchaus liebgewinnen. Ich war sehr gespannt auf den zweiten Teil „Hasse mich nicht“. Und obwohl ich nicht enttäuscht wurde und sich das Buch gut lesen lässt, fand ich es doch etwas schwächer als seinen Vorgänger.

Das neue Schuljahr beginnt und Jess versucht, Cayden zu vergessen, nach allem, was er ihr angetan hat. Aber Zeus und seine Götter haben anscheinend andere Pläne, und schon am ersten Schultag steht Cayden plötzlich vor ihr. Schwebt Jess etwa in Gefahr? Ist Agrios ihr womöglich nach Monterey gefolgt? Jess möchte nicht in den Kampf der Götter hineingeraten, sondern wünscht sich ein ganz normales Leben. Aber was ist schon normal, wenn man die Welt der Götter sehen und betreten kann? Und vor allem: Wie lange kann sie Cayden wirklich hassen?

Das größte Problem dieses Buches ist für mich seine Protagonistin – Jess. Jess ist erst 17, musste aber dank ihrer Familiengeschichte schnell lernen, erwachsen zu sein. Eigentlich ist sie ein nettes Mädchen, aber ich konnte es nicht leiden, wie sie sich selbst die ganze Zeit etwas vormacht. Sie liebt Cayden, auch wenn sie sich das nicht eingestehen will. Und immer wenn sie doch das Gegenteil behauptet, sich gegen ihn währt oder versichert, dass es niemanden gibt, den sie mehr hasst, dann ist sie einfach nur unauthentisch. Sie entwickelt sich auf jeden Fall und vielleicht kann man auch behaupten, dass sie ein starker Charakter ist. Auf jeden Fall muss sie eine ganze Menge mitmachen und steht die ganze Zeit im Mittelpunkt. Dennoch fand ich ihr Wahrnehmungsvermögen manchmal eher schlecht. Ich mag Jess einfach nicht. Ich finde sie naiv und sprunghaft. Die Geschichte lebt von einem ständigen Hin und Her, das Jess inszeniert. Es könnte alles so einfach sein, aber das ist es dank ihr eben nicht. Cayden hingegen mag ich durchaus (auch wenn ich immer noch nicht verstehe, warum er der einzige ist, der sich in der Menschenwelt einen anderen Namen geben muss). Ich finde ihn sehr viel authentischer als Jess und mutig. Seine Entwicklung finde ich gelungen und eigentlich macht er Jess zu keinem Zeitpunkt etwas vor. In ihrer Naivität merkt sie das nur leider nicht. Die Verbindung zwischen den beiden ist gelungen und kommt vielleicht sogar ein bisschen zu kurz. Dennoch haben die Szenen zwischen Jess und Cayden eine gewisse Spannung und manche romantische Szenen haben mir wirklich gut gefallen. Besser als die Protagonisten sind auf jeden Fall die Nebenfiguren. Ich mag den alten Gottvater Zeus sehr und er wird nur getoppt von seinen Kindern Apollo und Athene. Von beiden hätte ich mir in diesem Buch mehr gewünscht. Ihr Anteil ist im Vergleich zu Band eins auf jeden Fall zurückgegangen, was schade ist. Gelungen fand ich übrigens auch Robin, auch wenn ich hoffe, dass es nicht wirklich ein so dämliches Mädchen auf der Welt gibt. Und dennoch sorgten ihre Handlungen für Biss in der Geschichte. Verachtenswert, aber voranbringend.
Die Handlung an sich fand ich wirklich gut! Sie verlagert ihren Fokus und die Götter rücken mehr ins Zentrum. Außerdem kommt die Geschichte wirklich voran und endet in einem Showdown, den ich erst in Band drei erwartet hätte. Das Buch hat einen fiesen Cliffhänger, aber ich hoffe das Beste für „Verlasse mich nicht“, was zufällig auch der letzte Satz des zweiten Teils ist – sehr schön! Manchmal fand ich die Geschichte wirklich zu voraussehbar (Mateo), aber auch das konnte ich ausblenden. Ich habe das Buch in sehr schneller Zeit gelesen. Das ging wirklich gut. Vielleicht hätte ich Jess als Protagonistin weniger lästig gefunden, wenn ich mir mehr Zeit gelassen hätte. Wer weiß. 
Der Schreibstil von Marah Woolf ist wirklich gut und passt zur Geschichte. Man kommt flüssig und schnell durch die Geschichte.


Insgesamt fällt es mir schwer „Hasse mich nicht“ zu beurteilen. Ich fühlte mich gut unterhalten und ich mag die Geschichte, auch wenn ich ein paar mythologische Schwächen weiterhin sehe. Die Charaktere gefallen mir alle wirklich gut – bis auf die Protagonistin, was natürlich schade ist. Für mich vereinen sich ein paar zu viele Klischees in ihr und vor allem ihre Naivität mag ich nicht. Dennoch ist die Geschichte gut und spannend! Man muss mit dem Gefühlschaos klar kommen, aber ich denke, dass man viel von Teil drei erwarten darf. Das Ende von „Hasse mich nicht“ ist auf jeden Fall gelungen und fies. Man taucht tiefer in die Geschichte um Cayden und Jess und die Beziehung der beiden an sich mag ich auch. Ihr merkt schon: Irgendwie mochte ich das Buch und dennoch kritisiere ich einiges. Mir bleibt also keine Wahl, als 3,5 Spitzenschuhe zu vergeben. Und trotzdem freue ich mich sehr auf das Finale der Reihe!




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