18. November 2017

Rezension: "My dear Sherlock - Weil es enden muss" von Heather Petty


Titel: My dear Sherlock - Weil es enden muss
Autor: Heather Petty
Verlag: cbj
Preis: 14,99€
Seiten: 272


Noch nie zuvor hatte ich eine Buchreihe erst mit dem zweiten Teil begonnen. Aber dann entdeckte ich die „My dear Sherlock“-Reihe und las zuallererst Band zwei. „Nichts ist, wie es scheint“ gefiel mir wirklich gut, auch wenn ich „Wie alles begann“ nicht kannte. Und ich freute mich sehr auf „Weil es enden muss“, den Abschluss der Reihe. Sherlock Holmes Adaptionen sind mir immer willkommen und ich empfand es als gelungene Abwechslung nicht nur Sherlock Holmes und John Watson zu adaptieren, sondern auch James Moriarty – und zwar als Mädchen. Aus dem zweiten Teil las ich eine zarte Liebesgeschichte und ich war sehr gespannt, ob Mori und Lock vielleicht doch eine Chance haben. Aber schon der wenig aufbauende Titel „Weil es enden muss“, noch die Tatsache, dass es zwischen Holmes und Moriarty einfach nicht gut enden kann, sind Hinweis genug… Das Buch ist zwar authentisch und dennoch so vollkommen anders, als ich dachte. Es war mir zu kurz, Mori veränderte sich in eine vollkommen falsche Richtung und Lock spielt nur eine Nebenrolle. Was mit einer tollen Idee begann, endet somit in einem gelungenen und passenden, nicht aber in einem berauschenden Finale.

Mori sinnt auf Rache. Und nur eine Person steht noch zwischen ihr und der Gerechtigkeit, die sie verdient: Sherlock. Der entwaffnende, brillante Lock. Sie spielt die Rolle der treuen, gequälten Freundin und manipuliert Lock, ihr zu helfen, während sie still und leise den Untergang ihres Vaters vorbereitet.
Doch als einer ihrer Pläne Unschuldige in Gefahr bringt, durchschaut Lock das Lügengespinst und stellt Mori vor die Wahl – eine Entscheidung, die den Rest ihrer beider Leben bestimmen wird.


Für mich war der Held dieser Reihe schon immer Sherlock Holmes und ich finde auch, dass der Titel „My dear Sherlock“ genau das suggeriert. Mori ist meiner Meinung nach viel mehr eine Antagonistin als eine Protagonistin. Sie hat viele eiserne Charakterzüge, auch wenn tief in ihr der gute Mensch schlummert. Doch ihr Vater und ihre Mutter haben sie zerstört – die Meisterdiebin und der Serienkiller. Wie soll man bei solchen Eltern auch ein vernünftiges Leben führen? Mir gefällt Moris Charakterzeichnung im Grunde gut. Sie ist eine Figur mit Abgründen und diese Abgründe mag nur Sherlock Holmes zu überwinden. Doch in „Weil es enden muss“ ist Lock lange, lange nicht präsent. Mori wurde am Ende von Band zwei von ihrer Tante Alice verschleppt und eingesperrt. Sie verbringt Monate in Gefangenschaft und in dieser beginnt ein Hauch Wahnsinn an ihr zu haften – und diesen wird sie nicht mehr los. 
Im Grunde geht es Mori immer darum Rache zu nehmen. Sie will ihren Vater töten, um ihre Brüder endgültig beschützen zu können. Auch wenn das Motiv ehrenwert ist, so ist Mori doch eigentlich nicht die geborene Mörderin. Und ob Morden gut für die Moral ist, sollte verneint werden. Doch das tut Mori nicht. Sie handelt so, wie sie es für richtig hält und schon allein das ist hinterfragbar. Moris Charakter wandelt sich dementsprechend und auch, wenn das Gute in ihr dadurch nicht stirbt, so gefiel mir die Kälte ihres Charakters nicht. Andererseits bewundere ich Heather Petty wirklich sehr, dass sie ihre Figur einer solchen Wandlung und solchen Erlebnissen aussetzt. Moris Veränderung ist nicht einmal unauthentisch – aber auch nicht schön zu verfolgen. Und während man Moris Weg als Leser verfolgt, verliert man das Gute an diesem Buch vollkommen außer Augen, nämlich Sherlock. Lock wird in „Weil es enden muss“ beinahe zu einer Randfigur degradiert und das ist so unglaublich schade! Sein Charakter ist mindestens so vielschichtig, wie der von Mori. Und trotzdem taucht er selten und dann auch nur für kurze Szenen aus. Seine Bedeutung im Generellen ist der Handlung nicht abzusprechen und vor allem zum Ende hin zeigt sie sich deutlich. Und trotzdem fehlt er, denn mehr von ihm hätte die Geschichte einfach besser gemacht! Ich liebe Locks Charakter und seine Rettungsversuche und es brach mir das Herz, zusehen zu müssen, wie die beiden Hauptfiguren auseinander driften.
Aber wie sollte es anders sein? Insgesamt ist Heather Petty nämlich einfach nur konsequent! Wie kann eine Freundschaft, ja vielleicht sogar eine Liebe zwischen Moriarty und Holmes auch funktionieren? Ich fand das Ende daher wirklich gut gewählt und es passt zur Reihe. Vor allem das Ende des Buches macht es übrigens besser, denn hier steigert sich die Geschichte noch einmal. Es gibt den Showdown zwischen Lock und Mori und so wird die Reihe zu einem passenden Ende gebracht. Aber nach dem Lesen googelte ich sofort, ob es einen vierten Teil geben wird. Denn so darf es einfach nicht enden…aber das tut es – „Weil es enden muss“. 
Der Stil der Autorin ist wirklich gut und man kommt schnell durchs Buch. Allerdings ist es mir gerade mal 267 Seiten auch sehr kurz gehalten. Manchmal fehlte mir ein wenig die Zielführung, aber die Beschreibungen sind gut. Das Buch hat etwas Düsteres und auch Geheimnisvolles. Vieles kann ich auch nach dem Reihenabschluss noch nicht richtig einschätzen und das ist schade. Manchmal las ich das Buch mit wenig Freude, aber das Ende lohnt sich auf jeden Fall. Aber man muss mutig sein, um sich an diese tragische Adaption zu trauen. Dennoch ziehe ich meinen Hut vor Heather Petty, denn mit ihrem Ende ist die klassische Entwicklung der Feindschaft zwischen Holmes und Moriarty mehr als möglich. Auch wenn sich mein Herz das nicht wünscht, so kann es sich der Realität eben nicht entziehen.



„My dear Sherlock – Weil es enden muss“ ist ein Reihenabschluss, der sehr authentisch und deswegen auch tragisch und erschreckend ist. Die Figuren von Sherlock Holmes und Jamie Moriarty sind gelungen und müssen sich nun ihrer eigenen Beziehung stellen. Kann das gut enden? Nein. Vieles hat mir an dem Buch nicht so gut gefallen und dennoch fällt mein Gesamtresümee positiv aus, denn ich finde, dass Heather Petty mit ihrem Abschluss mutig war und ein passendes Ende geschrieben hat. Dafür vergebe ich 3 Spitzenschuhe, denn der Anteil von Lock ist in diesem Buch deutlich zu gering. Ich bin nicht glücklich damit wie „es enden muss“, aber trotzdem bewundere ich das Ende in gewisser Weise. Ich bin mir sicher, die Geschichte von Sherlock Holmes und James Moriarty hat noch einige Seiten, die die Welt nicht kennt. Und vielleicht werden wir ja einige davon noch erleben...




2 Kommentare:

  1. Hey :)

    Irgendwie machst du mir mit dieser Rezi ein bisschen Angst, ich weiß nicht ... Ich hab die beiden ersten Bücher dank Bücherei gelesen und natürlich möchte ich wissen, wie es endet. Aber jetzt bin ich tatsächlich ein bisschen unsicher, ob ich dieses Ende tatsächlich erfahren möchte.

    Liebe Grüße
    Ascari

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    1. Hey Ascari :)
      Oh, das wollte ich natürlich nicht! Du solltest das Buch auf jeden Fall lesen, wenn du die Vorgänger kennst! Das Ende ist auch wirklich authentisch, aber eben nicht das, was ich erhofft habe. Aber vielleicht findest du es ja auch total super, wer weiß ;)
      Ich fand einfach nur, dass Sherlock viel zu kurz gekommen ist und das ist bei der Gesamtlänge des Buches eben ein sehr kleiner Teil...
      Aber lies das Buch unbedingt! und sag mir dann, wie du es fandst! :)
      Ganz liebe Grüße,
      Julia

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