7. Oktober 2018

Rezension: "Die Grimm Chroniken - Der Gesang der Sirenen" von Maya Shepherd



Titel: Die Grimm-Chroniken - Der Gesang der Sirenen
Autor: Maya Shepherd
Verlag: Sternensand Verlag
Preis: 8,95€
Seiten: 142


Bei Buchreihen mit mehreren Teilen wird es immer schwieriger, eine Rezension zu schreiben – sollte man meinen. Aber wie bei so vielem, entsprechen „Die Grimm-Chroniken“ nicht dem üblichen Schema. Maya Shepherd ist eine clevere und begabte Autorin, die eine tolle Entwicklung hinter sich hat! Und mit den „Grimm-Chroniken“ hat sie ein aktuelles Gespür bewiesen. Auch das ist sicher ein Grund für den Erfolg der kurzweiligen Folgen, von denen jeden Monat eine erscheint. Sie ziehen den Leser in tiefe Märchenwelten, verknüpfen die verschiedensten Märchen zu einem großen Ganzen und lassen den Leser immer voller Erwartung zurück. So auch bei der vierten Folge „Der Gesang der Sirenen“. Das Lesen hat mir sehr viel Freude bereitet und doch bin ich danach noch verwirrter, als zuvor. Da hilft wohl nur eines: Der nächste Teil!

Dort zwischen der Gischt entdeckte ich ein bleiches weibliches Gesicht. Die Sirene hatte leuchtende Augen, so grün wie Algen. Ihr Haar war rot wie Blut. Es floss in sanften Wellen über ihren Körper, der nackt war, soweit ich es erkennen konnte. 

Sie war eine Schönheit und es fiel mir leicht, zu verstehen, warum Männer ihr und ihrem Gesang verfielen. Doch wenn man genau hinsah, konnte man erkennen, dass sie spitze Zähne in ihrem Mund trug. Zähne, die zum Töten gemacht waren. An ihrem Hals hatte sie Kiemen wie ein Fisch. Sicher war ihr Körper kalt wie der Tod.

Die Sirenen waren seelenlos, deshalb vermochten sie nicht mehr, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden. Sie hatten geliebt und waren so bitter enttäuscht worden. Das Leben hatte für sie nur Leid übrig gehabt und nun waren sie in ewiger Rachsucht gefangen.


Ich habe selten einen nichtssagenderen Klappentext gelesen… Oder findet ihr ihn gelungen? Aber gut, lassen wir ihn einmal beiseite. Denn obwohl ich den Klappentext absolut missraten finde, bin ich ein großer Fan der Grimm-Chroniken und somit auch von dieser Folge. „Der Gesang der Sirenen“ ist, wie die drei Vorgänger auch, wahnsinnig kurzweilig und sehr unterhaltsam. Maya Shepherd hat es wirklich geschafft, den Sog einer TV-Serie zu erschaffen. Man taucht in eine neue Welt ab und könnte direkt die nächste Folge durchsuchten – wenn sie denn schon verfügbar wäre. Ich hatte bisher nur Teil vier zur Verfügung und konnte daher noch nicht weiterlesen, doch auch das wird nicht mehr lange dauern. Denn die Geschichte hat durchaus Suchtpotenzial. Und das, obwohl ich den Grund kaum benennen kann. Das, was man noch in Folge eins zu lesen bekam, hat sich bereits stark entwickelt und verändert. Die Geschichte nimmt innerhalb von drei Zeitzonen ihren Lauf und ich bin jetzt schon darauf gespannt, wenn alle Handlungsstränge zusammenlaufen. Diese Stränge sind zahlreich und relativ unabhängig. Und sie haben sehr unterschiedliche Längen. Die Sirenen, die im Klappentext und im Titel eine so große Rolle spielen, sind tatsächlich nur sehr kurz Teil der Handlung. Natürlich, die Szene ist wichtig – aber eben kurz. Das gleiche trifft generell auf die Handlungsszene zwischen Mary und Dorian zu. Ich dachte wirklich, dass man mehr über die weitere Reise der beiden erfährt, doch dieser Handlungsstrang ließ mich sehr unbefriedigt zurück. Viel besser gelingt die Fortsetzung in der Gegenwart und in der Zeit des „schlafenden Todes“. Maggy sorgt für viele tolle Momente, was die Wichtigkeit dieser tollen Figur unterstreicht. Insgesamt habe ich um sie durch diese Folge eine neue Vermutung, der ich in den nächsten Folgen auf den Grund gehen werde. Ich habe mich außerdem über die etwas größere Rolle ihres Bruders Joe gefreut. Man darf gespannt sein, ob auch seine Figur noch an Wichtigkeit gewinnt. Es würde mich wundern, wenn nicht. Auch Wills Geschichte nimmt Formen an. Ungeklärt bleibt noch immer die Frage, wie aus dem wunderschönen Mädchen Margery, die böse Königin werden konnte. Es ist sehr spannend zu verfolgen, wie Maya Shepherd ein und denselben Charakter so vollkommen verschieden darstellen kann. Doch das macht das Besondere der Reihe aus und hält die Spannung aufrecht. 
Insgesamt wirft diese Folge viel mehr Fragen auf, als sie klärt! Und das führt natürlich dazu, dass man weiter lesen möchte. Die Handlung wird aber auch immer verworrener und komplizierter. Ich bin wirklich gespannt, wann die ersten Aufklärungen beginnen. Ich habe nach dem Lesen jeder Folge, was übrigens nie länger als einen Tag dauern kann, das Bedürfnis, weiter zu lesen und mehr zu erfahren. Die Figuren sind gelungen und viele Geheimnisse in die Handlung eingebaut. Außerdem ist der Schreibstil sehr angenehm. Die Autorin schreibt flüssig und baut viele Bilder ein. Durch die Kommentare am Ende jeder Folge, wird dem Leser noch einmal klar, dass nicht alles in der Geschichte erfunden ist, was das Buch umso spannender macht. Außerdem schreibt Maya Shepherd wirklich schön und auch metaphorisch, was unter anderem das folgende Zitat zeigt:

„Man sollte nie die Kraft eines einzelnen Wortes unterschätzen. Es mag alleine schwach erscheinen, so unbedeutend, dass man es nicht einmal wahrnimmt. Wenn man Wörter jedoch miteinander verbindet, Satz für Satz, wachsen sie zu etwas Machtvollem heran. Etwas, das stärker ist, als jede Waffe der Welt.“ (S. 28)
Als Buchliebhaber muss man dieses Zitat wohl lieben, denn bei mir hat es wirklich Eindruck hinterlassen. Eindruck hinterlässt übrigens auch die Aufmachung des Buches. Ich liebe die kleinen Details an den Seitenzahlen, die Zeichnungen vor den Kapiteln und die Cover. Genauso sollten Mädchengeschichten aussehen und damit macht der Sternensand Verlag alles richtig! 
Die Handlung von „Der Gesang der Sirenen“ ist manchmal nichtssagend, manchmal furios und super spannend. Vor allem das Finale ist sehr gut gelungen. Insgesamt fühle ich mich aber jedes Mal wieder nichtswissend. Die Grimmchroniken sind wie ein Universum: Ich kenne nur einen Teil der Erde, aber da ist eben noch viel mehr. Und auf dieses Mehr freue ich mich sehr.


Zu wenig! Wie jedes Mal muss ich betonen, dass die Folge der Grimm Chroniken einfach zu kurzweilig ist. „Der Gesang der Sirenen“ ist spannend und unterhaltsam, aber eben wahnsinnig kurzweilig. Die Charaktere machen tolle Entwicklungen durch, aber es gibt so viele verschiedene Handlungsfäden, dass man erstmal den Überblick behalten muss. Ich hatte viel Spaß mit dieser Folge und freue mich auf die nächste! Da mich winzige Teile gestört haben, vergebe ich 4,5 Spitzenschuhe.


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