29. Oktober 2018

Rezension: "Liv & Leif - Die Wurzeln des Schicksals von Dennis Schank und Katja Hemkentokrax



Titel: Liv & Leif - Die Wurzeln des Schicksals
Autoren: Dennis Schwank & Katja Hemkentokrax
Verlag: digi:tales
Preis: 3,99€
Seiten: 300


Das digi:tales - Programm glänzt mit vielen besonderen Titeln. Unter diesen wurde auch die Geschichte von „Liv & Leif – Die Wurzeln des Schicksals“ viel beworben. Und wie ich nun mal bin, kann ich einem interessanten Klappentext, zusammen mit einem atemberaubenden und Liebe zum Detail beweisenden Cover einfach nicht widerstehen. Doch der Einstieg in die Geschichte fiel mir schwer. Sofort war klar: Hier geht es um Götter! Aber nicht um die viel verwendeten griechischen oder römischen, sondern um die nordischen. Hallo Thor, Loki und Co.! Man sollte sich keinesfalls vom Prolog abschrecken lassen, denn es wird nach und nach immer besser! Und auch wenn das Buch seine langgezogenen Passagen hat, hat es mich irgendwann stark gefesselt! Ein tolles und innovatives Thema, interessante Charaktere, besondere Schauplätze und natürlich etwas fürs Herz: „Lif & Leif – Die Wurzeln des Schicksals“ hat eine tolle Mischung, die manchmal nur unter der Komplexität der Sagenwelt leidet. Dennoch: gelungen!

Eigentlich läuft Livs Leben gerade ziemlich perfekt, als mit einem Mal alles aus den Fugen gerät. Nachdem sie in einen Verkehrsunfall mit dem überheblichsten Typen überhaupt verwickelt wurde, treibt dieser Leif sie fast in den Wahnsinn. Doch als ihre Mitmenschen plötzlich alle verrücktspielen, scheint der Vollidiot aus ihrer Schule als einziger noch normal zu sein. Verliert sie den Verstand oder alle anderen?
Die seltsamen Ereignisse überschlagen sich und Liv bleibt nichts anderes übrig, als dem Geheimnis gemeinsam mit Leif auf den Grund zu gehen. Schon bald sehen sie sich mit den Schreckgestalten der nordischen Mythologie konfrontiert, die ihre schlimmsten Albträume weit in den Schatten stellen. Sind sie bloß Schachfiguren in einem göttlichen Spiel um Leben und Tod? 
Um Odins Prophezeiung zu erfüllen, müssen Liv und Leif nicht nur die Grenzen ihrer Welt überschreiten, sondern es auch mit den sagenhaften altnordischen Göttern aufnehmen.


Wie erwähnt, ist der Prolog etwas abschreckend. Der Leser wird direkt in einen Krieg unter den nordischen Göttern gezogen, der aber kursiv abgedruckt ist. Was man da nun wirklich liest, ist lange unklar. Auch, weil der Prolog nicht nur wenige Seiten lang ist. Sollte man noch nie etwas von nordischer Mythologie gehört haben, kann es sein, dass man als Leser bereits hier abschaltet. Hat man aber ein wenig Vorwissen, und sei es nur durch verschiedene Marvel-Verfilmungen, findet man sich einigermaßen zurecht. Der Sinn dahinter bleibt trotzdem erstmal unklar und ich war wirklich froh, als der Prolog erst einmal vorbei war. Das Durchhalten lohnt sich: Denn der folgende Einstieg ist die Geschichte ist lockerleicht und sehr unterhaltsam. Der Leser lernt Liv und Leif kennen, wobei zuerst Liv im Fokus steht. Liv ist ein verrückter Charakter. Sie ist keine typische Jugendbuch-Heldin, die mit Schönheit und Stärke glänzt. Sie hat eigene, vielleicht auch sonderbare Seiten und wurde mir vor allem aufgrund ihrer Verpeiltheit und ihres missratenen Zeitmanagements sympathisch. Dennoch wurde schnell klar, dass mein Herz eher für Leif schlägt. Auch er ist kein typischer Jugendbuchcharakter. Er ist relativ arrogant und durchaus mal feige. Die Schwächen beider Protagonisten werden von Anfang an nicht verschwiegen, was mir gefiel. Sowohl Liv, als auch Leif werden dadurch authentisch und haben Raum, sich zu entwickeln. Und es sei vorweg genommen: Genau das tun die beiden auch. Die Entwicklung der Charaktere ist gelungen und nachvollziehbar. Liv und Leif wachsen an ihren Aufgaben und sind am Ende ein Team, das man anfangs nicht erwarten konnte. Außerdem gibt die Geschichte beiden Figuren auch genügend Zeit, das zarte Pflänzchen namens Liebe zwischen sich selbst zu entdecken, was mein Herz höher schlagen ließ. Ich mochte die Liebesgeschichte wirklich sehr! Anfangs ist sie überhaupt kein Thema, doch ihr Beginn ist wirklich gelungen.
Im Großen und Ganzen beschränkt sich die Geschichte beinahe auf diese beiden Figuren. Beide sind sehr verschieden, weshalb diese Protagonisten völlig ausreichen. Ich habe Liv immer etwas kritisch gesehen, Leif hingegen schlich sich sehr schnell in mein Herz. Umso mehr man aber über beide erfährt, desto realer werden die beiden. Natürlich gibt es noch viele weitere Nebenfiguren. Diese sind sehr interessant und haben den witzigen Vorteil, dass man über sie eigentlich viel mehr weiß, als über Liv und Leif – zumindest, wenn man Marvel-Fan ist. Dieses Figurenkonstrukt ist allerdings sehr rund und passt zur Geschichte. Die nordischen Götter- und Sagenfiguren haben zwar allseits bekannte Wesenszüge, Dennis Schwank und Katja Hemkentokrax haben dennoch ihre ganz eigenen Götter erschaffen. Und deshalb funktioniert die Geschichte auch.
Gelungen waren für mich einige Dinge im Buch, doch tatsächlich kamen diese vor allem zum Ende hin. Denn davor bietet das Buch viele Gelegenheiten zur Verwirrung. Das hat verschiedene Gründe. Da ist zum Beispiel die Komplexität der nordischen Mythologie. Sie ist keinesfalls so abgegriffen, wie beispielsweise die griechische. Als Leser weiß man relativ wenig über Odin und Co., daher muss man sich auf viel Neues einlassen. Das sind neue Sagenhelden, neue Wesen, mythische Figuren und Handlungsorte. All das kann den Leser schnell verwirren. Für manche Leser ist es vielleicht sogar abschreckend, sollten sie sich nicht für nordische Mythologie begeistern können. Kann man das aber, verliert man sich irgendwann in der Geschichte. Voraussetzung: Die merkwürdige Übergangspassage schaffen. Denn letztendlich müssen Liv und Leif einen Spagat zwischen zwei Welten bewältigen – der Menschen- und der Götterwelt. Der Übergang von der einen in die andere Welt ist etwas komisch, weil es lange offen bleibt, wo die beiden Charaktere sich nun befinden. Sind Liv und Leif aber erst in der göttlichen Unterwelt, nimmt die Geschichte an Fahrt auf! Hier haben die beiden Autoren sich richtig ausgetobt und all ihr Wissen miteingebracht. Mythologische Sagen werden mit fiktiven Elementen vermischt und so findet man sich in einer atemberaubenden Geschichte wieder. Liv und Leif treffen auf Odin und müssen eine Prophezeiung erfüllen. Doch das ist natürlich alles andere als einfach. Hier beginnt eine Anreihung von Abenteuern, die ein wenig an Percy Jackson erinnern, aber alle ihre eigene Note haben. Außerdem ist das Konzept am Ende absolut einleuchtend und alles ergibt einen Sinn!
Für mich wurde die Geschichte mit dem Betreten von Hels Reich um vieles besser und wirklich spannend! Ich mochte auch den „normalen“ Anfang wirklich gern, doch die Zwischenpassage verwirrte mich. Die Verwirrung ist am Ende gar nicht mehr vorhanden, so dass man sich voll und ganz auf das Abenteuer einlassen kann. Am Ende war ich so gefesselt von der Geschichte, dass ich das Finale mit offenem Mund las und danach dachte: „Das ist doch jetzt nicht euer Ernst!“ Die Autoren konnten mich emotional mitnehmen, was mich nach dem durchwachsenen Anfang sehr überraschte! Aber vor allem die mystische Welt mit ihren verschiedenen Settings ist gelungen! Und außerdem gibt es immer wieder lustige Passagen, die mich schmunzeln ließen. Der Humor ist gut dosiert und angemessen. 
Der Schreibstil ist an manchen Stellen etwas unausgereift und manchmal sehr ausschweifend. Das lässt sich auf die beiden Autoren zurückführen. Zwar ist nie erkennbar, wer was geschrieben hat, doch ein Fluss ist nicht immer vorhanden. Tatsächlich gab es vor allem vor dem Betreten der Unterwelt immer wieder Stellen, an denen ich abschweifte und müde wurde. Das konnte das Autorenpaar aber in den Griff bekommen, so dass das Ende in einem Rutsch lesbar ist und vor Spannung nur so trieft. Ich hoffe wirklich sehr, dass es eine Fortsetzung geben wird. Und wie man auf der Frankfurter Buchmesse erfahren durfte, wird daran bereits geschrieben, was mich sehr freut! Denn das Ende ist so gemein!


„Liv & Leif“ ist wirklich eine besondere Geschichte, der man vor allem eine Chance geben sollte, wenn man mal in eine andere Götterwelt entführt werden möchte! Das Handlungskonzept weiß am Anfang und ab der Mitte wieder zu überzeugen – dazwischen muss man sich auf Längen und Verwirrungen einstellen. Doch die sind es in meinen Augen absolut wert. Liv und Leif sind sehr gelungene Figuren, die mir vor allem wegen ihrer kleinen Macken sehr gefielen. Ich fiebere noch immer mit beiden mit und drücke ihnen die Daumen! Das Götterkonstrukt ist ebenfalls gut ausgearbeitet und macht wirklich Spaß. Dennoch hat „Liv & Leif – Die Wurzeln des Schicksals“ durch seine Komplexität so seine Schwächen. Mit denen kann ich aber auch im Nachhinein gut leben, weshalb ich mich sehr auf einen zweiten Teil freue. Für Band eins vergebe ich 4 Spitzenschuhe. Spannung, Liebe, Abenteuer und ein Hauch Frustration am Ende warten in diesem Buch auf euch. Begebt euch also auf eine sagenhafte Reise - im wahrsten Sinne des Wortes. 


2 Kommentare:

  1. Hi!

    Das hört sich wirklich toll an. Ich hatte schon ein bisschen die Hoffnung, dass es ein Einzelband ist *lach* Mit Reihenanfängen bin ich momentan sehr zurückhaltend, da ich noch so viele offene Reihen habe - aber ich behalte es auf jeden Fall mal im Auge. Das Cover sieht ja auch traumhaft aus *.*

    Liebste Grüße, Aleshanee

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    1. Hallo Alanshee :)
      Ja, das Cover hat mich auch sofort angesprochen. Und es passt einfach zu 100% zur Geschichte! Dass du keine neuen Reihen anfangen möchtest, kann ich mehr als nur nachvollziehen. Ich bin auch immer froh, wenn mal Einzelbände herauskommen. Ich dachte auch, es würde sich hierbei um einen handeln. Aber da muss ich dich leider enttäuschen...
      Aber vielleicht findest du ja noch die Zeit dazu :)
      Liebe Grüße und danke für deinen Kommentar!
      Julia

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