Titel: Rebellin der tausend Sterne
Autor: Rhoda Belleza
Verlag: cbj
Preis: 15,00€
Seiten: 416
Auf „Rebellin der tausend Sterne“ hatte ich mich in diesem
Herbst besonders gefreut. Der Vorgänger war sehr interessant und hat auch dank
seiner Unkonventionalität einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Das von Rhoda
Belleza entworfene Universum ist komplex und wahnsinnig kompliziert. Auch nach
dem Lesen des zweiten Bandes hat man das Gefühl, nur einen Zentimeter der
Galaxie kennengelernt zu haben. Und das verwirrt den Leser durchaus. Insgesamt
liegt dem finalen Teil eine spannende Idee zu Grunde, doch vor allem zu Beginn
weist „Rebellin der tausend Sterne“ sich ziehende Längen auf. Ich habe mit Rhee
gefiebert, doch für Kara konnte ich mich nicht erwärmen. Das Buch hat mich
allerdings sehr überrascht und am Ende unglaublich mitgenommen, so dass meine
Gefühlswelt vollkommen auf den Kopf stand. Nicht jede Seite dieses Buches ist
umwerfend und dennoch handelt es sich um eine besondere Reihe! Für Star Wars
Fans durchaus die richtige Lektüre!
Rhee, zukünftige Herrscherin von Kalu, steht vor Erzfeind
Nero, dem Medienstar, der sie ermorden lassen wollte. Schließt sie einen Deal
mit ihm oder entlarvt sie Neros perfide Absichten und entfesselt somit einen
Krieg, den sie im Alleingang kaum gewinnen kann? Doch am anderen Ende des
Universums plant Aly, Rhees gesuchter vermeintlicher Mörder, Nero zu töten,
sobald sich die Gelegenheit bietet. Gleichzeitig versucht Alys Freundin Kara,
den Overwriter zu vernichten, mit dem Nero die Erinnerung aller manipulieren
und sich das Universum untertan machen will. Von alledem ahnt Rhee nichts – und
schon gar nicht, dass Kara ihre totgeglaubte Schwester Josselyn ist, und damit
die wahre Thronerbin.
Kennt man Band eins, will man nach dem Lesen des
Klappentextes sofort zum Finale dieser Dilogie greifen! Denn ganz ehrlich, der Klappentext
ist umwerfend! Und so ähnlich verhält es sich auch mit der Idee der Autorin.
Ich bewundere Rhoda Belleza für das Konzept der Reihe wirklich sehr. Sie hat
etwas gewagt und eine Star-Wars-ähnliche Galaxie erschaffen, die aber doch ihre
ganz eigene ist. Dabei wählt sie eine unkonventionelle Vorgehensweise. Denn
schon in Band eins fehlt die Einführung in dieses Universum. Zwar gibt es in
beiden Büchern ein Glossar, das einen guten Überblick über Personen und Planeten
bietet, doch so richtig findet man sich trotzdem nicht zurecht. Mich hat das in
„Herrscherin der tausend Sonnen“ überhaupt nicht gestört. Im Gegenteil – ich fand
es erfrischend anders. Die Geschichte konnte man schließlich trotzdem genießen!
Direkt zu Beginn des zweiten Teils tritt dieses Problem aber wieder in den
Fokus. Es gibt eine Handvoll Planeten, die wirklich wichtig sind. Diese haben
Bündnisse miteinander, oder führen Kriege. Es ist nicht ganz einfach, wieder in
dieses Konstrukt zu finden, denn einen richtigen Einstieg ins Buch gibt es
nicht. Es wird nahtlos an die Geschichte angeschlossen und dem Leser wird keine
Zeit zum Verschnaufen gegeben. So ist ein flüssiger Übergang garantiert,
erinnert man sich aber nicht so gut an manche Personen oder Planetenbündnisse,
ist man als Leser aufgeschmissen. Das als Vorwarnung. Insgesamt finde ich das
Universum der Autorin immer noch absolut umwerfend. Doch – ich kann den Grund
nicht benennen – irgendwie fehlt der Zugang zu dieser Welt. Eine richtige
Identifikation findet nicht statt. Man ist Zuschauer und Besucher, aber nie
Beteiligter.
Die Zuschauerrolle wird das ganze Buch über durchgehalten und vielleicht fehlte
mir auch deswegen bei manchen Figuren das Identifikationspotenzial. Im ersten
Teil waren nur Rhee und Aly die Protagonisten. Wie der Klappentext aber schon
andeutet, wird dieser erlesene Kreis um eine Person erweitert: Kara. Oder auch
Josselyn, Rhees Schwester, denn bei beiden Namen handelt es sich um die gleiche
Figur. Ich bin ein großer Fan von Rhee. Die jüngere Schwester hat schon in Band
eins mein Herz gewonnen. Sie ist so mutig und starrsinnig, dass ihre
Entwicklung geradezu provoziert wird. Genau diese gefiel mir so gut! Sie ist
eigentlich noch ein Mädchen und soll dennoch über eine Galaxie herrschen. Oder
nicht? Denn Nero will sie viel lieber zu einer Marionette machen, die nichts
mit der Macht zu tun hat. Rhee sieht sich mehr Feinden, als Unterstützern gegenüber und geht mit dieser Situation sehr authentisch um. Sie ist nicht
unbedingt eine Sympathieträgerin, aber eine fantastische Figur! An ihrer Seite
ist Daren, der wirklich ein komischer Vogel ist. Er ist unnahbar und dennoch
ist der Ordensbruder und Sicherheitschef eine ganz besondere Figur. Die
Beziehung zwischen beiden ist schwer beschreibbar und wankt zwischen
Freundschaft, Hass und Liebe. Doch diese Chemie und das Unausgesprochene gefielen
mir sehr gut. Und dann sind da noch Aly und Kara. Aly ist ein cooler Kerl, der
in diesem Teil aber deutlicher in den Hintergrund rückt. Leider gilt dies auch
für seinen tollen Doiden Pavel, der in Band eins noch für viel Humor gesorgt
hat. Deutlicher im Fokus steht Kara. Und das gefiel mir nicht so gut, da ich
diesen Charakter einfach nicht mochte. Kara ist Rhee zwar ähnlich, doch sie hat
kein Aufopferungspotenzial. Sie kämpft in eigener Sache und lässt dabei nicht
nur Rhee im Stich. Sie wird als Heldin des Buches dargestellt und das fand ich
nicht passend. Für mich bleibt Rhee die deutlich bessere Herrscherin. Und dann
wäre da noch Nero, der Medienstar und heimliche Bösewicht. Er tut genau das,
was ein guter Bösewicht tun muss und das ohne Rücksicht auf Verluste. Ein
wunderbar böser Charakter, der die Geschichte spannend macht!
Das Figurenkonzept ist gelungen. Auch wenn ich die Anteile gern verändert
hätte. Wie sehr ich manche Charaktere mochte, wurde mir erst bewusst, als die
Autorin das bekannte Konzept „Kill your darlings“ anwandte und eine der
Hauptfiguren ihr Leben lassen muss. Ich habe bitter geweint und das eine ganze
Weile lang. Doch meine Trauer um die Figur hat mir gezeigt, wie sehr Rhoda
Belleza mich doch berühren konnte.
Der Stil der Autorin ist etwas gewöhnungsbedürftig und trägt sicher zu dem
Problem der Distanz bei. Damit meine ich, dass man sich durch den Schreibstil
immer nur als Zuschauer fühlt, die Welt nicht richtig versteht und zu manchen
Figuren auch der Zugang fehlt. Manchmal schreibt die Autorin sehr nüchtern,
dann kommen plötzliche Wendungen innerhalb eines Nebensatzes und man muss den
Satz nochmal lesen, um alles zu verstehen. Das ist nicht optimal und wirkt sprunghaft. Und dennoch
passt der leicht distanzierte Stil gut in die Atmosphäre des Genres.
Das Setting und die Atmosphäre möchte ich auch noch einmal loben! Das Sci-Fi
Konzept mit den eigenen Noten wird von Anfang bis Ende durchgehalten und bleibt
sich treu. Die Geschichte hat viele Spannungsmomente, doch manchmal auch
deutliche Längen. Das kann jeder Leser anders empfinden. Denn die Erzähler
wechseln sich ab, so dass man immer nur einen der Protagonisten begleitet. Wenn
man, wie in meinem Fall, nur einen davon wirklich mag und einem ein anderer beinahe egal ist, sorgt das dafür, dass die einen Abschnitte weniger gern
gelesen werden, als die anderen. Trotzdem ist der Perspektivwechsel sinnvoll
und sorgt für Abwechslung. Dennoch muss ich betonen, dass das Buch auch nach
dem (wirklich guten und für die Geschichte passenden) Ende verwirrend bleibt.
Für mich ist „Rebellin der tausend Sterne“ ein guter und
passender Abschluss der Dilogie, die mich am Ende richtig bewegt und zu Tränen
gerührt hat! Es gibt Spannung und Action und gleichzeitig auch kleine
Liebesgeschichten. Der Entwurf einer vollkommen unbekannten Galaxie gelingt der
Autorin Rhoda Belleza gut und dennoch bleibt eine gewisse Distanz immer
vorhanden. Ich finde die Geschichte auch nach deren Beenden wirklich verwirrend
und unkonventionell. Doch ich mag das irgendwie. Und ich mag Rhee sehr gern.
Und weil ich insgesamt mit einem sehr positiven Gefühl an dieses Buch denke,
vergebe ich vier Spitzenschuhe. Der Galaxie-Entwurf hat sicher noch viel Potenzial für weitere Geschichten, unabhängig von der Herrscherfamlie.
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