26. Oktober 2018

Rezension: "Rebellin der tausend Sterne" von Rhoda Belleza



Titel: Rebellin der tausend Sterne
Autor: Rhoda Belleza
Verlag: cbj
Preis: 15,00€
Seiten: 416

Auf „Rebellin der tausend Sterne“ hatte ich mich in diesem Herbst besonders gefreut. Der Vorgänger war sehr interessant und hat auch dank seiner Unkonventionalität einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Das von Rhoda Belleza entworfene Universum ist komplex und wahnsinnig kompliziert. Auch nach dem Lesen des zweiten Bandes hat man das Gefühl, nur einen Zentimeter der Galaxie kennengelernt zu haben. Und das verwirrt den Leser durchaus. Insgesamt liegt dem finalen Teil eine spannende Idee zu Grunde, doch vor allem zu Beginn weist „Rebellin der tausend Sterne“ sich ziehende Längen auf. Ich habe mit Rhee gefiebert, doch für Kara konnte ich mich nicht erwärmen. Das Buch hat mich allerdings sehr überrascht und am Ende unglaublich mitgenommen, so dass meine Gefühlswelt vollkommen auf den Kopf stand. Nicht jede Seite dieses Buches ist umwerfend und dennoch handelt es sich um eine besondere Reihe! Für Star Wars Fans durchaus die richtige Lektüre!

Rhee, zukünftige Herrscherin von Kalu, steht vor Erzfeind Nero, dem Medienstar, der sie ermorden lassen wollte. Schließt sie einen Deal mit ihm oder entlarvt sie Neros perfide Absichten und entfesselt somit einen Krieg, den sie im Alleingang kaum gewinnen kann? Doch am anderen Ende des Universums plant Aly, Rhees gesuchter vermeintlicher Mörder, Nero zu töten, sobald sich die Gelegenheit bietet. Gleichzeitig versucht Alys Freundin Kara, den Overwriter zu vernichten, mit dem Nero die Erinnerung aller manipulieren und sich das Universum untertan machen will. Von alledem ahnt Rhee nichts – und schon gar nicht, dass Kara ihre totgeglaubte Schwester Josselyn ist, und damit die wahre Thronerbin.

Kennt man Band eins, will man nach dem Lesen des Klappentextes sofort zum Finale dieser Dilogie greifen! Denn ganz ehrlich, der Klappentext ist umwerfend! Und so ähnlich verhält es sich auch mit der Idee der Autorin. Ich bewundere Rhoda Belleza für das Konzept der Reihe wirklich sehr. Sie hat etwas gewagt und eine Star-Wars-ähnliche Galaxie erschaffen, die aber doch ihre ganz eigene ist. Dabei wählt sie eine unkonventionelle Vorgehensweise. Denn schon in Band eins fehlt die Einführung in dieses Universum. Zwar gibt es in beiden Büchern ein Glossar, das einen guten Überblick über Personen und Planeten bietet, doch so richtig findet man sich trotzdem nicht zurecht. Mich hat das in „Herrscherin der tausend Sonnen“ überhaupt nicht gestört. Im Gegenteil – ich fand es erfrischend anders. Die Geschichte konnte man schließlich trotzdem genießen! Direkt zu Beginn des zweiten Teils tritt dieses Problem aber wieder in den Fokus. Es gibt eine Handvoll Planeten, die wirklich wichtig sind. Diese haben Bündnisse miteinander, oder führen Kriege. Es ist nicht ganz einfach, wieder in dieses Konstrukt zu finden, denn einen richtigen Einstieg ins Buch gibt es nicht. Es wird nahtlos an die Geschichte angeschlossen und dem Leser wird keine Zeit zum Verschnaufen gegeben. So ist ein flüssiger Übergang garantiert, erinnert man sich aber nicht so gut an manche Personen oder Planetenbündnisse, ist man als Leser aufgeschmissen. Das als Vorwarnung. Insgesamt finde ich das Universum der Autorin immer noch absolut umwerfend. Doch – ich kann den Grund nicht benennen – irgendwie fehlt der Zugang zu dieser Welt. Eine richtige Identifikation findet nicht statt. Man ist Zuschauer und Besucher, aber nie Beteiligter.
Die Zuschauerrolle wird das ganze Buch über durchgehalten und vielleicht fehlte mir auch deswegen bei manchen Figuren das Identifikationspotenzial. Im ersten Teil waren nur Rhee und Aly die Protagonisten. Wie der Klappentext aber schon andeutet, wird dieser erlesene Kreis um eine Person erweitert: Kara. Oder auch Josselyn, Rhees Schwester, denn bei beiden Namen handelt es sich um die gleiche Figur. Ich bin ein großer Fan von Rhee. Die jüngere Schwester hat schon in Band eins mein Herz gewonnen. Sie ist so mutig und starrsinnig, dass ihre Entwicklung geradezu provoziert wird. Genau diese gefiel mir so gut! Sie ist eigentlich noch ein Mädchen und soll dennoch über eine Galaxie herrschen. Oder nicht? Denn Nero will sie viel lieber zu einer Marionette machen, die nichts mit der Macht zu tun hat. Rhee sieht sich mehr Feinden, als Unterstützern gegenüber und geht mit dieser Situation sehr authentisch um. Sie ist nicht unbedingt eine Sympathieträgerin, aber eine fantastische Figur! An ihrer Seite ist Daren, der wirklich ein komischer Vogel ist. Er ist unnahbar und dennoch ist der Ordensbruder und Sicherheitschef eine ganz besondere Figur. Die Beziehung zwischen beiden ist schwer beschreibbar und wankt zwischen Freundschaft, Hass und Liebe. Doch diese Chemie und das Unausgesprochene gefielen mir sehr gut. Und dann sind da noch Aly und Kara. Aly ist ein cooler Kerl, der in diesem Teil aber deutlicher in den Hintergrund rückt. Leider gilt dies auch für seinen tollen Doiden Pavel, der in Band eins noch für viel Humor gesorgt hat. Deutlicher im Fokus steht Kara. Und das gefiel mir nicht so gut, da ich diesen Charakter einfach nicht mochte. Kara ist Rhee zwar ähnlich, doch sie hat kein Aufopferungspotenzial. Sie kämpft in eigener Sache und lässt dabei nicht nur Rhee im Stich. Sie wird als Heldin des Buches dargestellt und das fand ich nicht passend. Für mich bleibt Rhee die deutlich bessere Herrscherin. Und dann wäre da noch Nero, der Medienstar und heimliche Bösewicht. Er tut genau das, was ein guter Bösewicht tun muss und das ohne Rücksicht auf Verluste. Ein wunderbar böser Charakter, der die Geschichte spannend macht! 
Das Figurenkonzept ist gelungen. Auch wenn ich die Anteile gern verändert hätte. Wie sehr ich manche Charaktere mochte, wurde mir erst bewusst, als die Autorin das bekannte Konzept „Kill your darlings“ anwandte und eine der Hauptfiguren ihr Leben lassen muss. Ich habe bitter geweint und das eine ganze Weile lang. Doch meine Trauer um die Figur hat mir gezeigt, wie sehr Rhoda Belleza mich doch berühren konnte.
Der Stil der Autorin ist etwas gewöhnungsbedürftig und trägt sicher zu dem Problem der Distanz bei. Damit meine ich, dass man sich durch den Schreibstil immer nur als Zuschauer fühlt, die Welt nicht richtig versteht und zu manchen Figuren auch der Zugang fehlt. Manchmal schreibt die Autorin sehr nüchtern, dann kommen plötzliche Wendungen innerhalb eines Nebensatzes und man muss den Satz nochmal lesen, um alles zu verstehen. Das ist nicht optimal und wirkt sprunghaft. Und dennoch passt der leicht distanzierte Stil gut in die Atmosphäre des Genres.
Das Setting und die Atmosphäre möchte ich auch noch einmal loben! Das Sci-Fi Konzept mit den eigenen Noten wird von Anfang bis Ende durchgehalten und bleibt sich treu. Die Geschichte hat viele Spannungsmomente, doch manchmal auch deutliche Längen. Das kann jeder Leser anders empfinden. Denn die Erzähler wechseln sich ab, so dass man immer nur einen der Protagonisten begleitet. Wenn man, wie in meinem Fall, nur einen davon wirklich mag und einem ein anderer beinahe egal ist, sorgt das dafür, dass die einen Abschnitte weniger gern gelesen werden, als die anderen. Trotzdem ist der Perspektivwechsel sinnvoll und sorgt für Abwechslung. Dennoch muss ich betonen, dass das Buch auch nach dem (wirklich guten und für die Geschichte passenden) Ende verwirrend bleibt.


Für mich ist „Rebellin der tausend Sterne“ ein guter und passender Abschluss der Dilogie, die mich am Ende richtig bewegt und zu Tränen gerührt hat! Es gibt Spannung und Action und gleichzeitig auch kleine Liebesgeschichten. Der Entwurf einer vollkommen unbekannten Galaxie gelingt der Autorin Rhoda Belleza gut und dennoch bleibt eine gewisse Distanz immer vorhanden. Ich finde die Geschichte auch nach deren Beenden wirklich verwirrend und unkonventionell. Doch ich mag das irgendwie. Und ich mag Rhee sehr gern. Und weil ich insgesamt mit einem sehr positiven Gefühl an dieses Buch denke, vergebe ich vier Spitzenschuhe. Der Galaxie-Entwurf hat sicher noch viel Potenzial für weitere Geschichten, unabhängig von der Herrscherfamlie.



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