Titel: Promise - Die Herzenskämpferin
Autor: Maya Shepherd
Verlag: Selfpublished
Preis: 3,99€
Seiten: 288
So gern ich auch zu Geschichten von Maya Shepherd greife,
muss ich zugeben, dass mich die „Promise-Trilogie“ nie ganz überzeugt hat. Ich
habe Probleme mit der Protagonistin, aber auch mit der generellen Story. Und
trotzdem schaffte die Autorin es, dass der Drang, zu wissen, wie die Geschichte
ausgeht, in mir bestehen blieb. Ich habe keine Ahnung warum und kann daher nur
Vermutungen anstellen. Arras dürfte ein entscheidender Grund gewesen sein, denn
der schweigsame und geheimnisvolle Charakter hatte seine Geschichte nach zwei
Bänden einfach noch nicht erzählt. Es konnte doch nicht wirklich so sein, dass
Nea zurück zu Miro geht…oder doch? Es gab durchaus Fragen, die ich mir vor dem
Lesen gestellt habe und zum Glück wurden sie im abschließenden Band „Die
Herzenskämpferin“ auch beantwortet. Für mich ist der dritte Teil auf jeden Fall
das beste Buch der Reihe! Und dennoch bleibt sie hinter meinen
Erwartungen zurück.
Polyora ist zurück. Das Leben von Milliarden Menschen
schwebt erneut in Gefahr. Die einzige Hoffnung verspricht die Stadt Promise, in
der es ein Gegenmittel geben soll. Nea begibt sich auf eine ungewisse Reise.
Sie wird von dem geheimnisvollen Arras begleitet, der sich in Schweigen um
seine Vergangenheit hüllt. Erst als Nea ihr Ziel erreicht, offenbart sich ihr
eine Wahrheit, die schrecklicher ist als alles, was sie sich vorstellen konnte.
Nicht nur ihre eigene Zukunft, sondern auch die der ganzen Menschheit steht auf
dem Spiel. Doch wenn eines Nea gelernt hat, dann, dass es immer Hoffnung gibt,
solange man nicht aufhört für das zu kämpfen, was man liebt.
Okay, beginnen wir beim Guten. Was hat mir besser gefallen,
als in den beiden Vorgängern? Da muss ich eindeutig den Aufbau nennen. Die
Handlung von „Die Herzenskämpferin“ ist spannender, als noch in Band eins und
zwei. Die Geschichte ist generell stringenter und zielführender. Endlich kann
Nea ihr Vorhaben umsetzen, nach Promise zu kommen und die Stadt spielt endlich
eine Rolle. Außerdem ist das Setting von Promise gelungen. Es wird sehr
dystopisch, auch wenn im Zuge dessen viele bekannte Elemente Einzug gefunden
haben. Leider leitet mich das auch schon zu einem negativen Punkt über. Man
konnte vieles an der Geschichte schon voraussehen. Denn gerade die Auflösung
von Polyora und das Konzept von Promise erinnern an große, bekannte Dystopien.
Vielleicht lag die Auflösung, die die Autorin wählte, auch einfach nah. Und
dennoch fand ich sie zu stumpf. Das muss ich auch zu dem Umstand des
Gegenmittels sagen, aber dazu später.
Obwohl die Handlung voraussehbar ist, ist sie gut umgesetzt und läuft auf ein
spannendes und packendes Finale hin. Das Ende des Buches hat mir erstaunlich
gut gefallen, was mich mit dem Abschluss auch versöhnt hat.
Die Charaktere von „Die Herzenskämpferin“ sind größtenteils bekannt, doch es gibt auch ein paar neue und wichtige Figuren. Nea steht
weiterhin im Mittelpunkt. Um sie herum bleiben ihre Freunde, wie Miro, Kasia,
Luica und die Zwillinge. Außerdem nimmt Arras wieder einen großen Teil ein –
zum Glück! Denn Arras verleiht der Geschichte seine eigene Note und macht
vieles besser. Seine Geschichte war ebenfalls zu erahnen und dennoch finde ich
seine Figur mit Abstand am besten! Die neuen Figuren rund um Arras, die in Promise dazu stoßen, ergänzen die Geschichte gut. Auch wenn "der Bösewicht" etwas offensichtlich war. Nea als Protagonistin ist mir noch immer
suspekt. Sie ist egoistisch, was in diesem Band noch einmal besonders deutlich
wird. Und dennoch kann man eine Entwicklung zwischen Band eins und drei
wahrnehmen. Diese ist durchaus zum Besseren hin geschehen. Trotzdem finde ich
ihre Entscheidungen wenig nachvollziehbar. Andererseits hat Maya Shepherd eine Mädchenfigur
entwickelt, die antagonistische Züge trägt und gerade deswegen gut in das
Weltzertörungsszenario passt. Denn Nea ist keinesfalls eine gewisse Stärke
abzusprechen. Für mich war entscheidend, für wen sie sich am Ende entscheided.
Miro oder Arras? Werden überhaupt beide überleben? Ich fieberte auf diese
Entscheidung hin. Denn hier konnte mich das Buch wirklich
berühren. Für diese Fragen hat die Autorin durchaus plausible Antworten
gefunden, mit denen ich leben kann.
Womit ich nicht leben kann ist die Entwicklung rund um das Gegenmittel. Die
Umstände, wie es in die Hände der kleinen Widerstandgruppe gelangt, fand ich
logisch. Aber Achtung, kleiner Spoiler. Wie es reproduziert wurde, ist absolut
unlogisch! Denn tatsächlich schafft es Kasia, die Lösung des Gegenmittels
herauszufinden. Sie hat keine besonderen Chemiekenntnisse oder sonstige
Erfahrung. Aber nach ein paar Tagen schafft sie es eben und es ist auch super
easy das Mittel zu reproduzieren. Das ist doch nicht wahr?! Eine Frage, die
monatelang die intelligentesten Forscher der Welt beschäftigt hat, wird von
einer jungen Frau einfach so gelöst? Im entscheidenden Moment? Das war mir zu viel.
Der Stil der Autorin ist in Ordnung. Er ist fließend und von vielen Dialogen
geprägt. Es gibt ein paar kleine Fehler, wie etwa, dass der Imperativ von „nehmen“
als „nehme“ formuliert wird, statt „nimm“. Aber die Fehler sind unbedeutend und
im Zuge des Selfpublishing einfach auszublenden. Sie stören den Lesefluss
keineswegs. Maya Shepherd beschreibt das Setting super und auch ihre Charaktere
habe sich entwickelt, was eindeutig für den Stil spricht.
Ein kleines Highlight ist am Ende übrigens auch eingebaut. Ich war sehr
dankbar, dass ein Charakter nicht vergessen wurde, der zum Schluss entscheidend
ist. Und das hat mich auch erneut ein bisschen versöhnt.
Und so komme ich trotz vieler kleiner Kritikpunkte zu einer
Bewertung von vier Spitzenschuhen für den Abschluss der Promise-Reihe. „Die
Herzenskämpferin“ ist ein guter Abschluss und auf jeden Fall das beste Buch der
Trilogie. Auch wenn die Handlungsidee nichts Besonderes ist und mir auch viele
Charaktere nicht gefielen, ist die Botschaft, die hinter dem Buch steht, umso
schöner. Es gefiel mir sehr gut, dass Maya Shepherd ihre Danksagung so
formulierte: „Es war noch nie ein Mensch zu viel auf der Erde“, denn es
unterstreicht die Leitidee. Die Reihe unterhält durchaus, hat mich aber auch oft etwas genervt. Macht euch selbst einen Eindruck und macht euch auf die Reise nach "Promise".
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