Titel: Wir können alles sein, Baby
Autor: Julia Engelmann
Verlag: Goldmann
Preis: 7,00€
Seiten: 96
Poetry Slam ist eine Leidenschaft von mir. Ich liebe die
kreativen Texte der Slammer und habe sie sogar schon einmal im Unterricht
behandelt. Man muss sich nicht einmal in der Szene auskennen, um mit dem Namen
Julia Engelmann etwas anfangen zu können. Mit ihrem Text „Eines Tages, Baby“
ist sie bei den deutschen Hochschulmeisterschaften über Nacht berühmt geworden.
Sogar live konnte ich sie schon einmal sehen und ihre Texte sind beeindruckend,
ehrlich und frisch. Das waren sie zumindest in ihrem ersten Buch mit dem
gleichen Titel wie der berühmte Text (hier kommt ihr übrigens zu meiner Rezension).
Im zweiten Buch „Wir können alles sein, Baby“ versucht Engelmann sich zu
übertreffen und scheitert meiner Meinung nach. Das klingt jetzt härter, als es
eigentlich gemeint ist.
Meinung und Inhalt
Was mir bei diesem Buch wirklich noch besser gefällt, als im ersten, ist die
Aufmachung. Die Künstlerin hat zu den Texten erneut kleine Bilder gezeichnet,
die wie die Faust aufs Auge zu den jeweiligen Texten passen. So ist das kleine
Büchlein mit den 24 Texten wieder etwas ganz Besonderes.
Ebenfalls toll ist wie immer der Stil von Engelmann, den sie sich beibehalten
hat. Eine Mischung aus klassischen Reimen und unsauberen Übergängen, die im
Gehörten kaum auffallen, bietet die Slammerin. Doch hier bemerkt man schon
einen Kritikpunkt. Slamtexte sind einfach eine ganz andere Nummer, wenn man sie
hört und gewissermaßen sieht. Sie zu lesen ist schön und inspirierend, aber
einfach nicht dasselbe. Vieles kommt nicht so rüber, wie es sein sollte. Man
stolpert im Leserhythmus und versteht vielleicht den ein oder anderen Witz
nicht. Aber da kann niemand was für und das sollte man ja auch wissen, wenn man
Slamtexte liest. Dennoch fehlte mir das Besondere in den Texten. Julia
Engelmann scheint im Moment viel über ihr Leben nachzudenken und dass man
anfangen sollte zu handeln. Gefühlt jeder Text beschäftigt sich mit den
unzähligen Möglichkeiten im Leben. Das ist natürlich nicht wirklich so.
Eigentlich gibt es sogar relativ vielfältige Themen und auch verrückte Ideen.
Richtig gut haben mir die kleinen Haikus gefallen und der Text „AKA BTW CU“ ist
mehr als strange und innovativ. Auch das Märchen über das Eichhörnchen und
„Abschiedsparty ohne dich“ waren klasse. Aber es war mir zu viel. Zu viel
Alternativismus, zu viel „Wir-müssen-Leben-Parolen“, zu oft das gleiche Thema.
Viele Texte beschäftigen sich auch mit Liebeskummer, die sehr emotional waren.
Also eigentlich hat das Buch schon alles, was eine gute Sammlung an
Poetry-Slam-Texten braucht und trotzdem war es mir zu monoton. Ich hatte das
Gefühl, dass der Druck, den Julia sich selbst gemacht hat, zu hoch ist. Dabei
ist das natürlich absolute Spekulation. Aber wenn die Leute dich einmal kennen,
dann wollen sie mehr. Und die Erwartungen an die neuen Texte sind natürlich
hoch.
Fazit
Für mich ist „Wir können alles sein, Baby“ eine Sammlung von
Texten, die wieder authentisch und inspirierend zu lesen sind. Leider gefielen
mir die Themen nicht. Engelmann schreibt in einem schönen Stil, der manchmal
aber zu gewollt ist. Schaut man genau hin, dann bieten die Texte auch
Abwechslung. Für mich stachen jedoch immer wieder die gleichen Themen heraus,
die mich einfach nicht packen konnten. Doch packende Texte gibt es trotzdem.
Ich bin sicher, dass wenn ich mehr der Texte live gesehen hätte, ich das Buch
feiern würde, so vergebe ich lediglich 3,5 Spitzenschuhe.
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