22. August 2016

Kurzrezension: "Wir können alles sein, Baby" von Julia Engelmann


Titel: Wir können alles sein, Baby
Autor: Julia Engelmann
Verlag: Goldmann
Preis: 7,00€
Seiten: 96

Poetry Slam ist eine Leidenschaft von mir. Ich liebe die kreativen Texte der Slammer und habe sie sogar schon einmal im Unterricht behandelt. Man muss sich nicht einmal in der Szene auskennen, um mit dem Namen Julia Engelmann etwas anfangen zu können. Mit ihrem Text „Eines Tages, Baby“ ist sie bei den deutschen Hochschulmeisterschaften über Nacht berühmt geworden. Sogar live konnte ich sie schon einmal sehen und ihre Texte sind beeindruckend, ehrlich und frisch. Das waren sie zumindest in ihrem ersten Buch mit dem gleichen Titel wie der berühmte Text (hier kommt ihr übrigens zu meiner Rezension). 
Im zweiten Buch „Wir können alles sein, Baby“ versucht Engelmann sich zu übertreffen und scheitert meiner Meinung nach. Das klingt jetzt härter, als es eigentlich gemeint ist. 


Meinung und Inhalt


Was mir bei diesem Buch wirklich noch besser gefällt, als im ersten, ist die Aufmachung. Die Künstlerin hat zu den Texten erneut kleine Bilder gezeichnet, die wie die Faust aufs Auge zu den jeweiligen Texten passen. So ist das kleine Büchlein mit den 24 Texten wieder etwas ganz Besonderes.
Ebenfalls toll ist wie immer der Stil von Engelmann, den sie sich beibehalten hat. Eine Mischung aus klassischen Reimen und unsauberen Übergängen, die im Gehörten kaum auffallen, bietet die Slammerin. Doch hier bemerkt man schon einen Kritikpunkt. Slamtexte sind einfach eine ganz andere Nummer, wenn man sie hört und gewissermaßen sieht. Sie zu lesen ist schön und inspirierend, aber einfach nicht dasselbe. Vieles kommt nicht so rüber, wie es sein sollte. Man stolpert im Leserhythmus und versteht vielleicht den ein oder anderen Witz nicht. Aber da kann niemand was für und das sollte man ja auch wissen, wenn man Slamtexte liest. Dennoch fehlte mir das Besondere in den Texten. Julia Engelmann scheint im Moment viel über ihr Leben nachzudenken und dass man anfangen sollte zu handeln. Gefühlt jeder Text beschäftigt sich mit den unzähligen Möglichkeiten im Leben. Das ist natürlich nicht wirklich so. Eigentlich gibt es sogar relativ vielfältige Themen und auch verrückte Ideen. Richtig gut haben mir die kleinen Haikus gefallen und der Text „AKA BTW CU“ ist mehr als strange und innovativ. Auch das Märchen über das Eichhörnchen und „Abschiedsparty ohne dich“ waren klasse. Aber es war mir zu viel. Zu viel Alternativismus, zu viel „Wir-müssen-Leben-Parolen“, zu oft das gleiche Thema. Viele Texte beschäftigen sich auch mit Liebeskummer, die sehr emotional waren. Also eigentlich hat das Buch schon alles, was eine gute Sammlung an Poetry-Slam-Texten braucht und trotzdem war es mir zu monoton. Ich hatte das Gefühl, dass der Druck, den Julia sich selbst gemacht hat, zu hoch ist. Dabei ist das natürlich absolute Spekulation. Aber wenn die Leute dich einmal kennen, dann wollen sie mehr. Und die Erwartungen an die neuen Texte sind natürlich hoch.

Fazit




Für mich ist „Wir können alles sein, Baby“ eine Sammlung von Texten, die wieder authentisch und inspirierend zu lesen sind. Leider gefielen mir die Themen nicht. Engelmann schreibt in einem schönen Stil, der manchmal aber zu gewollt ist. Schaut man genau hin, dann bieten die Texte auch Abwechslung. Für mich stachen jedoch immer wieder die gleichen Themen heraus, die mich einfach nicht packen konnten. Doch packende Texte gibt es trotzdem. Ich bin sicher, dass wenn ich mehr der Texte live gesehen hätte, ich das Buch feiern würde, so vergebe ich lediglich 3,5 Spitzenschuhe.




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