18. November 2016

Rezension: "Das unendliche Meer" von Rick Yancey


Titel: Das unendliche Meer
Autor: Rick Yancey
Verlag: Goldmann
Preis: 16,99€
Seiten: 352


Rick Yancey ist ein Meister im Entwerfen von grausamen und brutalen Szenarios. Das war mir schon bewusst, nachdem ich „Die 5. Welle“ gelesen habe. Doch durch den zweiten Teil der Trilogie „Das unendliche Meer“ wird dies noch viel deutlicher! Eine Fortsetzung, die es in sich hat und doch so ganz anders ist, als ihr Vorgänger. Emotional, brutal und mitreißend – aber auch verwirrend und beängstigend. Wer sich auf diese Reihe einlässt, muss mutig sein. Mutig im Umgang mit Charakteren und mit  seinen eigenen Emotionen. Denn nichts ist schlimmer als ein unendliches Meer, gefüllt mit Nichts, zu fühlen…

Klappentext


Die erste Welle vernichtete eine halbe Million Menschen, die zweite noch viel mehr. Die dritte Welle dauerte ganze zwölf Wochen an, danach waren vier Milliarden tot. Nach der vierten Welle kann man niemandem mehr trauen. Cassie Sullivan hat überlebt, nur um sich jetzt in einer Welt wiederzufinden, die von Misstrauen, Verrat und Verzweiflung bestimmt wird. Und während die fünfte Welle ihren Verlauf nimmt, halten Cassie, Ben und Ringer ihre kleine Widerstandsgruppe zusammen, um gemeinsam gegen die Anderen zu kämpfen. Sie sind, was von der Menschheit übrig blieb, und sie werden sich so schnell nicht geschlagen geben. Und während Cassie immer noch hofft, dass ihr Retter Evan Walker lebt, wird der Kampf ums Überleben immer aussichtsloser. Bis eines Tages ein Fremder versucht, in ihr Versteck einzudringen...


Meinung


In „Die 5. Welle“ ist die Handlung im Vergleich zum zweiten Teil schon geradezu simpel. Die große Schwester will ihren kleinen Bruder retten, verliebt sich dabei in einen Außerirdischen und schafft das Unmögliche. Doch der Zweifel ist gesät und niemand weiß so recht, wem er noch trauen kann. Hier beginnt der zweite Teil. Es hat sich eine kleine Gruppe um Cassie herum gebildet. Gemeinsam mit ihrem kleinen Bruder Sammy, Zombie, Ringer, Teacup, Poundcake und Dumbo verschanzt sie sich und wartet auf Evans Rückkehr. Doch wer ist schon noch sicher? Die Gruppe teilt sich auf, um eben genau das zu finden: Einen sicheren Ort.
Das Buch ist sehr komplex geschrieben und nicht alles soll der Leser sofort verstehen. Wie auch Teil eins, wird „Das unendliche Meer“ aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Doch während Cassie und Zombie eindeutig die Protagonisten des ersten Buches waren, sind sie dies jetzt nicht mehr. Cassie hat zwar weiterhin Erzählteile und diese sind in der ersten Hälfte des Buches auch nicht gering. Das starke Mädchen, das ihre Persönlichkeit nahezu vollkommen ändern musste, muss in dieser neuen Welt immer noch zurecht kommen. Und auch Zombie spielt weiterhin den harten Sergeant, der sein Team beschützen will. Selbst Evan übernimmt eine Erzählrolle. Doch das alles gerät in den Hintergrund, wenn sich die wahre Protagonistin dieses Buches zeigt: Ringer. Über die Hälfte der Geschichte, wird von ihr erzählt. Und das ist überaus spannend – denn sie ist von den anderen getrennt. Sie wird gefangen genommen und befindet sich in den Fängen von Vosch. Doch wer ist er und warum löschte er die Menschheit nicht einfach auf einen Schlag aus? Diesen Fragen stellt sich die Kämpferin und währenddessen erfährt der Leser völlig andere Seiten von ihr. Ich mochte Ringer nie besonders. Doch wie ich bereits in meiner Rezension zum ersten Teil schrieb, muss ich betonen, dass Rick Yancey ein Händchen für die Entwicklung seiner Figuren hat. Und die Figurenentwicklung steht hier ganz klar im Vordergrund. Ringer entpuppt sich als noch so viel mehr, als nur eine emotionslose Kämpferin. Doch gleichzeitig werden durch ihren Teil Fragen aufgeworfen, die mich sehr verwirrt haben. Die in eine Richtung gehen, die ich nicht erwartet hatte und die mich noch mehr auf den dritten Band fiebern lassen. 
Die Entwicklung des Buches ist gewöhnungsbedürftig und dennoch so unglaublich gut gelungen. Rick Yancey setzt seinen Fokus einfach völlig anders, was viele vielleicht enttäuscht. Doch lässt man sich auf den Handlungssprung ein, der wirklich drastisch ist, ist das Buch eine überaus spannende Lektüre!  Man weiß einfach nie, was gleich passiert. Man weiß nie, mit was man überhaupt noch rechnen kann. Yancey baut solch emotional brutale Szenen ein, dass mir das Herz schon auf den ersten 30 Seiten stehen blieb. Da fragte ich mich dann „Ist das wirklich passiert?“ Aber auch wenn sich nicht jede Szene als so dramatisch herausstellt, wie sie anfangs erscheint, geht der Autor immer noch sehr konsequent vor. Sein Stil gefällt mir gut, auch weil er sich von den typischen Jugendbüchern stark abhebt. Das Buch zeichnet eine düstere und ernste Atmosphäre aus, die von Misstrauen geprägt wird. Und dennoch blitzen Werte wie Freundschaft, Hoffnung und Liebe immer wieder auf. Besonders beeindruckt hat mich die Geschichte von Poundcake. Ich kann nicht in Worte fassen, wie sehr ich diesen Jungen bewundere. Yancey baut einfach noch viele weitere kleine Geschichten ein, die so unbedeutend scheinen und die doch den Charakter des Buches ausmachen. Er spielt sozusagen mit den Werten der Menschlichkeit, lockt dadurch den Leser und lässt ihn in völliger Fassungslosigkeit zurück. Am Ende möchte man einfach nur noch wissen, was denn nun mit der Welt passiert und ob wir alle wirklich im unendlichen Meer gefangen sind. Denn das gefiel mir auch sehr gut. Die Formel „des unendlichen Meers“ greift Rick Yancey immer wieder auf. Zwischenzeitlich wird das etwas viel, doch so bleibt dieses Bild präsent und es ist überaus passend gewählt.

Fazit




Dieses Buch ist mehr als nur eine Fortsetzung. Es ist eine mutige Weiterentwicklung mit einem stark verlagerten Fokus. Doch so erfährt man noch viel mehr von dem Szenario, das Rick Yancey vor Augen schwebt. Es ist fesselnd, emotional und weiterhin brutal. „Das unendliche Meer“ ist nichts für schwache Nerven. Doch nicht nur Action steht im Vordergrund, sondern eben auch die Menschlichkeit.  Für mich ist der zweite Teil sehr gelungen und absolut lesenswert. Dennoch bin ich nicht mit jeder Entwicklung einverstanden und ein bisschen verwirrt. Ich vergebe vier Spitzenschuhe, um mir das letzte Paar für das große Finale aufzusparen.



2 Kommentare:

  1. Hallöchen,
    mit deinem Fazit sprichst du mir aus der Seele. Es ist so unglaublich passend für den zweiten Band! Besser kann man es gar nicht ausdrücken.

    Ich habe dich in meiner Rezension verlinkt. Ich hoffe, das ist okay für dich :)

    Liebste Grüße
    Kate ♥

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    1. Danke liebe Kate :) Sowohl für deine netten Worte, als auch die Verlinkung! Ich freue mich doch immer, wenn ich bei dir verlinkt bin <3
      Hach...Band drei hab ich noch nicht zu Hause, das macht mich ja schon ein bisschen traurig. Du Gute, hast ihn ja schon gelesen ;)
      Liebst,
      Julia

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