Titel: Chaosliebe
Autor: Teresa Sporrer
Verlag: Impress
Preis: 3,99€
Seiten: 378
Teresa Sporrer hat sich mit der „Chaosreihe“ wirklich tief
in mein Herz geschlichen, denn offenbar ist ihre Liebe zum Alten Ägypten
genauso groß wie die meine. Denn sonst hätte sie diesem Thema nie eine Reihe
gewidmet, die sich aber auch in anderer Hinsicht als der thematischen von
anderen Jugendbüchern abhebt. Eine mehr als chaotische und durchaus auch mal
egoistische Protagonistin, sehr ungewöhnliche und dadurch tolle Charaktere und
eine Mischung von dutzenden magischen Figuren machen die „Chaosreihe“ so
besonders. Und auch all das fehlt im Abschlussband „Chaosliebe“ natürlich
nicht! Ein würdiger und choatischer Abschluss, der den Leser durchaus zum
Schmunzeln bringt und mit Spannung aufwartet. An manchen Stellen fand ich die
Handlung etwas wenig stringent, aber trotzdem ist diese Reihe wirklich großartig!
Die Götterdämmerung hat begonnen und die chaotische Hexe May
hat in den letzten Monaten neben neuen Verbündeten auch zahlreiche neue Feinde
gefunden. Jetzt zählt nur eins: Sie muss unbedingt stärker werden, um im Kampf
zwischen Ordnung und Chaos eine Chance zu haben. Dabei wünscht sie sich in
ihrem Herzen nichts mehr als ein bisschen Normalität mit ihrem Freund Noah. In
der Hoffnung, dass ihre magischen Kräfte endlich vollends erwachen, reist sie
mit ihm nach Ägypten, das Land ihrer göttlichen Wurzeln. Doch dort erwartet sie
eine Wahrheit, die ein normales Leben für sie unerreichbar macht…
May ist ein ehr interessanter und ungewöhnlicher Charakter.
Manchmal kann man sie beinahe schon als Antagonistin bezeichnen, doch dafür ist
sie dann deutlich zu lustig. Mays Einstellung hat sich innerhalb der Reihe
gewandelt und sie ist reifer geworden. Ihre Entwicklung gefällt mir wirklich
gut, denn sie strebt nach ganz anderen Idealen, als manch anderer. Endlich
lernt sie auch das Choas zu akzeptieren, denn nur so kann sie gegen ihren
Cousin Horus bestehen. Und auf diesen Finalfight läuft es hinaus. Als Leser
fiebert man dem Kampf entgegen und die Autorin hat es gut geschafft, die
Spannung aufrecht zu erhalten. So gibt es kleine Vorkämpfe, in denen die Götter
schon einmal ihre Grenzen abstecken. Es geht blutig her und das Buch wartet mit
allem auf, was es im feinsten Fantasyuniversum so gibt: Hexen, Geister,
Wiedergänger, Banshees, Vampire, Dämonen und auch Götter. Die Götter sind
hierbei äußerst interessant, denn Teresa Sporrer beschränkt sich keinesfalls
auf die ägyptischen. Und auch die griechischen und römischen genügen nicht –
viel zu bekannt sind ihre Sagen. Es kommen japanische, chinesische, aztekische
und noch viele andere Götter auf die Bühne, von denen ich bisher auch noch
nichts gehört hatte. Die Recherche ist aber überaus gut gelungen und so werden
die Charaktere noch vielfältiger. So viele Kulturen prallen aufeinander, dass
für jeden etwas dabei ist. Die wahren Helden bleiben aber natürlich die
ägyptischen Götter.
Der Chaosgott Seth ist inzwischen eine richtig herrliche
Vaterfigur geworden, die andauernd für lustige Momente sorgt. Ich mochte es,
dass er diese kleinen emotionalen Aussetzer vor allem Noah gegenüber hat. Das
beweist doch Vaterliebe. Noah ist auch weiterhin mit dabei und auch die
Beziehung zwischen May und ihm entwickelt sich gut. Dass hier nicht immer alles
Friede-Freude-Eierkuchen ist, mochte ich sehr. So ist die Handlung einfach viel
realistischer – wenn man von Realismus in diesem Handlungskonstrukt sprechen
kann.
Aber ich war bei den Göttern. Es tauchen auch hier neue auf und vor allem
Anubis ist wirklich gelungen. Dieser Handlungsabschnitt gefiel mir sehr gut,
was sich aber insgesamt zur Kampfvorbereitung sagen lässt. Es bleibt spannend
und es läuft auf ein klares Ziel hinaus. Zwischendurch konnte ich der Handlung
dann nicht mehr so folgen und auch das Ende empfand ich als überaus chaotisch.
Die Logik musste ich erst suchen, aber natürlich lässt sie sich finden. May wird
in Ägypten zur vollwertigen Hexe und in dieser Phase hatte ich so meine
Probleme. Die Handlung sprang ein bisschen, wurde zielloser und wird dann ganz
plötzlich ordentlich voran gebracht. Aber dieses Chaos passt eigentlich sehr
gut zur Reihe! Und gerade in diesen etwas verwirrenden Phasen nimmt Sporrer
sich viel Zeit für die Figurenentwicklung. So gibt es einige ruhigere Passagen
zwischen May und Noah, die aber sehr schön sind. Auch wird eine Nebenhandlung
um Viv und Sean aufgemacht, die ebenfalls sehr interessant ist. Womit diese
Reihe aber sowieso und das auch jederzeit besticht, ist der Humor. Er ist
relativ schwarz, aber so unterhaltsam. Man muss wirklich oft schmunzeln oder
prusten. Ein Charakter, der immer wieder für Harmonie und tolle Stellen sorgt
ist übrigens Mays Hexentier mit dem bezaubernden Namen Kurt. Den kleinen
Flughund muss man einfach lieben. Ich finde es toll, dass er über die gesamte
Reihe eine relativ große Rolle spielt! Insgesamt ist der Stil von Teresa
Sporrer wieder gelungen und flüssig. Sie hat ein tolles Händchen für ihre
Figuren! Nur der Handlungsaufbau hätte in meinen Augen manchmal stringenter
sein können.
Dadurch kommt das Finale dann auch relativ plötzlich und ich wusste gar nicht,
ob es jetzt wirklich der große Fight werden würde. Aber Horus und May kämpfen!
Und das ist toll gestaltet. Ich hätte mir den Kampf noch etwas länger erhofft,
aber die Wendung war gelungen.
Insgesamt muss man bei der „Chaosreihe“ eher von einer Zuhause-Wirkung sprechen.
Denn man lernt hier eine riesige, chaotische, aber wundervolle Familie kennen und
durch das Lesen wird man Teil von ihr. Wie in jeder Familie gibt es viel Ärger,
aber umso mehr Liebe und viel Spaß. Genau dies hat man mit „Chaosliebe“, wie
auch der Titel beinahe verrät. Wenn ihr Teil dieser tollen und vielseitigen, magischen Familie werden wollt, dann greift unbedingt zu dieser Reihe! Sie ist
so komplex gestaltet, dass wirklich für jeden etwas dabei ist.
„Chaosliebe“ ist ein würdiger und charakterstarker
Abschlussteil. Er glänzt durch sein Figurenreichtum, aber auch die Liebe zum
Detail, die sich in den Figuren finden lässt. Humor schreibt Teresa Sporrer
groß und deswegen hat man mit diesem Buch unglaublich viel Spaß! Ich bin ihr
jedenfalls mehr als dankbar, dass sie diese tolle Reihe geschrieben hat, denn
so sehnt sich mein Herz noch mehr nach Ägypten. Zwar fand ich kleine Teile
wenig stringent, aber alles in allem ist „Chaosliebe“ ein tolles Buch, das ich
deswegen mit 4,5 Spitzenschuhen bewerte.
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