30. März 2018

Rezension: "Mederia - Die versiegelten Hallen" von Sabine Schulter



Titel: Mederia - Die versiegelten Hallen
Autor: Sabine Schulter
Verlag: Selfpublishing
Preis: 4,99€
Seiten: 410


„Mederia“ hat mich von der ersten Seite an bezaubert. Sabine Schulter entführte mich vor langer Zeit in diese magische Welt und mit jedem Satz nahm sie mich tiefer gefangen. „Aufziehende Dunkelheit“ war ein toller und spannender Einstieg, der durchaus unkonventionell ist – so ganz ohne Liebesgeschichte. „Kampf um Tetra“ ist keinesfalls der typische Mittelteil mit Durstrecke, sondern spannend, faszinierend und bewegend! Dieses Buch war eines meiner absoluten Highlights im letzten Jahr und auch deswegen fieberte ich dem Finale „Die versiegelten Hallen“ sehnlichst entgegen. Das Cover fügt sich wundervoll ein und der Klappentext verspricht viel. Doch konnte die Autorin meine Erwartungen halten? Ja. Denn „Mederia – Die versiegelten Hallen“ ist ein Feuerwerk der Fantasy. Die grandiose Welt, die vielen vielschichtigen Völker und Charaktere und der Zusammenhalt sind beeindruckend und herzerwärmend. Sabine Schulter schockiert ihre Fans und macht doch irgendwie alles richtig. Macht euch bereit für ein furioses, aber an manchen Stellen herzzereißend ruhiges Finale.

Nachdem die Verteidiger Mederias einen erneuten Angriff auf die Mauern Tetras abwehren können, entscheiden sie sich dazu, zu handeln und einen Trupp in das feindliche Land zu schicken. Sein Ziel: Sakterkis zu beseitigen.
Lana, die durch ihre Wandlungsfähigkeiten und ihr beeindruckendes Maß an Göttlichkeit zur Hoffnungsträgerin geworden ist, wird dafür ausgewählt und begibt sich zusammen mit ihren Freunden auf die Suche nach den versiegelten Hallen, in denen sich Sakterkis‘ Gefängnis befindet.
Auf ihrem Weg durch den Süden trifft Lana auf unvorhergesehene Probleme und auch ihre Gefühle für den Dämonenprinzen Gray lenken sie immer wieder ab. Doch Mederia braucht seine Götterbotin.


Ich liebe diese magische Fantasy-Reihe unglaublich! Die Autorin hat ein feines Händchen für ihre Figuren und innerhalb der letzten beiden Teile sind einem diese sehr ans Herz gewachsen. Lana und Gray sind zu Freunden geworden und beinahe glaubt man, sie würden an unserem Leben tatsächlich teilnehmen. Um die Götterbotin und den Dämonenprinzen haben sich im Laufe der Geschichte viele tiefe Freundschaften gebildet. Und auf all diese tollen Figuren trifft man in „Die versiegelten Hallen“ wieder. Ob das Kimire, Mihana, Famir, Sinsa oder Talien sind: Sie alle sind liebevoll und detailreich gestaltet und bilden so die ideale Reisegruppe um Lana und Gray. Denn im dritten Teil geht es die meiste Zeit über um die Reise zu Saktertis, die Lana und ihre Freunde durch den Süden führt. 
Der Einstieg ins Finale gelingt überaus gut! Die Banshee Cyanea spielt auch in diesem Band wieder eine Rolle und gerade sie ist es, die dieses Buch eröffnet. Ich bewundere sie überaus! Dass sie in Band drei sogar etwas größere Anteile hat, als in den Vorgängern, begrüße ich damit sehr! Mit der gewieften Banshee geht sofort Spannung einher und schon im ersten Kapitel gelingt es Sabine Schulter so, all die Ereignisse des Vorgängers wieder heraufzuholen, so dass der Leser sofort wieder in der Geschichte ist. Neben den tollen Charakteren, die ich eben schon angerissen habe, lebt das Buch durchaus auch von seinen Bösewichten. Diese kommen am Anfang und am Ende gehäuft vor und auch hier muss ich Lob aussprechen. Die tiefen Abgründe in den Bösen werden deutlich und deswegen wird der Kampf zwischen Gut und Böse umso wichtiger. Und genau diesem hat sich Lana verschrieben.
Nachdem das Buch fulminant startet, kehrt danach Ruhe ein. Ich muss zugeben, dass ich „Die versiegelten Hallen“ unglaublich langsam gelesen habe. Das liegt zum einen daran, dass ich viel zu tun hatte und mich nur schwer aufs Lesen einstimmen konnte. Andererseits liegt es aber an einem Punkt, der nur dann zum Vorschein kommt, wenn man sich Zeit nimmt: Man muss diese Geschichte genießen! Und das am besten langsam! Man sollte nicht durch diese Fantasywelt hetzen, sondern sich Zeit für sie nehmen. Nur so kann man all die Details entdecken und die Ruhe entwickeln, die in Mederia nötig ist. Natürlich kann man auch durchs Buch fliegen (, einfach weil es so gut ist), doch ich hatte deutlich mehr Spaß daran, mir Zeit zu nehmen und völlig in Mederia abzutauchen. Denn so konnte ich die komplexen Völker entdecken und viel Spaß mit meiner „Reisegruppe“ haben. 
Ich habe die Charaktere jetzt schon öfter angerissen. Aber was soll ich eigentlich zu ihnen sagen? Sie sind großartig! Lanas Lebenslust, die Ernsthaftigkeit von Gray, Sinsas Herzlichkeit, Famirs Aufbrausen, Mihanas Mut oder Kimires Können…Die Charaktere stehen für bestimmte Charakterzüge, die wunderbar zu ihnen passen. Sie haben alle ihre kleinen Macken, aber sie funktionieren zusammen sehr gut. Sie sind eine Art Familie und wie so oft bei Sabine Schulter, wird man ebenfalls zu einem Familienmitglied.
„Die versiegelten Hallen“ ist kein Fantasy-Epos, bei dem die Spannung immer auf einem Extremlevel steht. Es gibt auch viele ruhige Passagen, in denen sich die Autorin Zeit für ihre Figuren und deren Bedürfnisse nimmt. Oder einfach Zeit für diese wunderbare Welt. Nicht in jedem Kapitel herrscht daher die höchste Spannung, aber die Geschichte lebt von einer eigenen, charmanten Spannung. Und diese lässt sich beispielsweise auch in der Liebesgeschichte finden. Denn obwohl es diese in Band eins überhaupt nicht gab und in Band zwei Lana und Gray ihre Gefühle nur langsam ertastet haben, ist beiden in Band drei klar, dass sie den jeweils anderen lieben. Aber wie es gestehen? Es ist wirklich süß, die beiden bei ihrem inneren Konflikt zu begleiten. Ist die Sache aber erst mal auf dem Tisch, wird es romantisch, liebevoll, ja sogar prickelnd. Die Entwicklungen zwischen beiden sind rasant, aber herrlich. Wenn ich übrigens von „prickelnd“ schreibe, so muss ich sagen, dass die Autorin das meiste der Fantasie überlässt. Und das weiß ich sehr zu schätzen! Meiner Meinung nach hätten keine Erotikszenen ins Buch gepasst. Die Liebe zwischen Gray und Lana ist einfach riesig und beinahe erschlagend. Doch sie ist authentisch und sie wurde langsam aufgebaut, weshalb ich sie umso mehr genossen habe. 
Insgesamt ist die Handlung sehr unterhaltsam und gespickt mit vielen Überraschungen. Das Finale ist richtig gut gelungen, denn der abschließende Kampf ist gut geschildert und dargestellt. Ich habe mitgefiebert und meine Emotionen in dieses Buch geworfen. Denn es kann den Leser durchaus bewegen. Und das auch an anderer Stelle. 
Denn Sabine Schulter bricht den Lesern auch das Herz. Und das solltet ihr nicht unterschätzen. Ich musste mit diesem Punkt wirklich erst zurechtkommen, bevor ich ihn akzeptieren konnte. Doch die Autorin ist darauf bedacht, das gebrochene Herz danach mit anderen kleinen Gesten wieder zusammenzusetzen – und das gelingt. Ich habe die ein oder andere Träne verdrückt und war mit den Entwicklungen nicht unbedingt glücklich, doch Sabine Schulter hat immer einen klaren Plan verfolgt und diesen Plottwist schon lange geplant: Daher passt er gut ins Geschehen, ist logisch erklärt und nach all dem Herzschmerz erkennt man auch die schönen Seiten daran. Jetzt aber genug der Andeutungen.
Nach Beenden des Buches musste ich erstmal einen Blick in Band eins werfen und Grays Visionen erneut lesen. Es ist gewaltig, was die Autorin sich mit dieser Welt ausgedacht hat. All die Details, die Völker, die Planung. Sie wusste schon lange, wohin Lanas Reise gehen würde und ich finde es schön, dass alles im Nachhinein so viel Sinn macht! Ihr Schreibstil ist wie immer sehr flüssig, in diesem Buch aber besonders fantasiegeladen und bildreich. Einfach perfekt für das Geschehen!
Ist man durch das letzte Kapitel, wartet noch ein Zusatzkapitel auf diejenigen von uns, die von Mederia einfach nicht genug bekommen. In diesem kommt die Liebegeschichte noch einmal voll auf ihre Kosten, was mich freudig aufseufzen ließ. Die Autorin spielt einfach liebend gern mit den Emotionen ihrer Leser. Sie spannt uns kurz vor Ende ordentlich auf die Folter, bricht uns das Herz und sorgt dennoch für so viele schöne Szenen. In „Die versiegelten Hallen“ ist von Spannung, Kampf, Liebe, Freundschaft und Kitsch einfach alles dabei. Und daher ist es ein überaus würdiger Abschluss einer gigantischen Fantasy-Reihe.


Wie gern habe ich die Welt Mederia wieder betreten und wie ungern verlasse ich sie nach diesem wundervollen Finale nun. „Die versiegelten Hallen“ ist genauso, wie ich erhofft habe und doch vollkommen anders. Es gibt unerwartete Wendungen und Überraschungen. Die Autorin bricht ihren Lesern das Herz, setzt dieses aber wieder zusammen. Mich hat Sabine Schulter durch diese Buchreihe tief bewegt und bezaubert. Ich liebe diese besonderen Charaktere, die Vielfalt von Mederia und auch die Ruhe, die sich diese Buchreihe nimmt. Trotzt einem weinenden Auge vergebe ich volle fünf Spitzenschuhe, die hoffentlich golden funkeln – wie Lanas Flügel.


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