Titel: Mederia - Die versiegelten Hallen
Autor: Sabine Schulter
Verlag: Selfpublishing
Preis: 4,99€
Seiten: 410
„Mederia“ hat mich von der ersten Seite an bezaubert. Sabine
Schulter entführte mich vor langer Zeit in diese magische Welt und mit jedem
Satz nahm sie mich tiefer gefangen. „Aufziehende Dunkelheit“ war ein toller und
spannender Einstieg, der durchaus unkonventionell ist – so ganz ohne
Liebesgeschichte. „Kampf um Tetra“ ist keinesfalls der typische Mittelteil mit
Durstrecke, sondern spannend, faszinierend und bewegend! Dieses Buch war eines
meiner absoluten Highlights im letzten Jahr und auch deswegen fieberte ich dem
Finale „Die versiegelten Hallen“ sehnlichst entgegen. Das Cover fügt sich
wundervoll ein und der Klappentext verspricht viel. Doch konnte die Autorin
meine Erwartungen halten? Ja. Denn „Mederia – Die versiegelten Hallen“ ist ein
Feuerwerk der Fantasy. Die grandiose Welt, die vielen vielschichtigen Völker
und Charaktere und der Zusammenhalt sind beeindruckend und herzerwärmend.
Sabine Schulter schockiert ihre Fans und macht doch irgendwie alles richtig.
Macht euch bereit für ein furioses, aber an manchen Stellen herzzereißend
ruhiges Finale.
Nachdem die Verteidiger Mederias einen erneuten Angriff auf
die Mauern Tetras abwehren können, entscheiden sie sich dazu, zu handeln und
einen Trupp in das feindliche Land zu schicken. Sein Ziel: Sakterkis zu
beseitigen.
Lana, die durch ihre Wandlungsfähigkeiten und ihr beeindruckendes Maß an
Göttlichkeit zur Hoffnungsträgerin geworden ist, wird dafür ausgewählt und
begibt sich zusammen mit ihren Freunden auf die Suche nach den versiegelten
Hallen, in denen sich Sakterkis‘ Gefängnis befindet.
Auf ihrem Weg durch den Süden trifft Lana auf unvorhergesehene Probleme und
auch ihre Gefühle für den Dämonenprinzen Gray lenken sie immer wieder ab. Doch
Mederia braucht seine Götterbotin.
Ich liebe diese magische Fantasy-Reihe unglaublich! Die
Autorin hat ein feines Händchen für ihre Figuren und innerhalb der letzten
beiden Teile sind einem diese sehr ans Herz gewachsen. Lana und Gray sind zu
Freunden geworden und beinahe glaubt man, sie würden an unserem Leben
tatsächlich teilnehmen. Um die Götterbotin und den Dämonenprinzen haben sich im
Laufe der Geschichte viele tiefe Freundschaften gebildet. Und auf all diese
tollen Figuren trifft man in „Die versiegelten Hallen“ wieder. Ob das Kimire,
Mihana, Famir, Sinsa oder Talien sind: Sie alle sind liebevoll und detailreich gestaltet
und bilden so die ideale Reisegruppe um Lana und Gray. Denn im dritten Teil
geht es die meiste Zeit über um die Reise zu Saktertis, die Lana und ihre Freunde
durch den Süden führt.
Der Einstieg ins Finale gelingt überaus gut! Die Banshee Cyanea spielt auch in
diesem Band wieder eine Rolle und gerade sie ist es, die dieses Buch eröffnet. Ich bewundere sie überaus! Dass sie in Band drei sogar etwas größere Anteile hat, als in den Vorgängern,
begrüße ich damit sehr! Mit der gewieften Banshee geht sofort Spannung einher
und schon im ersten Kapitel gelingt es Sabine Schulter so, all die Ereignisse
des Vorgängers wieder heraufzuholen, so dass der Leser sofort wieder in der
Geschichte ist. Neben den tollen Charakteren, die ich eben schon angerissen
habe, lebt das Buch durchaus auch von seinen Bösewichten. Diese kommen am
Anfang und am Ende gehäuft vor und auch hier muss ich Lob aussprechen. Die
tiefen Abgründe in den Bösen werden deutlich und deswegen wird der Kampf
zwischen Gut und Böse umso wichtiger. Und genau diesem hat sich Lana
verschrieben.
Nachdem das Buch fulminant startet, kehrt danach Ruhe ein. Ich muss zugeben,
dass ich „Die versiegelten Hallen“ unglaublich langsam gelesen habe. Das liegt
zum einen daran, dass ich viel zu tun hatte und mich nur schwer aufs Lesen
einstimmen konnte. Andererseits liegt es aber an einem Punkt, der nur dann zum
Vorschein kommt, wenn man sich Zeit nimmt: Man muss diese Geschichte genießen!
Und das am besten langsam! Man sollte nicht durch diese Fantasywelt hetzen,
sondern sich Zeit für sie nehmen. Nur so kann man all die Details entdecken und
die Ruhe entwickeln, die in Mederia nötig ist. Natürlich kann man auch durchs
Buch fliegen (, einfach weil es so gut ist), doch ich hatte deutlich mehr Spaß
daran, mir Zeit zu nehmen und völlig in Mederia abzutauchen. Denn so konnte ich
die komplexen Völker entdecken und viel Spaß mit meiner „Reisegruppe“ haben.
Ich habe die Charaktere jetzt schon öfter angerissen. Aber was soll ich
eigentlich zu ihnen sagen? Sie sind großartig! Lanas Lebenslust, die
Ernsthaftigkeit von Gray, Sinsas Herzlichkeit, Famirs Aufbrausen, Mihanas Mut
oder Kimires Können…Die Charaktere stehen für bestimmte Charakterzüge, die
wunderbar zu ihnen passen. Sie haben alle ihre kleinen Macken, aber sie funktionieren
zusammen sehr gut. Sie sind eine Art Familie und wie so oft bei Sabine
Schulter, wird man ebenfalls zu einem Familienmitglied.
„Die versiegelten Hallen“ ist kein Fantasy-Epos, bei dem die Spannung immer auf
einem Extremlevel steht. Es gibt auch viele ruhige Passagen, in denen sich die
Autorin Zeit für ihre Figuren und deren Bedürfnisse nimmt. Oder einfach Zeit
für diese wunderbare Welt. Nicht in jedem Kapitel herrscht daher die höchste
Spannung, aber die Geschichte lebt von einer eigenen, charmanten Spannung. Und
diese lässt sich beispielsweise auch in der Liebesgeschichte finden. Denn
obwohl es diese in Band eins überhaupt nicht gab und in Band zwei Lana und Gray
ihre Gefühle nur langsam ertastet haben, ist beiden in Band drei klar, dass sie
den jeweils anderen lieben. Aber wie es gestehen? Es ist wirklich süß, die beiden
bei ihrem inneren Konflikt zu begleiten. Ist die Sache aber erst mal auf dem
Tisch, wird es romantisch, liebevoll, ja sogar prickelnd. Die Entwicklungen
zwischen beiden sind rasant, aber herrlich. Wenn ich übrigens von „prickelnd“
schreibe, so muss ich sagen, dass die Autorin das meiste der Fantasie überlässt.
Und das weiß ich sehr zu schätzen! Meiner Meinung nach hätten keine
Erotikszenen ins Buch gepasst. Die Liebe zwischen Gray und Lana ist einfach
riesig und beinahe erschlagend. Doch sie ist authentisch und sie wurde langsam
aufgebaut, weshalb ich sie umso mehr genossen habe.
Insgesamt ist die Handlung sehr unterhaltsam und gespickt mit vielen
Überraschungen. Das Finale ist richtig gut gelungen, denn der abschließende
Kampf ist gut geschildert und dargestellt. Ich habe mitgefiebert und meine
Emotionen in dieses Buch geworfen. Denn es kann den Leser durchaus bewegen. Und
das auch an anderer Stelle.
Denn Sabine Schulter bricht den Lesern auch das
Herz. Und das solltet ihr nicht unterschätzen. Ich musste mit diesem Punkt
wirklich erst zurechtkommen, bevor ich ihn akzeptieren konnte. Doch die Autorin
ist darauf bedacht, das gebrochene Herz danach mit anderen kleinen Gesten
wieder zusammenzusetzen – und das gelingt. Ich habe die ein oder andere Träne
verdrückt und war mit den Entwicklungen nicht unbedingt glücklich, doch Sabine
Schulter hat immer einen klaren Plan verfolgt und diesen Plottwist schon lange
geplant: Daher passt er gut ins Geschehen, ist logisch erklärt und nach all dem
Herzschmerz erkennt man auch die schönen Seiten daran. Jetzt aber genug der
Andeutungen.
Nach Beenden des Buches musste ich erstmal einen Blick in Band eins werfen und
Grays Visionen erneut lesen. Es ist gewaltig, was die Autorin sich mit dieser
Welt ausgedacht hat. All die Details, die Völker, die Planung. Sie wusste schon
lange, wohin Lanas Reise gehen würde und ich finde es schön, dass alles im
Nachhinein so viel Sinn macht! Ihr Schreibstil ist wie immer sehr flüssig, in diesem Buch aber besonders fantasiegeladen und bildreich. Einfach perfekt für das Geschehen!
Ist man durch das letzte Kapitel, wartet noch ein Zusatzkapitel auf diejenigen
von uns, die von Mederia einfach nicht genug bekommen. In diesem kommt die
Liebegeschichte noch einmal voll auf ihre Kosten, was mich freudig aufseufzen
ließ. Die Autorin spielt einfach liebend gern mit den Emotionen ihrer Leser.
Sie spannt uns kurz vor Ende ordentlich auf die Folter, bricht uns das Herz und
sorgt dennoch für so viele schöne Szenen. In „Die versiegelten Hallen“ ist von
Spannung, Kampf, Liebe, Freundschaft und Kitsch einfach alles dabei. Und daher
ist es ein überaus würdiger Abschluss einer gigantischen Fantasy-Reihe.
Wie gern habe ich die Welt Mederia wieder betreten und wie
ungern verlasse ich sie nach diesem wundervollen Finale nun. „Die versiegelten
Hallen“ ist genauso, wie ich erhofft habe und doch vollkommen anders. Es gibt
unerwartete Wendungen und Überraschungen. Die Autorin bricht ihren Lesern das
Herz, setzt dieses aber wieder zusammen. Mich hat Sabine Schulter durch diese
Buchreihe tief bewegt und bezaubert. Ich liebe diese besonderen Charaktere, die
Vielfalt von Mederia und auch die Ruhe, die sich diese Buchreihe nimmt. Trotzt
einem weinenden Auge vergebe ich volle fünf Spitzenschuhe, die hoffentlich
golden funkeln – wie Lanas Flügel.
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