27. März 2018

Rezension: "HoN: Verbrannt" von P. C. Cast und Kristen Cast


Titel: House of Night - Verbrannt
Autor: P. C. Cast & Kristen Cast
Verlag: Fischer
Preis: 9,99€
Seiten: 608


Zwar kann ich meinen Vorsatz, in jedem Monat ein „House of Night“-Buch zu lesen, nicht halten, aber die Reihe verschwindet dennoch nie vollkommen aus meinem Gedächtnis. Inzwischen befällt mich zwischendurch immer die Lust, wieder zur Reihe zu greifen und das ist bekanntlich leicht: Denn eine Reihe, die 12 Bände hat, ist nicht so schnell ausgelesen. 
Nachdem ich mit Band drei extreme Probleme hatte und kurz davor war, sie abzubrechen, bin ich inzwischen wieder mit ihr im Einklang. Mir gefällt nicht jeder Storyturn und manche Handlungsstränge finde ich ziemlich weit hergeholt. Aber dennoch hat die Reihe etwas. Und das trifft auch auf den siebten Teil „Vebrannt“ zu. Ein Band der mir anfangs gar nicht gefiel, der im letzten Drittel aber ordentlich an Fahrt aufnimmt und noch richtig gut wird. Man darf gespannt sein, wohin das alles noch führen soll.


Die tragischen Ereignisse beim Treffen des Hohen Rates in Venedig haben Zoey fast zerstört. Ihr Körper atmet zwar noch, doch ihre Seele ist bereits auf dem Weg in die Anderwelt. Stark, ihr Krieger und Beschützer, scheint der Einzige zu sein, der sie noch einmal zurückholen könnte. Doch dafür müsste er sterben. Auch ihre beiden Freundinnen Stevie Rae und Aphrodite könnten helfen. Warum zögern sie?

Mal wieder finde ich den Klappentext des Buches nicht sehr einleuchtend, denn er führt auf eine falsche Fährte. Der erste Teil ist wunderbar zusammengefasst, doch der zweite? Liebe Freunde, glaubt nicht immer, was ihr zu lesen bekommt. Denn Stevie Ray und Aphrodite zögern keinesfalls. Das Band der Freundschaft ist zwischen Zoey und all ihren Freunden so stark, wie zuvor. 
Vieles an diesem Buch ordnet sich bekannten Strukturen unter, die man aus dem HoN-Universum bereits kennt. Doch es gibt auch einiges, das anders ist. Und das beginnt mit der Protagonistin. Während die ersten Bücher noch alleinig aus Zoeys Perspektive geschrieben sind, ist das in „Verbrannt“ nahezu unmöglich. Denn Zoeys Seele ist zersplittert und sie befindet sich nicht in der richtigen Welt. Deswegen werden viele Erzählperspektiven eröffnet, die in den letzten Bänden schon immer mal Einzug gefunden haben. Dieses Mal dominieren sie allerdings und anfangs steht vor allem Stevie Rae im Mittelpunkt. Ich muss ehrlich sagen, dass mir diese Phase des Buches nicht so gut gefiel. Grundsätzlich finde ich die Geschichte rund um Stevie Rae super interessant. Ihre Beziehung zu Rephaim ermöglicht neue Perspektiven und interessante Charakterentwicklungen. Im letzten Band gefiel mir dieser Erzählstrang noch sehr gut, in „Verbrannt“ fand ich ihn in die Länge gezogen und nicht immer innovativ. Vielleicht habe ich mich aber auch einfach mehr nach dem Erzählstrang rund um Zoey gesehnt. 
Die gesamte Geschichte um Zoey hat sich von Band eins bis hierher sehr gewandelt und der Fokus hat sich verschoben. Die Probleme, mit denen Zoey anfangs zu kämpfen hatte, sind inzwischen Kinderkram. Ging es früher noch um Freundschaften und das Vampirdasein, um kleine Probleme mit der Hohepriesterin, so ist genau diese Hohepriesterin nun dabei mit Hilfe eines unsterblichen gefallenen Engels die Macht zu übernehmen. Klingt strange? Ist es auch, wenn man die Handlung der vorangegangenen Bücher nicht kennt. Die Entwicklung von „HoN“ ist schon bemerkenswert, wenn auch surreal und etwas merkwürdig. Aber irgendwie schaffen die Autorinnen es eben doch, die Aufmerksamkeit des Lesers zu behalten. Und ich möchte inzwischen wirklich weiterlesen. Unglaublich.
Zoey befindet sich in der Anderwelt und diese Perspektive gefiel mir gut. Auch die Geschichte rund um Heath wird noch weitergesponnen, was mir gefiel. Denn inzwischen hat dieser Junge mein Herz erobert und ich bin froh, dass ihm noch ein wenig Zeit zum endgültigen Abschied geschenkt wird. Zoey ist aber nur noch ein Schatten ihrer selbst und um das ändern zu können, muss eine ganze Menge geschehen. Das Ideenreichtum des Autorenduos ist wirklich beeindruckend. Denn in „Verbrannt“ tauchen neue Figuren, neue Mythen, neue Religionen auf, von denen man anfangs nichts ahnen konnte. Und dennoch erscheinen sie halbwegs plausibel. Stark übernimmt im letzten Drittel eine große Rolle und das gefiel mir gut. Auch er entwickelt sich positiv. Meine derzeitige Lieblingsfigur ist tatsächlich noch immer Aphrodite, was auch ein wenig an Darius liegt. Das gesamte Figurenrkonstrukt ist bekannt und erweitert sich andauernd. Neferet und Kalona stehen in diesem Buch schon beinahe nur im Schatten, doch die beiden Bösewichte haben sicher noch nicht aufgegeben.
Der Aufbau des Buches ist etwas schleppend. Anfangs kam ich nicht sehr schnell voran, was eben auch daran lag, dass vor allem die Geschichte von Stevie Rae und Rephaim beleuchtet wird. Die letzten 200 Seiten sind allerdings wieder super und sehr spannend. Sobald Stark weiß, was er tun muss, damit Zoey zurückkehren kann, habe ich das Buch erstaunlich gern gelesen.
Der Stil der Autorinnen ist wie immer flüssig und manchmal gekünstelt jugendlich. Aber daran hat man sich gewöhnt. Außerdem entwickeln sich in diesem Buch auch die Beziehungen und deswegen werden ein paar meiner Kritikpunkte aus den letzten Büchern beinahe aufgelöst (Stichpunkt: Liebesfünfeck). Ich bin gespannt, ob die beiden Autorinnen das aufrechterhalten. Man kommt im Buch jedenfalls dank des Stils wieder gut voran, auch weil er dem Mündlichen sehr nah ist.


Anfangs dachte ich, ich würde „Verbrannt“ als eines der schlechtesten HoN-Bücher bewerten. Am Ende wurde es beinahe mein liebstes Buch der Reihe. So langsam finde ich wirklich Gefallen an der House-of-Night-Welt und ich bin sehr gespannt, wie das Ganze eines Tages zu einem Ende gebracht wird. Die letzten 200 Seiten dieses Buches kann ich nur empfehlen und deswegen hinterließ das Buch insgesamt einen guten und starken Eindruck. Und deswegen verbleibe ich bei meiner stets guten Bewertung von 4 Spitzenschuhen für Zoeys Reise in die Anderwelt und das Band der Freundschaft, das eine Rückreise ermöglicht.



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