Titel: House of Night - Verbrannt
Autor: P. C. Cast & Kristen Cast
Verlag: Fischer
Preis: 9,99€
Seiten: 608
Zwar kann ich meinen Vorsatz, in jedem Monat ein „House of
Night“-Buch zu lesen, nicht halten, aber die Reihe verschwindet dennoch nie
vollkommen aus meinem Gedächtnis. Inzwischen befällt mich zwischendurch immer
die Lust, wieder zur Reihe zu greifen und das ist bekanntlich leicht: Denn eine
Reihe, die 12 Bände hat, ist nicht so schnell ausgelesen.
Nachdem ich mit Band drei extreme Probleme hatte und kurz davor war, sie
abzubrechen, bin ich inzwischen wieder mit ihr im Einklang. Mir gefällt nicht
jeder Storyturn und manche Handlungsstränge finde ich ziemlich weit hergeholt.
Aber dennoch hat die Reihe etwas. Und das trifft auch auf den siebten Teil „Vebrannt“
zu. Ein Band der mir anfangs gar nicht gefiel, der im letzten Drittel aber
ordentlich an Fahrt aufnimmt und noch richtig gut wird. Man darf gespannt sein,
wohin das alles noch führen soll.
Die tragischen Ereignisse beim Treffen des Hohen Rates in
Venedig haben Zoey fast zerstört. Ihr Körper atmet zwar noch, doch ihre Seele
ist bereits auf dem Weg in die Anderwelt. Stark, ihr Krieger und Beschützer,
scheint der Einzige zu sein, der sie noch einmal zurückholen könnte. Doch dafür
müsste er sterben. Auch ihre beiden Freundinnen Stevie Rae und Aphrodite
könnten helfen. Warum zögern sie?
Mal wieder finde ich den Klappentext des Buches nicht sehr
einleuchtend, denn er führt auf eine falsche Fährte. Der erste Teil ist
wunderbar zusammengefasst, doch der zweite? Liebe Freunde, glaubt nicht immer,
was ihr zu lesen bekommt. Denn Stevie Ray und Aphrodite zögern keinesfalls. Das
Band der Freundschaft ist zwischen Zoey und all ihren Freunden so stark, wie
zuvor.
Vieles an diesem Buch ordnet sich bekannten Strukturen unter, die man
aus dem HoN-Universum bereits kennt. Doch es gibt auch einiges, das anders ist.
Und das beginnt mit der Protagonistin. Während die ersten Bücher noch alleinig
aus Zoeys Perspektive geschrieben sind, ist das in „Verbrannt“ nahezu
unmöglich. Denn Zoeys Seele ist zersplittert und sie befindet sich nicht in der
richtigen Welt. Deswegen werden viele Erzählperspektiven eröffnet, die in den
letzten Bänden schon immer mal Einzug gefunden haben. Dieses Mal dominieren sie
allerdings und anfangs steht vor allem Stevie Rae im Mittelpunkt. Ich muss
ehrlich sagen, dass mir diese Phase des Buches nicht so gut gefiel.
Grundsätzlich finde ich die Geschichte rund um Stevie Rae super interessant.
Ihre Beziehung zu Rephaim ermöglicht neue Perspektiven und interessante
Charakterentwicklungen. Im letzten Band gefiel mir dieser Erzählstrang noch
sehr gut, in „Verbrannt“ fand ich ihn in die Länge gezogen und nicht immer
innovativ. Vielleicht habe ich mich aber auch einfach mehr nach dem
Erzählstrang rund um Zoey gesehnt.
Die gesamte Geschichte um Zoey hat sich von
Band eins bis hierher sehr gewandelt und der Fokus hat sich verschoben. Die
Probleme, mit denen Zoey anfangs zu kämpfen hatte, sind inzwischen Kinderkram. Ging
es früher noch um Freundschaften und das Vampirdasein, um kleine Probleme mit
der Hohepriesterin, so ist genau diese Hohepriesterin nun dabei mit Hilfe eines
unsterblichen gefallenen Engels die Macht zu übernehmen. Klingt strange? Ist es
auch, wenn man die Handlung der vorangegangenen Bücher nicht kennt. Die
Entwicklung von „HoN“ ist schon bemerkenswert, wenn auch surreal und etwas
merkwürdig. Aber irgendwie schaffen die Autorinnen es eben doch, die
Aufmerksamkeit des Lesers zu behalten. Und ich möchte inzwischen wirklich
weiterlesen. Unglaublich.
Zoey befindet sich in der Anderwelt und diese Perspektive gefiel mir gut. Auch
die Geschichte rund um Heath wird noch weitergesponnen, was mir gefiel. Denn
inzwischen hat dieser Junge mein Herz erobert und ich bin froh, dass ihm noch
ein wenig Zeit zum endgültigen Abschied geschenkt wird. Zoey ist aber nur noch
ein Schatten ihrer selbst und um das ändern zu können, muss eine ganze Menge
geschehen. Das Ideenreichtum des Autorenduos ist wirklich beeindruckend. Denn
in „Verbrannt“ tauchen neue Figuren, neue Mythen, neue Religionen auf, von
denen man anfangs nichts ahnen konnte. Und dennoch erscheinen sie halbwegs
plausibel. Stark übernimmt im letzten Drittel eine große Rolle und das gefiel
mir gut. Auch er entwickelt sich positiv. Meine derzeitige Lieblingsfigur ist
tatsächlich noch immer Aphrodite, was auch ein wenig an Darius liegt. Das gesamte
Figurenrkonstrukt ist bekannt und erweitert sich andauernd. Neferet und Kalona
stehen in diesem Buch schon beinahe nur im Schatten, doch die beiden Bösewichte
haben sicher noch nicht aufgegeben.
Der Aufbau des Buches ist etwas schleppend. Anfangs kam ich nicht sehr schnell
voran, was eben auch daran lag, dass vor allem die Geschichte von Stevie Rae
und Rephaim beleuchtet wird. Die letzten 200 Seiten sind allerdings wieder
super und sehr spannend. Sobald Stark weiß, was er tun muss, damit Zoey
zurückkehren kann, habe ich das Buch erstaunlich gern gelesen.
Der Stil der Autorinnen ist wie immer flüssig und manchmal gekünstelt
jugendlich. Aber daran hat man sich gewöhnt. Außerdem entwickeln sich in diesem
Buch auch die Beziehungen und deswegen werden ein paar meiner Kritikpunkte aus
den letzten Büchern beinahe aufgelöst (Stichpunkt: Liebesfünfeck). Ich bin
gespannt, ob die beiden Autorinnen das aufrechterhalten. Man kommt im Buch
jedenfalls dank des Stils wieder gut voran, auch weil er dem Mündlichen sehr
nah ist.
Anfangs dachte ich, ich würde „Verbrannt“ als eines der
schlechtesten HoN-Bücher bewerten. Am Ende wurde es beinahe mein liebstes Buch
der Reihe. So langsam finde ich wirklich Gefallen an der House-of-Night-Welt
und ich bin sehr gespannt, wie das Ganze eines Tages zu einem Ende gebracht
wird. Die letzten 200 Seiten dieses Buches kann ich nur empfehlen und deswegen
hinterließ das Buch insgesamt einen guten und starken Eindruck. Und deswegen
verbleibe ich bei meiner stets guten Bewertung von 4 Spitzenschuhen für Zoeys
Reise in die Anderwelt und das Band der Freundschaft, das eine Rückreise
ermöglicht.
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