Titel: Rebellious Hearts - Lovestory für dich
Autor: Sarah Nisse
Verlag: dig:tales
Preis: 3,99€
Seiten: 350
In der Jugend liest
man meist Jugendbücher. Wird man erwachsen, wechseln viele Leser zu Thrillern.
Beide Genres sind vielseitig und es gibt tausende Vertreter. Doch meiner
Meinung nach gibt es die Mischung aus beidem viel zu selten: Jugendthriller.
Noch seltener: Gute Jugendthriller. Denn es ist niemals leicht, jugendliche
Themen und Elemente mit dem Thrill oder anderen harten Handlungen zu paaren. Was
darf noch in ein Jugendbuch? Wann ist der Thrill-Charakter zu seicht? Das sind
Fragen, mit denen sich der Autor auseinander setzen muss. Kann er diese aber
beantworten und die Probleme lösen, kann ein so toller Jugendthriller wie „Rebellious
Hearts – Lovestory für dich“ entstehen. Sarah Nisse hat es mit diesem Buch
geschafft, aktuelle, brisante und auch hochpolitische Themen in ein Jugendbuch
mit Lovestory zu stecken. Und deswegen
garantiert „Rebellious Hearts“ Spannung, Thrill und Liebe! Sehr zu empfehlen!
***Du wurdest auserwählt, an dem interaktiven Game
BrotherHood teilzunehmen. Öffne jetzt die App und du wirst dich fragen, wie du
jemals ohne diesen Kick leben konntest!***
Manon weiß nicht, woher die mysteriöse App kommt, die sich
wie von selbst auf ihrem Handy installiert hat. Aber sie kommt gerade recht,
denn Manon würde fast alles tun, um ihrem sorglosen, aber unendlich tristen
Leben als Tochter eines reichen, einflussreichen Politikers zu entkommen.
Obwohl sie jeder darum beneidet, ödet Manon einfach alles an, dort auf der
elitären Île Saint-Louis mitten im Herzen von Paris. BrotherHood schafft
Abhilfe, schon bald findet sie sich in einem Rausch aus Spiel, Abenteuer und
Rache wieder. Bis aus Spiel ernst wird und es erste Verletzte gibt. Und was hat
David, ihr geheimnisvoller Nachhilfelehrer, der wie aus dem Nichts in ihr Leben
getreten ist, mit der ganzen Sache zu tun? Manon muss sich fragen, wem sie noch
vertrauen kann. Und wie weit sie bereit ist zu gehen.
Ich lese sehr gern Jugendthriller, aber es gibt sie einfach
nicht sehr oft. Deswegen war ich total gespannt, als ich hörte, dass Sarah
Nisse einen geschrieben hat. Ich kannte die Autorin bisher nur aus
wunderschönen Fantasygeschichten, weshalb ich mit Neugier zu „Rebellious Hearts“
griff. Und sofort war ich wieder gefangen. Die Geschichte spielt in Paris und
ich war erst vor kurzem dort. Außerdem hat Nisse die schöne Gabe sehr bildreich
zu schreiben, weshalb ich sofort wieder die Straßen von Paris vor mir sah. Unmittelbar
nahm Manon mich mit in ihre Welt und sie ließ mich bis Ende des Buches auch
nicht mehr gehen.
Manon ist ein gelungener Charakter. Im Grunde ist sie ein zutiefst
unglückliches Mädchen und das dringt schnell zum Leser durch. Mehr als einmal
verspürte ich Mitleid mit Manon, denn ihre Familie ist überhaupt kein Rückhalt –
im Gegenteil. Manons Vater, ein berühmter Politiker, kennt seine Tochter
eigentlich nicht. Manons Mutter ist alles andere wichtiger, vor allem, wenn es
gesellschaftlichen Stand hat und ihr großer Bruder Thomas ist ein elitärer
Kotzbrocken, der sie schlecht macht, wo er kann. Manon ist das schwarze Schaf
der Familie, das Mädchen, das sich nicht anpassen will. Und lernt man ihre
Familie kennen, merkt man, dass sie einfach rebellieren muss! Vielleicht würde
sie nicht immer schwarz tragen und ihre Wände bekritzeln, wenn ihre Familie ihr
mehr Liebe entgegen brächte. Doch dazu scheinen sie nicht fähig. Als
Leser wird man also mit einem tristen Umfeld konfrontiert. Man will Manon helfen
und sie irgendwie da rausholen. Doch das übernimmt dann die ominöse App BrotherHood,
die plötzlich auf Manons Handy installiert ist und die ihr Anweisungen gibt.
Insgesamt muss ich sagen, ist das Konzept der Autorin sehr schlau und modern!
Heutzutage benutzt jeder Apps, Jugendliche suchen den Nervenkitzel und
gesellschaftliche Missstände sind wahrlich nichts Neues. Ich hatte mich
gewundert, aber ich finde das Gesamtkonstrukt wirklich gelungen! Denn was im
Klappentext nicht erwähnt wird, ist dass die Banlieus von Paris ebenfalls eine
sehr große Rolle spielen. Clichy sous Bois war vor einigen Jahren groß in den
Nachrichten und ist als Ghetto von Paris bekannt. Sarah Nisse schafft es nun
ein tolles Gesellschaftsstück zu schreiben, dass viele Missstände anprangert. Denn
der ominöse Nachhilfelehrer von Manon, der ganz plötzlich auftaucht, ist ein
Clichois und er ist schwarz – ein grauenhafter Umstand für Manons Familie.
David und Manon verkörpern zwei vollkommen verschiedene Schichten und somit
prallen Welten aufeinander. Und genau dieser Aufprall ist wahnsinnig gut
gelungen! Denn so rücken aktuelle politische Probleme ins Zentrum und man
beginnt selbst zu reflektieren. Ich fand es mehr als interessant, Davids und
Manons Geschichte zu verfolgen. Die Chemie zwischen den beiden stimmt einfach. Vor allem David ist ein toller Charakter. Der
Schulabbrecher ist genau zu dem geworden, was die Welt erwartete und er
niemals sein wollte: ein perspektivloser Schwarzer, der in die Kriminalität
abdriftet. Dabei hat der junge Mann so viele Träume und tut eigentlich nichts
lieber als zu lesen. Doch die äußeren Umstände und die Realität lassen ihm
keine Wahl. Und deswegen schließt er sich der Bewegung BrotherHood an. Was sie
will? Eine Revolution. Ich fand David sehr authentisch und klug. Er hat mich wirklich beeindruckt:
"David wollte schreien. Manchmal wünschte er sich so sehr, er könnte einfach glauben. Ohne zu hinterfragen. Das Leben wäre so viel einfacher." (44%)
Mehr will ich zum Ziel der App nicht sagen. Aber ich kann euch garantieren,
dass es immer spannend bleibt. Dass man nie weiß, was der nächste Schritt sein
wird. Und wie man erwarten kann, wird es immer rasanter, immer gefährlicher und
ernster. Niemand spielt mit offenen Karten und genau das stellt auch die
langsam aufkeimende Liebe zwischen Manon und David auf den Prüfstand. Ich
mochte die Liebesgeschichte, denn gerade diese beiden Figuren machen die
Geschichte so großartig! An dieser Stele sei erwähnt, dass auch die Nebenfiguren sehr gut gestaltet sind und sich perfekt in die Geschichte fügen! Zur Liebesgeschichte: Trotzdem hätte ich mir noch ein klein bisschen mehr
Romantik gewünscht, denn für mich war das mit der Liebe ein klein bisschen zu
plötzlich. Aber das war es auch schon mit meiner Kritik. Es gibt so viele
Themen im Buch, dass ich gar nicht über alle reden kann. Zusammenhalt, Familie,
Liebe, Gewalt, Freundschaft, Gruppenzwang, Brutalität, Gesellschaftsprobleme und
Politik sind alle Teil dieses Buches. Und dennoch ist es nicht zu ernst,
sondern wirklich unterhaltsam. Doch man sollte den wahren Kern hinter der
Geschichte nicht vergessen!
Der Stil von Sarah Nisse ist sehr flüssig und schön. Sie kennt Paris so gut,
dass man sich wirklich fühlt, als wäre man da. Aber auch das Gefühlsleben von
David wird toll dargestellt. Insgesamt sind es die Gefühle, die dafür sorgen, dass
man sein rebellisches Herz an dieser Geschichte verlieren kann.
„Rebellious Hearts“ ist unglaublich vielfältig! Das Buch glänzt mit tollen Protagonisten
und einem unglaublich guten und aktuellen Plot! Ich finde wirklich, dass man
aus der Geschichte etwas lernen kann, auch wenn sie vollkommen fiktional ist.
Die Autorin hat sie übrigens schon 2015 geschrieben, also vor den Anschlägen
von Paris. Sieht man daran nicht erst Recht die Brisanz und Aktualität? Ich
finde schon. Heutzutage braucht es nicht viel, um die Welt ins Wanken zu
bringen. Vielleicht reicht ja schon eine kleine unschuldige App? Oder vielleicht kann die Liebe unsere Welt ja auch retten? Ich vergebe 4,5
Spitzenschuhe für diese tolle Geschichte.
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