27. Januar 2016

Autoreninterview mit Rikje Bettig


Hallo ihr Lieben!


Heute geht es in die letzte Runde meiner kleinen Blogreihe zum Thriller "Mörderische Unschuld" von Rikje Bettig und es hat mir wirklich unglaublich viel Spaß gemacht! Seid ihr schon neugierig, was Rikje zu ihrem Buch und ihrer Arbeit als Autorin sagt? Interessiert es euch, wie schwer es ist einen Verlag zu finden, oder wie viel von Rikje selbst in ihren Figuren steckt? Oder interessiert euch einfach nur, wie Rikje privat drauf ist? ;) All dies werdet ihr hier erfahren, also: Auf geht's!





1. Was liest du persönlich so? Gibt es einen Autoren oder ein bestimmtes Buch, das dich inspiriert?

Am liebsten lese ich spannende, psychologisch gut durchdachte Bücher mit starken Charakteren. Zum Beispiel von Gillian Flynn, Stieg Larsson, Hjorth & Rosenfeldt, Adler Olsen, Michael Robotham. Ein Grund mit, warum ich mich selbst auch in das düstere Genre gestürzt habe. Allerdings lese ich nicht nur Krimis und Thriller. Es gibt Zeiten, in denen ich einfach etwas Anheimelndes, Nettes brauche. Und dann greife ich gerne zu Büchern von Michael Ende, Cornelia Funke oder Joanne K. Rowling. Und auch für Klassiker von Dostojewski oder Kafka kann ich mich begeistern. Ich würde allerdings nicht sagen, dass es diese eine Geschichte für mich gibt, die mich inspiriert hat. Es ist eher die Vielzahl an Büchern. Sie alle haben mich geprägt.

2. Wie hast du für „Mörderische Unschuld“ recherchiert? Du benennst sehr viele Orte und Plätze in Bremen. Gab es besondere Orte, die du unbedingt erwähnen wolltest? Warum Bremen?

Im ersten Teil des Buches steht ein Justizverfahren im Fokus des Geschehens. Zwar habe ich in meinem Studium in Hannover gelernt, wie man Recht anwendet, aber ich musste mich für »Mörderische Unschuld« intensiv ins Strafgesetzbuch und die Verteidigung in Mord- und Totschlagsverfahren hineinlesen. Das habe ich teilweise im Internet, teilweise in der Unibibliothek getan. Dort habe ich kopiert wie eine Weltmeisterin. Und auch für die philosophischen Aspekte des Buches musste ich recherchieren. Die Papierberge haben sich dementsprechend bei mir zu Hause nur so gestapelt.
Einfacher gestaltete sich für mich die örtliche Ansiedlung der Handlung. Während der Entstehungsphase habe ich in Bremen gewohnt und ich wollte bei meinem ersten Buch nicht in die Ferne schweifen. Alles sollte authentisch sein. Deshalb lag es für mich auf der Hand, die Geschichte in Bremen und Hamburg anzusiedeln. Alle Schauplätze im Thriller entsprechen zu großen Teilen Örtlichkeiten, die ich gut kenne. So habe ich mich zum Beispiel von dem Blick auf die Weser aus meiner damaligen Wohnung beim Schreiben inspirieren lassen. Bremens Stadtzentrum, Viertel, Überseestadt, Knoops Park - alles Schauplätze, die meinem eigenen Leben entsprungen sind.
Und ja, das maritime Flair der Weserpromenade in Vegesack oder auch die weiß getünchten Fassaden der Stadtvillen an der Contrescarpe haben mich verzaubert. Deshalb hat es mir große Freude bereitet, meine Figuren an diesen Orten ihre Abenteuer erleben zu lassen und ich denke noch heute an Jo, Eilert und Martin, wenn ich im »Weincafé Engel« am Ostertor einen Cappuccino trinke und danach durch das Bremer Viertel schlendere.
Bei Kleinigkeiten habe ich mir übrigens einen kreativen Freiraum gelassen, wenn es für die Handlung von Vorteil war. Das »Weincafé Engel« hat in Wirklichkeit zum Beispiel keine Sitzbank, in meinem Buch allerdings schon. Ich habe die Sitzbank erfunden, damit Jo darauf sitzen und Eilert sich über sie ärgern kann. 


3. Wie viel von deiner eigenen Biografie steckt in den Charakteren? Beispielsweise in der Protagonistin Jo?

Meine Absicht war es nicht, eine zweite Rikje zu erschaffen. Das hätte ich langweilig gefunden. Die Protagonistin Jo ist alles andere als ein Engel - nicht, dass ich einer wäre. Aber genau das hat mich gereizt. Ich wollte keine glattgebügelten Figuren kreieren, ich wollte welche mit dunklen Geheimnissen. Ihnen Leben einzuhauchen und mich selbst damit zu überraschen, wie ich in völlig andere Charaktere hineinschlüpfe - das bedeutet für mich Schreiben.
Die Figuren haben mit mir selbst also wenig zu tun. Allerdings tauchen einige Äußerlichkeiten im Buch auf, die Freunde sofort mit mir in Verbindung bringen können. Jos Wohnung oder die Tatsache, dass sie einen Mini fährt. Der Tennis spielende Eilert.
Und auch wenn die Figuren nichts mit mir persönlich zu tun haben, so gab es zumindest für zwei der Charaktere dennoch echte Vorbilder. Jos Vater beispielsweise erinnert stark an meinen Großvater, dem ich das Buch auch gewidmet habe. Meine Verwandten müssen bei den entsprechenden Passagen mit Sicherheit schmunzeln.



4. Welche Musik hörst du beim Schreiben? Ich habe gelesen, dass die Musik deine Charaktere beeinflusst. Gab es bestimmte Stilrichtungen für jeden Charakter?


Stimmt. Die Musik spielt für mich eine wichtige Rolle beim Schreiben. Und jede ausgedachte Figur hat ihren eigenen Soundtrack, den ich laut aufdrehe, um mich in sie hineinzudenken. "The xx" oder „Glass Animals“ machen mich zum Beispiel herrlich melancholisch (Tessa Gedenk), "Eels" weckt den Playboy in mir (Martin Petersen), wenn es böse zugehen muss, höre ich elektronische Musik (Max Rosing, ...). Auf jeden Fall müssen es schnelle Beats sein, die fördern meine Konzentration und spornen mich an.
  

5. Ich war von dem Kurzvortrag zur Mediävistik fasziniert und habe schmunzeln müssen. Ist an dir eine Germanistik und Literaturstudentin verloren gegangen?

Freut mich, dass es mir offenbar gelungen ist, die Szene realistisch zu schildern. Schließlich bist du ein Fachmann.
In der Schule wählte ich Deutsch als Leistungskurs. Demnach hätte das Literatur-Studium mich definitiv auch interessiert. Ich muss allerdings gestehen, dass mich die Vielzahl an Studiengängen nach dem Abitur völlig erschlagen hat. Es waren damals so viele Dinge, die infrage gekommen wären. Jura, Journalistik, Germanistik, Design - ich war überfordert und habe mich für den sichersten Weg entschieden. Bereuen tue ich das aber auf keinen Fall.


6. Welcher ist dein Lieblingscharakter im Buch? Und welchen würdest du am liebsten treffen, wenn sie real wären?

Auf beide Fragen muss ich mit „Martin Petersen“ antworten. Auch wenn das jetzt vielleicht etwas peinlich ist. Er ist eigentlich solch ein verkorkster, unmöglicher Mensch und doch fand ich ihn auf seine Art und Weise charmant und habe ihn während des Schreibens lieb gewonnen. 


7. Hattest du schon einmal eine richtige Schreibblockade?

Nicht direkt. Wenn ich im Schreibprozess stoppe, merke ich, dass irgendetwas am Grundgerüst nicht stimmt. Dann beschäftige ich mich wieder mit der Geschichte und versuche den Fehler zu finden. Ist der behoben, geht es weiter.


8. Schreibst du bereits an weiteren Projekten? Wenn ja, auf was können wir uns freuen? Bleibst du dem Genre des Thrillers treu oder probierst du etwas Neues aus?

Eigentlich wollte ich mich nicht auf ein Genre festlegen. Aber seit einiger Zeit kreisen meine Gedanken wieder um eine Idee für einen Thriller. Ich werde der Spannungsliteratur also vermutlich erst einmal treu bleiben.
Die Idee umsetzen kann ich allerdings noch nicht. Es juckt mir schon in den Fingern, denn die Szenen schießen nur so in meinen Kopf. Nur möchte ich nicht mit einer Geschichte beginnen, die noch nicht ausgereift ist. Das endet in einer Sackgasse.


9. Wie schwer war es einen Verlag zu finden?

Das war ein steiniger Weg, begleitet von Zweifeln. Ich habe lange damit gewartet, mein Manuskript tatsächlich einem Verlag vorzulegen. Immer und immer wieder habe ich es überarbeitet und an dem Exposé gefeilt. Das Exposé war für mich ohnehin eine echte Herausforderung, denn ich habe es dummerweise erst angefertigt, nachdem der Thriller bereits geschrieben war.
Als ich den Schritt dann endlich gewagt habe, wurde mein Manuskript von einigen großen Verlagen angefordert. Es vergingen kaum zwei Wochen, da hatte ich die Zusage von Midnight by Ullstein.
Zusammenfassend kann ich aber sagen, dass es eigentlich nicht der erfolgversprechendste Weg ist, als No Name einen 520 Seiten langen Kriminalroman zu schreiben und sich dann ohne Hilfe einer Agentur bei den Verlagen zu bewerben. Das klappt in den seltensten Fällen.
  

10. Wie erlebst du die Zeit der Veröffentlichung? Wie läuft dein Tag aktuell ab?

Kein Tag ist wie der andere. Das macht meinen Alltag sehr spannend. Am aufregendsten sind für mich derzeit die ersten Leserstimmen. Ich habe bisher nur positives Feedback bekommen. Jedoch gibt es eine schlechte Rezension bei Amazon, die hat mich völlig aus den Latschen gehauen. Ich muss noch lernen, besser damit umzugehen.


11. Was war für dich am Schreiben das Schwierigste? Wie lange dauerte die Planungsphase von „Mörderische Unschuld“?

Damit sprichst du es schon an. Das Schwierigste war für mich die Planungsphase, das Anstrengendste die Nachbereitung. Das Schreiben selbst ging mir leicht von der Hand. Ich habe etwa 20 Seiten täglich geschrieben.
Da ich keinen Druck hatte, habe ich mir für die ersten Vorbereitungen zum Buch jedoch viel Zeit gelassen, mich zunächst informiert, wie man seine Geschichte aufbauen, wie man sie strukturieren sollte. Dann habe ich die eigentliche Idee, die Biografien der Charaktere und den Kapitelaufbau entwickelt. Immer wieder habe ich währenddessen recherchiert. Das Ganze hat vielleicht ein halbes Jahr gedauert. Und die erste Idee hatte dann mit dem Endergebnis kaum noch etwas zu tun.


12. Gibt es etwas, das du in deinem Leben noch unbedingt erreichen willst? Aus Autorenperspektive oder privat?

Irgendwann möchte ich Kinder. Das hat aber noch Zeit.
Und beruflich wünsche ich mir, dass meine Bücher zukünftig auch ins Printprogramm der großen Verlage aufgenommen werden. Vielleicht ja sogar von Ullstein.



Entweder Oder Fragen

High Heels oder Turnschuhe?
Ich trage beides gleichermaßen. Ohne Chucks geht es nicht, ohne ein gutes Paar Pumps aber genauso wenig.

Tee oder Kaffee?
Bei mir vergeht kein Tag ohne Oolong Tee.

Hund oder Katze?
Ganz klar Hund! Ich bin mit einem kleinen Mischling aufgewachsen und warte nur darauf, dass mein Mann das „Okay“ dafür gibt, dass wir uns einen Hund aus dem Tierheim holen. Das kann, so wie es aussieht, allerdings noch ein Weilchen dauern.

Stadt oder Land?
Jetzt - als junger Mensch - genieße ich es, in der Stadt zu wohnen. Ich liebe aber auch die Natur und freue mich jedes Mal, meine Eltern zu besuchen, die auf dem Land leben und einen riesigen Garten haben.

Rock oder Hip Hop?
Wenn ich mich entscheiden muss, dann Rock.

Konzert oder Theater?
Konzert. „Boy“ war mein letztes.

Liebesgeschichte oder Thriller?
Natürlich Thriller ;) Das heißt aber nicht, dass ich mich nicht auch gerne mal von Liebesgeschichten berühren und berieseln lasse.


Vielen, vielen Dank liebe Rikje! Sowohl für das Bereitstellen der Fotos und Texte, als auch für all dein Bemühen bei der Beantwortung meiner Fragen!  Danke für diese wunderbare Zusammenarbeit! :)


Habt ihr noch Fragen oder Anregungen für mich oder Rikje? Ich hoffe das Interview hat euch gefallen! Jeder Kommentar erwärmt mein Herz :)

Eure Julia

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