19. Januar 2016

Rezension: "Winnetou I" von Karl May


Titel: Winnetou I
Autor: Karl May
Verlag: Kindle Edition
Preis: kostenlos
Seiten: 467

Seit ich meinen Kindle habe, habe ich ein Buch darauf, was immer darauf wartete gelesen zu werden: Winnetou Band 1. Meine Mutter war in ihrer Jugend ein absoluter Karl May Freak und so wurde ich als Kind durchaus dazu verdonnert die Filme in einer Endlosschleife zu genießen. Und nichts tat ich lieber als Cowboy und Indianer zu spielen. Nun wollte ich aber sehen, warum meine Mutter die Bücher so geliebt hat und ich kann sagen: Ich kann es nur in Teilen verstehen.

Inhalt


Ein deutsches Greenhorn im wilden Westen. Das ist es, was der spätere Old Shatterhand zu Beginn des Romans „Winnetou Band 1“ ist. Er unterrichtet in einer Familie, bis man sein Talent entdeckt und er als Vermesser für eine Bahnstrecke mitten durch den wilden Westen angeheuert wird. Der ambitionierte Mann nimmt dies gern auf sich und wird vom Westman Sam Hawkens bald wie ein eigener Sohn behandelt, dem er alles über den Westen versucht beizubringen. Ein Greenhorn bleibt er aber dennoch. Doch bald schon begegnet man Indianern, denn die Eisenbahn soll durch ihr Land verlaufen, was dem Stamm der Appachen gar nicht gefällt. Old Shatterhand – der schnell wegen seines unglaublichen Fausthiebes so genannt wird – erliegt bald seiner Schwäche für den Häuptling der Appachen: Winnetou. Eine Geschichte beginnt, der die ganze Welt gefolgt ist. Winnetou und Old Shatterhand, die Blutsbrüder, die alle Abenteuer des Westens bestehen.

Meinung


Ich muss gestehen, dass ich das ganze Buch hinweg etwas enttäuscht war. Es ist dick und auch wirklich langatmig. Bis Winnetou überhaupt auftaucht vergehen schon mehr als 100 Seiten und bis das eigentliche Abenteuer beginnt, befindet man sich ungefähr bei 70% des Buches. Es gibt unglaublich dichte Beschreibungen und teilweise hatte ich das Gefühl, als wenn das Buch nicht nur zeitdeckend, sondern sogar zeitdehnend erzählt werden würde – allerdings nur an bestimmten Stellen. Nichtsdestotrotz ist die Geschichte langatmig. Old Shatterhand ist der Ich-Erzähler und er will seinen Leser etwas über den Wilden Westen lehren. Das gelingt ihm auch sehr gut, allerdings wird zu diesem Zweck jede Vermessung, Bisonjagd und jeder Indianerstamm ausführlich beschrieben. Hier bin ich aber an einem zweischneidigen Punkt angekommen. Denn ich glaube, gerade dies macht die Faszination aus, die mit den Karl May Büchern einhergeht. Man befindet sich in einer völlig fremden Welt und die Begegnung mit den Indianern ist genau das: faszinierend! Auch ich fand die Geschichte in Teilen sehr interessant, wenn sie eben nicht so langweilig erzählt werden würde. Aber dadurch spürt man wenigstens auch ein bisschen den Zeitgeist.
Ein weiterer Punkt, der mir zu denken gab: Ich habe durchaus bewusst die Worte in der Inhaltsbeschreibung gewählt „Old Shatterhand erliegt bald seiner Schwäche für den Häuptling der Appachen: Winnetou“. Denn manchmal fragte ich mich, ob ich nicht doch „Brokeback Mountain“ lese…Winnetou und Old Shatterhand verbindet von der ersten Sekunde an etwas Unbeschreibliches. Sie haben sich sehr lieb (Achtung, Zitat) und halten sich auch oft an den Händen. Ich weiß nicht, ob es nur mir so ging, aber auch damals war das doch nicht rein freundschaftlich, oder? Vielleicht irre ich mich da und ich hätte damit ja auch gar kein Problem, aber ich empfand die beiden ab und zu als ziemlich verliebt. Aber hey…Männergeschichte ;)
Ansonsten haben mir die Charaktere eigentlich ganz gut gefallen. Von Winnetou selbst, der ja immerhin der Namensgeber des Romans ist, erfährt man nicht allzu viel. Und sein Gegenstück Old Shatterhand war mir manchmal richtig unsympathisch. Warum? Der Mann ist einfach zu großartig und perfekt. Er kann einfach alles, ist intelligent, stark und sportlich und kann alles und jeden beeinflussen. Also im Ernst…so toll kann doch niemand sein. Aber okay…Für mich hat vor allem Sam Hawkens die Fahnen hochgehalten und auch die anderen Nebenfiguren gefielen mir gut.

Fazit


Alles in allem muss man aber sagen, dass nicht wirklich viel Spannendes im Buch passiert. Das Ende ist zwar rasant und gut, das reicht mir für den ganzen Roman aber nicht. Toll ist, dass man wirklich eine Faszination für die Zeit der Indianer entwickelt und man auch viel aus dem Buch lernen kann. Nicht so toll ist aber manchmal die Umsetzung. Ich muss jedenfalls gestehen, dass ich nicht das Bedürfnis habe direkt „Winnetou Band 2“ zu lesen. Für den Faszinationsfaktor gibt es von mir aber dennoch 3 Spitzenschuhe. Jeder, der sich auf dieses Abenteuer einlassen will, muss hart im Nehmen sein und Durchhaltevermögen zeigen. How - ich habe gesprochen.



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