17. November 2015

Rezension (2014): "Weil es nicht sein darf" von Conny Amreich


Titel: Weil es nicht sein darf
Autor: Conny Amreich
Verlag: dtv
Preis: 12, 95€
Seiten: 300

Pünktlich zum 100. Jahrestag des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs wimmelt es in den Medien nur so von Artikeln, Filmen oder eben auch – Büchern.  Auch der dtv Verlag hat zu diesem Ereignis einen Roman herausgebracht, der zu Beginn des Ersten Weltkriegs spielt: „Weil es nicht sein darf“. Ein Buch über eine junge Liebe, die in einer Zeit entsteht, zu der es sie nicht geben darf. Aber „Weil es nicht sein darf“ ist kein typischer Liebesroman. Es ist in Teilen ein höchst poetisches Buch, welches das Leben in einer Weltstadt zu Zeiten des Krieges vermittelt und so eine grauenhafte Kulisse aufbaut, die dem Zeitgeist sehr nahe kommt. In jedem Fall eine authentische und lohnenswerte Lesebegegnung.


Inhalt


Der Roman beginnt im Frühjahr 1914, noch vor Kriegsausbruch. Der junge Oskar lebt mit seinem Vater zusammen, während seine Mutter auf einem Adelspalais dient. Oskar vergöttert seine Mutter, doch als diese unter ungeklärten Umständen im Palais ums Leben kommt, schürt sich sein Hass gegen die Aristokratie und er schleust sich ins Palais ein. Aber die Gräfin Alexandra raubt ihm den Verstand und bald schon ist der Kutscher nicht nur wegen dem Tod seiner Mutter auf dem Schloss. Doch als der Krieg ausbricht muss jede Familie Verluste hinnehmen. Alexandra und Oskar beginnen eine Reise um die zu retten, die sie lieben. Doch diese Reise steht unter einem ungünstigen Stern und desto länger der Krieg dauert, desto schlimmer werden auch die Umstände in Wien.

Meinung


„Weil es nicht sein darf“ ist ein gelungener Roman zum Jubiläum des Ersten Weltkriegs. Man spürt, dass es nicht das Vorhaben der Autorin war, eine ungleiche Liebesgeschichte auf die literarische Bühne zu bringen. Oskar ist ein liebenswerter und bodenständiger Typ, den der Leser schnell ins Herz schließt. Alexandra hingegen verkörpert die Aristokratie perfekt. Sie ist unnahbar und auch für den Leser irgendwie distanziert. Beide leben in völlig verschiedenen Welten. Obwohl ihre Liebe echt ist, fühlt man immer mit Oskar ein wenig mehr mit, als mit Alexandra. Ich hörte, dass einige Leser diesen Punkt kritisieren, doch mir gefällt er sehr gut. Alexandra kommt aus einer privilegierten Welt und kann sich nicht umgehend verändern. Gerade dies erscheint mit sehr authentisch. 
Die Handlung dreht sich vielmehr um die Umstände des Krieges, als um die unmögliche Liebe der beiden. Die Autorin verdeutlicht so sehr gut, dass im Krieg alle Menschen gleich waren und jeder etwas oder jemanden verloren hat – ganz egal welchem Stand er angehörte:

„Tausende sind tot. Das ist nur ein Satz. Tausende sind tot. Der Tod von Tausenden bedeutet, Hunderttausende, Millionen Schüsse wurden abgefeuert. Explosionen und Trommelfeuer Tag und Nacht, Lärm und Gestank, Schmerzensschreie, Schreie der Angst und der Todesnot, das Erlöschen des Lebens. All die Gebete […], nützen nichts. Gottes Stimme wird übertönt vom hysterischen Hurra der Offiziere, die einen Pass, einen Fluss, manchmal nur eine Wiese erobern wollen.“ (S. 97)

Der Roman spielt vor einer wunderbaren Kulisse. Nicht nur Wien ist Schauplatz der Geschichte. Man findet in diesem Buch eine ganze Menge. Neben der Liebesgeschichte und den historisch, glaubwürdig rübergebrachten Umstände des Krieges findet man auch Spannung und Familiendrama. Manchmal scheint der Leser über den Schreibstil zu stolpern, da er nicht auf Flüssigkeit bedacht ist. Ich empfand es als sehr besonders, dass zumeist der letzte Satz jeden Kapitels völlig aus dem Zusammenhang gerissen ist und eigentlich nichts aussagt. Dies ist allerdings so auffällig, dass ich es persönlich als sehr poetisch verstanden habe. Der Schreibstil trägt zur distanzierten Sicht auf die Charaktere bei, ist aber in meinen Augen völlig passend – und auch mal etwas anderes.

Fazit


Mich hat dieser Roman beeindruckt. Ich liebe mein Studienfach Geschichte und ganz speziell die Geschichte Wiens. Diese Stadt bietet eine traumhafte Kulisse und der Roman „Weil es nicht sein darf“ spiegelt den Ersten Weltkrieg sehr gekonnt wieder. Der Krieg bildet den Rahmen, in dem all die Dinge wie Liebe, Familie und Verlust ihren Platz finden. Manchmal wünscht man sich etwas mehr in die Handlung abzutauchen, dennoch finde ich dieses Buch nicht nur für Geschichtsliebhaber sehr empfehlenswert. Von mir gibt es 4 Spitzenschuhe.





Danke an den dtv Verlag für das Rezensionsexemplar!

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