Titel: Pakete an Frau Blech
Autor: Rolf Bauerdick
Verlag: Deutsche Verlags-Anstalt
Preis: 21,99€
Seiten: 416
Wer dieses Buch in den Händen hält, ist sich seiner Wirkung
anfangs keineswegs bewusst. Rolf Bauerdick hat mit „Pakete an Frau Blech“ ein wunderbares Buch geschaffen, welches einen
Ehrenplatz in jedem Bücherregal verdient.
Ja, schon klar. Das klingt ein wenig dick aufgetragen, aber „Pakete an Frau
Blech“ zog mich in seinen Bann und entlässt mich bis heute kaum. Sowohl aus
literarischer Sicht, als auch aus historischem und narrativem Blickwinkel ist dieses Buch einfach nur großartig. Mein
Kompliment. Hier werden Geschichte und Erzählstil auf eine Art und Weise
vereint, die den Leser – in diesem Falle mich
- einfach nur bezaubert.
Inhalt
Maik ist in der DDR aufgewachsen, im einzig gerechten
sozialistischen Staat. Nicht in diesem kapitalistischen Lügenland namens BRD.
So zumindest wird es ihm seit Kindesbeinen an erzählt. Als Maik 14 Jahre alt
ist, geschieht ein tragischer Unfall und er muss zu seiner Tante nach
Heidelberg – in den Westen. Einem anfänglichen Misstrauen weicht die Realität.
Doch auch im Westen geschehen Dinge, die Maiks Leben schneller ändern, als ihm
lieb ist. Er macht seinen Weg – und der führt ihn in den Zirkus. Er arbeitet
als Junge für alles und kämpft sich bis zur rechten Hand des Direktors: Albert
Bellmann. Mit diesem Menschen beginnt eigentlich die Geschichte. Oder besser,
mit dem Tod des großen Zirkusdirektors Alberto Bellmonti. Maik ist gezwungen
sich mit Hilfe seiner alten
Zirkusfreunde Szymbo und Albina seiner Vergangenheit zu stellen und muss den
Unterschied zwischen Wirklichkeit und Illusion begreifen. Welches Vermächtnis
hat sein Ziehvater ihm hinterlassen? Was hat seine Mutter im Winter 1979
wirklich erlebt? Und wer war seine Tante, Vera Blech?
Meinung
Die Handlung von „Pakete an Frau Blech“ zusammenzufassen ist
eine recht komplizierte Angelegenheit. Die Story verläuft keinesfalls so
chronologisch, wie ich es gerade darstelle. Bis zur Mitte des Buches springen
die Kapitel in ihrer Zeit. Eines handelt immer von der Gegenwart (2007),
während das Folgende sich mit den Jahren ab 1979 beschäftigt. Natürlich laufen
beide Handlungsstränge irgendwann ineinander. Insgesamt muss man sagen, dass
Rolf Bauerdick sehr viele verschiedene Handlungsstränge eröffnet, die am Ende
erst alle zusammenlaufen. Es gibt Geheimnisse über Geheimnisse und
unaufgeklärte Ereignisse, die alle nur darauf warten endlich enthüllt zu
werden. Die Themenbereiche sind vor allem das Leben in der DDR, das
Stasisystem, Manipulation, Freundschaft, der Zirkus und natürlich auch die
Illusion.
Das besondere Highlight ist hierbei der Erzählstil. Der Autor beschreibt so
lebendig und bildreich, dass man alles um sich herum vergisst. Obwohl das Buch
recht dick (haha...dick und Bauerdick...) ist und man bei diesen ernsten Themen vielleicht davor
zurückschreckt es zu lesen: Es lohnt sich! Der Stil ist nicht kompliziert, aber
unglaublich schön. Man kann diesen Roman einfach nur genießen! Auch die Figuren
sind wirklich gut gelungen. Die wenigsten von ihnen sind greifbar, denn
irgendwie sind diese ganzen Zirkusidentitäten doch etwas abstrus. Allerdings
will der Autor auch gar keine Figuren zu Identifikationszwecken schaffen, denn
sonst wäre doch die Illusion dahin. Maik ist ein erwachsener, vernünftiger, etwas schüchterner Mann. Szymbo
ist ein polnischer Passionsmusiker und Albina die unnahbare russische
Schönheit. Neben diesen drei Hauptfiguren spielen aber noch andere Menschen
eine wichtige Rolle und besonders die Nebenfiguren, wie etwa Pater Loenard
bilden die Sympathiträger.
Fazit
Für mich als Geschichtsstudentin (, die im Abi auch noch das Thema DDR hatte)
war dieses Buch bereits ein Lesehöhepunkt des Jahres. Lasst euch in die
Vergangenheit entführen und findet heraus, was die Stasi und der Zirkus
gemeinsam haben. Große Leseempfehlung meinerseits: 5 Sterne!
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